Denis Bajram
Universal War One 2: Die Frucht der Erkenntnis
(Universal War One: Le Fruit de la Connaissance)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Splitter-Verlag, 2007, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-13-1
Von Irene Salzmann
Das Sonnensystem in etwa hundert Jahren: Die Menschen haben die übrigen Planeten und ihre Monde besiedelt. Eine große Flotte wacht über die Erde und die jungen Kolonien. Plötzlich erscheint ein mysteriöses Objekt, die Mauer, zwischen Jupiter und Saturn. Einem Piloten gelingt es, durch ein Tor in den Raum dahinter einzudringen – doch zu welchem Preis!
In einem fremden Schiff kehrt der sterbende Mann zurück. Seine Aktion lieferte wichtige Erkenntnisse, bringt jedoch seine Kameraden in große Schwierigkeiten. Alle Angehörigen der Schwadron Purgatory werden unter Arrest gestellt.
Admiral von Richburg erkennt bald, dass seine Wissenschaftler überfordert sind und nur der in Ungnade gefallene geniale Physiker Kalish das Rätsel der Mauer lösen kann. Notgedrungen muss sich der Admiral auf einen Handel mit Kalish einlassen. Die Piloten werden amnestiert, und der Physiker steigt zum Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung auf.
Tatsächlich hat Kalish nicht zu viel versprochen: Er öffnet einen Vortex für die Flotte, die sich eines unbekannten Gegners entledigen will, bevor dieser übermächtig wird. Der Blitzkrieg wird zu einem Desaster für die Menschheit. Ihre Einheiten werden aufgerieben, die Schiffe der Schwadron Purgatory haben sich innerhalb des Wurmlochs verloren, und der Feind stellt seine Bedingungen…
Eine friedliche Eroberung des Weltalls ist der Menschheit nicht vergönnt. Eine unbekannte Macht dringt in das Sonnensystem ein und installiert ein seltsames Gebilde, das schließlich als eine Art Wurmloch erkannt wird. In seinem Innern existiert eine Zivilisation, die anderen Raum-Zeit-Gesetzen unterworfen ist und diese zu ihrem Vorteil gegen die Flotte der irdischen Streitkräfte nutzt. In Folge erleiden die Einheiten unter Admiral von Richburg eine empfindliche Niederlage.
Allein die dubiosen Piloten der Schwadron Purgatory schaffen es, in die Sphäre des Gegners einzudringen. Ihr Ziel ist es, dessen Machtzentrum, das sie auf dem Uranus-Mond Oberon vermuten, zu finden und zu zerstören. Was sie dort entdecken, entsetzt sie noch mehr als die Zerstörung der Saturn-Ringe (Bd. 1). Und ihre tapfere Schar wird weiter dezimiert.
In der Geschichte geht es nicht allein um bombastische Raumschlachten. Tatsächlich gibt es relativ wenige Szenen dieser Art, denn Denis Bajram beleuchtet vordringlich die Psyche seiner Protagonisten. Sie alle haben einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit, der sie ihre Karriere gekostet hat und sie immer noch belastet. Obendrein müssen sie mit dem Tod eines Kameraden fertig werden, der ihnen eine Menge Ärger einbrockte, doch auch seine guten Seiten hatte und nun eine Lücke in ihrem Team hinterlässt.
Der Focus richtet sich auf die Pilotin Amina el Moudden, die durch ihren eigenen Vater eine traumatische Kindheit erlitt und sich als Erwachsene von der Familie lossagte. Das Gespenst der Vergangenheit lässt sie nicht los, und sie wird zweimal das Opfer von Vergewaltigern. Dieser Horror veranlasst sie zu einer Kurzschlusshandlung mit fatalen Folgen für einen Kameraden, der zu helfen versucht, nachdem ihr Schiff abstürzte.
Der Band endet mit einem Cliffhanger, der offen lässt, was weiter mit Amina und ihren Kollegen passiert und wie die Erde auf die Forderungen des überlegenen Feindes reagiert.
Die Story ist spannend und hoch dramatisch. Die grauenhaften Auswirkungen eines Krieges werden anhand von Einzelschicksalen geschildert. Doch auch die Abgründe der menschlichen Psyche und die privaten, meist verborgenen Kriege, die man mit sich und/oder anderen führt, werden beleuchtet. Es gibt eine Wechselwirkung, die oft unvorhersehbare Konsequenzen nach sich zieht. Auf diese Weise erfährt die Handlung immer wieder eine neue, überraschende Richtung.
Die Zeichnungen sind realistisch, detailreich und dem Inhalt gemäß düster. Dunkle, unaufdringliche Farben bringen die Verzweiflung und die Depressionen der Charaktere zum Ausdruck.
Für den Moment sind sechs Bände von „Universal War One“ geplant. Die Serie wendet sich an die Sammler schöner Comic-Alben, insbesondere an die SF-Fans, die Titel in der Art von „Blade Runner“, „Kampfstern Galactica“ (neue Serie) oder „Space 2063“ schätzen. Wer das Thema und ungewöhnliche Protagonisten mag, wird nicht enttäuscht.