Die Legende von Malemort 5
Die Ankunft des Teufels
(Le roman de Malemort: ... senvolent les chimères)
Text & Zeichnungen: Eric Stalner
Farben: Jean-Jacques Chagnaud
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-025-5
Von Frank Drehmel
Während Anthea, Arnulf und Ritter Malperthuis unter freiem Himmel im Sumpf um das Anwesen des Schlosses Joachim de Peyracs auf einer kleiner Inseln gefangen sind, da es im Wasser von tödlichen Kreaturen wimmelt, erliegt innerhalb der düsteren Gemäuer Graf Colbus den Betörungen eines der Kinder seines ehemaligen Meisters, welchem de Peyrac das Erscheinungsbild Antheas verliehen hat, um so Colbus an sich zu binden und ihn zu einem Entsagen der äußeren Welt, der Welt der Menschen zu bewegen.
Derweil betreten an anderer Stelle die Schergen der Inquisition auf der Suche nach der Heimstatt de Peyracs das düstere Moor, um den untoten Magier zur Strecke zu bringen. Für die drei Gefangenen erweist sich dieses als Glücksfall, da die Eindringlinge die Aufmerksamkeit der dämonischen Wasserwesen auf sich ziehen. So nutzen Ánthea und ihre beiden Gefährten die Gelegenheit, sich dem Schloss zu nähern, treffen allerdings auf eines der seltsamen Söhne des Herrschers - ein seelenloses Wesen, das glaubt es sei ein Mensch – und sind gezwungen, ihn zu bekämpfen.
Als sie schließlich nach überstandenem Gefecht das Gemäuer erreichen, werden Arnulf und Malperthuis von de Peyrac überwältigt und eingekerkert, damit sie ihm später als Nahrung dienen, während Anthea am Ruhelager Colbus' ihrer Doppelgängerin begegnet.
Zwar kann die junge Frau den Grafen aus seiner Verzauberung erwecken, wird aber kurz darauf ein Opfer des Hausherren, der ihr das Blut und das Leben aussaugt, woraufhin der verzweifelte Colbus eine schicksalsträchtige Entscheidung trifft.
Nachdem die letzten beiden Alben verglichen mit dem furiosen Auftakt des Zyklus' insbesondere im Bereich der Story zu schwächeln begannen, findet Stalner in diesem fünften und vorletzten Band zu alter Form zurück und übertrifft sogar alles Vorhergehende.
Beginnen wir mit dem Artwork: von der ersten Seite an strahlt es in der Komposition der einzelnen Bilder sowie im Seitenlayout, dem Zusammenspiel der Panels insgesamt eine Dynamik, eine Lebendigkeit und eine detaillierte Fülle aus, wie man sie selten findet. Dabei werden die Eigenheiten der unterschiedlichen Handlungsorte sowohl zeichnerisch, als auch durch die stimmungsvolle und abwechslungsreiche Koloration nahezu perfekt auf den Punkt gebracht, so dass man als Leser allein schon visuell mitgerissen wird.
Die Story selbst wird durch die Fokussierung auf Joachim de Peyrac und seine Kreaturen deutlich schwerer und mystischer, erhält durch die „Kinder“, die sich ihrer Unmenschlichkeit zunächst nicht bewusst sind und die dann nach Menschlichkeit streben, eine stark tragische Note und lässt nach den Irrungen und Wirrungen der beiden Vorgängerbände nicht nur endlich wieder die Beziehung zwischen Colbus und Anthea in einem nachvollziehbaren, erhellenden Licht erscheinen, sondern erweitert auch die Verbindung zwischen Ritter Malperthuis und Arnulf, welche bisher immer von einer gewissen Distanz geprägt war, um eine freundliche, kameradschaftliche Facette.
Fazit: Das bisherige Highlight der Serie: dynamisch, düster, voller Mystik und Metaphysik, getragen von starken Charakteren.