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Saw III (US-DVD, Unrated Edition)

Saw III (US-DVD, Unrated Edition) Saw III
Unrated Edition
Horror-Film von Darren Lynn Bousman, USA 2006, 113m45s (NTSC)
Mit Tobin Bell, Bahar Soomekh, Shawnee Smith u.a.
DVD (Lionsgate/USA), Ton: Englisch DD 5.1, Bild: 1,78:1 anamorph.

Von Oliver Naujoks

Es ist eine Wonne, sich von und in der Hand talentierter Filmemacher als Zuschauer durch einen Film leiten zu lassen. Dieses Gefühl stellt sich leider bei „Saw III“ genau nicht ein. Im Gegenteil, „Saw III“ atmet mit jeder Pore genau das, was er ist: Ein von nur mit endlich Talent ausgestatteten Filmemachern entworfener, unter erheblicher Zeitnot entstandener Film, dessen Macher unter dem erheblichen, fast körperlich noch spürbaren Druck standen, unbedingt die beiden Vorgänger übertreffen zu müssen.

Und übertreffen heißt bei der „Saw“-Serie im wesentlichen, sich noch abstrusere und ausgefeiltere Möglichkeiten auszudenken, wie man einen Menschen zu Tode bringen kann. Dabei ging man diesmal so weit, dass die Dinge häufig Gefahr laufen, ins Lächerliche abzugleiten; „Saw III“ ist ein monströses Spektakel, in jeglicher Hinsicht.

Gespannt durfte man sein, mit was für einer Geschichte die Macher diesmal aufwarten und selbst niedrigste Erwartungen dürften noch unterboten werden. Jigsaw (Tobin Bell) , der Killer aus den ersten beiden Teilen, liegt im Sterben und zwingt eine Ärztin (Bahar Soomekh), an ihm ohne Narkose eine Schädeloperation durchzuführen. Komplettiert wird das Trio durch Amanda (Shawnee Smith), Opfer aus dem ersten Teil und seitdem Kollaborateurin von Jigsaw. Man kann lange darüber nachsinnieren, ob es wirklich glücklich ist, einem teilweise wahllos grausam tötenden menschlichen Monster wie Jigsaw im dritten Teil plötzlich sympathische und mentorhafte Züge zu verleihen, das will irgendwie gar nicht passen, und zwischen der Ärztin und Amanda auch noch eine törichte Dreiecks-Geschichte zu konstruieren. Das ist alles etwas viel des Guten.
Irgendwie müssen ja auch noch ausgefeilte Todesarten untergebracht werden, deshalb schickt man den Mann der Ärztin, Jeff (Angus MacFayden) durch ein Gruselkabinett, in welchem Menschen in den verzwickt konstruierten Todesmaschinen Jigsaws auf ihr grausames Ende warten dürfen. Menschen, die an einem Unfall beteiligt waren, der Jeffs Sohn das Leben kostete. Jeff hat das nie verwunden, und darf jetzt jedes Mal die moralische Entscheidung treffen, ob er u.a. die einzige Zeugin des Unfalls, den zu milden Richter des Unfallgegners und den Unfallgegner selbst auf grausamste Weise zu Tode kommen lässt, oder, unter erheblichen Seelen- und körperlichen Qualen, ihnen verzeiht und ihnen aus ihren Todesfallen heraus hilft. Wenn also dem Unfallgegner in einer Maschine sämtliche Gelenke so lange umgedreht werden, bis sie ausgekugelt sind und abbrechen, könnte Jeff ihn mit einem Schlüssel befreien, ein Schlüssel, der vor einer Schrotflinte hängt. Möchte Jeff somit eine Kugel für den Unfallgegner fangen oder ihn sterben lassen? Solche tollen „moralischen“ Fragen stellt die „Saw“-Serie, und da solche Konstellationen derart unausgegoren, verquastet und hirnrissig sind, dass sie jeder Beschreibung spotten, sollte man sich mit ihnen tunlichst nicht gedanklich aufhalten. Zumal der Film da auch nicht konsequent ist und einige andere Opfern, in ebenfalls ausgefeilten Manövern und Maschinen, völlig sinnlos grausam tötet, darunter zwei bekannte Gesichter aus den ersten beiden Teilen, deren Tod lediglich eine visuelle „Attraktion“ für die Zuschauer darstellen soll, auch wenn die Sinnlosigkeit mit Händen zu greifen ist. Gerade hier merkt man deutlich ein in extremer Zeitnot zusammengestoppeltes Drehbuch ohne Sinn und Verstand.

