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Keohane, Daniel G.: Das Grab des Salomon (Buch)

Daniel G. Keohane
Das Grab des Salomon
(Salomon´s Grave)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelbild: Abrar Ajmal
Otherworld Verlag, 2007, Hardcover mit Lesebändchen, 438 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-902607-00-3

Von Carsten Kuhr

Ein phantastischer Thriller an der Grenze zum Horror-Roman und das Ganze mit einer überzeugenden christlichen Botschaft versehen – gibt es das überhaupt?

Nun, kurz vor Weihnachten schneite ein Buch aus dem ambitionierten Otherworld Verlag auf den Gabentisch der Buchhandlungen, das genau diesen Spagat wagt.


Hillcrest, ein kleines, etwas verschlafenes Kaff in der Nähe von Worchester, Massachusetts, bekommt einen neuen Pastor. Nathan Dinnek, ein Kind der Stadt, soll die Baptistenkirche übernehmen. Doch noch bevor er in seine alte Heimat zurückkehrt, suchen ihn Alpträume heim. In düsteren Bildern sieht er Gestalten in Kapuzenroben in einer Wüste auf einen Tempel zugehen. Was versucht sein Unterbewusstsein mitzuteilen?
In der Stadt angekommen sucht er, sich in seine neue Aufgabe einzufinden. Er reaktiviert alte soziale Kontakte, trifft seine Eltern und seine verflossene Liebe. Doch warum hat sich ausgerechnet sein Vater, seit seinen Kindertagen ein strenggläubiger Christ und Kirchgänger, von der Glaubensgemeinschaft abgewandt, und meidet den Gottesdienst? Die Spur führt zu einem Männerclub, der erst vor Kurzem in der Stadt seine Tore geöffnet hat. Nicht etwa das Laster, keine sündigen Frauen oder hohe Pokereinsätze reizen die Mitglieder, immer mehr ihrer Zeit in den unattraktiven Räumlichkeiten des Clubs zu verbringen, der charismatische Leiter der Vereinigung scheint einen beherrschenden Einfluss auf seine Schäfchen auszuüben. Als Nathan auf der Suche nach seinem Vater in den Club kommt, entdeckt er ein Ölgemälde an der Wand, das den Tempel aus seinem Traum zeigt. Einen Tempel der Ammoniten soll das Gemälde darstellen, die Anhänger von Luzifer haben Einzug gehalten in Hillcrest.

Doch was wollen die Diener des Teufels ausgerechnet in dem verschlafenen Städtchen, in dem weder Reichtum noch Glamour oder Macht anzutreffen sind?
Die Spur führt weit in die Vergangenheit, zum Berg Sinai.

Seit Jahrtausenden hüten Priester eine kirchliche Reliquie, ein Machtinstrument, ein Tor zum Paradies. In der Zeit der Erstürmung Konstantinopels durch christliche Kreuzfahrer hatten die Ammoniten die Spur verloren, nun weisen die vagen Hinweise nach Hillcrest ....


Daniel G. Keohane hat einen Thriller vorgelegt, der oberflächlich betrachtet sich in die in den letzten Jahren so angesagten Spannungsromane an der Grenze zwischen historischem Abenteuerroman mit einem klerikalen Hintergrund bewegt.

Schaut man sich den Plot aber näher an, so zeigt sich dieser durchaus eigenständig und innovativ. Von der abgedroschenen Thematik der Vatikanverschwörung, der Aufdeckung von Skandalen um das Leben und den Tod Jesu fehlt hier jede Spur.
Mit scharfem Auge portraitiert der Autor stattdessen eine typische Kleinstadt des Bible Belts. Hier, wo die Konservativen ihre Machtbasis haben, wo fast alle Männer der National Rifle Association angehören und der allwöchentliche Kirchgang und der Besuch des Bibelkreises scheinbar unabdingbar sind, ausgerechnet in dieser überzeugend gezeichneten Kleinstadtidylle zieht das Böse ein! Doch wieder versteht Keohane es, die Erwartungshaltung seiner Leser außen vor zu lassen, und durch seinen Aufbau und Ausgestaltung zu überraschen. Wer auf die Schilderung der Korruption der Bürger durch Prostitution, Drogen oder Spielsucht – die üblichen Mittel des Teufels – wartet, der sieht sich getäuscht. Stattdessen sucht ein in Massenhypnose ausgebildeter Agent die Schwächen der Bürger, findet dort die Ansatzpunkte für seine zunächst unterschwellige Beeinflussung und spätere Macht.

Das wirkt in seiner Ausgestaltung realitätsnah und damit überzeugend. Gewalt kommt wenig, und wenn dann jeweils nur dezent zur Handlungsfortführung vor, stattdessen fasziniert der Autor durch seine liebevoll gezeichneten Menschen, die den typischen Bewohnern des Bible Belts einen Spiegel vor Augen halten.
Viel Lokalkolorit, bibelfeste, gläubige und zweifelnde Menschen und die Bedrohung durch einen uralten Kult, das sind die Ingredienzien aus denen der Autor seinen ganz eigenen Cocktail mixt.

hinzugefügt: December 29th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Otherworld Verlag
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