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Krohn, Tim: Vrenelis Gärtli (Buch)

Tim Krohn
Vrenelis Gärtli
Titelbildgestaltung von Christina Hucke
Eichborn-Verlag, 2007, Hardcover mit Schutzumschlag, 364 Seiten, 22,95 EUR,ISBN 978-3-8218-0774-4

Von Christel Scheja

Bereits in seinem ersten Roman „Quartemberkinder” ließ Tim Krohn die archaisch anmutende Welt der Schweizer Sagen wieder zum Leben erwachen. In einer Kunstsprache, nicht ganz Dialekt und auch nicht ganz erfunden, erzählt er von dem Leben seiner Helden, die zwar als Menschen im 19. Jahrhundert leben, aber noch tief und innig mit den magischen Geschichten der Vergangenheit verbunden sind.


„Vrenelis Gärtli” schildert die Geschichte aus „Quartemberkinder” nun aus einer anderen Sicht. Diesmal ist nicht der Waisenknabe Melchior die Hauptperson der Geschichte sondern das Mädchen Vreneli. Geboren wird es als Tochter des verschlossenen Einödbauern von der Fessis-Alp im Glarus Tal. Da seine Mutter schon früh stirbt, munkeln die Menschen, dass dies nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, und wenden sich von dem verschrobenen Mann und seinem Kind ab.
So wächst das Vreneli fernab der Gesellschaft auf und erschafft sich ihre eigene Welt. Sie lernt schon früh von einer alten Magd das Zaubern und vermag, sich bald schon in ein rotes Füchslein zu verwandeln. Munter streift sie in den Bergen umher, bis der Pfarrer sich an sie erinnert und ihren Vater auffordert, sein Kindlein zur Schule zu schicken.
Aber auch dort bleibt das Vreneli durch seine seltsame Auffassung von der Welt eine Außenseiterin. Die meisten schrecken vor dem wilden und eigensinnigen Naturkind, das sagt und tut was es für richtig hält, zurück.
Damit sie sich und ihren Vater ernähren kann, geht sie auch in der Fabrik am Ort arbeiten. Eine Freundin findet sie letztendlich nur im Fräulein Heer, der Tochter eines Fabrikbesitzers, die Vreneli aus den Klauen eines finsteren Mannes rettet, der sie fortan mit Hass und Rachsucht verfolgt. Das Vreneli ahnt jedoch nichts davon. Sie setzt ihr Leben so fort, wie sie es für richtig hält.
Und dann, als die dem hübschen Melk begegnet, erwacht in ihr ein Sehnen, das sie sich nicht erklären kann. Auch als ihr Feind sie durch eine Intrige von dem Geliebten trennt, will dieses innere Rufen nicht verstummen. Doch wie kann sie ihrer Gefühle Herr werden? Etwa indem sie nach Paris geht?


Tim Krohn arbeitet wie in seinem ersten Roman auch hier Sagen und Legenden aus seiner Heimat Glarus in den Schweizer Alpen in seinen Roman ein. Der Glärnisch, ein Gipfel oberhalb des Tales, in dem die Stadt liegt, hat eine würfelförmige, mit Schnee bedeckte östliche Kuppe, genannt Vrenelis Gärtli. Einst zog dort die hübsche Tochter eines mächtigen Berggeistes die schönsten Alpenblumen, verborgen vor den Augen der Menschen, bis ein wandernder Student den Garten und das Mädchen fand. Eine verbotene Liebe nahm ihren Lauf.
Der Autor verpackt die Geschichte zwar in zünftige Worte, wie man sie aus dem Bauerntheater gewöhnt ist, vermeidet es allerdings, das Leben der Menschen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Dörfern der Täler und auf den einsamen, abgelegenen Almen der Schweizer Alpen zu verkitschen. Es geht bäurisch und derb zu, und er nennt die Dinge beim Namen - auch wenn man nicht alles direkt auf Anhieb versteht, sondern zunächst im angefügten Wörterbuch nachschlagen muss.
Die mundartliche Erzählweise gibt dem Roman zusätzliche Atmosphäre. Auch wenn die Geschichte an sich recht simpel erzählt wird und von Magie nicht unbedingt so viel zu merken ist, so entführt einen die Sprache in eine fremde und unwirkliche Welt und macht die Ereignisse noch um so spannender.
Ob man den Roman nun als schweizerische Antwort auf „Harry Potter“ bezeichnen sollte, sei dahin gestellt. Tatsache ist, dass der phantastische Anteil des Buches eher gering ist, da die märchenhaft-magischen Fähigkeiten der Helden eher am Rand erwähnt wird und ihr alltägliches Leben eine viel größere Rolle spielt. Und wer ein mystisches oder gar actionreiches Abenteuer sucht, wird enttäuscht werden.

„Vrenelis Gärtli” zeichnet sich eher durch das Spiel mit der Sprache und der klassischen volkstümlichen Erzählung aus. Das Lesen des Romans erfordert eine Menge Aufmerksamkeit, doch wer sich darauf einlässt kann mit ein wenig Geduld irgendwann auch den Zauber entdecken, der hinter der eher klassischen Erzählung steckt.

hinzugefügt: September 30th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Eichborn-Verlag
Hits: 3029
Sprache: german

  

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