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  Interview: Im Gespräch mit: Kim Harrison
Geschrieben am Saturday, 22.March. @ 08:33:35 CET von Guido
 
 
  Interview Kim Harrison, geboren im Mittleren Westen der USA, wurde schon des Öfteren als Hexe bezeichnet, ist aber - soweit sie sich erinnern kann - noch nie einem Vampir begegnet. Sie hegt eine Vorliebe für Friedhöfe, Midnight Jazz und schwarze Kleidung und ist bei Neumond nicht auffindbar. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat sich mit der Autorin unterhalten, deren Romane um Rachel Morgan bei Heyne erscheinen.

Guten Tag Frau Harrison. Lassen Sie uns mit ein paar persönlichen Informationen anfangen – wo leben Sie?

Hallo, ich wohne in South Carolina, einem der eher ländlichen Staaten des USA. Unsere Sommer sind lang und heiß, dafür haben wir im Winter kaum Schnee, und das ist etwas, das mir unheimlich fehlt. Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der es jeden Winter eine geballte Ladung an weißen Flocken gab und entsprechend haben wir Kinder uns damals unsere Zeit mit Rodeln, Schneeballschlachten und Skifahren vertrieben. Wenn ich das heute will, muss ich weit fahren. Ich wohne seit gut 20 Jahren mit meinem Herzblatt zusammen, was gerade in unserer Zeit wohl eher unüblich ist. Vor kurzem haben wir Familienzuwachs bekommen – einen kleinen Chihuahua den wir Aleix genannt haben. Bevor ich mich auf die Schriftstellerlaufbahn begab habe ich so einiges an Jobs ausprobiert, der ungewöhnlichste und in der Nachschau wohl der, der mir am meisten Spaß gemacht hat war, als ich für einen Kopfgeldjäger für die Recherche zuständig war.

Wie kommt man bei solch einem exzentrischen Beruf zum Schreiben?

So aufregend war das auch nicht – wie gesagt, ich war nur für die Recherche zuständig. Zunächst habe ich nur für mich selbst geschrieben. Fünf Jahre lang setzte ich mich abends und am Wochenende vor die Tastatur und verfasste Romane. Danach schloss ich mich für einige Jahre einer Autorengruppe an und versuchte mich an Kurzgeschichten. Irgendwie kam ich aber nicht so recht vorwärts, konnte keine meiner Storys an eines der Magazine verkaufen. In dieser Zeit entstand dann auch eine Erzählung, die ich später zu meinem ersten veröffentlichten Roman – „Blutspur“ - ausgebaut habe. Zu dieser Zeit hatte ich endlich einen Agenten gefunden, hatte durch geharnischte Kritik meiner Autorengruppe und der Lektoren, die meine Geschichten abgelehnt hatten, ständig hinzugelernt und konnte dann meinen ersten Roman an eines der großen Verlagshäuser verkaufen – der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Nein, natürlich nicht, in Wirklichkeit beruht alles auf einer Kombination von harter Arbeit und Kritikfähigkeit.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für einen selbst?

Wenn ich einmal nicht schreibe, versuche ich immer Dinge zu machen, die zu einem schnellen Erfolg führen. Ich baue zum Beispiel gerne Regale oder backe einen Kuchen – da sieht man das Ergebnis sofort und zumindest letzteres kann man dann hoffentlich auch noch essen. Daneben liebe ich es, im Garten zu arbeiten, besonders im Frühjahr und Herbst wenn es nicht zu heiß ist und ich dekoriere laufend unser Haus um.

Wer hat Sie als Autor inspiriert?

Das ist eine ganz schwierige Frage für mich, weil ich so viele Autoren bewundere und schätze. Mein absolutes Lieblingsbuch ist sicherlich Ray Bradburys „Löwenzahnwein“, und als Teenager habe ich die „Pern“-Romane von Anne McCaffrey verschlungen.

Stichwort Regal – was wartet auf Ihrem Regal darauf, dass Sie die Zeit finden es zu lesen?

