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Novik, Naomi: Drachenzorn - Die Feuerreiter Seiner Majestät 3 (Buch)

Naomi Novik
Drachenzorn
Die Feuerreiter Seiner Majestät 3
(Black Powder War)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Marianne Schmidt
Blanvalet Verlag, 2007, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 482 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-442-24445-4

Von Carsten Kuhr

Kaum haben Feuerreiter und früherer Fregattenkapitän Will Lawrence und sein Drache Temeraire die Abenteuer am Kaiserlichen Hof in China überstanden, droht ihnen neues Unheil. Ein Bote aus der Heimat überbringt ihnen neue Befehle. Sie sollen schnellstmöglich ins Türkische Reich aufbrechen, dort drei teuer erworbene Dracheneier für Britannien übernehmen und nach Hause überführen.

Der Seeweg scheidet wegen eines Brandes auf ihrem Segel-Transporter aus, so dass unser Drache nun auf Marco Polos Spuren unterwegs ist. Quer durch zwei Wüsten, über hohe Gebirge und einsame, karge Landstriche führt der Weg Richtung Istanbul.
Am Bosporus aber werden sie abweisend empfangen. Keiner der Wesire des Sultans will etwas von der Übergabe des Kaufpreises wissen, die befruchteten Eier will man ihnen nicht ausliefern. Will muss erkennen, dass Lien, die Drachendame des von ihm bloßgestellten verräterischen Bruders des chinesischen Kaisers ihm und seinem Land Rache geschworen hat. In einem tollkühnen Streich bemächtig sich Will zwei der Eier. Auf der Flucht über Österreich nach Preußen kreuzen sich einmal mehr ihre Wege mit denen der Truppen des kleinen Korsen. Dieser eilt von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu Sieg. Obwohl Will sich und Temeraire in den Dienst der Preußen stellt kann auch er die Niederlage der mächtigsten Militärmacht des Kontinents nicht verhindern. Doch es kommt noch schlimmer. Im ehemaligen Polen gelingt es Napoleon, geleitet durch Lien, durch geschickten und innovativen Einsatz seiner Drachen auch die Russen zu schlagen – Kontinental-Europa liegt dem Franzosen zu Füssen. Temeraire flieht ins belagerte Danzig. Hier, eingeschlossen von den Truppen Napoleons und verfolgt von Lien, scheint eine Flucht unmöglich – doch dann tauchen unerwartete Verbündete auf ..


Was hätte man aus diesem Stoff nicht alles machen können! Die Reise quer über mehrere Kontinente, die Wüste Gobi die durchquert wird, die dort lebenden Stämme und Kulturen, die Gebirge Afghanistans, die Metropole am Bosporus, all das hätte eine wahrhaft grandiose Kulisse für einen faszinierenden Roman bieten können.

Doch Naomi Novik ergeht sich in Plattitüden. Die Wüste ist trocken, die dort lebenden Beduinen wild und hinterhältig, die Gebirge karg, Istanbul besteht nur aus Moscheen und der Sultanspalast ist natürlich ein Harem. Wo bitteschön bleibt da eine lebensnahe Zeichnung des Schauplatzes, wo erfährt man etwas über die Regionen und deren Bewohner durch die unsere Helden reisen?
Und in diesem Stil geht es weiter. Österreich-Ungarn dient sich unterwürfig dem Korsen an, Preußen wird einzig als recht stumpfsinnige Militärmacht portraitiert, Klischees über Klischees, da wird einem das Leser vergällt.
Zudem wird erstmalig ein Band der ursprünglich auf drei Titel konzipierten Reihe nicht zu einem befriedigenden Abschluss geführt. Mitten in der Flucht von Lien und den Franzosen bricht die Handlung ab. Mit einer Leseprobe des gerade in Arbeit befindlichen vierten Romans soll der Käufer vertröstet werden. Das ist unbefriedigend, das enttäuscht und frustriert.

Dabei sind positive Ansätze durchaus zu erkennen. So treffen Temeraire und seine Crew im Gebirge auf ungebildete, wilde Drachen, denen der ach so gebildete Temeraire natürlich Nachhilfe in Sachen Kultur und Emanzipation geben will – und ignoriert wird. Später dann versucht unser Himmelsdrache, seine europäischen Artgenossen für eine zivilisierte Revolution hin zu mehr Eigenbestimmung, hin zu Freiheit zu begeistern und scheitert erneut. Nicht nur der Mensch, anscheinend auch die Drachen sind phlegmatisch. Die Masse trottet vor sich hin, ist mit dem Gewohnten zufrieden und kaum zu aktivieren ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Das sind durchaus nachdenkenswerte Gedanken und Ansätze, die Novik hier anspricht, doch sie gehen im allzu schalen Schlachtengetrommel unter.

Dabei liest sich der Roman überraschend flüssig, nur die große Faszination will einfach nicht aufkommen. Weder fürchtete ich um mein wagemutiges Duo und ihre Begleiter, noch boten die Antagonisten wirklich faszinierende Charakterstudien. Lien bleibt seltsam diffus, sie ist nachtragend, hasserfüllt, doch arg viel mehr erfahren wir hier nicht.

Insgesamt eher eine Enttäuschung, da die Ansätze mehr versprachen.

hinzugefügt: September 21st 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Blanvalet Verlag
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