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Gruber, Andreas: Schwarze Dame (Buch)

Andeas Gruber
Schwarze Dame
Titelbild: Michael Carlucci
Festa Verlag, 2007, Paperback, 272 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-072-2

Von Carsten Kuhr

Peter Hogart ist ein verbitterter Einzelgänger. Nachdem seine Freundin Eve ihn wegen eines Coca-Cola Managers verlassen hat, hat sich der in Wien beheimatete Freelancer noch mehr von seiner Umgebung zurückgezogen. Knapp über 40 Jahre alt, hängt ihm immer noch ein alter Fehler nach. Dennoch gehört er nach wie vor zu den besten Privatdetektiven seiner Zunft. Als in Prag scheinbar alle dreizehn Ölgemälde der „Abendmahl“-Serie Oktavian Köhlers einem Brand in der Nationalgalerie zum Opfer fallen, droht dem Versicherer Medeen & Lloyd eine Zahlung von jeweils 7 Millionen EUR. Kein Wunder, dass der Versicherungskonzern eine Ermittlerin nach Prag entsendet, um die näheren Umstände des Brandes zu untersuchen. Im letzten Telefonat teilt die Versicherungsdetektivin mit, dass sie den Fall gelöst, die Gemälde gefunden hat, dann bricht der Kontakt abrupt ab. Hogart wird in die goldene Stadt an der Moldau entsandt, der Verschwundenen und den Bildern nachzuspüren, und trifft zunächst auf eine eisige Mauer des Schweigens. Von der Presse totgeschwiegen, die polizeilichen Ermittlungen verlaufen im Sande, geht in Prag ein Serienkiller um. Jeden Monat wird ein Mensch ermordet. Seiner Hände und des Kopfes beraubt findet man den Torso mit auf der Brust eingeritzten Buchstaben. Zusammen mit einer ortsansässigen Detektivin macht sich Hogart auf die Suche nach dem oder den Tätern - und sticht in ein Wespennest. Spuren führen zum organisierten Verbrechen, in die deutschen Botschaft, in alte Filmstudios und in die Schachspielszene ...


Andreas Gruber zählt zu den talentiertesten phantastischen Erzählern deutscher Zunge. Umso überraschender, dass er mit der „Schwarzen Dame“ einen Plot vorlegt, der keinerlei phantastische Züge aufweist. Statt Gespenster oder dunkles Grauen erwartet den Leser ein lupenreiner Thriller. Das soll nun aber beileibe nicht heißen, dass das Buch nicht zu faszinieren wüsste. Mit viel Gespür für die Stimmung n Prag, mit Reminiszenzen an alte schwarz-weiß Filme und an Gustav Meyrinks „Golem“ berichtet der Autor uns von der Jagd nach dem mysteriösen Täter und dessen Motivation. Dabei gelingt es Gruber, seine Leser förmlich an die Seiten zu bannen. Geschickt baut er Spannung durch die behutsame Zeichnung seiner Gestalten auf, die allesamt ihr Päcklein an Leid und Schuld mit sich herumtragen. Im Verlauf der Handlung erfahren wir mehr aus deren persönlichen Schicksalen, von ihren wohl gehüteten Geheimnissen. So offenbaren sich immer neue Facetten ihres Charakters, kann ihr jeweiliges Verhalten bedingt durch ihre persönliche Historie nachvollzogen werden. Ohne falsches Pathos spricht der Autor hier deutlich Problembereiche wie Kindesmissbrauch an, thematisiert die Ausbeutung der osteuropäischen Menschen durch Schlepperorganisationen, oder die Verelendung der ärmeren Bevölkerungsschichten. Mit großer Sachkenntnis lässt er ein Prag auferstehen, das das Touristenviertel des ehemaligen jüdischen Ghettos ebenso umfasst, wie die Königsburg oder die tristen Betonwüsten kommunistischer Plattenbauten.

Die Jagd nach der Auflösung des Verbrechens, in dessen Verlauf sich Figuren plötzlich und unerwartet in ihrer Bedeutung drehen, in der aus Honoratioren Verbrecher und aus Verbrechern Opfer werden, überzeugt in seiner Ausarbeitung, bietet spannende, temporeiche Unterhaltung, die ihren Leser an die Seiten zu bannen weiß.

hinzugefügt: January 11th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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