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Hohlbein, Wolfgang & Heike: Märchenmond (Buch)

Wolfgang und Heike Hohlbein
Märchenmond
Bild am Sonntag-Fantasy-Bibliothek Band 1
Titel- und 5 Innenillustration von Tim White
Karten von Piotr Stolarczyk
Schmuckinitialen von Norbert Pautner
Weltbild Buchverlag, 2006, Hardcover mit Lesebändchen, 392 Seiten, 7,95 EUR, 3-89897-521-5

Von Irene Salzmann

Wolfgang Hohlbein ist seit Jahren der populärste Fantasy-Autor Deutschlands. Von daher scheint es angemessen, dass eines seiner Werke den Auftakt zur „Bild am Sonntag-Fantasy-Bibliothek“ macht. Mit „Märchenmond“, das er zusammen mit seiner Frau Heike verfasste, wählte man einen Titel, der fast schon als Klassiker des Genres anzusehen ist und mit „Märchenmonds Kinder“, „Märchenmonds Erben“, „Die Zauberin von Märchenmond“ und „Märchen von Märchenmond“ fortgesetzt wurde.


„Märchenmond“ ist ein phantastisches Land, das jeder erreichen kann, der sich das nur stark genug wünscht. Allerdings muss jeder seinen eigenen Weg finden, und einige davon sind gefährlicher als andere. Kim Larsen wagt die Reise in einem Raumschiff, denn er will seine Schwester Rebekka retten, die in seiner Welt im Koma liegt, weil ihre Seele in Märchenmond von Boraas gefangen gehalten wird.
Das Raumschiff stürzt über dem Schattenreich ab, und Kim fällt Boraas in die Hände. Mit viel Glück kann er entkommen und findet freundliche Helfer auf seinem Weg nach Gorywynn. Er hofft, dort Themistokles zu treffen, der ihn um Hilfe gebeten hat, damit die Bedrohung durch Boraas abgewendet werden kann.
Zusammen mit seinen Gefährten sucht Kim nach dem Regenbogenkönig, der Rebekka und die Bewohner von Märchenmond vielleicht als Einziger retten kann. Die jungen Helden müssen viele Opfer bringen, nur um feststellen zu müssen, dass am Ende eine böse Überraschung auf sie wartet.


Die Erwartungen, die der Name Hohlbein weckt, werden nicht von all seinen Büchern erfüllt. Auch „Märchenmond“ zählt eher zu den weniger überzeugenden Titeln, da hier zu sehr auf bekannte Genre-Klischees und –Archetypen gesetzt wird, die die Handlung vorhersehbar machen. Ähnliches hat man schon oft genug gelesen, wenn auch in erheblich fulminanterer Fassung, z. B. „Der Herr der Ringe“, „Das Schwert von Shannara“, „Die unendliche Geschichte“ oder auch „Die Bücher der Magie“.
Held der Geschichte ist ein Junge von ca. 12 Jahren, der mit einem Raumschiff in eine Märchen-Welt fliegt. Bereits das SF-Element fällt unangenehm auf, da der Rest des Buches reine Fantasy ist. Auch darf man sich wundern, weshalb ein Kind das Zünglein an der Waage bei dem ewigen Kampf von Gut gegen Böse sein soll. Es wird nicht erklärt, über welche besonderen Fähigkeiten Kim verfügt, dass er so wichtig ist für Boraas oder seinen Gegenpol Themistokles. Natürlich entwickelt der Junge, um die gefährliche Reise überleben zu können, erstaunliche kämpferische Fähigkeiten, er lernt im Handumdrehen Reiten, argumentieren wie ein Erwachsener und hat auch sonst immer den Durchblick, der allen anderen fehlt. Zwar braucht er ab und zu die Hilfe seiner Kameraden oder von Deus ex Machina, doch tritt er so überlegen auf, dass selbst Superman den Hut vor ihm ziehen müsste.
Zu den Begleitern Kims zählen die beliebten Fantasy-Figuren, die in keinem Mainstream-Roman fehlen dürfen: der Riese, das Einhorn, sprechende Tiere wie ein Drache, eine Dachsfamilie und ein Bär, Steppenreiter, Elfen und Meermänner. Das Gute und das Böse werden jeweils von einem Zauberer repräsentiert, wobei der finstere Boraas wesentlich gerissener ist als alle anderen zusammen. Doch schließlich begeht er aus Machtgier einen schwer wiegenden Fehler.
Nachdem der Held jede Aufgabe lösen konnte, wirkt das Ende arg konstruiert – und man durfte diesen Ausgang schon sehr früh erahnen, da Boraas zu Beginn die Hinweise lieferte. Hinzu kommt viel pseudophilosophisches Gerede, das den damaligen Zeitgeist (Anfang der 80er etablierten sich die Grünen als ernst zu nehmende Partei, Öko war in, Esoterik kam auf, und eine der beliebtesten Parolen lautete ‚Schwerter zu Pflugscharen’) zum Ausdruck bringt.

Alles in allem ist „Märchenmond“ ein Buch, das sich, schon der einfachen Sprache wegen, an junge Leser ab 12 und Einsteiger in die Fantasy wendet. Diesen Zielgruppen wird alles geboten, was sie mit dem Genre verbinden. Das lese-erfahrene Publikum dürfte sich hingegen langweilen, da es keine neuen Ideen oder Überraschungen entdecken kann.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall die aufwändige Gestaltung des Bandes: Hardcover mit Lesebändchen, Metallic-Druck, Farbseiten, Schmuckinitialen. Manchen mag das Titelbild zu überladen sein, aber wer es bunt mag, wird seine Freude daran haben, zumal man statt der leblos wirkenden PC-Bilder, die immer häufiger auf den Cover der phantastischen Bücher zu finden sind, die Malereien des Künstlers Tim White wählte.

hinzugefügt: November 29th 2006
Tester: Irene Salzmann
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