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Farscape - Season 3 Box (DVD)

Farscape – Season 3 Box
Australien/USA 1999, mit Ben Browder, Claudia Black, Jonathan Hardy u.a.

Von Thomas Harbach

Schon der neue Vorspann von „Farscape“ ist sehr viel packender inszeniert und betont die dunklen Inhalte der Serie mehr. Aber auch so bringt die neue Staffel eine Reihe von Versuchen, die bisherigen Grenzen von Charakteren und Konstellationen zu erweitern.
Die gesamte Staffel durchzieht eine düstere, fast negative Atmosphäre. Selbst der inzwischen zu einem Markenzeichen gewordene Humor wirkt sarkastischer und gemeiner. Leider hat das Team insbesondere in Bezug auf den Tod von wichtigen Charakteren übertrieben. Zu Beginn der Staffel wird dieses tragische Element nicht immer effektiv eingesetzt, Protagonisten werden als verstorben oder im Kampf gefallen deklariert, um am Ende der Folge wieder aufzustehen. Wenn schließlich mit Zhaan, Stark und Crais sich elementare Charaktere auf mehr oder minder tragische Art und Weise verabschieden, greift dieser handlungstechnische Plot nicht mehr mit der geplanten Intensität und negiert einige sehr gute Ansätze. Stand in den ersten beiden Staffeln noch die schwierige Teambildung im Mittelpunkt, konzentriert sich das Drehbuchteam jetzt auf den Konflikt mit Scorpius. In der zweiten Staffel reagierte die Crew der Moya mehr auf die sehr unterschiedlichen Bedrohungen, in der zweiten Hälfte der dritten Staffel beginnen sie überraschend effektiv zu agieren und landen zumindest einen vorläufigen Sieg. Drohte die Serie zumindest in der Mitte der zweiten Staffel zu einer leichten Parodie zu verkümmern, ist für die letzte bei Koch Media erschienene DVD-Box zu vermelden, dass Action und vor allem ein inzwischen sehr vielfältiges Universum im Mittelpunkt stehen und viele der Plots deutlich kompakter und spannender wirken.


Der Titel ist Programm. Die erste Folge heißt „Die Phase der Tode“. Warum sich die Produzenten für den Tod und nicht die Liebe entschieden haben, dürfte ihr Geheimnis sein. Auf dem Audiokommentar wird auch nicht weiter darauf eingegangen. Die Tatsache, dass sich inzwischen eine Reihe von Paaren – Zhaan und Stark, Dárgos und sein Sohn sowie Chiana und natürlich die humanoiden Chrichton und Aeryn Sun – gebildet haben, deren Beziehungen kaum ausgelotet, geschweige denn wirklich werden, gerät in den Hintergrund aufgrund der vielen „Todesfälle“. Überträgt man aus der letzten Staffel die tote Aeryn finden sich mit Scorpius – „Tod“ durch Talyn Abschuss – und am Ende Zhaan – „Tod“ durch Entkräftung bei Aeryns Heilung – zwei weitere Charaktere auf der Schwelle zur nächsten Ebene. Natürlich muss der Auftakt zur neuen Staffel die schwierige Ausgangslage fortführen. Aeryn ist angeblich tot und Chrichton nach der Entfernung von Scorpius Chip schwachsinnig. Zhaan versucht – eher durch einen Zufall begünstig – Aeryn wieder durch ein Einheits-Ritual ins Leben zurückzurufen, während Chrichton sich in seinem Inneren einen stilisierten Boxkampf mit Scorpius inzwischen missionslosen Clon liefert. Das Original zieht mittels einer neuen Waffe – er kann Wesen gedanklich steuern und täuscht im Körper des Arztes die Crew der Moya. Aus diesem unfreiwilligen Zusammenspiel zieht die Folge in erster Linie ihre Spannung. Neben einigen unnötig überzeichneten sadistischen Szenen wirkt der Handlungsbogen deutlich konstruiert – alle Protagonisten versuchen mehr oder minder erfolgreich, Pläne umzusetzen, gegen deren Erfüllung wieder Gegenpläne geschmiedet werden – und vor allem fehlt eine für diese Art der Folge elementare emotionale Bindung zum Zuschauer. Spätestens mit Aeryns Wiedererweckung gleitet das Drehbuch ins Kitschige und Metaphysische ab. Wenn die ehemalige Peacekeeperin dann auch noch ihren ersten Auftritt in „Aliens“-Weaver-Manier hat, schließt sich nicht der Kreis, sondern lenkt von der komplex erscheinenden, aber innerlich hohlen Handlung ab. Das Zhaan Stark mit einem einzigen Faustschlag niederstreckt, um Aeryn zu erwecken, passt irgendwie in das schiefe Bild der Folge. In den letzten fünfzehn Minuten versucht die Regie die handlungstechnischen Schwächen durch einen rasanten Wechsel der einzelnen Ebenen und schnelle Schnitte auszugleichen. Natürlich gehört es zu den Gesetzen des Fernsehens, einen Staffel mit einem Paukenschlag beginnen und aufhören zu lassen, wenn aber die Auflösung dieses Cliffhangers nur zu einer Variante am Ende der ersten Folge führt, erscheint diese Vorgehensweise nicht mehr dramatisch, sondern nur noch langweilig. „Unter den Zwillingssonnen von Quell“ befindet sich eine Handelsstation, auf der die Moya fleißig einkauft. Diese wird plötzlich von geheimnisvollen Eruptionen heimgesucht, die angeblich auf dem Verhalten der Sonne basieren. Erst später stellt sich heraus, dass die Ursache eine Sekte vom Kompak ist, gegen deren Religion der Handel ist. Beim letzten Sturm verfängt sich die Moya in den Kabeln und droht von denen zerdrückt zu werden. Dárgo kämpft dagegen mit sich selbst, nachdem er erfahren hat, dass Chiana und sein Sohn ihn betrügen. In seinem Charakter spiegelt sich eine emotional sehr komplexe und vor allem nicht pathetisch vorgetragene Situation wieder. Ansonsten handelt es sich um eine klassische Katastrophenfolge, damit ist weniger die Qualität gemeint, als die Moyabesatzung auf der einen Seite überlebende Kinder aus einer abgeschlossenen Sektion der Station retten muss, auf der anderen Seite die Moya selbst aus den sie erdrückenden Kabeln zu schneiden ist. Dárgo scheint seinen Befreiungsversuch mit dem Leben zu bezahlen, während Zhaan weiterhin ihren langsamen Tod stirbt, da man noch immer keine Welt für ihre Regeneration gefunden hat. Die extreme Gefährdung der einzelnen Charaktere mit Hinweisen auf ihren „Tod“ in noch nicht einmal einer Handvoll von Folgen verliert schnell an Spannung, an Effektivität und beginnt sich vor allem zu neutralisieren. Am Ende der Folge zählt das fast schon in Vergessenheit geratene Teamwork trotz der Spannungen innerhalb der Besatzung. Der Epilog ist allerdings kitschig.

