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Sturgeon, Theodore: Lichte Augenblicke (Buch)

Theodore Sturgeon
Lichte Augenblicke
Die besten Erzählungen von Theodore Sturgeon
Aus dem Amerikanischen von verschiedenen Übersetzern
Vorwort von Samuel R. Delany
Titelillustration von Rainer Schorm
Shayol Verlag, 2003, Paperback, 232 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 3-926126-29-9

Von Irene Salzmann

Theodore Sturgeon lebte von 1918 bis 1985. Bereits in seiner Kindheit faszinierten ihn phantastische Hefte und Bücher, die der strenge Vater nicht in seinem Haus duldete. Vielleicht trug dies dazu bei, dass Sturgeon schließlich selbst Autor zahlreicher SF-Storys und –Romane wurde. Sein Bewunderer und Freund, der Schriftsteller Samuel R. Delany, beschreibt in einem ausführlichen Vorwort das Leben und nennt einige der wichtigsten Werke Sturgeons.

In dem vorliegenden Band findet man einige seiner interessantesten Kurzgeschichten:


„Donner und Rosen“ schildert, wie ein Land nach einer verheerenden Attacke im Sterben liegt. Wer die Einschläge der atomaren Sprengkörper überlebte, geht nun an den Folgen der Radioaktivität zugrunde. In einem Stützpunkt harrt eine kleine Gruppe Soldaten aus, als ein Ereignis ein letztes Mal Licht in ihr düsteres Schicksal bringt: Die beliebte Sängerin Starr Anthim besucht sie. Starrs Auftritt ist zugleich die Bitte, keine Vergeltung an den Feinden zu üben, da sich diese durch ihre Aktion selbst zum Tode verurteilt haben. Wenigstens ein paar Menschen sollen überleben, damit deren Nachkommen eine bessere Welt schaffen können. Nicht alle Soldaten wollen den letzten Wunsch des Stars erfüllen.

Der Titel „Killdozer!“ gibt den Inhalt in gewisser Weise schon preis. Ein riesiger Bulldozer entwickelt plötzlich ein unheimliches Eigenleben, dem ein Arbeiter nach dem anderen zum Opfer fällt. Scheinbar nichts kann das mörderische Fahrzeug stoppen, zumal die Männer einander misstrauen.

„Langsames Wachstum“ eines Krebstumors bedeuten das baldige Ende einer jungen Frau, aber auch die kontrollierte Entwicklung eines Bonsais und vor allem der Beginn einer Beziehung zwischen zwei Menschen. Kann es Wunder geben?

Was „Das [Fringding], das [Frangding] und Boff“ sind, wird erst am Schluss der gleichnamigen Geschichte verraten. Außerirdische Beobachter nehmen Einfluss auf das Leben ganz normaler Menschen – und das im positiven Sinn.

Die Titelstory „Lichte Augenblicke“ erzählt von einem einsamen Mann, der zufällig eine schwer verletzte Frau findet. Dank seiner medizinischen Kenntnisse kann er ihr Leben retten und pflegt sie gesund. Schließlich will die genesene Patientin ihn verlassen, aber er hat etwas dagegen.


Allen Erzählungen ist gemein, dass sie auf der Erde spielen und praktisch in diesem Moment stattfinden könnten. Im Mittelpunkt stehen stets die Menschen, die zu Opfern von Ereignissen werden, über die sie die Kontrolle verloren haben oder die sie beeinflussen. Sturgeon beschreibt bis ins kleinste Detail das Denken und Handeln seiner Protagonisten, so dass der Leser in seiner Vorstellung die Szenen wie einen Film ablaufen lassen kann. Aufgegriffen werden Themen, die jeden beschäftigten – in den Jahren, in denen die Storys geschrieben wurden.

Unschwer erkennt man, dass es Amerika ist, das zerstört wurde. Die Angst vor den Kommunisten in Ost (VRCh) und West (SU) hielt lange Zeit die Welt in Atem, und jeder fragte sich, ob irgendwann jemand die Nerven verlieren und den berühmten roten Knopf drücken würde. Natürlich ist man sich bewusst, dass keine Seite einen solchen Krieg gewinnen kann und sich die Menschheit selbst ausrotten würde. Falls es passiert, will Sturgeon ein wenig Hoffnung schimmern lassen.

Auch die Furcht vor einer unheilbaren Krankheit belastet. Die Protagonisten haben keine Namen – jeder könnte an ihrer Stelle sein. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein Wunder, aber das gibt es nur in (phantastischen) Storys mit Happy-End. Die zynische Alternative lässt den Retter selbst zur Gefahr werden.

Auch Außerirdische und unerklärliche Phänomene gehören zum Repertoire. Wer kann schon wissen, wenn man die Artefakte versunkener Kulturen zu bergen versucht, welche unheimlichen Maschinen oder Kräfte dadurch aktiviert werden? Und können wir sicher sein, dass keine Fremden unter uns sind, die uns beobachten und manipulieren? Dabei muss es sich bei diesen Unbekannten nicht zwangsläufig um Invasoren aus dem All handeln, denn Politiker und radikale Gruppen beeinflussen die Menschen ständig.


Die Geschichten lesen sich nicht nur wie ein Ausflug in die Vergangenheit, genauer: in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Viele Themen sind noch immer aktuell und werden auch in Zukunft Anlass zur Sorge und zum Nachdenken geben. Sturgeons Erzählungen bieten einigen Freiraum für Interpretationen und zugleich subtile Spannung.

Wer anspruchsvolle SF schätzt, die auf Action-Elemente und Space-Opera-Krawall verzichtet, sollte einen Blick in diesen Band werfen.

hinzugefügt: January 15th 2007
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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