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Wright, T. M.: Das Kalte Haus (Buch)

T. M. Wright
Das Kalte Haus
(Cold House)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Stefan Wagner
Titelillustration Sven Kössler
Eloy Edictions, 2006, Paperback, 242 Seiten, 14,00 EUR

Von Carsten Kuhr

Jack Ketchums Einführung in den Roman fasst die Handlung kurz und prägnant zusammen: „In einem alten, kalten Haus voller unzähliger Zimmer warten eine Frau und ihr Hund in der Einsamkeit und der Angst vor der noch kälteren Außenwelt. Ein Mann auf der Suche irrt durch eine Stadt deren Namen er nicht kennt. Ihre Liebe verbindet sie“. Soweit Ketchum, und mit diesen Sätzen hat er den Inhalt auch durchaus zutreffend beschrieben.
Ich will Sie nun aber damit nicht abspeisen, sondern ein wenig mehr berichten.


Die Frau, Elisabeth genannt, musste während ihrer Jugend mit dem rapiden Nachlassen der geistigen Kräfte ihrer Mutter fertig werden. Zu ihrem neunten Geburtstag bringt diese die Geburtstagstorte herein, und singt Happy Birthday - immer und immer wieder, so lange bis Elisabeth ihre Freundinnen bittet zu gehen. Später in ihrem Leben will Elisabeth ihrer Mutter ihren Freund und späteren Ehemann vorstellen. Doch diese sitzt an ihrer Nähmaschine, näht wie besessen ohne Stoff und ist nicht ansprechbar.
Michael auf der anderen Seite leidet in seine Jugend darunter, dass sein Vater ihm nichts zutraut, ihn immer als Nichtsnutz und Versager beschimpft und körperlich züchtigt. Später entdeckt der Vater ein Gedicht seines Sohnes, in dem dieser ihn mit einer Krankheit vergleicht. In der Nacht kommt der Vater ins Zimmer seines Sohnes, teilt diesem ohne dabei innerlich Anteil zu nehmen mit, dass er nicht böse auf ihn sei, da man mit jemandem, der eigentlich gar nicht existiert schlicht nicht böse sein kann. Anschließend uriniert er auf seinen Sohn und das Bett.

Diese Beispiele zeigen uns zwei Menschen, die als Kinder innerlich gebrochen wurden, die verkümmert sind, deren Schicksal mich, eben weil es so emotionslos, fast klinisch nüchtern in kurzen eingeschobenen Sequenzen geschildert wird, betroffen macht.
Die Beiden treffen spät in ihrem Leben aufeinander. Beide sind verheiratet, und doch beginnen sie eine erste wirkliche Beziehung. Außerehelich, im Geheimen und doch voller Hingabe und Verständnis für den Anderen. Die Beschreibung ihrer Zeit zusammen wirkt anrührend, man merkt, wie hier etwas zusammenwächst was füreinander bestimmt war, dass ein Prozess der Heilung beginnt, ihre Trennung ist daher um so tragischer.
Seitdem wartet Elizabeth in ihrem großen, leeren Haus darauf, dass das Glück wieder zurück zu ihr findet, während Michael, verloren in einer ihm fremden Stadt den Weg zu ihr sucht. Werden sie je wieder zueinander finden, je wieder ihr Leben zumindest ansatzweise in den Griff bekommen?


„Das Kalte Haus“ ist zunächst eine Liebesgeschichte. Eine allerdings, die dem Leser nicht unbedingt in rosaroten Tönen von den Wonnen der Minne berichtet, sondern eine tragische Geschichte um Liebe, Leben und Verlust. Wright beschreibt seine Charaktere nicht, er lässt seine Leser diese selbst anhand der Umstände im Kopf formen. Zutiefst melancholisch, traurig und anrührend arbeitet der Autor versiert mit Gefühlen und Stimmungen, schafft so eine ganz eigene, manches mal beklemmende Atmosphäre, die etwas tief drinnen anspricht.

„Das Kalte Haus“ ist sicherlich keine einfach Lektüre, kein vordergründiger Splatter- oder Geisterplot, mehr ein stilles, nichts desto trotz aber ergreifendes Stück Prosa das Gefühle zu wecken imstande ist -. etwas was nur wirklich gute Literatur gleich welchen Genres schafft.

hinzugefügt: November 18th 2006
Tester: Carsten Kuhr
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