Der Titel des ersten Zweiteilers „Die selbst beigebrachten Wunden“ könnte zumindest über der ersten Hälfte der dritten Staffel stehen. Auf der Suche nach einem Planeten, der Zhaan Heilung bringen könnte, begegnet die Moya wieder einem Wurmloch und Chrichton möchte zum wiederholten Male eine Theorie – oder wie die Besatzung findet, seinem Wahn – folgen. Bevor er sich aber in das Wurmloch stürzen kann, kollidiert der Leviathan mit einem anderen Raumschiff scheinbar aus einer anderen Dimension und gemeinsam werden die beiden Raumschiffe in einer Art Nexus gefangen gehalten. Auch wenn das Wurmloch eine kleine Variation darstellt, wirkt das Ausgangsszenario wieder bekannt, die Moya ist zum wiederholten Mal in Gefahr, ihr Leben auszuhauchen und wenn Chrichton davon spricht, dass er auf der Erde jede Menge Star Trek gesehen hat, ist diese Bemerkung nicht nur ironisch, sondern mit ihrer Mischung aus Pseudowissenschaft und verschlagenen Aliens nicht mehr überraschend. Dieses Mal ist also Pilot zusammen mit der Moya des Todes. Weiteres Konfliktpotential birgt Chrichtons Obsession mit Wurmlöchern, während die Crew für ihre Kameradin Zhaan kämpft. Aus dieser emotionalen Nebenhandlung wird allerdings zu wenig gemacht, stattdessen wird versucht, die Aliens in einem zwielichtigen, aber ambivalenten Licht darzustellen, um zumindest die teilweise zu dürftige Handlung des ersten Abschnitts der Folge zu füllen. Es gibt eine Reihe von sehr surrealistischen Szenen. Neben dem Hyperraumdrachen, der allerdings tricktechnisch nicht unbedingt gut umgesetzt worden sind, stechen die im Laufe der dritten Staffel immer wieder hervorgehobenen Dialoge zwischen dem in Chrichton Hirn gefangenen Scorpiusklon und ihm heraus. Dabei sind nicht nur die Zwiegespräche ungewöhnlich gehaltvoll, sondern die Bekleidung – das reicht das Spektrum bei Scorpius von leichter Freizeitkleidung bis zum Smoking – und die Hintergründe. Das Autokino ist ein schöner Hintergrund und immer mehr bekommt der Zuschauer das Gefühl, als stelle diese Handlungsebene eine Hommage an „Zurück in die Zukunft“ dar. Im zweiten Teil der Handlung kommt es zu einer Reihe sehr unterschiedlicher Konfrontationen an den Bord der Moya mit Anspielungen auf Filme wie Alien unterstrichen mit diversen Pseudowissenschaften – die Moyaner werden in diesem Handlungsabschnitt fast zu Schablonen reduziert und agieren statisch. Die überdimensionalen Bedrohungen dagegen werden sehr effektiv und vor allem nicht zu sehr im Vordergrund eingesetzt, das Ende ist allerdings vorhersehbar. Alles in allem stellt der Zweiteiler eine gut erzählte Folge dar, deren Handlungsstruktur und Ende keine wirklichen Überraschungen bietet und dessen logische Struktur an mehr als einer Stelle angezweifelt werden muss. Die schwerkranke Zhaan opfert sich für ihre Moya-Besatzung und erleidet wahrscheinlich von den Hauptprotagonisten auf beiden Seiten von Gut und Böse als einzige einen echten „Tod“. Dieser wird sehr ergreifend inszeniert, ein wenig rührselig und durch die insgesamt schwachen Schauspielerleistungen in dieser Folge wirkt die Szene kontraproduktiv. Die Prinzessin Neeyala – die Kommandantin des fremden Raumschiffes ersetzt sie zukünftig, ihre schrille, übertriebene Art ist allerdings nicht nur zum Auftakt gewöhnungsbedürftig.
„Ein Riss in der Zeit“ beginnt sehr ungewöhnlich. Auf der Suche nach kultureller Entspannung besucht die Moya-Besatzung die Welt der Jocaceaner, auf der vor fünfhundert Zyklen eine Peacekeepermannschaft eine Gruppe von Ordensfrauen´vor der Übermacht der außerirdischen Feinde verteidigt hat. Schließlich konnte der große historisch gesehen Held einen Frieden mit den Feinden aushandeln, der über Jahrhunderte gehalten hat. Auf dem Ausstellungsgelände werden einige Besatungsmitglieder der Moya natürlich in die Vergangenheit dieses Konfliktes geschleudert und sie stellen fest, dass erstens die historische Ausgangssituation nicht so gewesen ist, wie hier beschrieben und zweitens jede ihrer Handlungen die Zukunft stark beeinflusst. Die Exposition wirkt wie in einem klassischen John Ford-Western, die Mythen werden als geschichtliche Übertreibung oder gar Lügen entlarvt. Rückwirkend erscheint die Idee, dass die Vergangenheit sehr labil ist, in der theoretischen Exposition vernünftig, allerdings ändert sich nur auf dem Planeten per se alles und die Moya bleibt trotz der unterschiedlichen Szenarien auf ihrer Position im Orbit. Trotz der bekannten grundlegenden Thematik ist es eine überraschend emotionale, fast intime Geschichte. Viele kleine, sehr detaillierte Anekdoten runden das gute Gesamtbild befriedigend ab. Surrealistischer Höhepunkt: der Scorpiusklon spielt auf einer Mundharmonika den eingeschlossenen eine alte Westernmelodie. Es wäre allerdings besser gewesen, wenn er in diesem an „The Alamo“ angelehnten Handlungsfaden er das „Lied vom Tod“ gespielt hätte. Im Mittelpunkt dieser sehr menschlichen Geschichte stehen Bestimmung und Schicksal, mit dem Peacekeeperkoch hat man einen sehr sympathischen und überzeugenden Nebendarsteller etabliert, dessen bevorstehendes Schicksal alles außer ihm kennt. Das Ende der Folge ist beklemmend düster und schließt eine auf den ersten Blick nicht unbedingt innovative, aber gut erzählte Episode zufrieden stellend ab.

