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Loevenbruck, Henri: Der Ring - Das Geheimnis der weißen Wölfin 1 (Buch)

Henri Loevenbruck
Der Ring
Das Geheimnis der weißen Wölfin 1
(La Moira 1: La louve et l’enfant, 2000)
Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn
Titelillustration von Tertia Ebert
Blanvalet, 2006, Taschenbuch, 430 Seiten, 8,00 EUR, ISBN 978-3-442-24383-9

Von Irene Salzmann

Die dreizehnjährige Alea ist eine Waise und lebt auf den Straßen des abgelegenen Ortes Saratea. Eines Tages entdeckt sie in der Heide eine Leiche, die einen kostbaren Ring bei sich trägt. Alea nimmt das Schmuckstück in der Hoffnung an sich, es verkaufen und sich eine Weile von dem Erlös ernähren zu können. Dabei passiert etwas Merkwürdiges: Die Hand des Toten scheint Alea festhalten zu wollen. Hauptmann Fahrio will der wirren Geschichte des verschreckten Mädchens nicht recht glauben und schickt es ins Wirtshaus, damit es für die Nacht eine Bleibe hat. Zu ihrer Überraschung wird Alea freundlich aufgenommen, man gibt ihr Arbeit und umsorgt sie schon bald wie eine Tochter. Am anderen Tag ist der Leichnam mysteriöserweise verschwunden.

Die Nachricht, dass sich ihre Freundin Amina mit König Eoghan vermählen wird, lässt in Alea den Entschluss reifen, nach Providenz zu reisen, um die einstige Spielgefährtin wieder zu sehen. Die Wirtsleute sind dagegen, da sie um die Sicherheit des jungen Mädchens fürchten. Alea glaubt jedoch, dass man ihre Freiheit beschneiden will und sie schon viel zu lang von der Straße weg ist. Als dann noch der Druide Phelim auftaucht und sich für den Ring interessiert, reißt sie aus.

Unterwegs begegnet Alea dem Zwerg Mjolln, der nach dem Verlust seiner geliebten Frau rastlos umherzieht und seine neue Freundin nach Providenz begleiten will, damit sie sicher ihr Ziel erreicht. Als Wegelagerer die beiden angreifen, erscheint im letzten Moment Phelim und rettet das ungleiche Paar. Langsam gewinnt er das Vertrauen Aleas, die schließlich einwilligt, ihn nach Sai-Mina zum Rat der Druiden zu begleiten, denn wegen des Rings wird überall nach Alea gefahndet, auch in Providenz.

Tatsächlich war der Tode ein Druide und Hüter des Samildanach, einer großen magischen Kraft. Ursprünglich hätte er diese Macht auf einen auserwählten Schüler übertragen sollen, doch nun befindet sich Alea im Besitz des Samildanach, den der finstere Maolmòrdha für sich beansprucht. Doch auch den Druiden, in deren Augen es einer Katastrophe gleich kommt, dass ein Mädchen über diese Kraft verfügen soll, kann Alea nicht vorbehaltlos trauen…


„Das Geheimnis der weißen Wölfin“ ist eine Fantasy-Trilogie, die sich in Frankreich überaus erfolgreich verkaufte. Inzwischen ist bei Blanvalet auch schon der zweite Band, „Die Schrift“, erschienen, und Teil Drei, „Die Prophezeiung“, ist für April 07 angekündigt.

Die Titel gebende weiße Wölfin Imala ist eine Außenseiterin, die nach dem Tod ihrer Jungen das Rudel verlässt und im Laufe der Handlung mit Alea zusammentrifft. In welcher Weise die beiden füreinander von Bedeutung sind, geht aus dem ersten Buch noch nicht hervor.

Wie so oft liegt der Handlung der alte Konflikt Gut gegen Böse zugrunde. Wer der Repräsentant des Verderbens ist, wird sehr schnell deutlich. Maolmòrdha ist eine dämonische Erscheinung, die skrupellos mordet und ihre Macht vergrößern will. Die Guten sind weniger leicht zu identifizieren, denn die Druiden, die das Wissen und die Macht hüten, wie man das Böse im Zaum halten kann, intrigieren untereinander, und nicht jeder verfolgt hehre Ziele. Ihr Einfluss ist im Schwinden, denn vielerorts konnte sich eine neue Religion etablieren, das Christentum. Auf welcher Seite die Christen stehen, bleibt vorläufig offen. Während nun ein innerer Konflikt Gaelia entzweit und Maolmòrdha finstere Pläne schmiedet, überfallen die Tuathann die südöstlichen Grafschaften, um die Ländereien, die einst ihnen gehörten, zurück zu erobern.

