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Masters of Horror: Cigarette Burns (DVD)

Masters of Horror
Cigarette Burns
DVD
USA 2005, Regie: John Carpenter, Drehbuch: Drew McWeeny & Scott Swan, mit Norman Reedus, Udo Kier u.a.

Von Thomas Harbach

Mit John Carpenter betritt nicht unbedingt ein legendärer „Master of Horror“ das Feld der Show, aber ein solider Handwerker mit manch einem Geniestreich in seinem Werk. Nicht immer vom Glück verfolgt – seine Big Budget Produktion „Jagd auf einen Unsichtbaren“ konnte kein Publikum finden, während der sarkastische Humor und die bewusste und karikative Überzeichnung der lang erwartenden Fortsetzung „Flucht aus L.A.“ auf Unverständnis einer degenerierten Zuschauergeneration getroffen ist oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ ausgerechnet mit einem süßen Außerirdischen ohne Telefongroschen konkurrieren musste – befreite er sich am scheinbaren Tiefpunkt seiner Karriere mit sehr interessanten Filmen. Im Anschluss an die großen Misserfolge festigte er seinen Ruf als verlässlicher und kostenbewusster Arbeiter mit Filmen wie „Fürsten der Dunkelheit“ – eine erste Stilübung in wissenschaftlich unterlegten Horror unterkühlter britischer Tradition – und „Sie Leben!“. Nachdem es keinen Ort mehr zum Entkommen gab, folgte mit „John Carpenters Vampire“ sein Horror Gothic Western. Selbst „Christine“ wirkt heute, zwanzig Jahre nach seiner Entstehung und von der Übererwartung eines neuen Kings befreit, unterhaltsamer als die mit Computereffekten überbefrachteten Horrorbotschaften der Gegenwart. Dazwischen mit „Die Mächte des Wahnsinns“ eine intelligente und von einer bedrohlichen Atmosphäre gekennzeichnete Hommage an H.P. Lovecraft. Von seinem Bahnbrechenden „Halloween“ ganz zu schweigen. Das große Missverständnis zwischen Carpenter, den Kritikern und seinen Fans lag immer wieder in der Perspektive, aus der manche überintellektuell sein Werk betrachten wollten. Auch wenn es Carpenters Ambition gewesen ist, immer teuere Produktionen zu inszenieren, blieb er sich in seiner Seele treu: „Wenn in meinen Filmen eine Botschaft stecken würde, hätte ich diese per Post geschickt“ hat er schon über seine ersten und wahrscheinlich eindrucksvollsten Filme – siehe „Assault - Anschlag bei Nacht“ - gesagt. Er will sein Publikum unterhalten. Nach einigen Jahren der Ruhe nach seinem Misserfolg – „Ghosts of Mars“ – ist eine Rückkehr zum kurze Drehzeiten verlangenden Fernsehen gleichzeitig eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Immerhin hat er eine wunderschöne, ambitionierte und ehrliche Elvis Presley Biographie mit Kurt Russel in der Hauptrolle vor gut einer Generation fürs Fernsehen gedreht.

Im Anschluss an diese Folge der „Masters of Horror“ spricht John Carpenter von seinem Interesse am Drehbuch, das ihn bewogen hat, mit seinen Freunden zusammen an Bord zu kommen. „I´ve never seen anything else like it“ ist sein Kommentar zu der subversiven Thematik „Film als Waffe“. Dabei hat sich insbesondere die Phantastische Literatur sehr viel länger, intensiver und manchmal subtiler mit dieser Thematik auseinandergesetzt und das Drehbuch von Drew McWeeny und Scott Swan unterstreicht an einigen Stellen und öffentlichen Äußerungen, dass zumindest einige der Bücher ihnen bekannt gewesen waren. Neben einem Hauch von „Videodrome“ – insbesondere die Fleischwerdung Udo Kier mit seiner Sucht ist eine wundervoll gruselige Hommage an das neue Fleisch - mit religiösen Bezügen erinnert die Show an eine kondensierte Fassung solcher Romane wie Ramsey Campbells „Acient Images“ und Tim Lucas´ Roman „Throat Sprockets“. Die größte Ähnlichkeit besteht allerdings zum Theodore Roszaks faszinierenden Verschwörungsthriller „Flicker“. Man stelle sich „Cigarette Burns“ als Ein-Mann-Kommando Unternehmen im Vergleich zum breiter aufgestellten und globaler wirkenden Roman vor. Um der breiten Öffentlichkeit einen Zugang zu erleichtern und leider Klischees von realer Gewalt im Film zu verstärken, wird vorsichtshalber auch eine Szene in der Traditon Joel Schumachers „8 MM“ mit seiner Untergrund- Snuff Szene im Grunde unnötigerweise – da der Verrückte den gesuchten Film, das Objekt der Begierde nicht einmal gesehen hat und demnach „naturverrückt“ ist – integriert.