Auch wenn die nächsten Folgen nicht als Fortsetzungen gekennzeichnet sind, beinhalten sie einen fortlaufenden Spannungsbogen und sind zusammenhängender als manche der direkt als Mehrteiler gekennzeichneten Episoden. Inzwischen ist der Zickenkrieg an Bord der Moya in vollem Gange. Im Mittelpunkt steht das neue Crewmitglied, die arrogante Prinzessin. Bei einer Expedition landet ein Teil der Moyabesatzung in einem Shuttle an Bord eines anderen, kranken Leviathans, auf dem ein entflohener, gefährlicher Häftling hirnfressende Duplikate der ursprünglichen Crew und schließlich auch von einigen Moyacrewmitgliedern. Es ist eine sehr dunkle Folge, bewusst in der Tradition von Romeros „Night of the Living Dead“ Filmen inszeniert und der kranke Leviathan könnte direkt aus der Phantasie David Cronenbergs stammen. Nach der wirklich verstorbenen Zhaan erwischt es zumindest auf den ersten Blick dieses Mal Dárgor, der umgebracht und angefressen worden ist. Da die Zuschauer inzwischen wissen, dass es im „Farscape“-Universum auch echte Tote geben kann, wirkt die Szene überraschender und schockierender, aber zwei Handlungsträger kurz hinter einander zu eliminieren, wäre auch für diese Serie zu viel. Des Weiteren etabliert man einen charismatischen Bösewicht, der allerdings zu eindimensional entwickelt worden ist und in eine Struktur passt, die zwar oberflächlich unterhält, als Ganzes aber wie auch Versatzstücken zusammengesetzt wirkt. „Talyns Flucht – Aeryns Schicksal“ ist nicht nur der Titel der nächsten Episode, sondern fasst im Kern auch schon die Handlung zusammen, Die beiden Chrichton Klons – zwischen den Zeilen wirkt klar, dass anscheinend das Original auch nur ein Klons von Scorpius (?) gewesen ist – streiten sich, während Talyn immer noch unter den Folgen eines Peacekeeperangriffs leidet, der von Aeryns Mutter geleitet worden ist. Auf einer Wasserwelt versucht die Crew, die notwendigen Medikamente für Talyn zu kaufen. Die Klonhandlung dieser Folge ist nicht unbedingt überzeugend, der Zuschauer hat das Gefühl, als würde diese Idee beliebig ein oder ausgeschaltet, je nach Bedarf des eher fragmentarischen Drehbuchs. Der übergeordnete Spannungsbogen zurück zum Beginn der Serie und den Peacekeepern zeigt Potentiale auf, die bislang nicht genutzt worden sind und zusammen mit der persönlichen Komponente – Aeryn erfährt mehr über ihre Herkunft und erkennt, dass ihre Erzeugung kein geplantes Auffüllen von Soldatenrängen gewesen ist – bildet es eine interessante Mischung. Auf dem Planeten füllt man sich an einer Mischung aus Blade Runner – die verregnete Welt – und Dune – der kranke Herrscher, der den Harkonnen ähnlich sieht – erinnert. Insbesondere dieser Mittelteil zeigt deutlich, wie gut „Farscape“ sein kann, wenn man sich neben einer soliden Handlung auf fremdartige, aber nachvollziehbare Figuren konzentriert und sich am Ende das ganze Szenario nur als Bestandteil einer riesigen, kaum überschaubaren Fliegenfalle entpuppt, mit der Moya im Netz gefangen.

Sun, Crais und zumindest ein Chrichton versuchen in „Das unheimliche, grünäugige Monster“ Talyn zu regenerieren und achten nicht auf die unmittelbare planetare Umgebung. Ihnen nähert sich ein riesiger Budong und verschlingt wie in der Bibel Jonas mit Fell und Schiff. Der kleine Leviathan kann mit letzter Kraft im Rachenraum befestigt werden. Aus diesem grotesken, aber nachvollziehbaren dargestellten Szenario entwickelt sich ein intensives Kammerspiel, da die dreiköpfige Crew an Bord des Leviathan sich untereinander nicht vertraut und die Zusammenarbeit eher notwendig als überzeugend voranschreitet. Dagegen wirkt die Nebenhandlung mit Stark und Rygel, die zu dem Planeten mit dem Budong fliegen, eher lächerlich und unlustig. Als sich schließlich Sun mit Talyn gegen Chrichtons Willen verbinden lässt, versucht die Regie Suns Blicks durch Talyns Instrumente mit schnellen Schnitten, einer eingeschränkten Perspektive, Zeitraffer und schließlich verzerrte Soundeffekte zumindest überzeugend, wenn auch manchmal zu ineffektiv eingesetzt auszudrücken. Aus der bizarren Ausgangssituation heraus entwickelt sich eine geradlinige Folge ohne tiefer gehende Intentionen und phasenweise eine Parodie auf Melvilles „Moby Dick“. Am Ende siegen die Emotionen über die kalte Logik, das Problem ist nur, wie man Talyn ohne den vermittelnden Piloten – wie bei der Moya – zu einer Persönlichkeit entwickelt, hier wirkt er im Kern nur wie eine Kulisse, die nicht immer überzeugend dargestellt worden ist.

Mit „Einer muss verlieren“ wird das „außerirdischer Eindringling“ Szenario wieder belebt. Die Moya fliegt durch einen mit Energie aufgeladenen Cluster und plötzlich spielen sich zumindest für Chrichton eine Reihe von unerklärlichen Szenen ab. Eine erste Erklärung liefert eine Art Geisterjäger, der sich in Pilot breit macht und über ein Energiewesen berichtet, dass sich beim Durchflug zur Moya abgesetzt hat und jetzt in einem der Crew haust. ER kann es „kosten“, was nur unter fast unerträglichen Schmerzen für die Crew funktioniert. Der erste Akt hat einen interessanten Auftakt, Chrichton hat Visionen, die vom tropfenden Blut bis Scorpius reichen, und möchte von Mitgliedern seiner Crew gegen deren Willen kontinuierlich beobachtet werden. Die ebenfalls gemacht Videoaufzeichnungen zeigen ein bizarres Phänomen. Danach könnte sich ein gänzlich bekanntes „Jagt den Fremden“ Szenario anschließen, das nur mäßig variiert. Nur die Idee, dass erstens die Untersuchungen die Moya-Besatzung verletzen und zweitens kein überzeugendes Ergebnis liefern wäre in Kombination mit dem unsichtbaren Energiereiter als Inkarnation überzeugend. So wirkt die Prämisse zu abstrakt und ohne dem Eindringling im ersten Akt eine Persönlichkeit zu geben, verpufft die Effektivität der schwachen Idee gänzlich im Raum. Als man ihn schließlich ambivalent als kindliche, aber engelsgleiche Erscheinung ohne Bestimmung von gut und böse einführt, ist es für die plötzlich hektisch werdende Handlung zu spät und die folgende Reinigung erinnert mehr an einen Exorzismus – aus dem entsprechenden Film – und der Rauch um Nichts endet in einer kurzweiligen, aber nicht unbedingt originellen Episode mit einem bitterbösen, fast zynischen Ende und der aus der Serie bekannten Botschaft, dass Pflichtverletzung und Versuchung eine köstliche Droge sein können.

