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Masters of Horror: Dreams in a Witch House (DVD)

Masters of Horror
Dreams in a Witch House
DVD
USA 2005, Regie: Stuart Gordon, Drehbuch: Dennis Paoli & Stuart Gordon, mit Ezra Godden, Chelah Horsdal u.a.

Von Thomas Harbach

Seine größten Erfolge feierte Stuart Gordon mit seinen ersten H.P. Lovecraft Neuinterpretationen. Angesicht des Gorequotienten in Filmen wie »Reanimator« und »From Beyond« kann nicht unbedingt von Adaptionen gesprochen werden. Danach machte Gordon nur noch selten auf sich aufmerksam, brutale Actionfeste wie »Fortress« mit Christopher Lampert stellten einen kurzen Ausflug in mittlere Budgets dar. Erst in den letzten Jahren konnte Stuart Gordon insbesondere mit in Spanien gedrehten Horrorfilmen wie »Dagon« wieder auf sich aufmerksam machen. Nun liegt mit »Dreams in a Witch House« im Rahmen der »Masters of Horror«-Reihe eine über weite Strecken interessante, aber stellenweise überambitonierte Hommage an Lovecraft oft unaussprechlichen Schrecken vor.
 
Der junge Student Walter Gilman – ambivalent von Ezra Godden verkörpert, zuerst überzeugend und später mit seinem unabänderlichen Abstieg in den Wahnsinn viel zu überzeichnet dargestellt – mietet sich in einer Bruchbude in Arkham – Lovecrafts fiktionaler Stadt – ein Zimmer, um seine Studienarbeit zu beenden. Er hat eine Theorie entwickelt, dass  verschiedene Universen nebeneinander existieren und es Knotenpunkte gibt. Einer dieser Knotenpunkte scheint sich ausgerechnet in seinem Zimmer zu bilden. Kurze Zeit später lernt er nicht nur seine Nachbarin – eine junge, arbeitslose Mutter mit ihrem Baby kennen -, sondern auch der religiösen Fanatiker aus dem Erdgeschoss. Walter beginnt, unter Alpträumen zu leiden und scheint auch schlafzuwandeln. Als ihn die junge Mutter bittet, kurze Zeit auf ihren Sohn aufzupassen, bricht seine bislang geordnete Welt gänzlich zusammen und er stellt – wie für Lovecraft sehr typisch – fest, dass Mächte hinter den Kulissen sein unabänderliches Schicksal schon bestimmt haben.
 
Auch wenn Stuart Gordons Filme wie auch diese TV-Episode einen hohen und nicht immer notwendigen Gehalt an Blut und Gore enthalten, unterstreicht er seine Fähigkeit, mit einem kleinen Budget und einfallsreichen Kameraeinstellungen eine packende, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Auch wenn es – nicht zuletzt dank des Laptops – immer wieder Bezüge zur wissenschaftlichen Arbeit seines Protagonisten gibt, hätte die Geschichte vor einer historischen Kulisse deutlich effektiver funktioniert. Aber nicht nur der falsche historische Bezug ist – neben vielen sehr guten Ideen – ein Hemmschuh, um die Folge auf den ersten Blick zu lieben. Stuart Gordon kann sich nicht die Zeit nehmen, seine Handvoll von Charakteren effektiv dem Publikum vorzustellen. Es wäre interessant gewesen, einen Zusammenhang zwischen der allein erziehenden Mutter und der im Hintergrund aus einer anderen Dimension heraus – diese Frage wird nie richtig beantwortet – agierenden Hexe herzustellen. Die Ratte mit dem Menschengesicht ist überflüssig und das groteske Ende nimmt der oft sehr dichten Atmosphäre jegliche Effektivität. Hier wäre weniger nicht nur deutlich mehr gewesen, es stellt sich unwillkürlich die Frage, wie die Ratte und Walter zusammengekommen sind. Damit soll die Pointe nicht verraten werden.
 
Sehr positiv ist Stuart Gordons effektives Vorgehen. Er deutet verschiedene mögliche Bedrohungen und die daraus resultierenden Ängste an. Wenige Augenblicke später werden diese Befürchtungen in oft überraschenderweise zur Realität. Impliziert deutet er – wie Lovecraft – das vergebene Bemühen einiger weniger Menschen an, vor dem Grauen fliehen zu können. Selbst die Isolation in einer Nervenanstalt stellt keine unüberwindliche Barriere mehr dar. Diese unheilvolle Atmosphäre unterstreicht Gordon erstaunlich subtil durch eine Reihe von Anspielungen. Selbst als die Ermittler Zeichen von Walters Unschuld finden, überlässt es den Regisseur seinen Zuschauern, eher in ihren Gesichtern zu lesen als ihnen Worten zu lauschen. Das Spektrum des Schreckens umfasst Hexen, wahrscheinlich Satanismus, Kannibalismus und Massenmord an Kindern. Unterstützt von einer Reihe von Lovecraft´s Prosa entsprechenden Bildern bemüht sich Gordon, dessen unfassbare Welt in Bilder und Worte zu fassen. Ihm bleibt aber nicht die erzählerische Zeit, den falschen Spuren seines Kammerstückes – die Handlung spielt fast ausschließlich in dem heruntergekommenen Haus und einer Irrenanstalt – zu folgen. So wäre es spannungstechnisch interessant gewesen, dem religiösen Fanatiker und dessen Rolle in dieser Tragödie auf den Grund zu gehen. Mit einem unnötigen Parallelschnitt versucht Gordon diese Handlungsebene noch zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen, zu viele Fäden bleiben allerdings in der Luft hängen. Auch die Inkarnation der verführerischen Hexe hätte deutlich mehr ausgeführt werden können. So erscheint die Perspektive zu sehr eingeschränkt, der Zuschauer kann den Folgen der subtilen Verführung eines unschuldigen jungen Mannes sehr gut folgen, die Ursachen bleiben aber leider im Dunkeln. 