Auf den ersten Blick ist „Cigarette Burns“ eine der besten Episoden der ersten Staffel. Der erste Akt ist sehr kompakt, trotzdem überzeugend und mit rührendem Insiderwissen – für einen amerikanischen Film – gespickt. Kirby Sweetman ist der Besitzer eines Programmkinos und pleite. So läuft augenblicklich „Profondo Rosso“ und es werden vielleicht fünfzig Karten pro Abend verkauft. Er schuldet seinem Schwiegervater wegen des Kaufs des Kinos viel Geld. Seine Freundin/Ehefrau ist an ihrer Drogensucht gestorben. Nebenbei verdingt er sich als Jäger der verlorenen Filme. Er sucht für reiche Sammler verschollene Originale. Ein solcher Auftrag führt ihn in das Haus Bellinger – eine wunderbar überdrehte, aber noch glaubwürdige Darstellung Udo Kiers. Er soll eine Kopie des Films LA FIN ABSOLUE DU MONDE finden, der nur einmal auf dem Filmfestival von Sittges aufgeführt worden ist. Vier Menschen starben während der Aufführung. Angeblich wurde der Film beschlagnahmt, als der Regisseur das Land verlassen wollte. Allerdings hat Kier einen unschlagbaren Beweis, dass zumindest eine Kopie noch existieren muss. Bellinger bietet 200.000,-- Dollar und zwei Wochen Aufführungsrecht in Sweetmans Kino. Verzweifelt, aber eingeschüchtert willigt er ein. Die Schauspieler – jeder auf seine Art – stellen überzeugend ihre Obsession zur Schau, die Suche nach einem verlorenen Film und die Gier, ihn vor allen anderen zu sehen und vor allem zu besitzen. Die mondäne Kulisse – Bellingers Haus – ist liebevoll ausgestattet und hätte ausgereicht, um Sweetman auf den Geschmack zu bringen, dieses verschollene und inzwischen legendäre Meisterwerk zu suchen. Unzufrieden mit der bisher sich nur auf Kraft seiner Schauspieler konzentrierenden Inszenierung überdrehen Carpenter und die Drehautoren. Der Beweis ist zu viel des Guten und trotz der effektiven Inszenierung negiert er den erwünschten Effekt und lenkt die Zuschauer ab.

Erst bei näherer Betrachtung erkennt ein aufmerksamer Betrachter in der routiniert inszenierten Folge eine Reihe von Schwächen, für die in erster Linie die Drehbuchautoren die Verantwortung tragen. In erster Linie wirkt Sweetmans Suche wie ein Zufall und nicht kompetente Planung. Eine mögliche Verschwörungstheorie – angedeutet durch ein mitgehörtes Telefonat eines befreundeten Archivars, der an einer Privataufführung des Films teilgenommen hat, dem aber der Mut fehlte, auf die Leinwand zu sehen – verläuft frustrierend im Sand. Dabei könnte er den richtigen Hinweis liefern, schickt aber Sweetman warnend, aber unnötig in den schmierigen Bereich des Snuff-Films. Sein Leben wird bedroht, ein Unschuldiger plakativ ermordet. Damit erfüllt John Carpenter zumindest den Gewaltanspruch, aber die Auflösung der Szene hinterlässt zu viele Fragen. Wie hat sich Sweetman aus der Situation befreit? Was haben die „Cigarette burns“ – dieser Ausspruch steht für Brandstellen, aber auch Impressionen auf den 35 mm Filmkopien – mit den Blackouts zu tun? Was beginnt? Warum bei Sweetman? Immerhin hat er bis dato den Film nicht gesehen. Nur einen kurzen Blick auf einige Produktionsfotos konnte er unmittelbar vor dem Black Out werfen.

