Alexandro Jodorowsky
Der letzte Incal 1
Die vier John Difool
(Final Incal 1: Les quattre John Difool 2007)
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
Titelbild und Zeichnungen von José Ladronn
Ehapa, 2009, Hardcover, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3240-0
Von Christel Scheja
In der inzwischen zum Klassiker erhobenen Serie „Der Incal“ wurde der erfolglose und heruntergekommene Privatdetektiv der Klasse R, John Difool, der in der futuristischen Stadt Terra 21 lebt und arbeitet, in eine Verschwörung von kosmischen Ausmaßen gezogen, deren Folgen noch nicht abzusehen waren. Die Alben von Alexandro Jodorowky und Moebius alias Jean Giraud verbanden die Action des düsteren Kriminalromans mit mythischer Fantasy und einem Schuss dystopischer Gesellschaftskritik.
Da das Universum viel zu schade war, um es nur für eine Serie zu erschaffen, arbeitete Jodorowsky den Hintergrund aus und siedelte dort noch weitere Serien an wie etwa die Vorgeschichte John Difools und die Legenden um die Metabarone und ihre Machenschaften.
Der neuste Zyklus „Der letzte Incal“ – diesmal gezeichnet von dem Nordamerikaner José Ladronn - setzt da an, wo die klassische Saga aufhörte, denn die Jagd nach dem Incal hat John Difool seine Freiheit gekostet. Allein sein Bewusstsein kämpft darum zu entkommen, während sein Körper mit Drogen und Medikamenten vollgepumpt wird, um jede Erinnerung an den Incal aus seinem Gedächtnis zu löschen. Zu gefährlich ist das metaphysische Wissen in der Hand eines als labil bekannten Mannes.
Ob John Difool seinen Geist nun in vier Persönlichkeiten aufspaltet oder er nur halluziniert, weiß er selbst nicht, nur, dass er einen Weg finden muss, irgendwie zu entkommen.
Allein an seinen Erinnerungen an Dipo, die Betonschwalbe, und seine Geliebte Louz kann er sich noch festklammern, denn sie haben ihm einmal sehr viel bedeutet. So machen sich seine Inkarnationen auf die gefährliche Reise durch eine düstere und lebensfeindliche Welt, die immer wieder mit neuen grausamen Überraschungen aufwartet. Schließlich treffen der idealistische, junge Mann, der noch Träume und Hoffnungen hat, der abgehalfterte alte Bock am Ende seines Lebens, der spirituell erweckte Guru und der engelhaft weise Seraphin zusammen, und damit beginnt ihr Abenteuer erst richtig.
Fans werden feststellen, dass der Inhalt des Comics sehr stark an „Nach der Katharsis“ erinnert, ein Comicalbum, dass Jodorowsky noch zusammen mit Jean Giraud schuf und schon einmal die Geschichte weiter spinnen sollte. Es scheint, als habe der Szenarist das alte Skript noch einmal aus der Schublade geholt, um es in einer etwas anderen und zeitgemäßen Gewichtung neu zu erzählen. Dementsprechend verzichtet „Die vier John Difool“ weitestgehend auf die mystisch-esoterische Seite seiner Vorlage und konzentriert sich mehr auf die Action, von der es reichlich gibt, und bindet Informationen aus anderen Zyklen, die mittlerweile entstanden sind, ein. Auch an Gewalt wird nicht gespart.
Die Story ist zudem nur schwer verständlich, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt, da es nicht einmal ein einführendes Vorwort gibt.
José Ladronns Zeichenstil erinnert indessen ein wenig an den von Moebius, kann aber nicht ganz dessen Klasse halten. Trotzdem ist die Qualität sehr solide. Auch die Kolorierung passt zu den durchweg düsteren und grausamen Geschehnissen, so dass es keinen Bruch in der Atmosphäre der Geschichte gibt.
Leider ist „Die vier John Difool“ ein sehr schwacher Auftakt für „Der letzte Incal“, da Neuleser keinen wirklichen Einstieg in die Saga finden, die Liebhaber der Saga sich aber durch die Wiederholung des Inhalts eines älteren Albums über den Tisch gezogen fühlen könnten.