  »Dreams in a Witch House« lebt weniger von seinen Schauspielern, als der durchaus deftigen und handwerklich soliden Inszenierung Stuart Gordons. Intelligenterweise verzichtet er zu Beginn des Geschehens gänzlich auf blutige Trickeffekte, um diese später effektiver und drastischer einzusetzen. Im Gegensatz zur Fernsehausstrahlung ist diese Folge einer der ersten, die auf DVD erscheint. Inhaltlich steht sie für eine Rückkehr des bodenständigen Horrors.
 
Splendid Entertainment hat sich viele Mühe bei der Präsentation der Folge gegeben. Satte Farben, eine sehr gute hell-dunkel Choreographie und überzeugender räumlicher Tonklang. Neben der knapp 55 Minuten langen Folge findet sich eine Reihe von Extras, die sich mehr oder minder auf den anderen Folgen – allerdings natürlich für die entsprechenden Regisseure – wiederholen.
 
Einen nicht unerheblichen Teil der Extras machen die Trailer für andere »Masters of Horror«-Folgen aus. Beim ersten Mal – da sich die meisten auf den folgenden DVDs wiederholen, brauchen nur noch die Ergänzungen angeschaut werden – kann man sehr gut die unterschiedlichen Stilrichtungen und Intentionen der Regisseure erkennen. Gleichzeitig geben sie Einblick in die thematische Bandbreite der Serie.
 
In sehr kurzen und leider nicht durchlaufenden  Kapiteln zeigt man anhand einer sehr emotional intensiven Szene und später einer Tricksequenz die verschiedenen Stadien der Filmproduktion von der Probe über das Make Up bis zur eigentlichen Aufnahme. Es wäre allerdings schön gewesen, neben den Aufnahmen weitere Informationen – sei es in der Form von Untertiteln und/oder Kommentaren aus dem Off – zu geben. Vom Bildmaterial her ist die Transformation eines einfachen Dialoges vor einem simplen Set in eine sehr spannende und ergreifende Szene fasziniert. Insbesondere die Nähe der hinter den Kulissen agierenden Crew zu den Schauspielern stellt fast einen Widerspruch an sich zu der Intimität der Szene dar. Der Zuschauer bekommt einen guten Eindruck vom Prozess des Filmemachens durch die Nutzung unterschiedlicher Perspektiven.
Zuletzt werden Stuart Gordons Reaktionen separat analysiert.
Es wäre allerdings schön gewesen, diesen interessanten Beitrag mit einigen Hintergrundinformationen transparenter zu gestalten.
Daneben findet sich eine weitere, zu kurze und ebenfalls durch fehlende weitere Daten ineffektive Sequenz, in der das Titel gebende Hexenhaus bei einer Szene aus unterschiedlichen Winkeln gezeigt wird. Mit über zwanzig Minuten der längste und sicherlich sehenswerteste Beitrag ist die Wiedergabe einer aufwendigen und blutigen Special Effects Sequenz. Ohne in die Details zu gehen,  zeigt dieser ausführliche Bericht das Zusammenarbeiten einzelner Teams – Special Effects, Make Up und Setbuilder – und die Begeisterung aber auch Arbeit, die in einer vielleicht zweiminütigen, aber sehr bestimmenden Sequenz der Show steckt. Dabei werden nicht immer wieder die Einstellungen aus der Folge wiederholt, sondern andere Perspektive und einzelne Ausschnitte in Mittelpunkt gestellt.
 
Die Beiträge zur Entstehung der Show wirken noch ein wenig unrund und nicht zusammenhängend. Dieser Eindruck wird noch durch das kurze Portrait Stuart Gordons – nur Text und keine Ausschnitte aus seinen Filmen – verstärkt. Auf Anmerkungen zu den Schauspielern oder der Crew hat man ganz verzichtet.   

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Screensaver, Making of, Behind the Scenes, Interviews, B-Roll, Soundtrack, Featurettes

hinzugefügt: May 16th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage zur Reihe
Hits: 2714
Sprache: german

  

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