Die Aufteilung der Moya-Besatzung – ein Teil agiert weiterhin auf den Leviathan mit einem Chrichton Klon – mit einer Abordnung auf Talyn zeichnet sich mehr und mehr als Fehlspekulation aus. Die Chemie funktionierte sehr gut mit der gesamten Crew, jetzt fehlt an vielen Stellen und in vielen Folgen das verbindende Glied und John Chrichton ist als Charakter viel zu schwach, oft zu amerikanisch eindimensionale gezeichnet, als das er wirklich diese Funktion übernehmen könnte. In einer der besseren Folgen „Das Rätsel der Relativität“ fügt man deswegen noch einen weiteren Konfliktherd in die inzwischen nicht mehr sonderlich komplexe Handlung ein. Die Crew an Bord von Talyn versucht den verletzten Leviathan vor den Peacekeepern zu verstecken, während Suns Mutter mit zwei an Abbildungen ägyptischer Totengötter erinnernden Aliens durch die dichte Vegetation des Dschungelplaneten nach dem Schiff sucht. Die Talynbesatzung sieht ihre einzige wirklich Chance in der Ermordung ihres Widersachers. Schon die Exposition ist fragwürdig, denn das sich Talyn auf der einen Seite unter der dichten Pflanzendecke vor den starken Ortungsgeräten verstecken kann, auf der anderen Seite aber die Peacekeeper den Bereich seiner Landung so gut eingrenzen können, dass eine Frau und zwei Fremde (!!!) ausreichen, um nach dem Schiff zu suchen und ihm gefährlich nahe zu kommen. Die gut gestalteten Sets des Dschungelplaneten geben allerdings einen stimmigen Hintergrund für die kommenden Duelle der Fußsoldaten. Dieses Duell kumuliert schließlich in einen harten Faustkampf zwischen Sun und ihrer Mutter, die begleitenden Dialoge sind allerdings unnatürlich steif. Der Krug der potentiellen Tode wird an Rygel weitergereicht, der bei einem Kampf schwer verwundet worden ist. Im Grunde hat sich damit – Chrichtons Teilung könnte man auch als kleinen Tod bezeichnen – der Kreis in der dritten Staffel geschlossen, jeder hat einmal über den dunklen Rand geschaut und bis auf Zhaan sind alle zurückgekommen. Zwischenzeitlich versucht das Drehbuch noch ein dunkles Geheimnis zwischen Sun und ihrer Mutter in die wenig komplexe Handlung zu integrieren, aber im Zuge von Chrichtons Körpereinsatz in PREDATOR Manier gehen diese Fragmente in den Laserfeuern unter. Die Folge bezieht ihre innere Spannung in erster Linie aus den Beziehungen zwischen den einzelnen vertrauten Charakteren und ihren nicht immer konsequenten, aber emotionalen Handlungen. Chrichton und Sun werden endgültig zu einem Paar.

In den nächsten Folgen erfolgt wieder der Sprung zu dem anderen Chrichton und mit „Inkubator - Hort seiner Herkunft“ konzentriert man sich sehr intensiv auf Scorpius und wie der Titel schon impliziert, seine Herkunft und Jugend. Scorpius und sein Team versuchen weiterhin trotz aller fast bizarrer Fehlschläge die Wurmlochtechnologie weiter zu entwickeln, während an Bord der Moya alle von Chrichton Besessenheit mit dem Wurmloch angenervt sind. In Rückblenden wird Scorpius Hintergrund als Einladung an Chrichton aufgehellt, zumindest einen letzten Teil seines Wissens zum Wohle der Galaxis freizugeben und in einem weiteren Schritt Scorpius zumindest aus der Ecke des eindimensionalen Helden herauszuholen und an Hand seiner harten Schule zu zeigen, wie sich sein Charakter geformt hat. Auf einer weiteren Handlungsebene versucht eine Wissenschaftlerin aus Scorpius Team Chrichton mit ihrer Anwesenheit an Bord der Moya zu überzeugen, dass die Forschung weitergehen muss. Sie offenbart eine Reihe ihrer Erkenntnisse und zahlt für diesen Verrat einen sehr hohen Preis und endet schließlich tragisch. Durch die vielen Handlungs- und Zeitsprünge entwickelt sich ein sehr abgeschlossenes Bild eines Erzfeindes, aus einer sehr nihilistischen Position heraus versucht man ihm Tiefe und Persönlichkeit über seine Verschlagenheit und Bösartigkeit hinaus zu geben. Am Ende dreht sich der Plot ein letztes Mal und Chrichton gelingt es, diesem in erster Linie auf einer intellektuellen Ebene ausgetragenem Spiel zu widerstehen. Es ist eine überraschend differenzierte, interessante Folge mit sehr vielen Hintergrundinformationen, die sich nicht gegen einen geradlinigen Plot stellen. „In der Korona des Sirenensterns“ zeigt den langsam regenerierenden Talyn von einem geheimnisvollen Sirenenstern angezogen. Der Andrenalinausstoss des Leviathans beeinflusst dessen Besatzung, so beginnt Rygel unkontrollierbar wie besessen zu fressen und Chrichton und Sun können aufgrund der Hormone nicht voneinander lassen. Das wirkt zumindest originell, wenn auch stellenweise ein wenig zu sehr aufgesetzt und als Parodie missglückt inszeniert. Crais sieht sich als unfehlbarer Anführer. Wieder liegt dieser Folge eine Bedrohung der Leviathan zugrunde, während die Besatzung einen inneren „Kampf“ ausficht und sich selbst überwinden muss, um ihr Schiff zu schützen. Die Integration einer klassischen Saga mit den Sirenen kann man auf exotische Elemente zurückgreifen und gleichzeitig einen verschlagenen Antagonisten etablieren, der nicht nur aufgrund seines Aussehens ein teufliches Spiel mit der hilflosen Besatzung treibt. Das sich entwickelnde surrealistische Szenario mit dem Höhepunkt der Synthese zwischen Talyn und Stark erinnert nicht selten an die amerikanischen Cyberpunkgeschichten und vor allem an Versuche, japanische Anime-Ideen in die eher bodenständige Handlung zu integrieren, leider funktioniert diese Vorgehensweise insbesondere bei Stark nicht, der sich als einziger Charakter in der dritten Staffel deutlich zurückentwickelt hat und nicht selten als überdrehter Stichwortgeber missbraucht wird. In dieser Folge wechselt das Geschehen zwischen Komödie und Tragödie, die Handlung lehnt sich schließlich mehr zur letzteren Ebene, aber der Aufbau ist so surrealistisch, dass man schnell als wirklichen Ideen einer Bedrohung aus den Augen verliert und die von Chrichton und Suns entwickelte dramatische Lösung in dieser sehr uneinheitlichen Lösung im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne zum Schweigen bringt. Warum man nicht gleich auf diese Idee verfallen ist, können nur die verantwortlichen Drehbuchautoren beantworten.

