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Braunbeck, Gary A.: Midnight Museum (Buch)

Gary A. Braunbeck
Midnight Museum
(In the Midnight Museum)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Torsten Scheib
Titelillustration: Sven Kössler
Eloy Edictions, 2007, Paperback, 166 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-938411-11-7

Von Carsten Kuhr

Martin Tyler ist ein geschlagener Mann. Mitte Vierzig hat er in den letzten Jahren zunächst seinen Vater aufgrund dessen Prostatakrebs verloren, dann versagte das Herz seiner Mutter. So steht der Hausmeister, der noch im College Preise für seine literarischen Arbeiten gewann, allein und verlassen in der Welt. Depressionen, Haltlosigkeit prägen seinen Alltag, er beschließt seinem Leben ein Ende zu bereiten.
Alles ist minutiös geplant, nur um dann doch zu scheitern. Martin wird in eine Anstalt eingewiesen und mit Tranqualizern voll gepumpt. Dann erscheinen ihm Kunstwesen, Schauspieler im Fernsehen sprechen zu ihm, ein jüngeres Ich kritisiert ihn - wird, oder ist er verrückt?
Und was sind das für Kunstwesen, die anscheinend nur er zu sehen vermag?
Eine Erscheinung offenbart ihm, dass ausgerechnet er, der haltlose Versager dazu ausersehen ist, Gottes Schöpfung zu retten. Seit Beginn aller Zeiten haben kreative Menschen permanent die Welt neu geschaffen. Zwölf von ihnen haben das Fundament gelegt um weniger Schrecken, weniger Angst und Einsamkeit, weniger Verzweiflung in die Welt zu bringen. Jetzt aber hat sich das Böse, in Gestalt von Alzheimer, im Midnight Museum befreit und droht mit dem Tod eines der Erschaffer in die Welt zu entkommen und seine grausame Herrschaft anzutreten. So muss sich Martin aufraffen und sich dem drohenden Unheil entgegenstellen, sonst sind die Welt, und ihre Geschöpfe verloren...


Gary A. Braunbeck wurde für diese Novelle mit dem Bram Stoker Award ausgezeichnet.
Lange Zeit fragte ich mich, wohin mich der Autor führen würde.
Alles beginnt zunächst wie der etwas wirre Traum eine Drogensüchtigen. Ein zutiefst trauriger Mann will seinem sinnlosen Dasein ein Ende setzen. Die Visionen, die ihn befallen wirkten auf mich unzusammenhängend und verwirrend, ich fragte mich, was der Autor mir überhaupt erzählen wollte. Sicherlich, die Verzweiflung, die innere Leere Martin Tylers sind überzeugend dargestellt, doch wirkte alles sehr surrealistisch auf mich, ohne innere Logik oder einen nachvollziehbaren Handlungsbogen.
Erst in der Rückschau, nachdem Martin im zweiten Teil des Textes seine »Offenbarung« gehabt hat, fügen sich die Puzzleteile zu einem sinnvollen Ganzen. Jetzt wird deutlich, dass jeden Nuance des Textes sorgfältig überdacht wurde, dass jede Beobachtung Tylers für die nachfolgende Handlung wichtig ist.
Dabei gelingt es Braunbeck, zunächst unmerklich, dann immer deutlicher mich zu berühren. Die innere Leere seines Protagonisten ist nachvollziehbar, mehr noch, sie weckt Mitleid mit dem vereinsamten Menschen. Unwillkürlich fragt man sich, ob Martin recht hat, wenn er darüber nachgrübelt ob irgendjemand auch nur zu Kenntnis nimmt, geschweige denn es würdigt, wenn er den Boden der Damentoilette bohnert und gute, ehrliche Arbeit abliefert auf die man eigentlich stolz sein könnte?
Ist Undank wirklich der Welten Lohn, geht das Leben vorbei, ohne dass etwas Erinnerungswürdiges zurückbleibt, ist der Alltag nur grau in grau?
Letztlich reduziert sich alles auf die existenzielle Frage nach dem Sinn des Daseins.

Natürlich kann der Autor hier keine endgültige Antwort geben. Doch seine Novelle regt dazu an, sich selbst Gedanken zu machen, unterhält und berührt den Leser gleichermaßen und bietet nach einem verwirrenden Beginn letztlich faszinierenden Lesegenuss abseits des Üblichen.

hinzugefügt: May 12th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Eloy Edictions
Hits: 2895
Sprache: german

  

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