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Simon Templar - Box 2 (DVD)

Simon Templar – Collector’s Box 2
GB 1965-1968, mit Roger Moore

Von Thomas Harbach

Mit der zweiten - und wie es aussieht letzten - „Simon Templar“-Box präsentiert Koch Media nicht, wie zu erwarten war, die insgesamt sechste und zweite in Farbe gedrehte Staffel der populären Serie. Nur sechzehn der Folgen stammen aus der insgesamt 20 Episoden umfassenden Season. Dazu finden sich noch sechs schwarzweiß Folgen. Zwei Episoden stammen aus der ersten Staffel (1962), vier Episoden aus der dritten Staffel (1965) und die restlichen Episoden aus der angesprochenen sechsten Staffel (1968/69). Zwei der hier versammelten Abenteuer Simon Templars sind bislang nicht im deutschen Fernsehen gelaufen und werden deswegen im Original mit entsprechenden gut lesbaren Untertiteln präsentiert. Die Zusammenstellung der Box erschwert es Sammlern, alle Folgen nach Staffeln sortiert zu erwerben. In England sind zum Beispiel alle schwarzweiß Folgen in einer einzigen umfangreichen Kollektion erschienen, die Farbstaffel sind sowieso lieferbar. Warum Koch Media nicht die komplette Season veröffentlicht und in einer vielleicht weniger umfangreichen Edition eine Auswahl der schwarzweißen Folgen zusammengefasst hat, ist eine interessante Frage. Dass die allerersten Folgen der Serie dieser zweiten Box hinzugefügt worden sind, wiegt das Manko der Unvollständigkeit allerdings nur teilweise auf. Die fehlenden Folgen der sechsten Staffel sind zumindest mehrfach gekürzt in deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden. Insbesondere die zweite Farbstaffel hat sich nach dem durchschlagenden Erfolg mehr und mehr von den Ursprüngen der Serie im literarischen Pulp entfernt.

Dabei bezieht sich der Originaltitel der Serie aus Charteris Feder eher ironisch auf eine britische Abkürzung. Templar ist bekannt als „Der Heilige“ eben „The Saint“, weil die Initialen seines Namens die Abkürzung des englischen Heiligen (St.) sind. Wie andere Pulpfiguren – siehe „The Shadow“ – ist er bekannt und berüchtigt für seinen Kampf gegen das Böse. In den Texten ähnelt er mehr einem Gentlemen-Batman, auch wenn er charakterlich weder ein Trauma erlitten, noch sittlich rein ist. Templar hat zumindest in den Romanen einen etwas kindischen Sinn für Humor. Ab und zu hinterlässt er Visitenkarten an den Schauplätzen seiner Aktivitäten, die ein Strichmännchen mit einem Heiligenschein zeigen. Dieses wurde zum Logo der Buchserie und auch zum Erkennungszeichen der späteren Fernsehserie in den 1960er-Jahren. Literarisch begann Templar seine Karriere als Krimineller, und auch auf seine unlauteren Aktivitäten wird öfter in den Büchern, als der Fernsehserie eingegangen. Aus den Texten wird jedoch ersichtlich, dass er sein Einkommen nur aus den Taschen von Schurken bezieht, die einen geringeren moralischen Ehrenkodex als er selbst besitzen. Es gibt einige Geschichten, in denen er eine „10%-Gebühr“ aus den riesigen Summen seiner Opfer entweder an seine Eigentümer zurückgibt oder an wohltätige Einrichtungen spendet. In der Fernsehserie wird weniger über die Herkunft seines Vermögens spekuliert, als das es einfach vorhanden ist.

