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Doom 4: Endspiel, Dafydd ab Hugh und Brad Linaweaver (Buch)

Doom 4
Dafydd ab Hugh und Brad Linaweaver
Endspiel
(Doom: Endgame)
Übersetzung: Firouzeh Akhavan-Zandjani
Panini/Dino, 2006, Taschenbuch, 284 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-8332-1346-9

Von Frank Drehmel

Flynn „Fly“ Taggart und Arlene Sanders haben die Erde hinter sich gelassen, um an Bord eines Raumschiffs der Freds den beiden „vom Paar“, Sears & Roebuck, auf deren Heimatplaneten zu folgen (vgl. Band 3, „Höllischer Himmel“). Doch die Reise verläuft alles andere als harmonisch: nicht nur, dass es zwischen den beiden Marines heftig kriselt, weil besonders Arlene sich nicht mit der Tatsache abfinden kann, dass auf Grund der Zeitdillatation während ihres kurzen Trips ins All auf der Erde mehrere Hundert Jahre vergangen sein werden, auch der Captain der Freds macht den Abenteurern einen Strich durch die Rechnung, indem er vor seinem Dahinscheiden dreisterweise den Computer des Raumschiffs mit Kurs TerraFred programmiert. Während die Aussicht eines äußerst unangenehmen Todes auf einem Planeten voller mordlüsternder Ungeheuer Sears und Roebuck in eine handfeste Panik verfallen lässt, bereiten sich die beiden Marines ungeachtet der miesen Stimmung nicht nur mental auf ein brutales und aussichtsloses Gemetzel vor.

Doch dann kommt alles ganz anders: kaum auf TerraFred gelandet stellen sie fest, dass sämtliche Bewohner von einem unbekannten Feind vernichtet wurden. In einem Anfall fatalistischen Heldenmutes und eingedenk der Tatsache, dass eine Rasse, welche die tödlichen Aliens im Handumdrehen platten machen konnte, für Mutter Erdes Sicherheit nicht ganz bedeutungslos sein könnte, machen sich die „furchtlosen“ Vier auf die Weiterreise zum Planeten der so genannten Newbies. Nachdem sie dort zunächst ihr schönes, großes Raumschiff in einer respektablen Bruchlandung zu Altmetall verarbeitet haben, beginnen sie mit dem Schmieden detaillierter Pläne, welche sich aber kurz darauf als Makulatur erweisen; denn schon längst haben andere Menschen ihren Weg nach „Skinwalker“ gefunden. Und diese Menschen sind sehr, sehr seltsam.


Mit „Endspiel“ ist der vorerst letzte „Doom“-Roman des Gespanns ab Hugh & Linaweaver endlich auch auf Deutsch erschienen. Schnell wird deutlich, dass dieses Buch mit dem gleichnamigen Ego-Shooter von id-Software kaum mehr als den Titel gemeinsam hat, da das kurzweilige Monstermetzeln in weniger als einer Handvoll Szenen überhaupt Erwähnung findet. Stattdessen versuchen die Autoren, eine reinrassige und „klassische“ Science Fiction-Geschichte zu erzählen, in der es um den Kampf unterschiedlicher Ideologien auf den Schlachtfeldern der Zukunft, um den Platz des Menschen im Universum und um andere metaphysisch bzw. philosophisch angehauchte Fragen geht, in der aber auch für Technikfreaks das eine oder andere Schmankerl versteckt ist.

Trotz - oder vielleicht wegen - dieses ambitionierten Ansatzes hinterlässt der Roman unterm Strich einen sehr ambivalenten Eindruck: so ist die Idee, den Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit auf einen literarischen Disput zweier unsterblicher Alienrassen zurückzuführen, zweifellos recht originell und auch die Darstellung der ultra individualistischen Menschen der Zukunft in weiten Teilen nicht nur komisch, sondern sogar „tiefsinnig“. Jedoch fehlt der Geschichte alles in allem ein nachvollziehbarer, plausibler und – vor allem - zwingender Zusammenhang. Nicht nur, dass die Ausführungen zum Dekonstruktivismus und zum Hyperrealimus oberflächlich bleiben und somit eher durch die bloße Wortgewalt den Leser zu beeindrucken versuchen, auch dem Ansatz, Glauben - egal woran - als wirksame Medizin selbst gegen eine akute „Infektion“ durch die Newbies einzuführen, mangelt es jenseits aller esoterischen Botschaft an jeglicher argumentativer Substanz. Neben dieser Tendenz zur inhaltslosen Schwafelei stellen einige Wiederholungen gerade angesichts der Kürze des Romans ein mittleres Ärgernis dar.

Die großen Stärken des Romans liegen - wie schon in den drei anderen Teilen - im locker vorgetragenen, abgedrehten, trockenen Humor und der umwerfenden Situationskomik, die sich vor allem - aber nicht nur - in der Interaktion mit den beiden „sehr speziell denkenden“ Aliens, Sears & Roebuck, ergibt. Erfreulich aus der Sicht des Leser ist weiters, dass die Autoren auf den nervigen und im dritten Band bis zum Exzess betrieben Wechsel der Erzählperspektive verzichten, um ausschließlich Fly Taggart das Reden und Denken zu überlassen. (Anderseits: an einigen Stellen hätte ein Blick durch die Augen(äquivalente) unserer beiden Lieblings-Aliens mitreißende Unterhaltung bieten können.)


Fazit: Bedauerlicherweise können aberwitzige Ideen und allgegenwärtiger Humor die Längen und Lücken im Plot nicht wettmachen. Dennoch sollten SF-Fans ruhig einen Leseversuch wagen, während die Anhänger stumpfsinnigen Massakrierens ihre Befriedigung an anderer Stelle suchen müssen.

hinzugefügt: April 22nd 2006
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
zugehöriger Link: Dino
Hits: 2777
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