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Nix, Garth: Kalter Mittwoch (Buch)

Garth Nix
Kalter Mittwoch
(Drowned Wednesday)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Axel Franken
Titelbild: Arndt Drechsler
Illustrationen von Daniel Ernle
Ehrenwirth Verlag, 2007, Hardcover, 382 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-431-03723-4

Von Carsten Kuhr


Zwei der sieben Schlüssel des niederen Hauses hat er, mühsam zwar aber letztlich obsiegend für sich erobern können, dabei die grausamen Herrn Montag und Dienstag besiegt und abgesetzt, doch eigentlich will unser jugendliche Held nur sein ganz normales Leben wieder aufnehmen, ohne von übernatürlichen Wesen verfolgt, manipuliert und verzaubert zu werden.

Mit seinem gebrochenen Bein liegt er im Krankenhaus, da flattert ihm eine Einladung aufs Kopfkissen.
Lady Mittwoch gibt sich die Ehre ihn zu seinem siebzehngängigen Mittagsmenü einzuladen, für den Transport sei gesorgt. Noch während ihn seine Freundin Blatt besucht, schlägt das Schicksal zu – eine riesige Wasserwoge aus dem Nichts spült die beiden zusammen mit dem Krankenbett in die Grenzsee, dem magischen Meer des Hauses.

Die beiden werden getrennt. Während Blatt sich als Schiffsjunge auf einem Segelschiff bewähren muss, wird Arthur von einem Handelsschiff aufgelesen.
Dummerweise hat unser Schiffbrüchiger vorher den Schatz des berüchtigten Piraten Fieberauge geplündert, und ist seitdem mit der Roten Hand gezeichnet.
Auf der Flucht vor Fieberauge kommt es zur Begegnung mit Lady Mittwoch, die seit dem Verrat am Vermächtnis als riesiger weißer Wal, als Leviathan mit einer Länge von 126 Meilen die Meere des Hauses mit unzügelbarem Appetit durchstreift. Nur die Wiederbeschaffung des dritten Teils des Vermächtnisses vermag den Fluch ihres immerwährenden Hungers zu bannen, doch das Vermächtnis liegt gut bewacht im Versteck des Piraten.
Nur die aufrechten Ratten, die Spezialisten im Suchen und Aufspüren, ahnen, wo der geheime Schlupfwinkel versteckt ist. In einem Unterseeboot der Ratten macht Arthur sich auf seine bislang gefährlichste Expedition – durch das Maul des Leviathans tief hinein in dessen Magen, denn dort, in einer Weltenblase hat sich Fieberauge mit seinen Schätzen und Gefangenen verkrochen …


Garth Nix’ Zyklus um die „Schlüssel zum Königreich“ hat sich zum Bestseller gemausert. Ursprünglich als Taschenbuchausgabe angekündigt, entschied der Verlag, den Bänden um unseren Helden, der eigentlich keiner sein will, die Weihen des Hardcovers angedeihen zu lassen.
Und man hat sich beim zum Lübbe-Konzern gehörenden Ehrenwirth Verlag wirklich Mühe mit dem Buch gegeben. Prägedruck, ein jeweils zum Inhalt speziell angefertigtes Titelbild aus der Werkstatt von Arndt Drechsler, marmoriertes Vorsatzpapier und spezielle Innenillustrationen - keine Mühe wurde gescheut, um das Buch aus dem meist lieblos gemachten Allerlei der Großverlage hervorzuheben.

Inhaltlich bietet die auf jugendliche Leser zugeschnittene Handlung einen faszinierenden Mix aus märchenhaften Elementen und spannenden, ja dramatischen Ereignissen.

Wie inzwischen gewohnt, muss Arthur sich mit übermächtigen Gegnern messen. Dabei wird ihm die Auseinandersetzung aufgezwungen, er selbst ist Opfer der Entscheidung des Vermächtnisses, das ihn als rechtmäßigen Erben ausgewählt hat und rutscht von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste.

Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, wobei dieses Mal die aufgrund der Karibikpiraten-Filme so angesagte Segelfahrerromantik mit vereinnahmt wird.
Weiterhin fehlt es unserem Protagonisten an Wissen, mit wem er es überhaupt zu tun hat, sucht er zunächst nur, die Abenteuer, die auf ihn einstürzen zu überstehen. Mittlerweile hat er Verbündete – die aufmüpfige Susi ist uns ans Herz gewachsen – gefunden, ist jedoch auch neuen Helfern gegenüber aufgeschlossen. Hier sind diesmal insbesondere die intelligenten Ratten zu nennen. Diese stellen mit ihrer Technikbesessenheit und ihrer Disziplin den Gegenpart zu den chaotischen Seefahrern und Piraten dar. Hier sucht und findet Arthur zunächst einmal Halt und Sicherheit, wobei Warnungen von den eigennützigen Motiven der Ratten nicht verstummen wollen.

Arthur selbst präsentiert sich gereift. Vom asthmageschwächten Spielball der Geschehnisse ist trotz des gebrochenen Beins kaum mehr etwas übriggeblieben. Immer noch hadert er mit seinem Schicksal, doch nun nimmt er selbiges aktiv in die Hand, agiert, statt nur zu reagieren, und sucht auch die Konfrontation mit seinen Widersachern. Auch scheint er sein Schicksal, die Vermächtnisse aufzufinden, zu befreien und zusammenzuführen inzwischen angenommen zu haben. Die Geschehnisse haben Arthur reifen lassen, er hat Selbstvertrauen und Kanten gewonnen, weiß, dass er auch in Extremsituationen bestehen kann.

Die in den ersten beiden Bänden so dominierende Welt des multidimensionalen Hauses und dessen ungewöhnlicher Bewohner nimmt dieses Mal eher eine Nebenrolle ein. Vorliegend nutzt Nix aus Piratenplots bekannte Versatzstücke, um seine Geschichte zu erzählen. Das heißt für den Leser, ein wenig Atem holen, ohne dass die Action nachlassen würde.

Zwar sind auch diesmal die Rollen zwischen Gut und Böse klar und eindeutig verteilt, doch der Text liest sich auch durch die gute Übersetzung flüssig und faszinierend in einem Rutsch durch.

hinzugefügt: September 15th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Ehrenwirth Verlag
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