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Shadowrun 79: Fatimas Tränen, Alex Wichert (Buch)

Shadowrun 79
Alex Wichert
Fatimas Tränen
Titelbild von Kathi Schad
Fanpro, 2007, Taschenbuch, 214 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-513-1

Von Christel Scheja

Zu den wenigen Rollenspielen, die auch noch nach mehr als zwanzig Jahren auf dem Markt zu finden sind, gehört „Shadowrun”. Die Mischung aus SF, Horror und Fantasy ist zeitlos und kann modernen Strömungen und Entwicklungen problemlos angepasst werden.
Spielten die ersten Abenteuer noch in der Mitte des 21. Jahrhunderts, so hat man in der imaginären Welt inzwischen zwei Dekaden vergehen lassen und durch weltweite Katastrophen und Phänomene ein paar entscheidende Veränderungen vorgenommen.
Und um diese den Lesern nahe zu bringen, entstehen noch immer Romane, die bewusst Aspekte des Spiels aufgreifen und vertiefen. Im Gegensatz zu früheren Werken lassen die zumeist jungen Autoren einen Großteil ihrer Handlung in Deutschland und Umgebung spielen. Nur selten wagen sie sich ins Ausland.
Alex Wichert ist ein solcher Fall. Sein zweiter Roman „Fatimas Tränen” verlässt die vertrauten Gefilde Europas, um einem alten Mythos nachzujagen.


In London nimmt der Schieber Jari einen profitablen, aber auch undurchsichtigen Auftrag an, nachdem er die entsprechenden Leute zusammengerufen hat, zu denen neben der deutsch-italienischen Runnerin Flechette auch der Adlerschamane Vaiata gehört. Der siebzehnjährige Reynard gerät eher zufällig an die Gruppe und bleibt so hartnäckig, dass sie ihn schließlich mitmachen lassen. Der junge Diplomatensohn will spannende Abenteuer erleben - ahnt aber noch nicht, dass das, was auf ihn zukommt, sein Leben vollkommen auf den Kopf stellen wird. Grund dafür ist nicht nur der geheimnisvolle Vaiata, der ihn mit Blicken verschlingt und mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn hegt, sondern auch der Run, der es in sich hat.
Die Gruppe soll die „Tränen Fatimas”, ein Heiligtum des Islam, bergen und in Sicherheit bringen. Allerdings befinden sich diese in den Händen einer fanatischen muslimischen Sekte, und der Zielort liegt ausgerechnet in einem Krisengebiet: Afghanistan.
Die Runner machen sich an die Arbeit und merken sehr schnell, dass der Auftrag von ihnen bald mehr als nur Schweiß und Tränen fordern wird.
Vor allem Vaiata muss erkennen, dass die Vergangenheit, die er mit der Initiation zu einem Schamanen glaubte abgelegt zu haben, noch immer präsent ist und gerade dann in den gefährlichen Wüsten Afghanistans zuschlagen dürfte, wenn die Runner es am wenigsten brauchen könnten...


„Fatimas Tränen” ist kein typischer „Shadowrun“-Roman, denn hier stehen nicht die Erfüllung des Auftrag und die Einbindung vieler klassischer Elemente des Rollenspiels im Vordergrund sondern eher die Figuren.
Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, um die einzelnen Personen der Gruppe einzuführen und vorzustellen, vor allem der Adlerschamane erhält dabei sehr viel Raum. Nicht nur seine Erinnerungen und Visionen spielen eine Rolle sondern auch seine sexuelle Ausrichtung. Es kommt selten vor, dass Homosexualität so offen und direkt in einem Abenteuerroman thematisiert werden.
Die intensive Schilderung der Gefühle erinnert dabei allerdings weniger an klassische Schwulenromane als an die homoerotischen Phantasien, wie sie sich in den Boys Love-Mangas oder entsprechenden ‚Mann liebt Mann’-Romanen und -Kurzgeschichten zu Filmen und Serien aus weiblicher Feder finden.
Erst in der zweiten Hälfte des Romans kümmern die Runner sich überhaupt erst um ihren Auftrag, und die Action kommt in die Gänge. Dabei fliegen auch schon einmal die Fetzen, und Blut spritzt, aber selbst die etwas realistischeren Beschreibungen können nicht beschönigen, dass das eigentliche Abenteuer zu überhastet und zu schnell zu Ende geführt wird und nicht jede Auflösung wirklich so logisch ist, wie sie sein könnte.

Das macht „Fatimas Tränen” zu seinem solide verfassten, aber nicht ganz überzeugenden Roman. Der Fan oder von Action verwöhnte Leser muss viel emotionalen Ballast in Kauf nehmen, wenn er die lebendige und gelungene Darstellung des Werdegangs eines Adlerschamanen und die atmosphärischen Schilderungen des exotischen Schauplatzes Afghanistan genießen will. Wäre die Handlung nun auch noch ausgewogen, könnte der Roman auf voller Linie überzeugen.

hinzugefügt: July 13th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: FanPro
Hits: 2186
Sprache: german

  

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