Owen, James A.: DER ZEITLOSE WINTER - KAI MEYERS MYTHENWELT 3 (Buch)

KAI MEYERS MYTHENWELT 3: DER ZEITLOSE WINTER, James A. Owen

Kai Meyers Mythenwelt 3
James A. Owen
Der zeitlose Winter
(Babylon's Meridians)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Sara Schade
Festa Verlag, Hardcover, 221 Seiten, 18,85 EUR, ISBN 3-935822-63-4

Von Carsten Kuhr

Frank Festa und sein Verlag haben die Druckerei gewechselt. Dies stach mir insbesondere wegen des etwas anderen Papiers ins Auge, auf dem der Text gedruckt wurde, aber auch wegen eines geringfügig kleineren Formats vom dritten MythenweIt-Romans. Die Abweichung ist minimal, stört aber, wenn man die Bücher nebeneinander in einer Reihe stehen hat das optische Gesamtbild.

Genug des Lamentierens, zum Inhalt.
Im dritten Band der Mythenwelt-Saga lernen wir einen neuen, wichtigen Protagonisten kennen. Fischmehl, so sein Name wurde in Afghanistan geboren. Von jeher vermag er es in seinem Kopf die Entfernung und Richtung zu einem jeden Ort der Erde zu ermitteln. Auch Orte, die auf keiner Karte verzeichnet sind vermag unser Fischmehl zu finden. Sein Hobby während seinem eintönigen Dienst an Bord eines ausgemusterten Öltankers, der jetzt einem cleveren Geschäftsmann als Piraten- und Schmugglerschiff dient ist es, Karten von fiktiven Orten zu zeichnen. Da bringt der erste Offizier eines Tages ein merkwürdiges Schmuggelgut als Fracht an Bord. Eine Kiste soll von Amerika nach Spanien verschifft werden. Der Kapitän beauftragt Fischmehl - wen sonst - auf den unbekannten Inhalt aufzupassen. Natürlich, Menschen sind ja so neugierig öffnet Fischmehl das Pakt, und die Büchse der Pandora erhält neben dem Rezept für geschmorten Wühlmauseintopf einen vom Rumpf abgetrennten Kopf (vgl. Band 2). Einen Kopf aber, der nicht nur sprechen kann - magische in die Zunge tätowierte Runen sorgen dafür - sondern sich auch als unsterblicher Skalde entpuppt, der die geheime Geschichte(n) der Welt kennt und teilweise selbst verfasst hat. Zusammen mit einer Bluesband friert das Tanker mitten auf dem Atlantik im eisigen Winter des Armageddon fest. Fischmehl und der Kopf machen sich auf, die Welt zu retten, was leichter gesagt als getan ist.

Wir erfahren einiges in diesem Buch. Die Geschichte der Welt muss eigentlich neu geschrieben werden. Alles begann, Owen zufolge zumindest mit den Göttern der Asen, Ihren Vorfahren und, wie kann es anders sein, mit den Frauen. Wir erfahren den Zusammenhang zwischen den Nornen, Loki und dem Winter der Welt, begegnen dem Hüter über die Welt der Toten und einem höchst lebendigem Buddha, erfahren die wahre Geschichte hinter der Kreuzigung von Jesus und dem Niedergang des Römischen Reiches, erleben Schutzgötter in Penisgestalt in Aktion - die Vielfalt des Ideenreichtums ist schlichtweg überwältigend. Der Autor erschlug mich förmlich mit interessanten, faszinierenden und spannenden „Geschichten in der Geschichte“.

Nur, und das ist dann in meinen Augen auch das größte Manko des Romans, dass er für meinen Geschmack ein wenig zu viel in die etwas über 200 Seiten hineingepackt hat. Owen reiht eine phantasievolle Erzählung an die nächste, präsentiert uns eine unvergessliche Gestalt nach der anderen. Immer wenn ich gedacht habe jetzt zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde, überraschte mich die Lektüre mit einer unerwarteten Wendung. Grundsätzlich ist dies toll, und spricht nur für den Autor, wenn er seine Leser zu überraschen weiß. Doch in der Summe war es mir dann des Guten doch zu viel. Owen mischt altnordische Sagen mit den Religionen des Buddhismus und des Christentums, vermengt darin griechische Sagen ebenso wie die Mythen um Atlantis und andere fiktive Länder. Dass unser wackere Protagonist sich dann selbst als einer der Erlkönige entpuppt, spätestens da verlor der Plot für mich seine innere Überzeugungskraft.
Amüsierte ich mich zu Beginn der Lektüre gar königlich über die Geschichten des Skalden, über das mythische Geflecht, das sich vor meinen Augen entwirrte, so verwirrte sich die innere Struktur der Buches zu dessen Ende hin zusehends. Ich konnte dem Autor seine Mähr einfach nicht mehr abnehmen, so ungewöhnlich und unerwartet seine Wendungen auch waren. Hier wäre ein bisschen weniger mehr gewesen. Ich bin gespannt, wie Owen im nächsten Band die Handlung fortsetzen und seinen Spannungsbogen weiterführen wird.

hinzugefügt: July 27th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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