Momentan habe ich ganz bewusst keinen Stapel zum Lesen aufgebaut. Das liegt daran, dass ich einen ganzen Stapel von Manuskripten auf meinem Schreibtisch liegen habe, die ich lesen soll, da ich versprochen habe einen Werbespruch dafür zu verfassen.

Und was ist gerade in Arbeit?

Ich bin in den letzten Zügen für mein siebtes Rachel-Morgan-Buch, danach werde ich eine Jugendbuchreihe um ein kleines Mädchen beginnen, das einem grausamen Mörder begegnet.

Kommen wir zu den Rachel-Büchern. Jenks ist einer der für mich interessantesten Charaktere. Zu Beginn des ersten Bandes war er der Typ, der mehr für die Kalauer und Witze zuständig war, dann entwickelte er sich immer weiter. Sein Hintergrund als treusorgender Familienvater wurde ausgebaut, er erweist sich zunehmend als verlässlicher, aufopfernder Freund. Als Angehöriger der Pixies ist eine Lebenserwartung jedoch nur sehr gering. Ich weiß, dass hunderte, was sage ich zig-tausende, von Jenks-Fans voller Trauer protestieren werden, wenn er zu Grabe getragen würde. Haben Sie schon eine Idee, wie Sie dem wütenden Mob der Fans entgehen können?

Ja, natürlich habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht, und ein Schlupfloch ausgetüftelt, damit Jenks dem Sensemann noch lange von der Schippe springt. Es gibt da schon einige Hinweise in den Romanen, die bei Ihnen noch nicht veröffentlich wurden, aber man muss schon ein wenig detektivisches Gespür entwickeln, und seine eigenen Schlüsse aus den Andeutungen ziehen, um mir auf die Fährte zu kommen. Wobei ich selber noch nicht weiß, ob Jenks von der Möglichkeit, die sich ihm aufzeigt; wirklich Gebrauch machen wird. Denn wie alles im Leben hat auch dies seinen Preis. Aber ich drücke mal die Daumen, dass er sich richtig entscheiden wird...

Das bringt mich zu Ivy – auch sie eine vielschichtige Person, voll unterdrückter Gefühle voller Gewalt, Selbsthass und Potential. Ist sie die tragische Figur der Serie, oder wird sie ihren Weg finden, vielleicht gar als lesbische Gefährtin an der Seite von Rachel?

Das sehen sie ganz richtig. Ivy ist die tragische Figur des Zyklus, und sie wird auch in Zukunft viel mit sich selbst zu tun haben. Ob sie ihren eigenen Weg finden wird, und ob dieser an der Seite von Rachel in den siebten Himmel führt – das verrate ich hier noch nicht...

Rachel ist eine sehr impulsive Person. Sie prescht lieber vorwärts, als vorsichtig zunächst die Lage zu sondieren, sie lebt scheinbar permanent auf der Überholspur. Wird sie jemals lernen einen Gang zurückzuschalten?

Ja sie wird lernen. Wie heißt es so schön, aus Schaden wird man klug. Aber in diesem Lernprozess wird sie immer wieder Rückschläge erleiden, wird merken, dass ihre Handlungen das Leben anderer Personen, auch ihrer Freunde beeinflusst, und dass sie vorsichtiger agieren muss, sonst leiden Unschuldige unter ihren Taten. Trotzdem werden ihr weiterhin Fehler unterlaufen, wird sie oft vor einem Scherbenhaufen stehen und von der Realität, die sich so ganz anders entwickelt, wie geplant, überrascht.

Rachel ist ein Bauchtyp. Sie trifft ihre Entscheidungen nicht mit kühlen Kopf sondern lässt sich ganz von ihren Emotionen leiten – vielleicht eine Gemeinsamkeit mit der Autorin?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin, wenn es darum geht eine Entscheidung zu treffen, sehr kopfgesteuert, obwohl ich mich überraschend oft auf meinen Instinkt verlasse.

Mittlerweile sind in den USA fünf Rachel-Morgan-Romane erschienen, wie Sie vorhin berichtet haben, gehen sie gerade schon mit Band sieben schwanger. Mit all der Erfahrung die sie über die Jahre sammeln konnten – gehen Sie mittlerweile anders an einen neuen Roman heran als früher?

