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Kane, Paul: Schattentänzer (Buch)

Paul Kane
Schattentänzer
(Touching the Flame)
Übersetzung aus dem Englischen von Lars Menk
Titelbild von David Magitis
Eloy Edictions, 2005, Paperback, 226 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 3-938411-03-1

Von Christel Scheja

Während sich die großen Verlage mehr auf den Mainstream konzentrieren, also auf Romane, die eine breite Masse an- und damit bessere Absatzchancen versprechen, und nur selten Experimente wagen, nutzen Kleinverlage die entstehenden Lücken, um ein sehr spezielles, aber erlesenes Programm herauszugeben und damit den Geschmack eines anspruchsvolleren und eigenwilligeren Publikums zu erfüllen.
So auch Eloy Edictions. Neben deutschen Autoren pflegt man auch sehr intensiv die Herausgabe von Romanen und Erzählungen fremdsprachiger Autoren, die hierzulande unbekannt sind. Der 1973 geborene Paul Kane hat in Großbritannien bereits mit seinen Kurzgeschichten großes Aufsehen erregt und Anerkennung erlangt, bisher ist er in Deutschland aber ein unbeschriebenes Blatt.

Die Collection präsentiert 18 Geschichten des Autors, die die Bandbreite seines Talents und seiner Ideen zeigen: Von knallhartem Horror bis hin zu versöhnlichen Geistergeschichten reichen sie, sehr oft bitterböse, aber auch manchmal amüsant.
„Der Folterer“ beschreibt sehr drastisch die Qualen, die ein Mann in den Händen eines sadistischen Verhörmeisters aushalten muss, doch eine überraschende Wendung befreit die Geschichte sehr schnell aus dem Verdacht, plakativer Splatter zu sein.
Ein Wissenschafter verfällt dem Wahn, das Gesicht des Todes sichtbar zu machen, ein anderer erforscht mit Freunden die Eingeweide der Erde, um durch Zufall die Unsterblichkeit zu finden, wenn auch anders als erwartet. Ein Mann bewegt sich „Im Herzen des Labyrinths“, aber woraus speisen sich die Schreckensvisionen, denen er über den Weg läuft?
Humoristisch geht es dagegen in „Die Bones Brothers“ zu, denn warum sollten nicht auch zwei Skelette auf die Suche nach etwas gehen, das ihnen begehrenswert erscheint?
Viel grausamer und zynischer ist da „Der Blick des Hypnotiseurs“ der einen Mann offenen Auges in sein Verderben laufen lässt.
Der elfjährige Max hütet „Opas Sessel“ wie seinen Augapfel und verteidigt ihn erbittert. Welchen Grund das hat, erfährt seine Mutter später durch die Tagebuchaufzeichnungen ihres Sohnes. Doch was sollen die Hirngespinste des Kindes mehr sein als der Versuch, den Verlust des Großvaters zu verarbeiten?
Recht makaber und wenig versöhnlich ist hingegen „Die Krankheit“. Von der Evolution ausgelöst, ist sie die Rache der Natur an der Menschheit.

Das sind nur die herausragenden der durchweg gelungenen Geschichten, denn Paul Kane ist ein Erzähler, der seine Leser auch ohne eine willkürliche Aneinanderreihung plakativer Schock- oder Ekeleffekte zu fesseln weiß.
Zwar schildert er Gewalt und Grausamkeit deutlich, aber das wirkliche Grauen in seinen Geschichten schleicht sich unbemerkt heran und überrascht im passenden Augenblick. Durch die überwiegend genutzte Ich-Perspektive wirken die Erlebnisse der Helden unmittelbarer und persönlicher.
Der Autor weiß auch altbekannten Motiven noch neue Facetten abzugewinnen oder sie lebendig zu schildern. Das kommt vor allem in „Opas Sessel“ und „Der Folterer“ gelungen zum Tragen. Durch die vielen verschiedenen Themen, denen sich Kane widmet, ist die Sammlung sehr abwechslungsreich.

„Schattentänzer“ ist eine ausgewogene und stilistisch wie inhaltlich gelungene Collection von unterhaltsamen, aber dennoch anspruchsvollen Geschichten eines talentierten Autors, der hier in Deutschland hoffentlich noch ein wenig mehr Beachtung finden wird.

hinzugefügt: June 4th 2006
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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Hits: 3724
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