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Stroud, Jonathan: Die Eisfestung (Buch)

Jonathan Stroud
Die Eisfestung
(The Last Siege)
Aus dem Englischen übersetzt von Bernadette Ott
cbj Verlag, 2007, Hardcover, 282 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-570-13268-5

Von Carsten Kuhr

Drei Kinder lernen sich mitten im Winter während einer Schneeballschlacht kennen. Emily, wird von den jungen Raufbolden der Gegend verfolgt und eingeseift. Da erhält sie Unterstützung von unerwarteter Seite. Ausgerechnet Simon, einer der Brüder der Raufbolde, schlägt sich auf ihre Seite und ein unbekannter Junge gesellt sich hinzu. Als die Angreifer das Feld räumen, kommen die drei sich näher. Marcus ist von der ehemals herzoglichen Burgruine fasziniert. Sein aus Büchern erworbenes Wissen um alte Belagerungstaktiken und die Geschichte der Burg ist beeindruckend. Nur schade, dass man die Burg im Winter nicht besichtigen kann. Doch da oben auf der halb verfallenen Festungsmauer scheint eine Schießscharte ein wenig größer zu sein. Ob man sich da wohl durchquetschen könnte? Zunächst aber müsste die Wand erklommen werden, der Duft des Abenteuers umweht unser Trio. Man verabredet sich, und wirklich gelangt man am nächsten Tag mittels eines Seiles in die verlassene Feste. Wäre das nicht toll. einmal eine ganze Nacht dort zu verbringen, abseits der Zivilisation, umgeben nur von altem geschichtsträchtigem Gemäuer und den Schlossgespenstern? Gesagt getan, und inmitten eines bitterkalten Schneesturms verschanzen sich unsere drei Abenteurer in der Burg. Dass Marcus ein begnadeter Geschichtenerzähler ist, und sie mit Gespenstergeschichten unterhält trägt nicht eben zu ihrem Seelenfrieden bei. Am nächsten Tag verlassen sie glücklich aber durchgefroren die Feste.

Ein paar Tage später trifft Emily auf Simon, der ihr berichtet, dass Marcus von seinem Vater wegen ihrer Exkursion anscheinend grün und blau geschlagen wurde und von zu Hause abgehauen sei. Als die beiden Polizeiautos zur Burg fahren sehen, wissen sie, wo der Junge sich verschanzt hat.
Ehrensache, dass sie ihren Kameraden nicht im Stich lassen, und ihm bei der Verteidigung ihrer Burg zu Hilfe eilen - doch stimmt Marcus' Bericht über seinen ihn misshandelnden Vater wirklich...?


Jonathan Stroud hat mit der Bestseller-Trilogie um Bartimäus auch auf dem deutschsprachigen Buchmarkt für Aufsehen gesorgt. Die freche, kurzweilige und doch gehaltvolle Erzählung des Dschinns über den Kampf gegen böse Magier, über Korruption durch Macht und um Freundschaft hat der Autor eine treue Lesergemeinde beschert.

Diesmal erzählt er nicht von übernatürlichen Wesen, oder weltbewegenden Ereignissen. Im Zentrum seiner Aufmerksamkeit stehen drei Kinder, die aus unterschiedlichsten Verhältnissen kommen. Die behütet als Einzelkind aufwachsende Emily, der aus einer durch Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg gepeinigten Familie stammende Simon und der durch den Tod seiner Mutter geprägte Marcus sind so verschieden, dass sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Und trotzdem, vielleicht auch gerade deshalb, bilden sie gegen die scheinbar so feindliche Umwelt eine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die zunächst durch das Gefühl geprägt ist, dass die Kinder nicht so recht wissen was sie mit sich selbst anfangen sollen. In Zeiten, da statt Gesellschaftsspielen oder Basteln mit der Familie oder Gleichaltrigen immer mehr das Ablenken durch PC-Spiele und DVDs Einzug hält, verlernen viele Kinder es mit anderen Gleichaltrigen zu interagieren und zu kommunizieren.
Was bei unseren Drei als Zweckbündnis in der Schneeschlacht seinen Anfang findet, das entwickelt sich, entfaltet eine Eigendynamik die zu einer nüchtern betrachtet dummen Mutprobe führt. Das Übernachten in der baufälligen Ruine ist sicherlich ein Abenteuer, doch eben auch gefährlich und unvernünftig. Ohne dass man den erhobenen Zeigefinger hier zu sehr sieht, übt der Autor durchaus auch Kritik am Verhalten seiner Helden.
Im zweiten Teil thematisiert Stroud dann Kindesmisshandlung, wobei er auch hier das ernste Thema in ein spannendes Umfeld verpackt. Mehr noch, durch eine zwar immer einmal wieder angedeutete, jedoch letztlich doch überraschende Wendung verblüfft er seine Leser, die erst in der Rückschau bemerken, wie überzeugend der Autor seine Gestalten portraitiert hat.

Zwar sucht der Leser diesmal den köstlichen Humor eines Bartimäus vergebens, doch tiefsinnig und spannend unterhalten wird der Leser auch hier.

hinzugefügt: March 2nd 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: cbj Verlag
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