McMullen, Sean: Die Fahrt der Shadowmoon (Buch)

Sean McMullen
Die Fahrt der Shadowmoon
(Voyage of the Shadowmoon, Part 1)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Christian Jentzsch
Titelillustration: Arndt Drechsler
Heyne, 2006, Taschenbuch, 355 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-453-52066-1

Von Carsten Kuhr

„Fluch der Karibik“ und dessen Fortsetzung sorgen auch auf dem Buchmarkt dafür, dass ein altes, fast schon vergessenes Genre wieder zu neuen Ehren kommt. Der Piratenroman, etwas aufgemöbelt, entstaubt und mit einer Prise Zauberei versetzt soll für Umsätze an den Ladenkassen sorgen. Fast jeder Verlag hält entsprechendes Leserfutter bereit, und auch Heyne reiht sich in die Phalanx der Anbieter ein.

Erzählt wird die Geschichte einer ungewöhnlichen Queste. Unsere Helden müssen eine uralte, mächtige magische Waffe – Silbertod – finden und vernichten. Silbertod hat seine machtvolle Potenz mehr als deutlich bewiesen. Nach der Zerstörung einer Stadt geriet die Waffe außer Kontrolle, jetzt ist der ganze Kontinent mittels Feuer vom Leben gereinigt. Zum Ausgleich aber hat die Waffe ihren Meister, den Herrscher Warsovran um gut 20 Jahre verjüngt. Doch das ist noch lange nicht alles, was Silbertod bewirken kann – Krankheiten heilen, verjüngen, ja Tote zum Leben erwecken. Welch eine Macht verbirgt sich hinter dieser Waffe?

Das Schicksal hat eine gar ungewöhnliche Crew auserwählt, sich der Bedrohung entgegenzustellen. An Bord des Spionageschiffes „Shadowmoon“ begegnen wir dem 700 Jahre alten Vampir Laron, der für immer im schmächtigen Körper eines 14-jährigen bartlosen Jungens gefangen ist. Seinen Durst stillt er ausschließlich an Menschen, die den Tod verdient haben, eine wahrlich beruhigende Entscheidung, doch wird sie bei Flauten fernab aller Hafenstädte halten? Dazu gesellen sich intrigante Priesterinnen, Diebe, und ehemalige Könige. Und das alles an Bord eines kleinen, unauffälligen Schiffes mit einer Besonderheit – es kann sich selbst versenken, und danach wieder auftauchen ...


Ich bin mit einigen Erwartungen an die Lektüre des Bandes gegangen. Erinnerungen an Michael Scott Rohans geniale „Pfortenwelt“-Trilogie (dt. Goldmann) oder an Tim Powers „In fremden Gezeiten“ (dt. Heyne) tauchten auf. Würde es diesem Band gelingen, an diese herausragenden Leseerlebnisse anzuknüpfen?

Nun, um es gelinge auszudrücken, es dauert, bis die Handlung auch nur ein wenig in Fahrt kommt. In verwirrenden Sprüngen macht uns der Autor mit seinen Personen bekannt. Im Einzelnen sind diese auch durchaus interessant gezeichnet, allein es fehlt der Zusammenhang wer mit wem und warum paktiert, wer auf welcher Seite ist, und was dieselbe jeweils antreibt.
Auch erfahren wir wenig, zu wenig, über die Hintergründe. Die Titelgebende „Shadowmoon“ taucht auf, wer diese gebaut hat, wer sie bemannt bleibt unerwähnt. Und so richtig Windjammerromantik kommt auch nicht auf. Das ist mehr ein Bötchen, als eine Fregatte, und mit den Karibikfreibeutern hat die Crew reichlich wenig am Hut. Die Besatzung und mit dieser die weit überwiegende Anzahl der auftretenden Personen bleiben über die ganze Länge des Romans hinweg diffus, ja austauschbar. Das wäre nicht so schlimm, wenn dieses Manko durch andere Stärken zum Beispiel in der Darstellung der Welt, oder in einem überzeugenden Aufbau einer eigenständigen Magie kompensiert werden würden. Aber auch hier mehr Stückwerk als ein Konzept. Immer wieder blitzen durchaus faszinierende Ideen und Elemente auf, werden dann aber nicht genutzt und versinken förmlich im überschachtelt wirkenden Aufbau des Romans. Ständige Sprünge zwischen Handlungsebenen, ein scheinbar planloses hin- und herwechseln zwischen Personen und Handlungsorten erschweren die Lektüre.

Leider also kein neuer Meilenstein im phantastischen Piratenmeer, sondern mehr ein Seelenverkäufer, der schnell auf den Meeresgrund sinkt.



Der Verlag zum Autor: Sean McMullen, geboren im australischen Viktoria, ist Autor und Musiker. „Die Fahrt der Shadowmoon“ ist der atemberaubende Auftakt zu einem großen Piraten-Fantasy-Epos. Mit seiner Frau und seiner Tochter lebt er in Australien.

hinzugefügt: June 12th 2006
Tester: Carsten Kuhr
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Sprache: catala