Zu den „Unwürdigen“, die er bestiehlt gehören korrupte Politiker, Kriegstreiber und andere Kriminelle. Dieses manchmal selbstironische Vigilantentum behält Roger Moore in der Serie bei, allerdings erweckt er auch den Eindruck, nicht nur aus begütertem Hause, sondern vor allem von Geburt an über die materiellen Ärgernisse des Lebens erhaben zu sein. Wie James Bond mit seinem über den gehobenen Dienst hinausgehenden Lebensstil ragt Simon Templar aus der Masse heraus. Dabei wird auch die Distanz zwischen dem profanen Kleinkriminellen und dem Publikum sehr elegant überbrückt, spätestens in den Folgen der sechsten Staffel haben sie ihn als intelligenten Menschen mit einer andersgearteten Moralvorstellung akzeptiert. Von allen Gesetzeshütern versucht der Inspektor Claude Eustace Teal ihn am häufigsten hinter Gittern zu bringen, in der Fernsehserie nimmt dessen Hetzjagd auf den Heiligen inzwischen groteske, nicht immer mehr komische Züge an.
Die Erzählungen der Bücher beginnen in den 1920er-Jahren und werden bis in die 1940er-Jahre fortgesetzt. Obwohl der Autor auch später noch Kurzgeschichten und Romane seinem Kosmos hinzugefügt hat, bricht die Chronologie zu diesem Zeitpunkt ab. Die Fernsehserie spielt und nutzt die Swinging Sixties… sicherlich aus heutiger Sicht ein wenig zu farbenprächtig schrill, aber für die damalige Zeit ausreichend exotisch.


Simon Templar ist der Vertreter des klassischen Jetsetters, wie ihn sich das einfache Volk vorstellt. Immer umgeben von schönen Frauen – auch heute noch und insbesondere in satten Farben eine wiederkehrende Augenweide – und mit einem schicken schnellen Sportwagen ohne einen wirklichen Lebensinhalt wie Arbeit. In den frühen der insgesamt 45 Bücher – bestehend oft nur aus einzelnen Kurzgeschichten, zum ersten Mal zusammengefasst und weniger eigenständigen Romanen - sind Templars Handlungen eindeutig illegal und der Autor distanziert sich zumindest oberflächlich von diesen Gesetzesbrüchen. In den Geschichten, die während des Zweiten Weltkrieges spielen und zu dieser Zeit entstanden sind, wird Templar, wie viele der anderen fiktiven Buch- und Filmhelden, von der Regierung rekrutiert, um gegen üble Staatsfeinde, Nazis und Spione zu kämpfen. Insbesondere die letzten „Simon Templar“-Geschichten wirken fast wie eine Abrechnung mit der sie lesenden Gesellschaft, der Stil ist inzwischen eine Mischung aus Zynismus und Sarkasmus. Dagegen bieten insbesondere die Farbepisoden neben der künstlichen Illusion der weiten Welt – schließlich verfügte ITV nicht über die Budgets der frühen „James Bond“-Filme und nutzte wiederkehrende Hintergründe – eine abgeschwächte Prise des britischen Humors. Vergleicht der aufmerksame Zuschauer allerdings die Folgen mit der gleichzeitig entstandenen anderen britischen Agenten- Fernsehen mit einem überdimensionalen Charakter – gemeint ist „Danger Man“ mit Patrick McGoohan – so wirken die Episoden nicht zuletzt aufgrund der Raffinesse, aber auch Roger Moores Charme, zeitloser und ansprechender. Im Gegensatz zu dem intelligenten Arbeiter McGoohan gelingt es Moore immer mit einer kaum zu übertreffenden Eleganz, sich aus schwierigen Situationen zu winden und die böseren Schurken hinters Licht zu führen. Dass es ihm dabei nicht unbedingt um die Verhaftung und Bestrafung der Gegner geht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wie bei „Danger Man“ ist Roger Moore in „The Saint“ der Fokus der Zuschauer, der einzige Protagonist, der in allen Folgen auftritt. Im Gegensatz zu den Plots stand er damit für die Kontinuität der Serie. Nachdem insbesondere die ersten Folgen die Originalstoffe aus Leslie Charteris in den ersten Staffeln adaptiert worden sind, erschwerte die „James Bond“-Welle mit ihren unzähligen Imitationen aus allen Herren Länder den weiteren Verkauf der Serie insbesondere in den wichtigsten Markt – den USA. Geheimagenten und Gimmicks spielten in den letzten beiden Staffeln immer wichtigere Rolle, die Idee eines bösen Robin Hoods ist mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Dieser Wandlung lässt sich natürlich durch die Kombination von Episoden aus insgesamt vier Staffeln in dieser Box sehr gut nachvollziehen. Wer sich für diese Serie interessiert ohne ein Sammler zu sein, der sollte die zweite im Gegensatz zur ersten Box kaufen. Das Spektrum ist breiter und die charakterliche Entwicklung – wenn auch fragmentarisch durch die wenigen Folgen der ersten drei Staffeln – differenzierter. Unauffällig „distanzierte“ sich auch Simon Templar von seinen charakteristischen Abenteuern. Insbesondere in den ersten Folgen durchbrach er die Barriere zwischen Schauspieler und Publikum, er sprach es direkt an. So gehörte diese innovative Einleitung schnell zum Inventur der Serie. Mit den späteren Folgen ging das Team hinter der Kamera zu einer klassischen Off-Erzählung über, ein stilistisches Mittel, das nicht selten den Spannungsbogen negierte. Obwohl niemand aus dem Publikum wirklich an den Tod oder gar eine lebensbedrohliche Verletzung Simon Templars glaubte, fehlte in den kitzeligen Situationen dieser Deut an Extraspannung dank des allwissenden Protagonisten. Im Gegensatz zu einer Reihe von anderen britischen Fernsehserien der sechziger und siebziger Jahre hat sich der „Held“ Simon Templar auch mehr auf seine Intelligenz und Lebenserfahrung verlassen, als auf profane Mittel wie Waffen oder Fäuste.

