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Slawig, Barbara: Flugverbot – Die lebenden Steine von Jargus (Buch)

Barbara Slawig
Flugverbot – Die lebenden Steine von Jargus
Argument Verlag, 2003, Taschenbuch, 255 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-88619-341-7

Von Richard Salzmann

Bevor sie ihre schriftstellerische Karriere begann, studierte die Autorin Barbara Slawik Biologie und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik. Heute beschäftigt sie sich u. a. mit Tai Chi und betätigt sich als Übersetzerin.
Ihre wissenschaftliche Bildung befähigte sie, mit „Flugverbot“ einen spannenden SF-Roman zu schreiben. Sie geht wenig auf die technische Seite der Zukunft ein, sondern beschreibt die Beziehung der beiden Hauptfiguren zueinander. Das Umfeld ist trotzdem nicht weniger interessant, auch wenn nicht näher auf Einzelheiten eingegangen wird.


Die raumfahrende Menschheit ist in zwei Fraktionen zersplittert; die Heimatwelt Terra ist durch eine Katastrophe unbewohnbar geworden. Die Volganische Republik und das gegnerische, radikalere Synarchon (altgriechisch, etwa „gemeinsame Regierung“) stehen kurz vor einem historischen Friedensschluss. Trotz aller gegenteiligen Versicherungen herrscht immer noch beidseitiges Misstrauen. Die sog. ANACs, vor dem Krieg entwickelte Supercomputer, beherrschen das Synarchon – in der Republik sind sie verboten.
Auf dem volganischen Planeten Jargus wird eine neue Lebensform erforscht. Ständige Ausfälle im Computersystem gefährden die eminent wichtige Arbeit. Der Kommandant fordert Kommissar David Woolf an – einen jungen Ermittler einer etwas verrufenen Polizeibehörde. Auf Jargus angekommen, erlebt er die Verhaftung einer gesuchten Rebellin und Schmugglerin. Schnell kommt ihm der Verdacht, Jeanne Andrejew könnte etwas mit den mysteriösen Ausfällen zu tun haben. Woolf erfährt, dass Dr. Zimack, der führende Wissenschaftler, einen kleinen ANAC aus dem Synarchon ans Netz geschlossen hat, der von einem labilen Computerexperten betreut wird. Zu allem Überfluss werden zwei Wissenschaftler aus dem Synarchon erwartet, und Jeanne unterhält ebenfalls gewisse Verbindungen zu der Gegenseite. Es ergeben sich also viele Möglichkeiten für Sabotageakte am Forschungssystem. Für Woolf wird die Arbeit noch durch die Tatsache erschwert, dass er sich zu Jeanne hingezogen fühlt...


Der Roman konzentriert sich auf die Personen und deren zwischenmenschlichen Beziehungen. Die ‚Bekanntschaft’ von Jeanne Andrejew, der etwas rätselhaften Kriegsdeserteurin, und David Woolf, dem jungen eifrigen Kommissar, ist Dreh- und Angelpunkt der Story. Die weiteren Protagonisten, wie der Stationskommandant Strogoff und die übrigen Laborwissenschaftler, werden ausführlich mit einbezogen, treten aber doch etwas in den Hintergrund.
Im Laufe der Zeit gelingt es dem Kommissar, aus Jeanne weitere Informationen herauszuholen. Dabei kommen sie sich auch näher, bis Jeanne ohne stichhaltige Beweise wieder festgenommen wird. Das erschüttert ihr Vertrauen, vor allem weil Woolf passiv mitgeholfen hat, sie zu verhaften. Auch Woolf erlebt eine große Enttäuschung: Es stellt sich heraus, dass Jeanne mit einer berüchtigten Schmugglerbande zusammenarbeitet. Trotzdem ist man auf Jeanne angewiesen, denn sie ist nach dem Ausfall des Computerexperten Snyder die einzige Analytikerin in Reichweite, die die Fehler im System finden kann.
Ein gemeinsamer Ausflug zu einem Kontrollturm zur Beweissuche ändert ihre Situation und Beziehung erheblich. Es gelingt Woolf, die harte Charakterschale der Frau zu knacken. Er muss sich nun entscheiden, ob er für den Kommandanten arbeiten soll – der Woolf beauftragt hat, sie auszuhorchen – oder ihr wiederhergestelltes Vertrauen erwidern soll. Denn trotz allem ist sie eine Verbrecherin...
Diese emotionalen Konflikte werden plausibel geschildert, der flüssige Stil trägt zur Glaubhaftigkeit bei. Interessant sind die Begriffe aus der Zukunft: Militärische Ränge und einige Institutionen werden leicht abgewandelt. So wird aus dem Colonel der Konell und aus dem Hotel die Hospederia. Jede Kapitelüberschrift besteht aus dem aktuellen Datum; auch das in verfremdeter Form. So ermittelt Woolf am 34. Oktavo 42. Für die Zeitrechnung gibt er nur einen Anhaltspunkt: Es wird erwähnt, der einzige Evolutionsforscher des Synarchons auf der Erde (!), Darwin, sei vor 300 Jahren gestorben. Das würde die Handlung etwa in die 80er Jahre des 22. Jahrhunderts verlegen.

Der in der Reihe „Social Fantasies“ erschienene Roman liegt in der Zweitauflage vor und wurde mit dem Alien Contact-Leserpreis zu Recht als bester Roman des Jahres 2002 ausgezeichnet. Das Cover zeigt einen (BMW-?) Fluggleiter vor einer futuristischen Häuserlandschaft.

Ein hervorragendes Werk, das die Personen lebendig und anschaulich in den Vordergrund stellt. Diese Mischung aus Kriminal- und SF-Roman ist lesenswert!

hinzugefügt: October 26th 2007
Tester: Richard Salzmann
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