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Siefener, Michael: Nathaniel (Buch)

Michael Siefener
Nathaniel
H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos Band 1
Titelillustration: BabbaRammDass
Festa Verlag, 2006, Paperback, 224 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86552-060-9

Von Carsten Kuhr

Michael Siefener entführt uns in die ferne Zukunft.
R'lyeh, der Ursprung der Dunkelheit, ist aus dem Meer aufgetaucht. Die Menschen wurde von den Großen Alten und ihren Kreaturen weitestgehend ausgerottet. Lediglich ein paar ihrer treuesten Anhänger entgingen dem globalen Holocaust und vegetieren seitdem, von einer allmächtigen Priesterkaste in geistiger Umnachtung gehalten, vor sich hin. Wissen, das Lesen, das Denken sind vergessene Fähigkeiten, ein primitiver Tauschhandel - Muscheln gegen Nahrung und Gebrauchsgegenstände - ersetzt die selbstbestimmte Existenz.
Nathaniel ist einer dieser dem System angepassten Menschen. In seinem Büro bestimmt er Tag für Tag, wer ein neues Bett, oder einen neuen Eimer für seine Notdurft bekommt. Eines Tages aber sucht ein alter Freund aus Jugendtagen seine Nähe. Dieser, als Priester privilegiert und des Lesens mächtig, übergibt ihm einen in ein Öltuch eingeschlagenen Gegenstand. Als die Sucher, die Vollstrecker der Priester auftauchen und seinen Freund ermorden, flieht Nathaniel. Er weiß nur, dass er den Gegenstand einer Frau Namens Asenath übergeben soll, doch wer ist die mysteriöse Fremde, und wo kann er sie finden? Auf seiner Flucht kommt er in Kontakt mit Rebellen, entdeckt, dass auch er die übernatürliche Gabe des Traumes hat, und wird von Verfolgern quer durch die monströse, verfallene Metropole Arkham gehetzt. Erst auf R'lyeh aber wird seine wahre Mission deutlich...


H. P. Lovecraft, der Einsiedler aus Providence, der zu seinen Lebzeiten verarmt und kaum publiziert ein einsames, entbehrungsreiches Leben führte, gilt heute zurecht als einer der Großmeister der modernen Phantastik. Generationen von Schriftstellern hat er mit seinen Cthulhu-Mythos inspiriert, Werk in der Tradition HPLs stehen bei Verlagen in aller Welt hoch im Kurs. Nach seiner gediegenen Hardcoveredition um „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ beginnt das Haus der Fantastik mit vorliegendem Roman die Reihe „H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos“. Ist bei all den Nachahmern überhaupt noch Platz für weitere, von Lovecraft inspirierte Werke, muss unbedingt noch eine neue Reihe gestartet werden, so wird sich mancher Leser fragen?

Nun, wenn das Gebotene von einer derartigen Qualität ist, wie Michael Siefeners Roman, dann kann man beide Fragen nur mit einem entschiedenen „Ja“ beantworten.
Ungleich vieler anderer, weniger versierter Autoren versucht Siefener dabei nicht den Meister aus Providence zu kopieren, nutzt lediglich dessen Schreckenspantheon, um in diesem seine eigene Geschichte zu platzieren.

Stilistisch, wie von ihm schon gewohnt herausragend, besticht sein Werk durch eine düstere Ausstrahlung, die viel mehr an Kafka oder Auster erinnert, als an die Geschichten aus der Feder Lovecrafts selbst. Während letzterer sein Augenmerk auf die unaussprechlichen, aber monströsen Großen Alten und deren Helfer legte, stellt Siefener seinen Protagonisten ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Verlauf der Geschehnisse erleben wir mit, wie Nathaniel sich von einem angepassten, über seine Lebensumstände nicht nachdenkenden Mitarbeiter zu einem tatkräftigen Rebellen entwickelt. Der einstige Mitläufer entdeckt unangenehme Wahrheiten, sträubt sich zunächst, diese als real zu akzeptieren, wandelt und wächst in diesem Prozess. Dabei offenbart sich eine zunächst einsame Seele, die nach Nähe, nach Erkenntnis und Anerkennung sucht. Die unangenehmen Tatsachen müssen erst verarbeitet werden, Verrat vermeintlicher Freunde erschüttert Nathaniel, gerade als er sich ein wenig öffnet. Gerade diese hintergründige Entwicklung wurde, ein wenig versteckt, sehr intensiv geschildert. Vor meinen Augen nahm hier eine Persönlichkeit Gestalt an, die mir sehr überzeugend beschrieben wurde, die sich entwickelte und durch deren Augen ich Eingang fand in eine fremdartige, ich möchte fast sagen unmenschliche Welt fand, die weitestgehend ohne Liebe, ohne Geborgenheit auskommen muss.

hinzugefügt: January 14th 2007
Tester: Carsten Kuhr
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