Spätestens die zweite Staffel der Serie unterstrich, dass das Konzept mit diesen außerordentlichen, zum Teil exzentrischen Charakteren in erster durch ungewöhnliche Plots und Parodien funktionierte und selbst die dunklen Folgen immer einen Schuss oft skurrilen Humors enthielten. Mit „Der unglaubliche Abenteuertrip“ wird dieser Idee nicht nur durch die ungewöhnliche, farbenprächtige und an die überdrehten Abenteuerfilme der sechziger Jahre erinnernde Handlung Rechnung getragen, auch die erzählerische Struktur und insbesondere die Dialoge zwischen Chrichton und Moya erscheinen fast wie mit einem Joint in der Hand geschrieben. Moya schmeißt Chrichton und Dárgo wegen ihrer ständigen Streitereien für insgesamt zehn Tage über Bord. Da es sich um einen Vergnügensplaneten handelt, begleiten sie die beiden Frauen, die Drogen betäubt in die Hände des sadistischen Herrschers dieser Welt fallen und an eine Melkmaschine – eine Würdigung von „Barbarella“ ? – angeschlossen und ihres wertvollen ihnen unbekannten Aphrodisiakums beraubt werden. Diese grellbunter Auftakt wird durch einen Schaufensterauftritt Chrichtons laut und schockierend – provozierend abgeschlossen, danach erschließt sich dem Zuschauer in erster Linie eine wirklich ungewöhnliche Schnitttechnik, die an eine Mischung aus „Ocean´s Eleven“ und Mario Bavas „Danger Diabolik“ erinnert, dazu der poppig farbenprächtige Hintergrund und ein Haufen von Außerirdischen, die sich in erster Linie alle gegenseitig aufs Kreuz legen und um Wertvolles betrügen. Nicht nur diese Kreaturen sind grotesk überzeichnet, auch die bekannten Eckpfeiler der Serie agieren übertrieben und zum Teil gegen den extrem komplizierten, aber leider nicht unbedingt komplexen oder gar logischen Plot. Zumindest wird mit dieser sehr surrealistischen Folge das „Mission Impossible“ Tenor der Serie gleich in einer einzigen Episode abgearbeitet, wenn auch – wie es den Anschein hat – nicht mit Speed, sondern auf Speed.

Der Zweiteiler „Der Kampf um unbegrenzte Möglichkeiten“ wird schließlich die beiden Handlungsebenen wieder zusammenführen. Die Alten in Person von Chrichtons Vater Jack klagen Chrichton an, das Wissen um die Stabilität der Wurmlöcher verkauft zu haben, weil ein fremdes Raumschiff in eine der Fluchtrouten der Alten eingedrungen ist. Chrichton vermutet, dass die Ingenieurin Farlow das von Chrichton als Bezahlung für die Schiffsreparatur weitergegebene Wissen um Wurmlöcher weiterentwickelt hat. Chrichton, Sun, Rygel, Stark sowie Crais und Talyn begeben sich zu der Wüstenwelt und fallen im Grunde gleich mit der Tür ins Haus. Sie mähen nach ihrer Landung Reihenweise Scaraner ab – die erinnern in ihren fremdartigen Kampfuniformen an Predator aus den gleichnamigen Filmen – während Furlow natürlich für ihr Wissen wieder einen möglichst hohen Preis fordert. Der Auftakt dieser Folge ist ungewöhnlich actionreich, die Bezüge zu den entsprechenden früheren Folgen werden deutlich herausgestellt, die Protagonisten aber nicht weiter extrapoliert. Ein Markenzeichen der dritten Staffel ist es, nicht nur auf eine ältere Episode zurückzugreifen, sondern vor allem Charaktere aus mehreren Folgen zu kombinieren und darum in diesem Fall eine durch pathetische und nicht immer überzeugende Dialoge verwässerte Folge zu präsentieren. Insbesondere die fast arroganten Informationen der Alten wirken konterproduktiv. Das die Wurmlochtechnologie eine Gefahr insbesondere für die friedliebenden Alten und eine stetige Versuchung für die aggressiven Rassen darstellt, ist inzwischen in den Wortschatz der Serie aufgenommen worden und braucht nicht immer wieder den Zuschauer vor die Augen gehalten werden, Der Bogen zum Scaranerschiff ist dann allerdings zu leichtfertig geschlagen, das Schiff kann fast im Vorüberfliegen das Wissen aus den entsprechenden Computern ziehen und bewegt sich zumindest vorübergehend in eine sichere Position, während die Besatzung des Talyns noch am Boden Rommels Wüstenkrieg nachspielt. Auf einer dritten Handlungsebene versucht man endgültig den Scorpiusklon zu beseitigen und der Cliffhanger ist effektiv, aber vorhersehbar gewesen. Im sich anschließenden zweiten Teil beendet das Drehbuch den Scorpius-Chrichton Konflikt überraschend schnell, um sich nur noch auf die Wurmlochhandlung zu konzentrieren. Das Ende wirkt ein wenig zu überraschend und bildet einen Antihöhepunkt für eine Handlungsebene der Serie, die den Zuschauer immerhin über mehr als eine Handvoll Episoden gut unterhalten hat. Ab jetzt wechseln die Fronten mit unglaublicher Geschwindigkeit, der Plan ist fehleranfällig und stellenweise hat der Zuschauer das Gefühl, als wenn die Plotidee aus der ersten Hälfte so sehr gedreht worden ist, dass selbst die Drehbuchautoren nicht mehr gänzlich das Geflecht durchschauen. So braucht Chrichton bei einer Verfolgungsjagd in archaischen Fahrzeugen auf dem Wüstenplaneten als einziger in Mad Max Manier keine Sonnenschutzbrille und das Geschehen kumuliert dann in einer unfreiwilligen Hommage an die Postdoomsday-Italo-Filme. Am Ende der Folge gehört die neuartige Waffe mit ihrer Kombination aus Wurmlochtechnologie und Sonnenkraft noch einmal zu den Höhepunkten der Handlung. Der Epilog ist traurig , wieder ein „Toter“ aus der Moya-Besatzung, doch da man schon im Vorwege für einen potentiellen Nachfolger gesorgt hat, verfehlt der Effekt nicht nur aufgrund dieser Vorhersehbarkeit seine Wirkung.

