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Spectre - The Horror Anthology Vol. 2 (DVD)

Spectre - The Horror Anthology Vol. 2
Spanien 2006, Regie: Maeto Gil, mit David Arnaiz, Juan Joséy Ballesta, Jordia Dauder u.a.

Von Thomas Harbach

Mateo Gil hat sich bislang in erster Linie als Drehbuchautor atmosphärisch dichter, aber realistischer spanischer Thriller einen Namen gemacht. Alejandro Amenabar setzte sowohl „Tesis“ – hier geht es um Snuff-Filme – als auch „Open your Eyes“ – ein wie sich spät herausstellt virtueller Alptraum, der später unter dem belanglosen Titel „Vanilla Sky“ ein weiteres Mal in den Staaten verfilmt worden ist – eindrucksvoll und nachhaltig um. 1999 inszenierte er mit „Bruderschaft des Todes“ seinen ersten eigenständigen Film, mit „Spectre“ im Rahmen der spanischen Anthologie Reihe „Films to keep you awake“ folgt seine zweite Arbeit. In seinem über weite Strecken subtilen, teilweise subtilen erotischen Spiel entwickelt er auf der einen Seite zumindest stilistisch eine Neuinterpretation der Kerngeschichte Peter Straubs Roman „Geisterstunde“, auf der anderen Seite kann er es sich gegen Ende der sehr ruhigen, aber intensiven gespielten Episode nicht verkneifen, in das aus seinem Thriller „Open your Eyes“ bekannte Reich des absolut Unerklärlichen auszuweichen, um einen effektiven, aber nicht befriedigenden Höhepunkt für seine Geschichte zu finden. An den Höhepunkt schließt sich dann leider die schon von Beginn der Reise in die eigene Vergangenheit erwartete Pointe an.


„Spectre“ handelt von Tomás, einem spanischen Schriftsteller mittleren Alters, der nach dem Selbstmord seiner Gattin erstmals seit 40 Jahren wieder in sein provinziell gelegenes Heimatdörfchen zurückkehrt.
Der Selbstmord wird als Wasserspiel inszeniert und wirkt wie eine Hommage an Stanley Kubricks „Shining“. Immer wieder verbindet die Regie die verschiedenen Handlungsebenen – die erste Vergangenheit = Jugend, die zweite Vergangenheit = der Selbstmord der Ehefrau und die Gegenwart = die Reise zu den Orten der eigenen Vergangenheit – scheinbar mühelos zu einem stringenten roten Faden. Nur selten kann der Zuschauer dank einer gelungenen Überblendtechnik den Wechsel zwischen den Zeitebenen sofort erkennen.
Die einstige Siedlung hat sich dabei längst in eine ansehnliche, geschäftstüchtige Kleinstadt gewandelt. Alle Spuren von Tomás' Jugend scheinen beseitigt, mit Ausnahme jenes kleinen, einstmals auf einem Hügel vor dem Dorf gelegenen Häuschens, das nun von Neubauten zwar umringt ist, aber als Ruine seiner selbst der Modernisierung nach wie vor trutzt. Dies Häuschen ist das eigentliche Ziel der melancholischen Heimkehr des Hinterbliebenen: In karg inszenierten - und deswegen gut komponierten Rückblenden - zeigt uns der Film ein Spanien unter der Knute der katholischen Kirche und der Francodiktatur, dass hier zu Zeiten seiner Jugend eine rätselhafte junge Frau angesiedelt hatte, die unter den erzkatholischen Dorfbewohnern alsbald in den Ruf, eine Hexe zu sein, geriet, und wohl auch deshalb unter der männlichen Dorfjugend rasch zum geheimnisvollen Objekt erotischer Begierde aufstieg. Diese ständige Versuchung und das subtile Liebesspiel sind sehr emotional, aber überzeugend inszeniert.

