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Broughton, Rhoda: Geistergeschichten (Buch)

Rhoda Broughton
Geistergeschichten
Bibliotheca Arcana Band 4
Verlag Lindenstruth, 144 Seiten, Paperback = 12,00 EUR, Hardcover (Vorzugsausgabe) = 24,00 EUR, ISBN 978-3-934273-04-7

Von Markus K. Korb

Schon seit undenklich langer Zeit erzählen sich Menschen Geschichten, welche von Magie, unheimlichen Wesen oder Gespenstern handeln. Großbritannien ist reich an Sagenstoffen, welche Grundstock sind für so manche Geistergeschichte. Angeblich ist es ja auch dasjenige Land, wo die meisten Gespenster „leben“.
Die englische Gespenstergeschichte hat eine ganz besondere Tradition und Kraft, aus der noch heute die Autoren von der Insel zehren können. Ein paar Namen fallen spontan ein: Montage Rhode James, Mary Shelley, Howard Wakefield und Sheridan Le Fanu. Der letztgenannte war der Onkel von Rhoda Broughton, welcher sie dazu ermunterte, ihre phantasievollen Geschichten niederzuschreiben.
Der Verlag Lindenstruth bringt nun das in großen Teilen vergessene literarische Erbe dieser bemerkenswerten Frau als Band 4 in seiner Reihe „Bibliotheca Arcana“.

Rhoda Broughton lebte von 1840 bis 1920 und wurde vor allem durch ihre Romane bekannt, welche fast durchwegs romantische Grundschwingungen haben. Ihre Geistergeschichten sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Der Band 4 in der „Bibliotheca Arcana“ vereint fünf ihrer interessantesten Vertreter.

Das Buch beginnt mit der wohl zu Lebzeiten bekanntesten Gespenster-Geschichte von Rhoda Broughton, betitelt „Mrs. Smith von Longmains“. Die Story folgt dabei der bekannten Linie der Vorahnungsgeschichte. Die Protagonistin der Geschichte hat in der Nacht einen Traum, der ihr weissagt, dass eine entfernt bekannte Mrs. Smith von Longmains eines gewaltsamen Todes sterben wird. Trotz widrigster Umstände macht sie sich auf den Weg, um Mrs. Smith zu warnen.
Die Story lebt von der Sprache Broughtons, welcher es gelingt, den Leser zu packen und in eine längst vergangene Epoche des britischen Empire zu ziehen, mit all seinen gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Gebaren.
„Bettys Visionen“, ebenfalls eine Vorausahnungsstory, wird in mehreren Etappen erzählt. Betty, eine Tochter aus gutem Hause, hat zu den verschiedensten Lebensphasen merkwürdige Visionen, welche ihr den Tod eines ihr nahestehenden Menschen anzeigen. Das setzt sich durch die Jahre fort und endet erst, als Betty selbst im fortgeschrittenen Alter und Mutter einer Tochter ist.
Die Geschichte ist ordentlich erzählt, weist aber keine neuen Merkmale auf, welche sie von der bekannten Tradition abheben könnte.
„Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ ist die beste Geschichte in dem Band. In der ungewöhnlichen Form der Briefkorrespondenz-story wird hier von den unheimlichen Ereignissen in einer bestimmten Londoner Wohnung berichtet. Das Gespenst wirkt umso grauenerregender, da es nie selbst in Erscheinung tritt, nie von der Autorin per se gezeigt wird. Das Ende ist etwas jäh, doch insgesamt weiß die Geschichte zu überzeugen.
„Der arme, hübsche Bobby“ ist wiederum eine Visionsgeschichte. Eine alte Dame erzählt in der Rückschau von ihrem unheimlichen Erlebnis. Als junge Frau verliebt sie sich in einen Kriegskameraden ihres Vaters, der sie bittet, den Vater zu bewegen, ihn an vorderster Front im Seekrieg gegen Napoleon einzusetzen. Sie tut es, wird aber von Visionen geplagt. Sie ist sich sicher, dass ihr Verlobter auf See gestorben ist. Eines Nachts kommt er nach Hause, triefend nass und frierend. Am nächsten Tag stellt sich dies als Nachtgesicht heraus und wenig später erreicht sie die Meldung, dass ihr Verlobter tatsächlich von den Franzosen getötet und über Bord geworfen wurde.
Auch die letzte Geschichte hat mit Vorahnungen zu tun. Eine Dame wird von ihrer Freundin zu einem Aufenthalt in deren Familiensitz auf dem Land eingeladen und durchlebt dort eine schreckliche Nacht, in welcher sie träumt, dass ein irischer Landarbeiter den beiden Gastgebern die Kehle durchschneidet und sich an deren Schmuck vergreift. Sie reist überstürzt ab und muss einige Tage später aus der Zeitung erfahren, dass ihre Vision Wirklichkeit geworden ist.
Den Band beschließt ein kenntnisreiches Essay über die Autorin, verfasst von Stewart Marsh Ellis im Jahre 1920.

Fazit:
Rhoda Broughtons „Geistergeschichten“ sind eine lohnende Lektüre für Anhänger viktorianischer Spukstories. Leider ähneln sich viele der Geschichten sehr im gewählten Sujet und im Aufbau. Aber den wahren Phantastikfreund wird das weniger stören, erhält er hier doch einen Band für seine Sammlung, der eine Autorin in kaum gekannter Weise zeigt.

hinzugefügt: January 20th 2007
Tester: Markus K. Korb
Punkte:
zugehöriger Link: Verlag Lindenstruth
Hits: 2757
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