Wo Sweetman schließlich den Film findet, ist eine der beiden schwachen Szenen der Folge. Die zweite ist der nicht endende wollende Showdown. Dieser wirkt aufgesetzt und zynisch inszeniert. Ein Film, den – wie immer wieder betont wird - viele Sammler suchen, findet sich bei der Witwe des Regisseurs – die unglaublicherweise davon spricht, dass sie bislang niemand besucht hat! – mitten auf dem Regal. Außerdem gibt sie ihn freiwillig her, weil sie es nicht mehr ertragen kann, ihn zu sehen. In einem längeren Spielfilm hätte sich wahrscheinlich eine weitere Handlungsebene durch dieses „Geschenk“ geöffnet, in der Fernsehfolge dagegen konzentriert sich Carpenter gleich auf den Showdown. Anstelle aber die Folge mit Udo Kiers beängstigender Transformation zu neuem Film beenden zu lassen, schleppt sich der Showdown hin, der wahnsinnig werdende Schwiegervater wird auf die Bühne gebeten und der Film – im Hintergrund ein weiteres Mal aus unerfindlichen Grund laufend, obwohl der Projektor blockiert ist – treibt sein Unwesen.

Die Episode lebt aber überwiegend von Udo Kiers wirklich herausragender Darstellung. Meisterhaft jongliert er zwischen Besessenheit und Wahnsinn, zu Beginn eine distanzierte und kontrollierte Darstellung, am Ende der Folge fast eine orgiastische Erlösung. Nicht umsonst bemüht er sich zumindest beim Showdown, seine schauspielerische Meisterleistung aus „Flesh for Frankenstein“ zu wiederholen, auch wenn er im Interview auf den Dracula- Film von Andy Warhol verweist.

Wie in einigen anderen Filmen – siehe auch zuletzt Roman Polanskis „Die Nein Poforten“ – verliert das Objekt der Begierde in dem Moment, in welchem es gefunden oder geborgen worden ist, an Faszination. John Carpenter zeigt nur wenige Schnipsel des Films, verstörende, stilisierte und brutale Bilder, ganz bewusst in Anlehnung an die französischen Kunstfilme gehalten. In „8MM“ verfolgt der Zuschauer nur Nicolas Cages Gesichtszüge, als er einen der Snuff- Filme sich ansehen muss. Dessen Erschrecken und Tränen wirken effektiver und unheimlicher als die gezeigten Szenen.

Für John Carpenter stellt diese Episode in mehrfacher Hinsicht ein Comeback dar: Wie in „Die Mächte des Wahnsinns“ führt er seinen nicht ganz unschuldigen Protagonisten direkt in seine persönliche Hölle. Geschickt verbindet er eine realistische Grundhandlung mit einem immer stärker werdenden übernatürlichen Einfluss. Das Geschehen rutscht mehr und mehr in die Surrealität ab. Außerdem gelingt es ihm, den Zuschauer zumindest einmal richtig zu erschrecken. Dabei nutzt er sehr effektiv Tonelemente und Bildschnitte aus. Diese Szene wirkt wie eine Hommage an William Peter Blattys „Exorcist III“.

Dabei stellt Carpenter weder sich noch den Zuschauern die obligatorische Frage, ob das kontinuierliche Ansehen von verstörenden und brutalen Bildern einen Einfluss auf den Zuschauer hat. Sweetman ist der Ansicht, dass das Betrachten des absolut Bösen Dir zumindest Deine Position im Leben zeigen kann. Nicht umsonst wird angedeutet, dass die Produzenten dieses Films näher der Hölle als dem Himmel sind.

Nach einem sehr spannenden und interessant inszenierten Akt zerfällt „Cigarette Burns“ in eine Reihe von nicht immer sonderlich durchdachten Ansätzen und Anspielungen. Die Folge hinterlässt unmittelbar nach dem ersten Anschauen eine Mischung aus Begeisterung und Enttäuschung. Wie schwer es ist, dieses Thema in einer Fernsehshow und knappen fünfzig Minuten Erzählzeit umsetzen, wird deutlich unterstrichen. Cineasten sollten sich die schon in der Besprechung erwähnten Romane – insbesondere Tim Lucas „Throat Sprockets“ – kaufen. Die Romane sind differenzierter in Umsetzung und Thematik. „Cigarette Burns“ ist ein beachtenswerter Versuch, für Carpenter ein interessantes Comeback und für die beiden Drehbuchautoren – Filmfans, aber Neulinge – eine gute Möglichkeit, sich mit einem oberflächlich innovativen Stoff zu präsentieren. Und für Udo Kier eine weitere Glanzrolle.