„Die Geschichte mit dem Racheengel“ ist wahrscheinlich die skurrilste und die außergewöhnlichste Folge der Serie voll Anspielungen nicht nur auf die Welt der Looney Tunes, sondern auf das gesamte Kino. An Bord der Moya bastelt Dárgo schon seit einigen Folgen an einem fremden Raumschiff und kann es zumindest schweben lassen. Bei einem Testflug im Hangar Moyas zusammen mit Chrichton wird das kleine Raumschiff beschädigt , die beiden Hitzköpfe geraten in Streit und Chrichton fällt durch einen Schlag des Hünen ins Koma. In seiner Phantasie – einer Comicwelt – will dieser mit seinem Kameraden abrechnen und er taucht mehr und mehr in eine futuristische Road Runner-Welt voller aberwitziger Verfolgungsjagden ein, während in der Realität das fremde Raumschiff die Moya und ihre Besatzung bedroht. Die Traumsequenzen selbst sind phantasievoll, überdreht und mit einem Zeichenstil, der an Barbara Edens „Die Jetsons“ erinnert eine starker Kontrast zur bisherigen Serie. Der Höhepunkt ist eine Begegnung mit Sun – als Zeichentrickfigur -, die eine Szene aus Roger Rabbitt nachspielt und schließlich über Stationen wie Marilyn Monroe und Baywatch zu ihrem eigentlichen, zornigen Ich zurückkehrt. Das aber in zugrunde liegenden Plot wieder Moya und Pilot durch eine Gefahr aus dem Inneren sterben sollen wirkt inzwischen gänzlich abgenutzt und konterproduktiv, die Folge überzeugt nur in der Traumwelt der gezeichneten Figuren und lässt sich im Kern nur aus diesem Grund wirklich gut ansehen. Nach dem zum Teil skurrilen Humor kommt jetzt auf der Talyn- Handlungsebene die Trauer im Chrichton – obwohl sowohl Crais als auch Rygel während der Plot von dem Klon sprechen und das sie bislang nicht in der Lage gewesen sind, mit Bestimmtheit Original und Fälschung zu unterscheiden. Sun kann den Tod ihres Chrichton nicht verwinden und versucht auf der Welt der Toten Valldoon ihn oder besser seine Seele zu suchen. Dabei begegnet sie einem Fremden, der behauptet ihr Vater zu sein. Ihre Kameraden finden ihre Mutter ebenfalls auf diese Welt, doch Sun scheint inzwischen in diese nihilistische Atmosphäre von Trauer und Wahn dieser Welt gänzlich eingetaucht zu sein. Insbesondere von den zum Teil spektakulären Sets - die allerdings das Flair der italienischen Post Doomsday-Geschichten mit einem Hauch Vampire aus „The Omega Mann“ hinterlassen – wird der schwächliche Plot überdeckt, nach dem unterhaltsamen Prolog schreitet die Folge zu vorhersehbar und zu unentschlossen voran, wichtige Komponenten werden eher erwähnt als in einen Spannungsbogen integriert. Auch wenn die schauspielerische Leistung – und ihre Erscheinung in einem Lumpenkleid – überzeugend sind, wird dieser Effekt durch die immer noch nicht beantwortete Frage nach dem Original oder Fälschung – oder vielleicht sogar zwei Klons und einem versteckten Original – beantwortet? Im Vergleich zu den ersten beiden Staffeln funktioniert das Gleichgewicht aus Emotionen und Spannung in diesem Teil der Serie nur unbefriedigend. Eine gewisse Unsicherheit erreicht den Zuschauer, da er aus den Handlungen Suns nicht verfolgen kann, ob sie wirklich ihrer Trauer erliegt oder es nur ein Ablenkungsmanöver ist. Das Ende der Folge ist schmalzig und pathetisch, wie in allen vorangegangenen Folgen stellt sich die Frage, ob der Tod Realität oder nur Illusion ist. Hier verabschiedet sich Sun zumindest vorläufig von einem geliebten Menschen und verliert gleichzeitig zwei ihr nicht unbedingt nahe stehende, aber für ihre Entwicklung wichtige Menschen. Zumindest den Titel „Chrichton ist tot, es lebe Chrichton“ hätte man über die gesamte dritte Staffel stellen können. Der Tod spielt ja nicht nur in Bezug auf den Hauptcharakter – in diesem Fall weiß der Zuschauer, dass es eine zweite Möglichkeit gibt und geben wird – einen elementaren Begleiter da, sondern durchzieht die gesamte Serie. Eine Transportkapsel entpuppt sich nicht als die ehemaligen Besatzungsmitglieder der Talyn, sondern beinhaltet eine Gruppe außerirdischen Wesen –jedes Mitglied der Moyabesatzung findet quasi ihr Ebenbild – und ein zerstückeltes fremdes Wesen, das aber scheinbar noch lebt und wieder zusammengepuzzelt werden muss. Fast gleichzeitig kehrt die Talyncrew zurück und zu den dramatischen Höhepunkten der Staffel gehört der Moment, als die Mannschaftsmitglieder an ihrem fast stumm vorbeigehen und er ahnt, dass sein Klon tot ist und sich Aeryn von „Ihm“ emotional entfernt hat. Sie kommt mit dieser Situation überhaupt nicht klar, der Klon fehlt sich innerlich leer und die beiden Hauptprotagonisten können im Grunde nur über ihre Handlungen und ihre Zusammenarbeit im Auge der Gefahr wieder eine neue Basis ausbilden. Leider fällt dieses Vorgehen zumindest in der vorliegenden Episode ein wenig schwerer, da die geheimnisvollen Fremden und der zu puzzelnde Begleiter nur anfänglich wirklich interessante, neue Entwicklungen aufzeigen, später reduziert sich alles auf die fast klassische Komponente, Spion an Bord, der unbedingt gefasst werden muss. Alle sind verdächtigt und keiner will es wirklich gewesen sein. Bezeichnend für die leichte Hilflosigkeit des Teams ist die Tatsache, dass Stark als Inkarnation überzeugender wirkt als bisheriges Mannschaftsmitglied. Zu den Schwächen der Episode gehört das unkritische, fast naive Umgehen mit den Fremden, schnell agiert die Crew gegeneinander und aus den gezeigten Motiven unüberzeugend für die Fremden als das man ein solches Verhalten nach den vielen Abenteuern erwarten konnte. Als sich am Ende der Verräter zu erkennen gibt, wirkt die Folge nur noch albern und nicht überzeugend. Das Entermanöver in der Tradition der „Airport“-Katastrophenfilme der siebziger Jahre mit Raumanzügen der sechziger Jahre hätte dann zumindest passend als Parodie inszeniert werden sollen. Über diesen gemeinsamen Einsatz kommen sich Aeryn und Chrichton wieder näher, leider werden durch diesen belanglosen, unterdurchschnittlich realisierten Plot zu viele wirklich aussichtsreiche emotionale Ansätze verschenkt. Wenn sich am Ende das Team in der Tradition der amerikanischen Kriegsfilme der vierziger Jahre mit entsprechendem Pathos zu einer verzweifelten Mission formiert, ist das optisch eindrucksvoll inszeniert und inhaltlich leider lächerlich. „Der Anfang vom Ende“ nimmt nur auf den ersten Blick diesen Handlungsfaden auf. Nachdem sich die Moya-Besatzung entschlossen hat, Scorpius Wurmlochprojekt zu sabotieren, obwohl sie wissen, dass diese Waffe im Kampf gegen die eindringenden Feinde wichtig werden könnte, versucht man es erst mit einer Verhandlungstaktik auf einem kleinen Planeten in einem schmierigen Restaurant, in das ausgerechnet in diesem Augenblick zwei Westentaschenverbrecher eindringen. Insbesondere die Verhandlungen zwischen Rygel und Scorpius sind sehr effektiv und spannend geschrieben worden, die Dialoge auch in der deutschen Fassung geschliffen und pointiert, voller Misstrauen auf der einen Seite, blanker Gier nach Wissen auf der anderen Seite. Unterhaltsamer Höhepunkt sind die auf Nervenimpulse reagierenden Armbänder, die ihn der Praxis ausprobiert werden müssen und erst gegen Ende der Folge effektiv in die Handlung integriert werden. Auf einer zweiten Handlungsebene vernichtet Talyn ein Med-Schiff. Immer stärker zeigt sich die Paranoia in seinem Wesen. Moyas Mutterinstinkte stellen sich erst gegen die kühle und berechnende Entscheidung ihrer Besatzung. Im Gegensatz zu dem immer mehr an Sidney Lumets „Hundstage“ erinnernden Film mit den zwei exzentrischen, aber leider nicht unbedingt bedrohlich wirkenden Banditen wirkt die zweite Ebene deutlich packender und intensiver. Insbesondere auf dem Planeten müssen zu viele Bestandteile konstruiert und eingepasst werden, damit die ganze Situation funktionieren kann. Das Vorgehen wirkt weder souverän geschrieben noch über weite Strecken wirklich durch geplant. Nur das Ende ist dramatisch und verschlagen-vielschichtig. Im Grunde dient diese Folge nur als Exposition des folgenden Zweiteilers – da der Handlungsrahmen in die letzte Folge der Staffel überfließt, sogar einer verdeckten Trilogie - die Mischung aus Tragödie, Tragik und Komik stimmt, wenn man beide Handlungsebenen zusammennimmt, bei den „Toten“ erwischt es dieses Mal Talyn, dessen Geist ausgelöscht wird.