Vor diesem Hintergrund, der in einem fiktiven Irland angesiedelt ist, wird Alea zufälligerweise die neue Trägerin des Samildanach und dadurch zu einer Gejagten, denn Maolmòrdha will das Mädchen töten, um die Macht in seinen Besitz zu bringen, und die Druiden planen, Alea einer Probe zu unterziehen, die sie nicht überleben wird, wenn sie nicht tatsächlich den Samildanach kontrolliert. Wie auch immer das Man’ith von Gabha ausgehen würde, wegen einer mysteriösen Prophezeiung fürchten die Druiden um ihre Zukunft und die der Welt, wie sie sie kennen. Bevor man Alea zu der Prüfung zwingen kann, befindet sich das Mädchen schon wieder auf der Flucht.

Als Kind der Straße ist Alea anders als viele jugendliche Fantasy-Helden, die unverhofft aus ihrem beschaulichen Idyll gerissen werden und mehr schlecht als recht überleben Dank ihrer im Kampf erfahrenen Freunde, in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Sie hat zwar nie Lesen und Schreiben gelernt, ist jedoch intelligent und eignet sich schnell neues Wissen an. Mit einfachen Mitteln weiß sie sich zu verteidigen und lernt bald auch, wie man mit einem Schwert umgeht und reitet. Als sie vom Samildanach erfährt, beginnt sie, mit ihrer neuen Kraft zu üben – und das ist auch notwendig, denn viele Feinde sind ihr auf den Fersen.

Alea zur Seite stehen der Zwerg Mjolln (man denkt bei diesem Namen unwillkürlich an den Hammer Mjöllnir der Donnergottes Thor), der immer mal für einen kleinen Scherz gut ist, die Bardin Faith, die erst wieder singen will, wenn sie ihren Racheschwur erfüllt hat, der Druide Phelim, der sich gegen seine Kollgen stellt, als diese ihre Pläne enthüllen, und sein Magistel Galiad. In dessen Sohn Erwan verliebt sich Alea, doch auch zu Tagor, dem Nachkomme des Tuathann-Führers, besteht eine Bindung. Man darf spekulieren, ob die drei Jugendlichen dazu ausersehen sind, ein neues Zeitalter einzuleiten.

Der Roman ist spannend zu lesen, da die Charaktere interessant und liebenswert erscheinen, obgleich man eine ähnliche Gruppen-Dynamik aus Tolkiens „Der Herr der Ringe“, Brooks’ „Das Schwert von Shannara“ oder Jordans „Drohende Schatten/Das Rad der Zeit“ kennt. Die Protagonisten müssen sich gegen Wegelagerer und Monster verteidigen, doch finden sie auch immer wieder Helfer wie die Sylphen oder aufrichtige Dorfbewohner, die mit den Intrigen der Fürsten, Druiden und Christen nichts zu tun haben wollen.

Regelmäßig eingestreute Andeutungen über die Herkunft Maolmòrdhas, das mögliche Schicksal von Sylphen und Druiden, die Unterschiede zwischen den Lehren von der Moira und dem Christentum, die differenzierte Denkweise der Jugendlichen gegenüber der der Erwachsenen und vieles mehr sorgen dafür, dass die Neugierde wach gehalten wird und man wissen möchte, was weiter passiert. Viele Fragen sind noch offen, auf die die Folgebände erst eine Antwort geben werden.

Wegen des Alters der Helden möchte man meinen, dass ein jugendliches Publikum die Zielgruppe der Trilogie sein soll. Allerdings ist der Band doch zu episch und breit angelegt, um junge Fantasy-Fans, die großen Wert auf Action und vielleicht Humor legen, in den Bann zu ziehen. Ferner sterben auch Sympathieträger, was nicht so leicht zu verkraften ist. Eine reifere Leserschaft (16 ) dürfte den detailreichen Hintergrund, die vielen Handlungsebenen und die entwicklungsfähigen Charaktere eher zu würdigen wissen.


Den Freunden epischer Fantasy dürfte „Das Geheimnis der weißen Wölfin“ einige kurzweilige Lesestunden bescheren und sie gespannt sein lassen auf die beiden Fortsetzungen. Was man mit dem Genre verbindet, wird einem geboten: unverbrauchte Helden neben einigen Genre-Archetypen, zwielichtige Gestalten, Finsterlinge und eine gute Portion Magie in einer Welt im Wandel. Der Roman ist anschaulich und flüssig geschrieben und kann auch das lese-erfahrene Publikum mit einigen neuen Motiven überraschen.

hinzugefügt: February 22nd 2007
Tester: Irene Salzmann
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