Oh ja, das ist ein himmelweiter Unterschied zu früher. Ich organisiere mich und meine Ideen viel mehr als früher, plane die Struktur meines Buches, verfasse ein ausführliches Exposé, bevor ich mit dem eigentlichen Schreiben beginne. Ich versuche auch viel mehr als früher, meine unterschiedlichen Charaktere in den Griff zu bekommen, deren Entwicklung sauber nachvollziehbar einfließen zu lassen. Und ich habe gelernt, bei berechtigter Kritik meine Meinung zu ändern und alles umzuschreiben. Der erste Grobentwurf für ein neues Buch dauert zwischen vier und fünf Monaten, das ganze Buch dann fast ein Jahr, bis ich das Manuskript abgabereif habe. Der Verlag braucht dann auch etwa noch ein Jahr, bis der Roman in den Buchhandlungen ausliegt.

Rachel ist sicherlich kein Durchschnittsmädchen - selbst in der Welt der Inderlander. Sie ist ein sehr willensstarker, emanzipierter Charakter, aber auch sehr verletzlich. Ich hatte den Eindruck, dass sie geprägt durch die Vorfälle, die in den Romanen beschrieben werden, an Persönlichkeit wächst, dass sie mutiger aber auch härter gegen sich und andere wird. War das geplant, oder geschah dies im Verlauf der Schreibprozesses?

Ich liebe es, über Personen zu schreiben, die durch ihr Leben und das, was ihnen passiert, geprägt werden. Ich habe mir allerdings nie Gefahren und Verluste für Rachen einfallen lassen, nur damit diese reifen konnte. Nein, die schlimmen Sachen, die Rachel widerfahren, kommen aus meiner dunklen Phantasie, aber natürlich nutzte ich die Fährnisse, denen sie ausgesetzt ist, um ihren Charakter weiterzuentwickeln. Es ist wie im richtigen Leben, gerade die Verluste, das Leid und die Schmerzen prägen uns doch, nicht der oftmals triste Alltag. Und wenn wir ehrlich sind, wir alle als Leser und als Autoren, wir wollen nichts lesen über ein Leben, in dem nichts passiert, die Abenteuer sind es doch, die uns faszinieren.

Gleichberechtigung scheint ein weiteres Thema zu sein, dass Ihnen wichtig ist. Rachel und Ivy sind hart arbeitende Frauen, die sich in einer sehr gefährlichen Welt gut ihrer Haut zu wehren wissen.

Ja, Gleichberechtigung liegt mir als Thema natürlich am Herzen. Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn er oder sie zu Unrecht abgestempelt wird, wenn Vorurteile verhindern, dass der Geeignetere einen Job erhält und Karriere macht. Umso wichtiger ist mir natürlich dieses Thema, verpackt in einen hoffentlich spannenden Roman, aufzugreifen, davon zu berichten, wie sich eine junge, scheinbar schwache Frau durchsetzt und ihre verdiente Anerkennung findet.

Rachel scheint einfach kein Glück mit ihren Beziehungen beschieden zu sein. Nick ist ein eher zurückhaltender Mensch, sein Konkurrent, der seltsame Millionär und Gangsterboss Trent Kalamack, stürzt unsere Heldin da ganz schön in Gewissensnöte. Wird sie jemals ihren Traumprinzen finden?

Aber sicher doch, auf Rachel wartet die große Liebe, komplett mit dem Himmel voller Geigen und Friede, Freude, Sonnenschein – aber bis dahin vergeht noch einige Zeit, das ist dann wohl der krönende Abschluss mit Hollywood-Happy-End für den Zyklus. Ich bin gerade ganz zufrieden damit, wie sie ihre Möglichkeiten auslotet, experimentiert und sich in der Zuneigung ihrer Galane suhlt. Es würde mich gar nicht so sehr überraschen, wenn Rachel sich am Ende der Serie dafür entscheiden würde, ohne feste Bindung an einen Partner zu leben, in sich selbst ruhend sich ihre Wünsche und Bedürfnisse nach gut Dünken jeweils erfüllt.

