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Lukianenko, Sergej: Wächter des Zwielichts (Buch)

Sergej Lukianenko
Wächter des Zwielichts
Aus dem Russischen übersetzt von Christiane Pöhlmann
Titelillustration: Dirk Schulz
Heyne Verlag, 2006, Paperback, 480 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 3-453-53198-1

Von Carsten Kuhr

Die Welt im Allgemeinen, Russland - Moskau um es genauer zu sagen im Besonderen - wird von »Den Anderen« beherrscht. Unerkannt leben sie unter uns, Magier, Hexen, Tiermenschen und Vampire und nähren sich an dem Zwielicht, der Quelle ihrer magischen Energie. Damit sich die zwei Richtungen, die Lichten und die Dunklen nicht in einem selbstzerstörerischen Konflikt gegenseitig auslöschen wurde von Jahrhunderten der Pakt geschlossen, und mit der Inquisition eine Kontrollinstanz geschaffen, die über die Einhaltung des Pakts wacht. Normale Menschen können nicht, unter keinen Umständen zu Anderen gewandelt werden. Entweder das Schicksal hat einem die Begabung in die Wiege gelegt, oder man wird auf ewiglich ein Mensch bleiben, so hieß zumindest bislang immer. Dann aber taucht plötzlich ein Mensch auf, das unbekannte Kind des Anführers der Nachtwache Moskaus, und versucht einen Anderen zu erpressen ihn zu einem Magier zu wandeln. Anton, der Antiheld, den wir schon aus den ersten beiden Büchern kennen, wird von der Nachtwache auf den Fall angesetzt. Doch auch die Tagwache ist nicht untätig. Ein alter Bekannter Antons, sein ehemaliger Nachbar, ein Vampir, wird ebenfalls mit Ermittlungen beauftragt. Kaum scheint der Fall gelöst und Anton in dem verdienten Urlaub auf der Datscha seiner Schwiegermutter, trifft er auf eine mächtige Hexe. Sein Instinkt wird geweckt, und tatsächlich verbirgt sich hinter der alten Vettel mehr als vermutet. Das Fuaran, ein verschollenes Zauberbuch in dem gerüchteweise auch stehen soll, wie Menschen in Andere gewandelt und Andere zu hohen Zauberern erhöht werden gibt es nicht, so die Überzeugung der Inquisition und der Wachen. Doch dann taucht eben jenes Buch, das es nicht gibt bei der Hexe auf, und der Kampf um die ultimative Macht entbrennt – mitten drin, wie kann es auch anders sein, unser kleiner Zauberer Anton...


Sergej Lukianenko überzeugte mich in seinem ersten Band des Zyklus durch eine, manchmal vor Sarkasmus beißende Beschreibung eines Moskaus, das gerade wegen der Wodkatrunkenen Darstellung der Lebensumstände real und überzeugend wirkte. In diese für uns so ungewohnte Umgebung platzierte er dann seine Geschichte von den Anderen, einer kleinen Minderheit magisch begabter Wesen in der großen Herde der normalen Menschen.
Auch diesmal wieder macht der Ton die Musik. In flapsigen, pointierten aber jederzeit treffenden Bemerkungen portraitiert der Autor einmal mehr das Leben in seiner Heimatstadt, die Dominanz der US-Amerikanischen Kulturvorherrschaft á lá McDonalds, der Deutschen Nobelkarossen der Neureichen und Mafiosi, und den tristen Alltag der meisten Moskauwiter.

Dabei ist vorliegendes Werk – wie bereits in den ersten Büchern wird die Handlung in drei zunächst selbständigen Novellen erzählt, die sich erst zum Finale hin zu einem in sich logischen Ganzen vereinen – das vielleicht am meisten auf den Punkt geschriebene, kurzweiligste der drei Bücher.

Mittlerweile sind wir mit den Protagonisten vertraut, kennen das Umfeld der Wachen und der Inquisition. Darum nehmen die entsprechenden Erklärungen ungleich weniger Raum ein, die Handlung schreitet schneller voran.

Und das tut dem Buch gut. Fesselnd bereitet der Autor uns seine Rätsel auf, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, die dann aber gleich einer dieser kleinen Russischen Puppen, die in ihrem Inneren immer weitere Puppen verbergen, ständig neue Überraschungen, neue Verknüpfungen für den Leser bereit halten. Im Verlauf der Handlung wirken dann die in den ersten Büchern etwas steif, ja gefühlskalt wirkende Protagonisten lebendiger, werden sympathischer und damit auch glaubwürdiger.

Immer noch wird unser Anton vom Schicksal überrollt, kommt den auf ihn einstürzenden Ereignissen kaum hinterher, aber, und hier unterscheidet sich vorliegender Band markant von seinen Vorgängern, diesmal ist er es, der den Gordischen Knoten löst, der letztlich, wenn auch tragisch triumphiert. Insoweit darf ich vorliegendes Buch jedem Leser, der die ersten Romane gelesen hat ans Herz legen. Für gänzliche »Wächter-Neulinge« erscheint mir jedoch die Lektüre der ersten Bände dringend angeraten, sonst werden sie die besten Pointen nicht verstehen, und das wäre wirklich schade.

hinzugefügt: September 14th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne Verlag
Hits: 3630
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