Es finden sich insgesamt vier Interviews mit John Carpenter, den Hauptdarstellern Udo Kier und Norman Reeduts, sowie den Drehbuchautoren Drew Weeny & Scott Swan in den Specials. Technisch wirken diese Interviews amateurhaft inszeniert. Die gestellten Fragen sind mangels Mikrophone nicht zu verstehen, manche Passagen hätten bearbeitet werden müssen und wenn Carpenter sich mit Leuten im Hintergrund unterhält, wirkt das Verhalten gegenüber dem Interviewer genauso arrogant wie gegenüber seinen zahlenden Kunden, den Käufern dieser DVD. Die amerikanischen DVDs von Achor Bay haben Audiokommentare des Regisseurs und bei „Cigarette Burns“ auch der Drehbuchautoren. In einer Folge mit vielen cineastischen Bezügen wäre es schön gewesen, diese ebenfalls in der deutschen Fassung zu finden. Es fehlen auch deutsche Untertitel. Allerdings kann man den Interviews trotz der unterdurchschnittlichen Tonqualität auch gut im Original folgen.

Das Interview mit John Carpenter beginnt sehr zögerlich, fast abgöttisch von Seiten des Interviews. Sprunghaft wird der Regisseur nach seiner Faszination an den „Masters of Horror“ – in diesem Fall das sehr gute, einzigartige Script – gefragt, dann kommt ein kurzer Block von Fragen über die eigentliche Entstehung der Folge und die vielen Special Effects – wie Carpenter deutlich erläutert, ist der Engel in erster Linie ein guter Schauspieler in Maske und kein Trick – bevor der Bogen auf den Beginn der eigentlichen Show kommt. Es dauert lange, bis dieses vorsichtige Hin- und Hertasten in eine kontinuierlich aufgebaute Frage- Antwortrunde mündet. Mitten im Prozess wird Carpenter ungeduldet und fordert den Interviewer auf, andere Fragen zu stellen. Sein Problem scheint zu sein, dass er das Interview während des Drehs geführt hat und sich nicht klar war, dass es erst nach der Ausstrahlung der Folge gezeigt wird. Zwischen den oft kurzen, fast einsilbigen Antworten erhält der Zuschauer im Grunde nichts als bekannte Informationen. Eine wirklich verschenkte Gelegenheit. Leider wird der Interviewer selbst ebenfalls sehr unsicher und kann seine „Heldenverehrung“ gegenüber John Carpenter nicht verbergen. Ihm fehlt die Flexibilität, Stichworte aus dem Gespräch aufzunehmen und den Regisseur zu führen. Bei einigen Interviews ist Spontanität ein entscheidender Faktor, hier wäre eine genaue Planung und vorherige Absprache zwischen Interviewer und Interviewten von grundlegender Bedeutung.

Die beiden Drehbuchautoren Drew McWeeny und Scott Swann werden einzeln interviewt. Inhaltlich lassen sie sich aber besser zusammen betrachten. Beide sind Filmfans und beide gestehen freimütig ein, in Ehrfurcht erstarrt die Zusammenarbeit mit John Carpenter begonnen zu haben. Sie weisen auf einige Anspielungen – Personen und Szenen – hin, die ihre persönliche Hommage an das phantastische Kino darstellen. Leider fehlt dem Interviewer auch das Hintergrundwissen, um nach literarischen Quellen zu fragen. Kritiklos schließt er sich der bei den Profis vorherrschenden Meinung an, dass das Script einzigartig und besonders originell sei.

