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  Interview: Im Gespräch mit: Volker Busch
Geschrieben am Saturday, 04.February. @ 14:31:31 CET von Guido
 
 
  Interview Eine feste Größe in der deutschen Verlagslandschaft stellt Blanvalet dar. Fans und Lesern der Phantastischen Literatur wird stets ein breites Angebot an neuen Titeln geboten. Volker Busch betreut bei Blanvalet die Fantasy Edition. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat mit ihm über das Gestern, Heute und Morgen des Programms gesprochen.

Hallo Herr Busch. Unbemerkt von den meisten Lesern haben Sie schon vor einiger Zeit die Betreuung der Blanvalet Fantasy Edition übernommen. Können Sie sich unseren Lesern zunächst einmal kurz selbst vorstellen - wie wird man Lektor einer der größten deutschsprachigen Fantasy-Reihen?

Hallo Herr Kuhr! Ich bin seit 18 Jahren als Lektor tätig und war in dieser Zeit bei verschiedenen Random-House-Verlagen in sehr unterschiedlichen Fachgebieten engagiert. Ich habe z. B. einige Jahre lang eine vielbändige Naturenzyklopädie betreut, habe Reiseführer, Ratgeber und Bildbände gemacht, war einige Jahre im Producing und später im Electronic Publishing tätig. Vor acht Jahren wechselte ich zu Goldmann ins belletristische Lektorat, und seit Blanvalet ein eigenständiger Verlag geworden ist, gehöre ich dem Blanvalet Lektorat an. Weil ich schon immer sehr von der fantastischen Literatur begeistert war, habe ich die Betreuung der entsprechenden Autoren und Programmteile nach und nach übernommen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht Ihrer Verlagstätigkeit nachgehen, und was liest Volker Busch, wenn er einmal nicht lesen muss?

Mal abgesehen davon, dass es viel Energie erfordert, berufliche und familiäre Ansprüche unter einen Hut zu bringen, wenn man beide Seiten gleichermaßen ernst nimmt und intensiv mit seinen Kindern lebt (ich habe knapp 3-jährige Zwillingsjungs und erlebe, dass das Eltern-Sein im beruflichen Alltag nach wie vor als störend oder als reine Privatsache angesehen wird und dass die damit verbundenen Belastungen ignoriert oder zumindest unterschätzt werden) – also, mal abgesehen davon, dass zwei kleine Kinder zu haben für mich ein unglaubliches Glück bedeutet – ich reise gerne, interessiere mich für fremde Länder und Kulturen, pflege entsprechende Freundschaften, bin zudem politisch sehr interessiert. Dazu kommt meine Liebe zu vielen Sparten der Kunst (Musik, Theater, Film), vor allem zur modernen und aktuellen bildenden Kunst. Was das Lesen betrifft, so lassen sich berufliche und private Lektüren schon längst nicht mehr trennen, zumal ich immer schon gern querbeet und crossover, high & low gelesen habe. Früher waren mehr theoretische, essayistische und philosophische Bücher dabei, heute liegt der Schwerpunkt mehr auf der Unterhaltung in all ihren Spielarten, vor allem natürlich Fantastik und Spannungsliteratur. Und nun wollen Sie also wissen, was im Moment auf meinem Nachtkästlein liegt, nur so zum Stöbern, aus persönlicher Neigung? Ein Roman von Kirsten Fuchs („Die Titanic und Herr Berg“), eine tolle Mischung aus Sprachwitz und Erotik, echt mal was Neues! Dazu ein Verschwörungsthriller für Cineasten von Theodor Roszak („Schattenlichter“), den mir ein lieber Kollege von Heyne ans Herz gelegt hat – ich fürchte allerdings, dass dieses mächtige Werk meine derzeitigen Kapazitäten übersteigen wird. Und ein Roman von Thomas Meinecke („Tomboy“), um einige Passagen nachzulesen – Reflexionen über die Konstruktion von weiblicher und männlicher Identität. Das lese ich jetzt mit ganz anderen Augen, seit ich selbst zwei kleine Menschen großziehe …

Wie sieht Ihr Arbeitstag im Verlag aus - ab in den gemütlichen Lesesessel und bis auf die Unterbrechung des Mittagsmahls schmökern, bis es Zeit wird nach Hause zu gehen - oder wie sieht die Wirklichkeit aus?