Bei der Lektüre hatte ich den Eindruck, dass sich die ersten beiden Romane, die bislang auf Deutsch vorliegen, vom Tonfall her doch sehr voneinander unterscheiden. Im ersten Band war Rachel noch sehr unsicher, suchte ihren Platz in der Welt, der zweite Roman bot dann mehr einen Detektiv-Plot und, soweit ich das weiß, dreht sich im dritten Teil Vieles um die Selbstfindung Rachels. Wie wird es weitergehen?

Ich habe das schon von vielen Lesern gehört und auch selbst festgestellt, dass jeder Band seinen eigenen Schwerpunkt hat, sich nicht allein vom Inhalt, sondern sich auch von der Atmosphäre und dem Fokus her unterscheiden. Es sind immer die Charaktere und ihre Beziehung zueinander, die den Plot von Band zu Band verbinden und fortführen. Das habe ich gar nicht unbedingt so konstruiert, das hat sich einfach so ergeben, doch ich und meine Leser sind sehr zufrieden damit. Es wäre doch wirklich sterbenslangweilig, immer dieselbe Geschichte nur leicht abgewandelt zu erzählen. Ich hoffe, dass sich die Schwerpunkte meiner Romane weiterhin so abwechslungsreich und damit interessant gestalten werden, der Eine mehr ein Thriller, der Nächste mit einer Detektivhandlung, dann die Nabelschau – nur so kann ein Autor vermeiden seine Leser zu langweilen. Nur wer wirklich interessante, und das heißt auch immer sich fortentwickelnde Gestalten zu entwerfen weiß, der wird seine Leser auf Dauer erreichen.

Es gibt einige romantische Szenen gerade auch im zweiten Band. Wissen Sie, ob die Bücher hauptsächlich von einem weiblichen Publikum gelesen werden?

Ich bin ziemlich sicher, dass die Majorität meiner Leser Frauen sind, wobei in letzter Zeit die Zuschriften und das Interesse der männlichen Leser deutlich zugenommen haben. Vielleicht entdecken die Männer die Urban Fantasy gerade für sich, und ein starker Frauencharakter heißt nicht unbedingt, dass nur die drei K – Kinder, Kirche, Küche oder Romantik pur im Mittelpunkt der Handlung stehen – das ist zum Glück lange passe. Heutzutage sind eine ganze Anzahl der packendsten Spannungsromane von Frauen verfasst und präsentieren dem Leser eine Protagonistin, die so manchen Macho locker in die Tasche steckt. Die Titelbildgestaltungen, die statt dem Klischee einer dekolletierten Blondine, die in den Armen eines muskelbepackten Recken dahinschmelzt, eine aktive, emanzipierte Frau zeigen, die ihre Leben wie ihre Gegner im Griff haben, lassen immer mehr Männer nach entsprechendem Lesestoff greifen.

Wie viel von Ihnen selbst steckt in Rachel – oder Ivy?

Das ist eine ganz schwierige Frage. Natürlich steckt jede Menge von mir in beiden Figuren – ich habe sie mir ja ausgedacht. Aber es gibt natürlich auch Wesenszüge und Verhaltensweisen, die mir so gar nicht entsprechen. Ich sage immer, dass ich gerne wie Rachel leben würde, wie Ivy mein Leben planen und bestimmen möchte, und wie Jenks fluchen können möchte.

Haben Ihre Figuren reale Vorbilder?

Nein, das stand für mich nie zur Debatte. Ich kenne einige Autoren, die ihre Figuren an reale Vorbilder anlehnen, aber für mich ist das nichts. Vielleicht nehme ich mir ab und an ein besonders markantes Charaktermerkmal oder einen Tick eines Bekannten, und integriere dieses dann in meine Kunstfigur, aber ich verwende grundsätzlich nie einen Bekannten als Vorbild für eine meiner Figuren.

Was war zuerst da, die Figur der Rachel oder der Plot rund um die Hallows?