Bald ergibt sich eine intime Liaison, die den Gefühlshaushalt des jugendlichen Tomás kräftig auf den Kopf stellt und schließlich in ein Eifersuchtsdrama mündet. Im Dorf formiert sich unterdessen unter Federführung der religiösen Mütter ein Mob wider die vorgeblich sich prostituierende und mit dem Teufel im Bunde stehende Knabenverführerin. Tomas Beziehung zu den scheinbar zeitlos schönen Frau – eine nicht unbedingt anspruchsvolle, aber ausdrucksstarke Rolle für Helena Castaneda – gipfelt in einem Liebesspiel, in dem er versucht, sich die ältere Frau Untertan zu machen und sie während des Sex verhört. Nachdem er an seiner eigenen Eifersucht gescheitert ist, geht er den Weg des geringsten Widerstandes und denunziert aus gekränkter Eitelkeit seine ältere Liebhaberin als Gespielin des Teufels mit den klassischen Konsequenzen. Er versucht sich vor der Dorfgemeinschaft in der Opferrolle, dem verführten Jungen. Dieser starke Kontrast zwischen der älteren, verzweifelten Mann in der verzweifelten Hoffnung auf eine Katharsis am Ort seiner Sünde und dem egoistischen, hoffnungsvollen Jungspund macht den Reiz dieser Folge aus. Sehr differenziert setzt sich Gil mit den Vor- und Nachteilen der Jugend und des Alters auseinander und erzählt für das Horrorgenre eine ausgesprochen intellektuelle Entwicklungsgeschichte.

Auf den Spuren seiner Vergangenheit leben die Obsessionen des alten Tomás erneut auf - und wieder begegnet er jenem Tarotspiel, mit dem die rätselhafte Frau ihn schon seinerzeit auf weißen Leinentüchern um den Finger gewickelt hatte. „Wir sind verbunden, bis über den Tod hinaus“, sagt sie an einer Stelle. Spätestens mit dieser Verbindung über den Tod hinaus reiht man sich in eine schier endlos lange Schlange von phantastischen Geschichten ein, die zuletzt in „The Others“ wirklich originell und überraschend neu erzählt worden ist. Nicht immer subtil führt Mateo Gil die im Kern zwei Handlungsebenen zu einem vorhersehbaren Höhepunkt zusammen.


Mit ruhiger, aber sicherer Hand inszeniert ist „Spectre“ eine Hommage an die klassische Schauergeschichte, in der nie ganz ersichtlich wird, ob hier tatsächlich Hexen- und Gespensterwerk vorliegt, oder ob ein von Schuld und Traumata zerfressener Mann versucht mit der Rückkehr an den Ort seiner Jugend nach einem tragischen Verlust sein Gewissen zu beruhigen. Dazu setzt Gil mit allein stehenden, selbstständigen Moira einen klassischen Kontrapunkt. Sie interessiert sich nicht für die dörfliche Klatschgemeinschaft, die geht nicht in die Kirche und niemand weiß, wovon sie wirklich lebt. Alles Punkte, die sie schon von Beginn an zu einem Außenseiter und später Südenbock werden lassen. In dieser von Gil fast bis zum Klischee inszenierten hinterwäldlerischen – für Spanien im Kern natürlich ein Widerspruch – Dorfgemeinschaft mit den hässlichen, aber bibelfesten Müttern und den phlegmatischen Männern – alle unter der Knute der ständigen Sünde und der Urangst vor den teuflischen Mächten – hat sie keine Überlebenschance. Der auslösende Funke kommt ausgerechnet von Tomas, der einem Missverständnis zu unterliegen scheint. Eine ähnliche Konstellation allerdings ohne Horrorelement hat Ellia Barcello in ihrem kleinen Roman „Das Geheimnis des Goldschmiedes“ angesprochen und als reine Liebesgeschichte sehr unterhaltsam umgesetzt.

Ein im phantastischen Genre nicht unbekanntes Topos, das hier sicher nicht meisterlich, aber doch recht souverän in eine gelungene Filmerzählung übersetzt wird. „Spectre“ überlässt das eigentliche Geschehen weitgehend der Phantasie des Zuschauers, der gleichsam ein Frage vor sich hat: Ist das nun übersinnlich oder pathologisch, was sich vor ihm abspielt? Welchen Status haben die Bilder - und welchen die Nahtstellen zwischen Gegenwärtigkeit und Erinnerungsbild? Eine ähnliche Thematik untersucht „Open your Eyes“, in diesem Film beantwortet Gil schließlich die meisten Fragen der Zuschauer zumindest oberflächlich befriedigend.