Der gemütliche Teil, das Lesen vor dem Kamin ;-) geht bei mir leider erst am späteren Abend los, wenn die Kinder im Bett sind und das eigentliche Tagewerk vollbracht ist. Die Arbeit im Verlag findet vor allem am Bildschirm, am Telefon und in Besprechungen statt, besteht im Wesentlichen aus Organisation und Kommunikation, zum geringen Teil auch aus Textarbeit. An erster Stelle stehen Programmarbeit und Akquisition, dazu betreuen die Lektoren bei uns um die sieben Titel im Monat, jede Buchproduktion ist in unzählige kleine Phasen zerlegt und zieht sich vom Lizenzerwerb bis zur Buchpräsentation über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren. Also leider keine Chaiselongue in der Schreibstube, sondern eher Fabrikation von Fiktionen, im günstigsten Fall gut organisierte Kreativität.

Die Blanvalet Fantasy Reihe zeichnet sich seit Jahren durch die Herausgabe von mehrbändigen Zyklen aus. Ist das für einen Herausgeber nicht frustrierend und undankbar, wenn das Jahresprogramm bereits im Vorfeld von Fortsetzungen zu zwei Dritteln gefüllt ist?

In der Fantasy-Reihe dominieren bei Blanvalet in der Tat die vielbändigen Sagas und Zyklen. Endlosschleifen sind nun mal ein Grundmuster der Fantasy mit ihrer Sehnsucht nach der heilen Ursprungswelt, und am Ende geht der Kampf gegen das Böse dann doch immer wieder von vorne los. Die Fantasy-Autoren zelebrieren die ewige Wiederkehr des Gleichen. Aber im Ernst: Die Interessen und Bedürfnisse der Leser verändern sich, und darauf reagieren Autoren und Verlage. Das Genre ist in Bewegung, die eng abgesteckten Grenzen weichen auf. Die fantastische Literatur wird sich in den nächsten Jahren öffnen und ausbreiten – die Fantasy wird salonfähig! Und auch bei Blanvalet dürfen sich die Leser auf eine größere Vielfalt freuen, auf neue Autoren, auf unverwechselbare Werke.

Während andere Verlage zunehmend auf den deutschsprachigen Autorennachwuchs setzen, dominieren bei Blanvalet nach wie vor die anglo-amerikanischen Verfasser. Mit Ralf Lehmann haben Sie ihren Lesern zwar einen ersten deutschen Autor präsentiert, aber weitere Verfasser heimischer Zunge sucht man bislang vergebens - warum?

Die Traditionen des Genres waren lange Zeit von Tolkien- und Conan-Nachfahren geprägt. Und bei den anglo-amerikanischen Topstars der Fantasy – von George Martin über Terry Goodkind und Raymond Feist bis hin zu R.A. Salvatore – liegt nun einmal die Stärke des Blanvalet-Fantastik-Programms. Aber auch wir haben uns umgesehen, haben inzwischen einen Franzosen, einen Norweger, eine Japanerin, einen Inder und demnächst auch eine Russin im Programm, die alle etwas aus ihren eigenen Kulturen und Traditionen beisteuern. Und da es immer mehr gute deutsche Autoren gibt, wird sich das auch im Programm von Blanvalet abbilden. Sie sind uns willkommen! So haben wir Ulrike Schweikert als Autorin gewonnen, von der mit ihrer Vorliebe für Drachen und Vampire sicher noch einiges zu hören und zu lesen sein wird. In diesen Tagen liefern wir den ersten Band einer großartigen neuen Mystery-Thriller-Trilogie von dem jungen deutschen Autor Andreas Wilhelm an die Buchhandlungen aus („Projekt: Babylon“, im Hardcover bei Limes), und im Herbst folgt eine neue Mystery-Horror-Serie von einem deutschen Autor, der auf diesem Gebiet mit allen Wassern gewaschen ist. Mehr möchte ich heute noch nicht verraten, aber Sie sehen, es bewegt sich einiges bei Blanvalet! Lassen Sie sich überraschen!

Terry Pratchett - einer der ganz großen, was die Verkaufszahlen, aber auch die Qualität seiner Bücher anbelangt, erscheint zunächst im Hardcover bei Manhattan, später im Taschenbuch bei Goldmann. Beide Verlage gehören zwar wie Blanvalet zu Random House, aber warum schmücken Sie sich nicht mit Pratchetts Werken?

Ich habe Terry Pratchett jahrelang betreut, ihn auf dem Weg zum Hardcover-Autor begleitet, aber Goldmann wollte ihn behalten, als ich zu Blanvalet gegangen bin ;-) Speziell die All-Age-Fantasy-Autoren sind inzwischen heiß umkämpft, Pratchett war da sicherlich ein Vorreiter, aber inzwischen sind andere noch erfolgreicher. Ich habe für uns Christopher Paolinis „Eragon“ an Land gezogen, im Vergleich zu Pratchett zum Schnäppchenpreis, dafür verkaufen wir davon mittlerweile ein Mehrfaches je Titel. Mit Blick auf den Umsatz spielt die fantastische Musik derzeit auf den Feldern „All Age“ und „Mystery“, aber wir behalten auch „Shannara“ und „Die Drachenlanze“ im Programm, denn für diese Art von Fantasy gibt es immer noch viele treue Leser.