Die Figur der Rachel wuchs parallel zum Dämonen-Plot. Ich kann das gar nicht unterteilen, was zuerst da war, was folgte, Beides bedingt sich irgendwie, ohne die Dämonen, ohne Werwölfe, Hexen und Vampire wäre Rachel nicht die Frau, die sie ist. In den ersten Romanen standen noch die Werwölfe und Vampire im Zentrum, erst danach haben mich die Dämonen förmlich eingefangen, und in den bei Heyne in Vorbereitung befindlichen Romanen nehmen diese einen immer breiteren Raum ein. Zwischenzeitlich kennt man ja die Eigenheiten der Vampire und Gestaltwandler zu Genüge, darum war ich nur zu bereit mich hier einem Feld zuzuwenden, das noch nicht so intensiv beackert wurde. Und die Dämonen mit ihren intelligenten Plänen, ihren absonderlichen Kräften und ihrem perfiden Humor sind ja auch etwas Besonderes..

Ich nehme mal an, dass Sie Tomaten und Pizzas mögen – wer die Romane nicht kennt, ein Großteil der menschlichen Bevölkerung wurde durch ein mittels genmutierten Tomaten übertragenes Virus ausgelöscht, so dass die roten Früchte in der Welt der Rachel Morgan geächtet sind.

Ich liebe Tomaten und jedes Wochenende mache ich mir und meinem Schatz eine selbstgemachte Pizza.

Gerade in den letzten Jahren wurden viele Autoren von Laurell K. Hamiltons Anita-Blake-Serie beeinflusst. Jeder Autor, der im Urban Fantasy Subgenre publiziert, versucht sich manchmal krankhaft verbissen von dem großen Vorbild abzuheben – war das etwas, was Sie beim Schreiben im Hinterkopf hatten?

Nein, überhaupt nicht. Meinen ersten Anita-Blake-Roman habe ich erst gelesen, nachdem ich das zweite Rachel-Morgan-Buch fertig hatte, und immer wieder mit Fragen zu Anita Blake bombardiert wurde. Rachel und Anita sind beides junge, toughe Frauen, die in einer gefährlichen Welt ihren eigenen Weg gehen, aber jede auf ihre Art – und ich denke auch, dass das so gut ist.

Hatten Sie schon einen Verlag, als Sie „Blutspur“ schrieben?

Nein, als ich mit dem Roman begann war noch keine verlegerischen Heimat in Sicht. Das Rad begann sich erst richtig zu drehen, als ich einen Agenten, der zu mir passte, gefunden hatte. Sein Job war und ist, einen Verlag für das Buch aufzutun, und mir den Rücken für das Schreiben frei zu halten. Und hier habe ich einen der Besten gefunden!

Haben Sie das Manuskript überarbeiten müssen?

Ich musste, gemeinsam mit dem Lektor ein paar Mal drübergehen. Ursprünglich hatte ich ein jüngeres Publikum angepeilt, und entsprechend die Beschreibungen der Kämpfe und Auseinandersetzungen sehr moderat gehalten. Als dann klar war, dass Eos das Buch auf den Markt für Erwachsene platzieren würde, hat man mich gebeten, das Manuskript zu überarbeiten. Neue Szenen wurden eingefügt, das Tempo erhöht, die Handlungsstränge komplexer angelegt, das erforderte dann weitere Überarbeitungen – Alles in Allem habe ich dann letztlich drei Versionen des Romans eingereicht.

Sie haben Ihre Romane mit einer großen Bandbreite an übernatürlichen Wesen ausgestattet. Der kundige Leser entdeckt Märchenwesen ebenso wie moderne Wikka-Praktiken. Wo recherchiert man als Autorin, um hier wirklich überzeugend eine entsprechende Welt zu entwerfen?