Der Höhepunkt und von der Ausrichtung her eigentliche Abschluss der Serie stellt der Zweiteiler „Ein infernalischer Plan“ dar. Aufgrund des Abkommens mit Scorpius soll Chrichton an Bord von Scorpius eindrucksvollem Kommandoschiff die Entwicklung der Wurmlochtechnologie überwachen und die letzten Puzzleteile aus seinem Gedächtnis einfügen. In Wirklichkeit will allerdings Chrichton das Projekt sabotieren. Nicht nur die Dialoge zwischen dem Scorpiusklon und Chrichton in der Manier der amerikanischen Kriegsfilme der vierziger Jahre – auch in schwarzweiß oder besser Monocrom inszeniert – bilden einen esten Höhepunkt dieser Doppelfolge, der Empfang auf dem Kommandoschiff ist insbesondere für Crais und Sun mehr als frostig, ein Teil der Mannschaft möchte alte Rechnungen in einer Art Lynchjustiz begleichen, während Scorpius sich mit einer harten Vorgesetzten auseinandersetzen muss, die weniger an der Wurmlochtechnologie denn an ihrer Beförderung interessiert ist. Anscheinend will zumindest eine Fraktion der Peacekeeper nicht einer imaginären neuen Waffen vertrauen, sondern einen Waffenstillstand mit dem bisherigen Status Quo aushandeln, ein Dorn im Auge des ehrgeizigen Scorpius. Die Spannung bezieht die Folge nicht nur aus dem Wechselspiel zwischen den einzelnen Gruppen – auf der einen Seite die Moya-Besatzung mit einem eher wankelmütigen Chrichton, auf der anderen Seite die arroganten und geistig beeinflussten Peacekeeper und mitten drin ein Wissenschaftler, der zuerst nur von den Möglichkeiten der Forschung und später von seinem Gewissen beeinflusst wird. Es zeigt sich allerdings, dass Scorpius doch überwiegend egoistische Motive im Sinn hat und wie bei einem Schachspiel werden die einzelnen Protagonisten für den obligatorischen, in diesem Fall den größten Teil der zweiten Folge einnehmenden Endkampf in Position geschoben. Für den Zuschauer ist das komplexe Spiel undurchschaubar, wer agiert als Verräter und wessen Motive sind ehrlich. Insbesondere Crais tritt aus dem Schatten Talyns und wird mit wenigen, aber kraftvollen Szenen zu einer abgerundeten Persönlichkeit. In dieser Episode wird zugunsten eines spannenden und intensiven Plots die Exzentrik der einzelnen Charaktere in den Hintergrund geschoben. Der Untergang des Kommandoschiffes ist eine beeindruckende Abfolge von gut inszenierten Bildern und Situationen, untermalt mit einer tragischen Musik und dem Gefühl eines grenzenlosen Nihilismus der Höhepunkt einer dunklen Staffel. Der Epilog leitet auf die letzte Folge der Staffel über, zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich als die letzte Folge der Serie geplant, da eine weitere Staffel noch nicht endgültig beschlossen worden war. „Norantis Zukunftsvisionen“ ist allerdings ein schwacher Abklatsch mit einigen, eher im Vorbeigehen eingeschobenen Informationen. Die Mission ist vollbracht, Scorpius geschlagen, die Wurmlochtechnologie vernichtet und das Team möchte seine eigenen Wege gehen. Eine letzte Mission, Talyns Reste an die Ruhestätte der Leviathan zu bringen. Während dieses Fluges träumt Chrichton sicherlich auch unter dem Einfluss einer seltsamen alten Frau von einer Zukunft auf der Erde mit seiner Frau Aeryn, allerdings entwickelt sich dieser Traum schnell zu einem Alptraum. Die Folge hat im Vergleich zum vorangegangenen Zweiteiler einen sehr ruhigen, gesetzten Aufbau, aber die Stimmung wird durch zu viele offene Fragen und zu wenig Antworten für den Zuschauer negiert. Insbesondere der Zusammenschnitt mit den fast kitschigen Hochzeitssequenzen und der anschließenden Würdigung eines „Kill Bill“ artigen Abschlusses wirkt hektisch als spannend. In einem starken Kontrast steht der Konflikt der Moya mit einem wahnsinnig gewordenen Leviathan, der die Bestattung verhindern möchte. Dieses Plotelement wird allerdings viel zu sauber aufgelöst und der zu „Die Aliens sind unter uns“ Episode geschlagene Bogen bleibt in der Luft hängen. Die Idee, sich den eigenen Ängsten zu stellen wäre eine gute Ausgangssituation, wenn man sich intensiver mit den einzelnen Charakteren auseinandergesetzt und ihnen vor allem eine über das bekannte Szenario hinausgehende Konfrontation entgegengestellt hätte. Insbesondere das Ende der Folge ist zu kitschig, zu offen und selten unausgewogen. Natürlich könnte das letzte Bild dieser Episode vor einen einzigen langen Traum Chrichtons stehen, aber diese Interpretation ist eher eine Vermutung denn eine These.