Monatlich erscheint ein großformatiges Paperback sowie drei Taschenbücher. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Titel als Paperback besonders herausgestellt werden?

Das ist eine Frage des Potenzials – Quality Paperbacks werden von uns wie kleine Hardcover-Bücher eingesetzt – und im Erfolgsfall steht dann noch ein weiteres Publikationsformat bereit.

Goldmann war einer der ersten Verlage, der Romane in der Übersetzung auf mehrere Bände aufgesplittet hat. Warum werden Romane in der Übersetzung überhaupt aufgeteilt, und wie wählen Sie die Stellen, an denen die Handlung unterbrochen wird, aus?

Die Teilung ergibt sich von Fall zu Fall, oft sind die Werke entsprechend angelegt, die Autoren arbeiten mit Cliffhangern. Welche Vorgeschichte die Teilungspraxis im Einzelnen hat, weiß ich nicht. Früher gab es auch die noch viel rigorosere Praxis, Romane radikal auf eine vorgegebene Seitenzahl herunterzukürzen. Letztlich hat die Frage der Teilung von aufwändigen Übersetzungen mit kalkulatorischen Gründen zu tun, und es hat zudem etwas mit der Akzeptanz von epischer Breite und Buchverkaufspreisen zu tun. Ungeteilte Romane können manchmal so teuer werden, dass der dafür notwendige Verkaufspreis als absoluter Killer wirkt. Aber das Drücken von Übersetzer-Honoraren ist nun auch nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Umgekehrt geht mir auch das Seitenschinden mancher Fantasy-Autoren auf die Nerven. Nun, glücklicherweise sind dicke Fantasy-Romane bei uns wieder gefragt, und die Leser sind auch bereit, dafür etwas mehr zu bezahlen. Da spielt also einiges zusammen … so oder so: Das Aufteilen von Originalromanen wird bei Blanvalet, wenn kalkulatorisch irgendwie möglich, vermieden. Wir haben schon seit längerer Zeit kaum noch „geteilte“ Neuerscheinungen herausgebracht. Der neue Terry Goodkind („Chainfire“, dt. „Die Magie der Erinnerung“) wird im Mai ungeteilt erscheinen – früher hätten wir zwei Bände daraus gemacht.

Die moderne Fantasy wird dominiert von anglo-amerikanischen Autoren, die oftmals mehr oder minder originell tolkienesque Fantasy scheinbar am Fließband produzieren. Der Markt aber verlangt genau nach dieser austauschbaren Massenware. Nach was für Kriterien wählen Sie Ihre Bücher aus? Ist das für Sie als Herausgeber nicht manchmal frustrierend, wenn sich frische, ungewöhnliche Ansätze und Bücher am Markt bzw. vielleicht schon intern im Vertrieb kaum durchsetzen lassen?

Meine Aufgabe als Lektor ist es, im Programm eine Balance von gut verkäuflichen Titeln und neuen Autoren und Ansätzen sicherzustellen. Ja, ich schaue täglich in die Verkaufszahlen. Und die „weniger komplexe“ Fantasy verkauft sich meistens am besten (:-(. Aber die Zahlen sind nicht alles. Die Freude ist am größten, wenn sich ein neuer Autor mit einer neuen Idee durchsetzt, vielleicht sogar eine eigene Entdeckung. Als Lektor bewegt man sich mit all seinen persönlichen Vorlieben auf dem schmalen Grat zwischen kommerziellen und qualitativen Ansprüchen. Und nennt diese Strategie im Verlagsjargon dann „Mischkalkulation“.

Ihr Kollege Sascha Mamczak hat davon berichtet, dass die Kaufleute, der Vertrieb immer mehr Einfluss auf die Produktion, aber auch auf die Auswahl der Bücher, die veröffentlicht werden, nehmen. Ist dies bei Blanvalet ähnlich?

Ich habe das Zusammenspiel von Lektorat und Vertrieb meistens als produktiv erlebt. Bei Random House (Blanvalet, Heyne, Goldmann) sind die Lektorate im Rahmen der kalkulatorischen Vorgaben in der Programmgestaltung ganz frei, wir konkurrieren sogar miteinander – was unter Freunden nicht immer ganz einfach ist!