Udo Kier dagegen wirkt sympathisch, offen und zeigt seine Liebe für außergewöhnliche Projekte und Filme. So vergleicht er die Dreharbeiten an John Carpenters Fernsehfilm mit „Flesh for Dracula“. Sehr interessant sind seine Differenzierungen zwischen einem guten Script und dem Ergebnis auf der Leinwand. Seine jahrelange Erfahrung scheint durch das Interview. Immer wieder betont er das originelle Script und drückt die Hoffnung aus, dass ein erfahrener Mann wie John Carpenter diese ungewöhnliche Story mit seiner surrealistischen Sterbeszene adäquat umsetzen kann. Vergleicht ein aufmerksamer Zuhörer allerdings Udo Kiers Beschreibung von Carpenter und seiner Arbeitsweise, dann muss festgestellt werden, dass der Regisseur während seinem Interview wirklich einen schlechten Tag gehabt hat. Udo Kier strahlt eine große Erfahrung aus und wenn er sagt, er wolle nicht mehr mit Dario Argento arbeiten, weil er das schon bei „Susperia“ gemacht hat und Erfahrungen nicht mehr wiederholen möchte, wirkt diese Aussage nicht arrogant oder herablassend, sondern natürlich. Für Udo Kier ist das Auftreten in Horrorfilmen oder phantastischen Filmen nicht nur eine bezahlte Pflichtübung, sondern er mag insbesondere die alten Filme der siebziger Jahre ohne die gesamte manchmal übertriebene Computertechnik.

Es ist wichtig, die Interviews von Udo Kier und Norman Reeduts – den Hauptdarstellern – hintereinander zu sehen und die Drehbuchautoren ans Ende zu stellen. Der Kontrast zwischen dem gesetzten, aber unglaublichen lebhaften Udo Kier und dem jungen, aber sehr bemühten Reeduts könnte nicht größer sein als in der eigentlichen Episode. Seine ersten Antworten gehen nicht über die grundlegende Handlung hinaus. Dabei macht er einige, oft elementare Fehler, denn in einer Szene hat er keinen Blackout, sondern wird von den Bösewichten betäubt und an einen Stuhl gefesselt. Zwar betonen sowohl John Carpenter als auch die Schauspieler, das die Folge sehr intensiv ist, aber es fehlt die emotionale Ebene. Viele Antworten wirken stereotyp. Es ist Reeduts erster Film nach einem schweren Autounfall in Berlin während der Berlinale, der ihn mehr als zwei Monate außer Gefecht gesetzt hat. Wie nervös und unsicher er während der Dreharbeiten gewesen ist, spiegelt sich in einer ausgezeichneten Darstellung wieder, im Interview braucht er seine Zeit, um sie abzulegen und mehr und mehr auf die Fragen zu reagieren und lebhaft zu erzählen. Ein Höhepunkt des Interviews ist dessen ehrliche Aussage, dass unter den Dingen, die ihn erschrecken sowohl Beziehungen als auch der gegenwärtige amerikanische Präsident sind.

Fasst man die Interviews zusammen, so finden sich – wie üblich – eine Reihe eher propagandistischer Passagen, einige Antworten sind dagegen erstaunlich offen, bescheiden für die Selbstbeweihräucherung Hollywoods und interessant. Als Komplex geben die Interviews dank ihrer Vielseitigkeit einen guten Eindruck von der Arbeit vor und hinter der Kamera.

Der Höhepunkt ist allerdings das dreißig Minuten lange Feature „Die Maske des Engels“, in der in aller Ausführlichkeit gezeigt wird, wie Howard Berger und seine zwei Assistenten den Schauspieler Christopher Redman in das übernatürliche Wesen verwandeln. Im Zeitalter von CGI ist dieser Verweis auf die alten Illusionskünste nicht nur begrüßenswert, sondern faszinierend. Ein wenig raubt dieser Beitrag der vorangegangenen Folge etwas von ihrem Flair – insbesondere die surrealistische Szene im eigentlichen Objekt der Begierde, nur einen Augenblick zu sehen, aber trotzdem von ungeheurer poetischer Kraft. Im Gegensatz zu den sich inzwischen wiederholenden Blicken hinter die Kulissen wirkt die Konzentration auf eine Schlüsselszene überzeugend, wenn auch wie viele Beiträge des Bonusmaterials schlecht redigiert. So bricht der Bericht mitten im Satz ab.

Wie bei allen Folgen sollte das Bonusmaterial sorgfältiger aufbereitet werden. Zu oft wirkt es schlecht editiert und eher lieblos an die eigentliche Episode der „Masters of Horror“ herangehängt. Die Informationen zu den Regisseuren sind zwar vollständig, aber zu euphorisch. Es fehlt die kritische Distanz. Im Gegensatz zur sehr guten Wiedergabe – Ton und Bild - der Folgen ein deutlicher Negativpunkt.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Screensaver, Making of, Behind the Scenes, Interviews, B-Roll, Soundtrack, Featurettes

hinzugefügt: May 22nd 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage zur Reihe
Hits: 2600
Sprache: german

  

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