Trotzdem zeigen die Folgen dieser zweiten Farbstaffel insbesondere plottechnisch erstaunliche Lücken, die sich nicht mehr alleine mit dem künstlich eingekauften Flair der weiten Welt überdecken lassen. Der Zuschauer hat stellenweise den Eindruck, als wenn das Budget entweder drastisch reduziert oder für andere Kosten verwendet worden ist. Stellenweise hangelt sich das Script von einer entscheidenden Szene zur nächsten und wiederholt Elemente insbesondere aus den ersten Staffeln. Auch wenn die Serie die Eintrittskarte in die „James Bond“-Reih für Roger Moore gewesen ist, wirkt sein Spiel in einigen wichtigen Szenen eher erzwungen und unlustig. Im Gegensatz zu vielen anderen britischen Fernsehserien ist die Länge der einzelnen Folgen mit knapp einer Stunde inklusiv wenig Reklame immer gleich geblieben. Das Team hat sich über lange Jahre an diese Länge gewöhnt und die zugrunde liegenden Drehbücher fast sklavisch in die entsprechenden Akte aufgeteilt. Dass nach über einhundert Folgen zum Teil die Ideen ausgehen und vor allem der Wunsch, aus diesen stereotypen Klischees auszubrechen, übermächtig geworden ist, zeigen einige der letzten Folgen, in denen sich das mystisch überzeichnete Bild des Gentlemen-Gangsters nicht mehr mit dem flotten Hobby- Agentenleben in Einklang bringen lässt. Weder Fisch noch Fleisch sind diese Episoden, auch wenn sie sich heute mit der entsprechenden Distanz und vor allem einem nostalgischen Gefühl unterhaltsam ansehen lassen. Wenn selbst James Bond in „Casino Royale“ nicht nur zu einem Retro-Look zurückkehren kann, sondern seine eigene Vergangenheit verändert in eine fremde Gegenwart übertragen darf, sollte das Urteil über diese fast vierzig Jahre alten Folgen aus heutiger Sicht nicht allzu hart ausfallen.