Haben Sie Kontakt zu Ihren Kollegen Stefan Bauer, Carsten Polzin und Sascha Mamczak - tauscht man sich hier kollegial aus, oder ist jeder hier ein Einzelkämpfer?

Wir sind kollegial, darüber hinaus oft auch freundschaftlich verbunden. Mit Sascha Mamczak von Heyne bin ich gut befreundet, mit Stefan Bauer von Bastei-Lübbe habe ich einen netten kollegialen Kontakt, mit Friedel Wahren (zuletzt bei Piper) und zahlreichen Kollegen aus den etwas kleineren Verlagen ebenso. Carsten Polzin ist bei Piper jetzt neu dabei, ich freue mich darauf, ihn näher kennen zu lernen. Insgesamt ist der Fantasy-Markt etwas rauer geworden, seit Heyne „mit freundlicher Unterstützung des Kartellamts“ viele seiner Lizenzrechte an Piper abgeben musste (man wollte so eine Dominanz von Random House im Taschenbuch-Markt verhindern, als der Springer-Konzern vor ein paar Jahren Heyne an Random House verkaufte). Klar, wenn ein Verlag mit einer aggressiven Strategie in den Markt drängt und versucht, den Mitbewerbern wichtige Autoren mit großen Vorschusszahlungen abzujagen, dann sind die zuständigen Lektoren nicht unbedingt erfreut. Das erzeugt Stress, und dann ist es manchmal schwierig, Persönliches und Geschäftliches zu trennen. Auch ich komme da gelegentlich unter Zugzwang, denn die großen Verlagshäuser stehen in einem heftigen Verdrängungswettbewerb, und die Agenten, von denen sich die meisten Autoren und Lizenzgeber vertreten lassen, schauen da nicht tatenlos zu. Sobald mit Fantastik-Büchern große Zahlen geschrieben werden, wachsen die Begehrlichkeiten, und das beschauliche Nischendasein der Fantasy-Lektorate geht dann schnell zu Ende. Denn auch in der Welt der Bücher müssen die Renditeforderungen der Geldgeber befriedigt werden, sonst keimen bald Konflikte auf. Glücklicherweise ist die Fantastik-Szene der deutschen Verlage nach wie vor von freundschaftlichen Verbindungen und einem gemeinsamen Interesse an besonderen Büchern und Autoren geprägt. Und dementsprechend versuche ich, bei aller Konkurrenz, immer fair zu agieren.

Wie begegnet Blanvalet dem Trend in Deutschland, dass gerade die jungen Menschen weniger lesen - ist Ihres Erachtens die Publikation von Jugendromanen ein viel versprechender Weg, sich seine späteren Stamm-Leser zu erobern?

Das Problem liegt zunächst einmal darin, dass immer weniger Leser nachwachsen. In der kinderfreien Ego-Gesellschaft stirbt am Ende auch die Buchkultur, und das wird eben zuerst in der Kinder- und Jugendbuchabteilung spürbar. Harry Potter hin oder Eragon her – der zu verteilende Bücherkuchen wird langsam kleiner, und es gibt für jeden Verlag eine Auflagenhöhe, unterhalb derer es sich nicht mehr lohnt, ein Buch ins Programm zu nehmen. Allerdings beschleunigt das Schrumpfen der deutschsprachigen Bevölkerung hier nur andere langfristige Prozesse, durch die sich der Markt der Medien radikal verändern wird. Neue Medien und damit verknüpft neues Konsumverhalten und neue Verkaufsstrategien werden sich nach und nach durchsetzen, während die guten alten Bücher aus Papier wesentliche Funktionen einbüßen – die traditionell ausgerichteten Buchverlage werden darauf früher oder später reagieren müssen. – Doch zurück zur heutigen Situation: Es interessiert die meisten Leser herzlich wenig, in welchem Verlag die Bücher ihrer Lieblingsautoren erscheinen. Trotzdem ist die engagierte Auseinandersetzung mit bestimmten Zielgruppen wichtig, denn nur so können wir die entsprechende Kompetenz und damit ein entsprechendes Ansehen gewinnen. Das Image des Verlags spielt vor allem in der Zusammenarbeit mit den Buchhändlern und den „Multiplikatoren“ eine große Rolle.

Die „Enwor“-Romane von Wolfgang Hohlbein erschienen vor Jahren bei Goldmann - nun werden diese im Rahmen des Piper Verlages fortgesetzt. Warum kam es nicht zu einer Weiterführung im Blanvalet Verlag?

