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Simmons, Dan: Sommer der Nacht (Buch)

Dan Simmons
Sommer der Nacht
(Summer of Night,1991)
Übersetzung: Joachim Körber
Heyne Verlag, 2006, 800 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-453-56505-0

Von Erik Schreiber

Der Roman beginnt langsam, der Anfang ist recht lesenswert und vor allem traditionell. Sommer im Örtchen Elm Haven. Eine amerikanische Provinzstadt im Mittelwesten, wie sie nicht amerikanischer sein könnte. So langsam stirbt der Ort vor sich hin, bis nicht einmal genug Schüler anwesend sind, die kleine Schule mit Leben zu füllen. Nach den Schulferien werden sich die Kinder umorientieren müssen, die eigene Schule wird geschlossen. Am letzten Schultag geschehen seltsame Dinge. Ein kleiner Junge verschwindet spurlos, doch die Eltern machen sich keine grossen Sorgen deswegen. Anders der Nachwuchs. Sechs Jungen erforschen die Umgebung um herauszufinden, was geschah. Die Ereignisse reihen sich aneinander wie Perlen an eine Schnur, so dass wir durchaus wieder von einem typischen Horrorroman sprechen können. Die sechs Kinder finden ihr Misstrauen berechtigt, denn langsam aber sicher übernimmt das Grauen den kleinen Ort. Die verstorbene Lehrerin Mrs. Duggan hält es nicht länger in ihrem Grab und feiert Auferstehung, der Lastwagen der Abdeckerei will einen der Jungs über den Haufen fahren und ein Soldat in der Uniform des ersten Weltkriegs ohne Gesicht taucht auf.

Und dann wissen wir warum das alles geschieht. Die unheilbringende Säule der Offenbarung erwacht zu unheilvollem Leben. 60 Jahre, 6 Monate und 6 Tage nach ihrem letzten Opfer erwacht sie wieder zu unheiligem Leben. Im Mittelalter wurde sie eingeschmolzen und dient seither der Schule als Schulglocke. Und noch etwas Grausames geschah. Am Glockenseil knüpfte man vor Jahren einen Schwarzen auf, von dem behauptet wurde, er würde Kinder fangen und fressen. Je näher die Jungs dem Geheimnis kommen, desto mehr schrumpft ihre Gruppe. Einen hat es gehimmelt, als er in einen Mähdrescher kam und als Kleingeschnetzeltes endete. Mit viel Einfallsreichtum stellen sich die Kinder dem Bösen und werden praktisch vom Grauen überrannt.


Die Fortsetzung dieser überarbeiteten (Heyne 9798) Neuausgabe („Im Auge des Winters“) erscheint demnächst. Bis dahin sollte man sich dem Buch widmen. Es beginnt erst recht langweilig, ohne den richtige Biss, nur um langsam aber sicher in Fahrt zu kommen. Die Helden sind keine Helden, sondern Kinder wie du und ich es einmal waren. Die Erzählstränge laufen nebeneinander her und während Dan Simmons von einem zum anderen springt, lernen wir die Jungs mit ihrem Mut und ihren Ängsten kennen. Langsam fast schleichend, hält der Horror Einzug in Elms Haven. Und solange die unglaublichen Vorgänge des Ortes logisch nachvollziehbar bleiben, solange bleibt der Horror überschaubar. Die Gänsehaut zeigt sich erst später bei den Lesern. Nämlich dann, wenn sie das Buch aus der Hand legen und zum Schlafen das Licht anlassen. Der subtile Horror schleicht ins Bewusstsein, tröpfelt weiter bis hinab in das Unterbewusstsein um dann im irrealen seinen Weg in die Seele zu finden.
Das einzige was mir dabei den Horror brachte war das Ende der Erzählung. Das war so trivial, einfach, vorhersehbar, dass aller Grusel, der sich vorher aufbaute im Logikwölkchen des Lesers auflöst. So wird das Ende unglaubwürdig und eines Autors im Range von Dan Simmons eindeutig unwürdig.

hinzugefügt: August 15th 2006
Tester: Erik Schreiber
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