Nicht nur bei Bild und Ton, sondern auch den Extras und der Verpackung ist sich Koch Media qualitativ treu geblieben und so reiht sich auch die dritte Box im optisch – trotz Pappschuber - „hochwertigen“ Look inklusive Prägedruck nahtlos neben die zweite im Regal ein. Von den Farben und Protagonisten auf dem Cover einmal abgesehen, bilden die drei Staffeln so ein optisch einheitliches Gesamtbild.

Das 36 Seiten starke Booklet enthält auch in dieser Box den kompletten Episodenführer (eine Doppelseite pro DVD). Im „FARSCAPE LEXIKON“ stehen wieder sowohl neue, wie auch bereits bekannte Inhalte aus dem „Was ist was?“ des ersten Booklets. Neu dabei sind unter anderem „Farscape – Lebensformen“, welches auf zwei Doppelseiten insgesamt 37 Rassen in einem kurzen Satz vorstellt sowie der Punkt „Biographien“: Auf jeweils einer kompletten Seite gibt es einen Steckbrief zu den beiden Hauptdarstellern Claudia Black und Ben Browder. Fast identisch hingegen ist zum Beispiel wieder enthalten „Farscape – die Characktere“ sowie die „Raumschifftypen“.

Die Menügestaltung unterscheidet sich von den ersten beiden Boxen überhaupt nicht. Wer diese kennt, weiß also, was ihn hier erwartet, für alle anderen: Die Screens sind in erster und zweiter Ebene animiert sowie mit der Titelmusik von Farscape unterlegt. Auf den ersten sieben DVDs befindet sich – bis auf die sechs Audiokommentare zu einigen Folgen – keinerlei Bonusmaterial.

Auf DVD Nummer Acht kommen wir jetzt zum gesonderten Bonusmaterial der Box, welches gegenüber der zweiten Staffel doch wieder um einiges zugelegt hat. Bekam der Fan und Käufer in der letzten Box lediglich drei Video Profiles, stehen jetzt gleich wieder fünf - Ben Browder (05:05), Claudia Black (07:02), Anthony Simcoe (13:19), Paul Goddard (04:09), David Kemper (44:37) sowie Guy Cross (02:55) - Stück zum Anschauen zur Auswahl. Diese haben zusammen eine Laufzeit von ungefähr 75 Minuten! Hinzu kommen noch die entfallenen Szenen (25:17), welche das fast 100 Minuten laufende Bonusmaterial nach oben abrunden.

Weiterhin sehr löblich und gerne erwähnt, dass zu jeder Folge, den Audiokommentaren sowie allen Beiträgen - und sei er auch noch so kurz - optional deutsche Untertitel hinzugeschaltet werden können. Insbesondere einige der Audiokommentare geben neben einigen Anekdoten zu den Dreharbeiten sehr gute Hintergrundinformationen. Der Zuschauer/Zuhörer bekommt einen Eindruck, wie die einzelnen Schauschauer ihre Charaktere angegangen sind.
Die kräftig leuchtenden Farben sowie die Detail- und Konturenschärfe lassen das Bild äußerst plastisch erscheinen. Gerade in punkto Details kann auch die dritte Staffel wieder Punkte sammeln: Egal ob Haare oder Poren, in ruhigen Nahaufnahmen ist einfach alles zu erkennen. Allerdings raubt diese Schärfe auch bei einigen Kostümen die Illusion, einen Alien und nicht einen Menschen unter viel Make Up vor sich zu haben.

Wie in den Staffeln zuvor, kann zwischen der deutschen Synchronisation und der englischen Originalspur in Dolby Digital 5.1 gewählt werden. Dabei erklingt der deutsche Sound wieder einen Hauch besser als der englische Mix, welcher dumpfer klingt. Die Stimmen kommen stets sauber aus dem Center und die Surround-Beschallung runden den räumlichen Gesamteindruck durch die Wiedergabe der Umgebungsgeräusche sowie der Musik ab. Eine sehr gute Präsentation der dritten Staffel. Leider wird Koch – Media die vierte Staffel nicht mehr bringen und eine andere Firma scheint auch kein Interesse an dieser Serie zu haben. So bleibt nur der Griff zum Original.

DVD-Facts:
Bild: 1,33:1
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Audiokommentare, Making of, Featurettes, Booklet

hinzugefügt: January 6th 2007
Tester: Thomas Harbach
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