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Korb, Markus K.: Insel des Todes (Buch)

Markus K. Korb
Insel des Todes
Titelillustration von Mark Freier
Innenillustrationen von Timo Kümmel
Eloy Edictions, 2006, Paperback, 242 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 3-938411-06-6

Von Christel Scheja

Der 1971 geborene Markus K. Korb ist in der phantastischen Szene kein Unbekannter mehr. Schon seit einigen Jahren finden sich seine Beiträge in den gerade aktuellen Horror-Anthologien, und mit „Grausame Städte“ und „Nachts“ sind bereits zwei Storysammlungen, erschienen, die die Bandbreite seines künstlerischen Schaffens zeigen.
Mit „Insel des Todes“ präsentiert der Autor eine weitere Kollektion. Das Titelbild von Mark Freier weist bereits auf den Inhalt hin. In den insgesamt elf Geschichten geht es um düstere Orte, an denen die Geister der Vergangenheit noch nicht zur Ruhe gekommen sind.

Das muss auch ein Fotograf in „Schatten“ erfahren, der in seinem neuen Bildband unheimliche Nachtfotos präsentieren will. Wo kann er bessere Bilder machen als in einem verfluchten Herrenhaus an der Küste? In Harlaxon Manor scheint er den richtigen Ort gefunden zu haben, aber das wird ihm zum Verhängnis. Auch wenn man schon vermutet, worauf das ganze hinaus laufen wird, so setzt Markus K. Korb noch einen drauf.
„X bedeutet Schatz“ ist seit den „Indiana-Jones“-Filmen ein geflügeltes Wort unter Abenteurern. So halten es auch Schatzjäger für den Coup ihres Lebens, einer Karte zu einer verlassenen Insel zu folgen. In einer natürlichen Wasserhöhle vermuten sie ein 1788 untergegangenes Piratenschiff. Allerdings finden sie mehr, als sie sich erhoffen, und das wird sehr geschickt und spannend erzählt.
„Das Gesicht am Fenster“ ist das eines Todesboten, der diejenigen holen wird, die andere haben sterben lassen, ohne zu helfen. Das bekommt ein Junge zu spüren, der seine Großeltern in ihrem Haus am Meer besucht. Die Erzählung ist eine der schwächeren des Bandes, da sie gerade zum Ende hin etwas an Glaubwürdigkeit verliert.
Der junge Adalbert verzehrt sich nach seiner Geliebten. Ein „Schattenverwobener Pavillon im Licht der ringförmigen Dunkelsonne“ scheint den Wunsch zu erfüllen. Dem Autor gelingt es hier, die Atmosphäre und den Stil der Phantasten des 19. Jahrhunderts einzufangen.
„Van Deres Gewächshaus“ bietet eine nicht gerade angenehme Überraschung für die junge Alicia und dem Leser, als wieder einmal ein Wissenschaftler über das Ziel hinausschießt, das er eigentlich anvisiert hatte.
Ein „Bungalow am Stand“ sorgt auf makabere Art und Weise für das Ende eines Ferienflirts, kann allerdings auch nicht überzeugen, da man sehr schnell ahnt, worauf das ganze hinaus läuft.
Ein junges Liebespaar ist neugierig auf das, was ihnen der „Der verbotene Hain“ zu bieten hat. In einer mystisch verwobenen Geschichte übernehmen sie eher unfreiwillig das Erbe sterbender Götter. Das gothische Märchen zeigt wieder einmal deutlich, dass es Markus K. Korb mit wenigen Worten gelingt, eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. So sieht es auch mit „Lost America“ aus, das zwar gänzlich anders vom Thema her ist, aber den Abgesang auf den amerikanischen Traum sehr gut einfängt.
„Die kalte Anni“ ist der Geist einer Kindmörderin, mit dem kleine Kinder erschreckt wurden, aber sie ist nicht nur eine Erfindung der Eltern... Ganz klassisch beendet der Autor den Reigen der kürzeren Stories, ehe er zum längsten Text der Kollektion übergeht.
Einige Überlebende stranden nach dem Untergang der Titanic auf einem verlassenen Eiland im Nordmeer. Sie glauben zunächst, eine sichere Zuflucht gefunden zu haben, doch dann schleicht sich nach und nach das Grauen ein. Ambrose Bierce, der Ich-Erzähler, ist einer der wenigen, die das Geheimnis der „Insel des Todes“ ergründen. Markus K. Korb wandelt in der titelgebenden und auch besten Geschichte des Bandes auf den Spuren von Edgar Allan Poe. Man weiß sehr schnell, dass mit der Insel etwas nicht stimmt – kann aber wie die Protagonisten lange darüber rätseln, was hier eigentlich geschehen ist, ehe es zu handfesten Zusammenstößen mit dem Grauen und der bitteren Erkenntnis kommt, vom Regen in die Traufe geraten zu sein.


Die Sammlung bietet Gespenstergeschichten, die es in sich haben. Teilweise bedient sich der Autor klassischer Motive und Themen, dann wieder vermischt er sie mit eigenen Ideen oder modernisiert sie. Auch wenn nicht alle Erzählungen überzeugen können, so wird doch deutlich, dass Markus K. Korb eines virtuos beherrscht: Atmosphäre und Stimmung eines Ortes mit wenigen Worten einzufangen und den Leser in das Setting zu versetzen. Vor allem wenn er darauf achtet, nicht mehr Splattereffekte einzusetzen, als für die Geschichte gut ist.

Vor allem Fans gepflegten, sprachlich und inhaltlich hochwertigen Horrors, die nicht allein auf Blut und Gedärme setzen, werden mit „Insel des Todes“ sehr zufrieden sein. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen: Das Buch liegt gut in der Hand, das Titelbild von Mark Freier und die Bildtafeln von Timo Kümmel stimmen den Leser problemlos auf die düstere Atmosphäre ein und runden den Text ab. Ein kleines Juwel, das man auch weiterverschenken kann.

hinzugefügt: July 25th 2006
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Eloy Edictions
Hits: 3521
Sprache: german

  

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