Zumindest, was den Härtegrad angeht, übertrifft dieser dritte Teil seine Vorgänger deutlich. Insbesondere in der hier besprochenen Unrated-Fassung, die fast 6 Minuten länger ist als die schon sehr harte Kinofassung, präsentiert sich ein Splatter-Spektakel, das keine Gefangenen nimmt und die entsprechenden Quäl- und Tötungsszenen in bemerkenswerter Deutlichkeit und Ausführlichkeit ausspielt. Kulturpessimisten könnten hier zurecht aufstöhnen, ja, man könnte als Zielgruppe die Menschen ausmachen, die gerne bei einem Autounfall anhalten und die Opfer verbluten sehen. Damit würde man den Film aber für wichtiger nehmen, als er ist, und was er ist, darf man ruhig mal ganz deutlich sagen: Mangels irgendeiner soziologischen, künstlerischen oder erzählerischen Relevanz einer reine Mutprobe für Teenager. Teenager, die solche Filme eigentlich noch gar nicht sehen dürfen, die aber in Gruppen gerne solche Filme sehen, um festzustellen, wer von ihnen „hart“ genug ist, um solche Liebenswürdigkeiten auszuhalten, wie einen Mann, der am Grunde eines Bottichs mit zerhäckselten Schweinekadavern ersäuft werden soll, oder eine nackte (die erste in der „Saw“- Serie), an den Armen aufgehängte Frau, die mittels einer Kühlflüssigkeit dem Kältetod ausgeliefert wird. Oder eine in extremer Detailfreudigkeit ausgespielte Schädelöffnungsszene. Harte, auch überharte Spannungsfilme schätzt der geneigte Verfasser dieser Zeilen über alles, das Talent der Filmemacher reicht aber leider nicht aus, den Umstand zu verbergen, dass „Saw III“ lediglich eine reine Aneinanderreihung von monströsen Splatter-Happenings darstellt, die von der völlig an den Haaren herbeigezogenen Handlung nicht mal entfernt zusammen gehalten werden; das ärgert. Weil man sich aufgrund der Abstrusität der Vorgänge und der fast ins Lächerliche abgleitenden Gore-Szenen nicht in den Film herein versetzen kann, bleibt man kalt gelassen außen vor und registriert, dass der abschließende Teil der Reihe ein ganzes Stück zu lang ausgefallen ist, selbst in den teilweise verblüffend langen Splatter-Szenen machen sich gelegentliche Längen breit. Ein gewisser Wille zur Verknüpfung der Filme sei positiv angemerkt, es wird sicherlich fast allen Fans gut gefallen, wenn einmal mehr, wie schon im zweiten Teil, in den Keller aus dem ersten „Saw“ zurück gekehrt wird und das entsprechende Musik-Thema anklingt. Das ist zwar nur ein Fingerzeig, aber ein willkommener.
Regisseur Bousman inszeniert mit dem gleichen Team wie „Saw II“ auch diesen dritten Teil exakt genauso wie den Vorgänger, verwechselt Spannung mit Hektik, Dichte mit Härte, Charaktere mit Stichwortgebern und lässt keine Neigung für eine pointierte, souveräne Inszenierung erkennen, die dem Film ersichtlich gut getan hätte. Da können auch die Schauspieler nicht viel helfen. Tobin Bell als Jigsaw ist mit einem verquer angelegten Charakter, ein „sympathisch-unsympathisches Monster“ überfordert, Shawnee Smith ergibt sich diesmal dem Overacting, Dina Meyer und Donnie Wahlberg sind rasend schnell abserviert, der Rest agiert blass, da bleibt einzig Bahar Soomekh mit einer durchaus vorhandenen Ausstrahlung positiv in Erinnerung.

Einiges wieder gutmachen könnte der Film, wie schon der zweite Teil, mit einem gelungen Finale. „Saw II“ verknüpfte am Ende alles halbwegs geschickt miteinander und bot eine ähnlich dichte, rasante Montage wie der erste Teil. Niemand zweifelte daran, dass auch der dritte Teil ein solches Ende erhalten würde – und gerade da macht sich dann riesige Enttäuschung breit. Statt das alles sinnvoll zusammenzubringen, gibt es lediglich hektische, nichtssagende Bilder und kurz vor Schluss einige außerordentlich törichte Handlungswendungen, die die Serie als Abschluss einfach nicht verdient hat. Obwohl, Abschluss? Die Macher wollen nicht mehr, man hat keine Figuren übrig gelassen, trotzdem wurde „Saw IV“ angekündigt. Angesichts der extremen Ermüdungs- und Abnutzungserscheinen, die diese Serie bereits in der dritten Folge zeitigt, muss ein weiterer, wirtschaftlich bei dem Erfolg fast zwingender Teil radikal neue Wege einschlagen. Wir werden es erfahren, im Jahrestakt, solange sich Teenager, die diese Filme eigentlich noch gar nicht sehen dürfen, diesen Mutproben in solchen Scharen aussetzen wollen, wie bisher und die Serie so erfolgreich laufen lassen. Vielleicht wird der geneigte Verfasser dieser Zeilen für solche „Mutproben“ einfach zu alt.

Fazit: An den Haaren herbei gezogene Fortsetzung der „Saw“-Serie, der man erheblichen Zeitdruck bei der Erstellung anmerkt, und die nur mit teilweise verkrampften Splatter-Abstrusitäten die Vorgänger übertreffen und gegen erdrückende Ermüdungserscheinungen der Serie ankämpfen kann.

Die DVD von Lionsgate aus den USA enthält eine fast 6 Minuten längere Fassung, die laut Schnittberichte.com gegenüber der Kinofassung um die 130 Änderungen (teilweise im Einzelbildbereich) aufweist und in der gezeigten Härte in den letzten Jahren ihresgleichen sucht, weshalb schon die Kinofassung in Deutschland bei der FSK erhebliche Probleme bekam. Die DVD im durchsichtigen Amary Case zwinkert einem ein offensichtliches „Ich bin noch nicht die Special-Edition“ zu, trotzdem wird man mit einigen Featurettes und einem Audiokommentar ganz ordentlich bedient. Eine DTS-Spur, wie bei den beiden Vorgängern, gibt es nicht, die bleibt wohl der nächsten Edition vorbehalten.

hinzugefügt: February 8th 2007
Tester: Oliver Naujoks
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