Teilt man den Film in seine zwei Genrehälften, so fällt auf den ersten Blick auf, dass die Horrorelemente erstaunlich unharmonisch wirken. Sie hemmen die eigentliche Liebesgeschichte und erscheinen nicht zuletzt eher plakativ als effektiv eingesetzt worden zu sein. Die wenigen Spezialeffekte gipfeln in einer Reihe von unheimlichen Visionen, bei denen nicht befriedigend geklärt wird, ob es sich schließlich um Wahnvorstellungen oder Anlockungsversuche der „Hexe“ handelt.

Dagegen hat sich Mateo Gil sehr viel Mühe gegeben, die Liebesgeschichte zwischen dem unschuldigen Jungen mit seinen widerstreitenden Gefühlen und der attraktiven, reifen älter Frau sehr schön und vor allem überzeugend in Szene zu setzen. Der Widerstreit der Emotionen, die Neugierde und nicht zuletzt die Schuldgefühle der eigenen, streng religiösen Mutter gegenüber zeigen sich sehr gut in Thomas. Das zentrale Motiv dieser Episode ist im Grund Obsession, der verzweifelte Versuch, einen Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen, der Augenblick der Erkenntnis, dass die Welt wieder geheilt worden ist und schließlich die tiefe Verzweifelung, als Tomas erkennt, dass er selbst für alles die Verantwortung trägt. Dabei macht es sich Gil am Ende der Geschichte zu einfach, den Zuschauer eine „überraschende“, aber im Kern unlogische Antwort zu geben. Warum Tomas den geheimnisvollen Besucher nicht erkannt haben will und vor allem wie diese Begegnung zustande gekommen ist, steht in einem starken Kontrast zu der bisherigen Handlung. Es wäre sinnvoller gewesen, dieser Folge kein Ende zu geben, sondern Tomas verzweifelt in einem wiederhergestellten, aber leeren Haus zusammenbrechen zu lassen. So sucht Gil eine Erklärung für das Unentschuldbare und die Reise zur Quelle der inneren Reinigung hätte sich für den alternden Schriftsteller zumindest auf den ersten Blick gelohnt. Mit dieser Art von Absolution macht es sich das Drehbuch viel zu einfach. Ähnliche Schwierigkeiten hatte schon die Folge „The Baby´s Room“, in der auch einfach Science Fiction Elemente mit einer klassischen Gruselgeschichte zu einem in diesem Kontext nicht zusammenhängenden Plot verbunden worden sind.

Was für „Spectre“ und inzwischen einen Teil des spanischen Horrors spricht, ist die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, dem leichten Griff zu bequemen Vorurteilen und der von der Kirche praktisch straffrei gestellten Lynchjustiz an Hexen, Frauen, die Abtreibungen machen und insgesamt einen gottlosen, das heißt freien Lebensstil haben. Ebenfalls für die Folge spricht Gils Mut, seinem Protagonisten keinen Freibrief auszustellen und ihn in einem differenzierten, aber interessanten Licht darzustellen. Je mehr der Zuschauer erkennt, daß insbesondere Tomas eine nicht zu leugnende und vor allem nicht zu tilgende Schuld auf sich geladen hat, desto differenzierter und vielschichtiger wird die Figur. Ob er nun wirklich von einer Botschaft aus dem Jenseits zurück in seine Heimatstadt gelockt worden ist, ob er wirklich seiner Vergangenheit auf zweierlei Ebenen – einmal Moras Geist und dann die ehemaligen Freunde mit ihrem angepassten oder verzweifelten Leben - begegnet oder selbst an den Ort seines „Verbrechens“ getrieben worden ist, beantwortet „Spectre“ nicht. Hier kann der Zuschauer fleißig spekulieren und versuchen, eine griffige Interpretation zu fabulieren, es gibt nur Fragen und keine Antworten. Mateo Gil hat wie alle anderen Folgen der Serie eine visuell ansprechende, subtil inszenierte, wenn auch in erster Linie in Bezug auf das all zu vorhersehbare Ende durchwachsene Geschichte erzählt, die in erster Linie auf Emotionen und Psychologie denn Splattereffekte setzt.

Ton und Bild der DVD sind sehr anständig, insbesondere die hellen Tagaufnahmen wirken sehr authentisch und runden eine mit Einschränkungen empfehlenswerte Präsentation ab.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, deutsch dts 5.1, spanisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

hinzugefügt: November 26th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: e-m-s
Hits: 2750
Sprache: german

  

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