Im Gegensatz zu einer Reihe von inzwischen nicht einmal in Ehren ergrauten und damals für das deutsche Fernsehen fürchterliche synchronisierten Serien erscheinen die „Simon Templar“-Episoden nicht zuletzt aufgrund der erstklassigen Präsentation von Koch Media in einem strahlenden, eleganten, aber nicht zeitlosen Glanz. Zu den Extras der Sammlung gehören die Feature „The Saint steps into colour“ und „The Saint steps into Television“, in welchen Roger Moore nicht nur die Veränderungen innerhalb der Serie nach dem Farbwechsel sehr anschaulich erläutert, sondern – was selten der Fall ist - auf die literarischen Wurzeln und Hintergründe des Saints eingeht. Beide Features geben das Flair der damaligen Zeit sehr gut wieder, übermitteln unaufdringliche eine Reihe von wichtigen Hintergrundinformation und wirken vor allem nicht so positiv-herzlich überladen wie manche „Behind The Scenes“-Filmchen, die heute gedreht werden. Eine der Folgen – „The Ex-King of Diamond“ – ist wieder im Original (allerdings ohne Untertitel) mit einem Audiokommentar ausgestattet. Gut gelaunt resümiert unter anderem Roger Moore, dass die Folge als Probelauf zu der Nachfolgeserie „Die Zwei“ genutzt worden ist. Tony Curtis hat in der späteren Fernsehserie die Rolle übernommen. Mit dem Amerikaner Mark Damon wird dem „Saint“ ein gleichwertiger Partner an die Seite gestellt. Nach der obligatorischen Grenzen-abstecken-Schlägerei zu Beginn der Folge lösen sie den nicht sonderlich komplizierten Fall gleichberechtigt. Es ist wichtig, dass Koch den Audiokommentar zu dieser Folge beibehalten hat. Auf den australischen Boxen sind zum Teil alle Folgen mit diesem begrüßenswerten Extra versehen. Insbesondere Roger Moore bemüht sich, wichtige Hintergrundinformationen dem Zuschauer zu vermitteln. Er plaudert sehr angenehm, ohne zu belehren über die gesamte Serie. Das Booklet bietet dem Leser neben einem ausführlichen Episodenguide und einer guten Fotoauswahl einige weitere wichtige Hintergrundinformationen. Allerdings übersteigen die Inhaltsangaben der einzelnen Folgen nicht selten die kritischen Bemerkungen zu den einzelnen Folgen, ein Manko, denn schließlich kann der Käufer der DVD die Folgen ja gleichzeitig ansehen.

Die Bildqualität ist wieder exemplarisch. Dabei ist es verwunderlich, dass insbesondere die älteren schwarzweiß Folgen vom Kontrast her und der Bildschärfe ihre Farbnachfolger noch ausstechen. Der Ton unterscheidet sich insbesondere durch die sehr studiolastige Synchronisation der Folgen. Die Originalspur wirkt im Dialogbereich leiser, aber die Kombination mit den Hintergrundgeräuschen harmonischer. Die deutsche Tonspur ist dagegen in Bezug auf die Klangqualität sauberer, wenn auch steriler. Die zweite Box der „Simon Templar“-Präsentation ist wieder eine liebevolle Arbeit. Als Einführung in die Serie wäre sie ideal gewesen, der Zuschauer erhält die ersten beiden Folgen und Ausschnitte aus den folgenden Staffeln sehr kompakt präsentiert. Als zweite Box wirkt diese Einführung befremdlich. Die größte Schwäche dieser Sammlung bei einem angemessenen Preis ist das Fehlen von zwei bzw. drei Folgen der sechsten Staffel. Warum nicht diese komplett veröffentlichen und mit den Beispielen der schwarzweiß Seasons kombinieren? So fehlt insbesondere für Sammler – die Hauptkäuferklientel - der Anreiz, auf die deutsche Box auszuweichen. Im Ausland sind die „Simon Templar“ Folgen nach Staffeln sortiert erschienen. Und die Extras sind dort ebenfalls vorhanden und bieten keinen Mehrwert.


DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
Audiokommentar, Featurettes (mit Untertitel)

hinzugefügt: May 26th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 2616
Sprache:

  

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