Solche Interna eignen sich nicht zur öffentlichen Erörterung. Natürlich hätte ich die Fortsetzung des „Enwor“-Zyklus lieber bei Blanvalet gesehen, und ich wünsche mir, dass es früher oder später zu einer neuen Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein kommt.

Mir fiel auf, dass Blanvalet einer der wenigen Verlage ist, der den Übersetzer eines Werkes außen auf dem Backcover aufführt. Nachdem die Übersetzer als „Neuschaffer“ eines Werkes wesentlichen Anteil an dem fertigen Buch haben, eine mehr als angemessene Geste – wie sehen Sie das, was sind die Übersetzer für Sie?

Die Übersetzer sind für mich mehr als nur freie Mitarbeiter, die einen Auftrag erledigen. Sie tragen mit der Qualität ihrer Arbeit ganz wesentlich zum Programm und Profil des Verlags bei. Oft sind sie zudem engagierte Kritiker und wichtige Ratgeber, in einigen Fällen auch Anwälte der Leser und Sprachrohre der Szene. Gerd Rottenecker, Susanne Gerold und Michael Nagula sind in diesem Sinne drei wichtige Stützen des Blanvalet-Fantastik-Programms neben vielen anderen Übersetzern und Redakteuren, die ich hier nicht alle nennen kann. Der Dank an sie kommt im Alltag leider oft zu kurz.

Auf welche Titel in Ihrem Programm sind Sie besonders stolz? Wo wurden Sie positiv, wo negativ von der Leserreaktion überrascht?

Materiell betrachtet, hat es dem Verlag sicherlich am meisten gebracht, dass ich (zusammen mit einer Kollegin aus dem Jugendbuch) Christopher Paolinis „Eragon-Trilogie“ frühzeitig für uns gewonnen habe (die drei Bände erscheinen zunächst im Hardcover-Format in unserem Jugendbuch-Verlag). Den Eragon wollte ich schon haben, als er noch als Selfmade-Büchlein aus dem Kleinstverlag seiner Eltern kursierte. Freilich war der begeisternde Erfolg, der sich aus diesem stimmigen Remix beliebter Fantasy-Motive entwickelt hat, damals nicht vorherzusehen. Und jetzt naht sogar schon der erste Eragon-Filmstart (14.12.06)! – Negativ überraschen lasse ich mich gelegentlich von einigen Nörglern und Besserwissern, die sich in der Fantasy-Szene tummeln – es ist manchmal unfassbar, woran sich ein paar „Spezialisten“ so hochziehen. Das gilt vor allem für den Gesamtkomplex Terry Pratchett. Aber generell überwiegt der Zuspruch bei weitem – ich beantworte täglich interessierte Nachfragen und konstruktive Kommentare und habe schon viele gute Anregungen aufgenommen.

Immer einmal wieder schleicht sich auch ein SF Roman - meistens ein „Star Wars“-Titel - in Ihre Edition. Gibt es Überlegungen, der SF mehr Platz einzuräumen?

Wir haben die Science Fiction nie ganz aufgegeben, haben wichtige Romane, etwa von Neal Stephenson, immer lieferbar gehalten. Außerdem ist und bleibt Blanvalet der „Star-Wars“-Verlag Nr. 1 in Deutschland. Darüber hinaus werden SF und Horror im Rahmen der fantastischen Literatur eher wieder an Bedeutung gewinnen. Für die zukünftigen Programme bei Blanvalet habe ich schon einige spektakuläre neue Projekte angebahnt, z. B. werden auf dem Gebiet der SF Werke von Justina Robson und Peadar O'Guilin erscheinen. Mehr möchte ich heute aber noch nicht verraten!

Können Sie uns noch einen kleinen Vorgeschmack auf zu erwartende Programm Highlights geben - was haben Sie im nächsten Buchjahr für die Freunde der Fantasy in petto?

Mein Lieblingsprojekt im kommenden Programm ist „Die Gilde der Schwarzen Magier“, eine Fantasy-Trilogie der australischen Autorin Trudi Canavan. Sie erzählt die Geschichte der Zauberschülerin Sonea – die lang erwartete weibliche Antwort auf einen gewissen Harry Potter ;-) Ich freue mich auch schon sehr auf die britische Autorin Steph Swainston, die neben Steve Cockayne im Blanvalet Programm für eine ganz neue, grenzüberschreitende Richtung in der Fantasy steht. Ich wünsche mir sehr, dass auch diese Autoren den Weg zu den Lesern finden und dazu beitragen, das fantastische Genre mit neuen Ideen zu bereichern und zu erweitern!

Haben Sie ganz herzlichen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hause für die Zukunft alles Gute!



Die Homepage von Blanvalet ist hier zu finden.
 
 
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