Vieles habe ich als Kind aufgeschnappt, als ich die üblichen Märchen förmlich verschlungen habe. Als ich dann die Hallowes entwarf, habe ich mein Wissen über Verfahrensabläufe genutzt, um mir zu überlegen, wie ich Magie als funktionierenden Bestandteil einer Welt entwerfen und in diese integrieren könnte. Später habe ich mir dann ein Buch über moderne Magie und Zaubersprüche gekauft, es aber kaum genutzt. Mittlerweile verstaubt es in meinem Regal. Ganz zu Beginn habe ich ein paar Mal nachgeschlagen, ob meine Beschwörungen und Zaubersprüche sich auch authentisch genug anhören würden, mittlerweile hat diese Seite der Romane ein Eigenleben entwickelt, so dass hier Vieles automatisch abläuft.

Hatten Sie die Möglichkeit von Fortsetzungen bereits eingeplant, als Sie den ersten Band geschrieben haben, hätten Sie jemals mit einem derartigen Erfolg gerechnet?

Ganz zu Beginn hatte ich mir erhofft, dass ich eine Trilogie aus dem Stoff machen könnte. Gegenwärtig sind neun Bücher unter Vertrag, und demnächst entwerfe ich das Exposé zu Band 8. Natürlich habe ich noch viele Ideen, wie es mit Rachel und ihren Freunden und Feinden weitergehen könnte, aber zunächst muss ich einmal abwarten, wie die Leser die Bücher aufnehmen. Nie im Traum hätte ich damit gerechnet, dass ich überhaupt neun Romane um Rachel verkaufen könnte – das ist wie ein Sechser im Lotto.

Haben Sie einen bestimmten Ort, an dem Sie schreiben?

Mittlerweile kann ich mich ja ganz auf das Schreiben konzentrieren. Aus einem Hobby wurde mein Beruf, und so bin ich die Sache auch angegangen. Zu Hause, direkt neben der Küche, habe ich mir ein Büro eingerichtet und hier arbeite ich dann, mit allem, was ich brauche in meiner Reichweite. Und dann heißt es konzentrieren, einen Pott Kaffee auf der Warmhalteplatte und meine Salzlampe an, dann klappern die Tasten.

Einige Autoren berichten davon, dass sich die Handlung verselbständigt – gibt es das bei Ihnen auch?

Ich liebe das kreativ-vorbestimmte Chaos – ein scheinbarer Widerspruch, etwas Geplantes und Chaos, doch genau das schafft ein ums andere Mal mich und meine Leser zu überraschen. Natürlich plane ich alles im Vorfeld minutiös, weiß genau, dass meine Figur X von A nach B geht, weiß welche Sätze sie sagt, wie es weitergehen wird. Und dann plötzlich übernimmt die Handlung das Zepter. Pfade werden sichtbar, Türen öffnen sich, an die ich bei der Planung nie im Traum gedacht hätte. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich meine Notizen in den Papierkorb werfe, und mich einfach der Handlung ergebe. Am nächsten Tag ist dann das Überarbeiten des Entwurfs angesagt, bis die Phantasie wieder das Ruder übernimmt...

Gibt es Pläne, Rachel zu verfilmen?

Gegenwärtig wohl leider noch nicht.

Wie sieht ein typischer Tag im Leben der Schriftstellerin Kim Harrison aus?

Bei mir geht es wirklich recht langweilig zu. Ich stehe so um 7.30 Uhr auf, kurz danach sitze ich am Computer und beantworte Fragen, die mich postalisch oder per Mail erreichen. Das dauert in der Regel so bis 10.00 Uhr, dann gibt es einen kleinen Snack und auf geht's ans Arbeiten. Je nachdem, wie weit ich bin - und wie nah der Abgabetermin rückt - arbeite ich möglichst konzentriert bis 18.00 oder 20.00 Uhr, dann dreimal die Woche zum Ausgleich ins Fitness-Studio. Also leider nicht annähernd so aufregend und nervenaufreibend wie Rachels Tage.

Haben Sie vor, einmal Europa, Deutschland, zu besuchen?

Gegenwärtig leider nicht, aber ich würde sehr gerne ihr bezauberndes Land besuchen.

Haben Sie vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.

Ich habe zu danken.


Carsten Kuhrs Rezension zu „Blutspur“ ist hier zu finden.

Die Website von Kim Harrison ist hier zu finden.
 
 
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