Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Magic The Gathering - Ravnica Zyklus 2: Der Gildenbund, Cory J. Herndon (Buch)

Magic The Gathering
Ravnica-Zyklus 2
Der Gildenbund
Cory J. Herndon
(Magic: The Gathering - Ravnica Cycle, Book II: Guildpact)
Übersetzung: Hanno Girke
Panini/Dino, 2006, Taschenbuch, 347 Seiten, ISBN 3-8332-1303-5

Von Frank Drehmel

Zwölf Jahre sind vergangen seit Wojek Agrus Kos die Welt vor einem mythischen Vampir, dem Herrscher der zehnten Gilde, rettete. Mittlerweile hat sich der alte Gesetzeshüter pensionieren lassen, um als Leibwächter und Türsteher seinem alten Kneipen-Freund, dem Bold Pivlic, in das abgelegene Utvara zu folgen.
Diese Provinz kann auf eine bemerkenswerte Geschichte zurückblicken, deren Auswirkungen das Alltagseben dort noch immer zu einem gefährlichen Abenteuer machen: vor vielen Jahren wütete in Utvara ein tödliche Seuche, in Folge derer das gesamte Gebiet vom Gildenbund unter Quarantäne gestellt werden musste. Da sich aber mit einem öden, verseuchten und verbotenen Land kein Gewinn erwirtschaften lässt, bemühte sich die Orzhov-Gilde mit Hilfe des Izzet-Magierfürsten Zomaj Hauc und einer von ihm entwickelten “Manabombe” die Quarantänezeit etwas abzukürzen, indem man in der kontaminierten Zone das gesamte Leben einschließlich der Kuga-Seuche auslöschen wollte.
Bedauerlicherweise hatte das Projekt auf den ersten Blick keinen Erfolg, sondern bewirkte erstens ein merkwürdiges magisches Phänomen am Himmel über Utvara und zweitens ein erneutes Aufflammen der nun mutierten Krankheit.
Nachdem es den Lebenswächtern des Selesnija-Kollektivs schließlich gelang, einen eng begrenzten seuchenfreien Bereich innerhalb des Sanierungsgebietes zu schaffen, zog es in den Jahrzehnten nach der Bombe Gildenlose, Ausgestoßene und Glücksritter an diesen Ort, an dem sich nun eine kleine, aber verwegene Gemeinde gebildet hat.

Obwohl außerhalb des sicheren Bereichs noch immer die Seuche wütet, hält der Patriarch der Orzhovs die Zeit für gekommen, die Ansprüche seiner Gilde auf und in Utavara durchzusetzen. Zu diesem Zweck sendet er seine Nichte, die Anwältin Teysa, in die Region, damit sie dafür sorgt, dass Zomaj Hauc endlich seinen alten Auslöschungs-Vertrag erfüllt. Doch Teysas Reise endet in einer Katastrophe. Ihre Karawane wird von marodierenden Gruul-Stämmen überfallen und der Onkel getötet. Zudem verschwindet während des Massakers eine Kurierin des Izzet-Clans, die im Auftrag Haucs für teures Geld eine sichere Passage gebucht hatte, spurlos.
Teysa und einige wenige Getreue erreichen mit letzter Kraft das sichere Utvara. Dort versichert sich die Baronin sofort der Gefolgschaft des Orzhov-Vasallen Pivlic. Schon stecken nicht nur der Bold, sondern auch sein Leibwächter Kos bis zum Hals in einem tödlichen Abenteuer, in welchem die verschwundene Kurierin, Crix, eine zentrale Rolle zu spielen scheint. Also wird die kleine Goblin-Frau im Seuchengebiet gesucht und schließlich auch gefunden. Doch das ist nur der Anfang, denn schnell wird unseren Helden klar, dass es mal wieder gilt, eine Welt zu retten.


Wer glaubt, der zweite Teil der „Ravinca“-Trilogie führe die Handlungsstränge des ersten Bandes weiter und liefere befriedigende Antworten auf noch offene Fragen, der sieht sich getäuscht, denn „Der Gildenbund” ist keine unmittelbare Fortsetzung von „Ravnica - Stadt der Gilden”. Zwar haben einige der Protagonisten - an erster Stelle natürlich Kos und Pivlic - den Sprung in Teil zwei mehr oder weniger heil überstanden und stellen einige kleinere Referenzen den Bezug zum ersten Band her - beispielsweise Kos’ Suche nach den verschwundenen Engeln -, dennoch erzählt Herndon im „Gildenbund” eine weitgehend eigenständige Geschichte, welcher auch ein Neu-Einsteiger problemlos zu folgen vermag.

Kleine Abzüge in der B-Note gibt es dafür, dass der Autor nicht das letzte Quäntchen an beklemmender und unheimlicher Atmosphäre aus dem morbiden Grundsetting - dem Ödland, den verfallenen Gebäuden, die auf den Ruinen älterer Kulturen erbaut worden sind - herausgekitzelt hat.
Ein zweiter Kritikpunkt ist eher für die „Magic“-Spieler relevant: es ist zweifellos lobenswert, wenn durch eine (fast) parallele Veröffentlichung von Themendecks und Romanen Synergie-Effekte geschaffen werden sollen. Im Fall des „Gildenbundes” jedoch verspricht der Roman-Titel mehr, als der Text schließlich hält, denn jenseits all seiner Stärken bleibt das Buch als „umfassende” Informations- und Inspirationsquelle für Spieler hinter den Erwartungen zurück. Den relativ umfangreichen Hintergrundinformationen über die Orzhov-Gilde und den Izzet-Clan stehen eine unbefriedigend oberflächliche Beschreibung der Gruul-Banden sowie - ganz allgemein - des spielspezifischen Magiesystems gegenüber. Wer als Newbie erfahren will, was „Magic - The Gathering“ im Kern ausmacht, der ist z.B. mit J. Robert Kings unerreichtem Aufmarschzyklus (Panini/Dino, ISBN: 3-8332-1305-1) zweifellos besser bedient.

Obgleich dieser Roman deutlich actionbetonter ist als der Vorgängerband, nimmt sich Herndon dennoch ausreichend Zeit für seine z.T. recht bizarren Charaktere. Neben den beiden schon bekannten Haudegen wären hier zunächst die Orzhov-Baronin Teysa und die Goblin-Kurierin Crix anzuführen. Während Teysa vor allem wegen ihres „Beufes” zwar interessant, aber ansonsten nicht immer kohärent erscheint, ist Crix auf eine plausible Art und Weise ein verblüffend vielschichtiges kleines “Ding”, welches den “Wundern” Ravincas mit einer Mischung aus analytischer, wissenschaftlicher Neugier und hellem Wahn begegnet, sodass man als Leser ständig das Gefühl hat, das Überleben der Goblin-Frau stehe auf Messers Schneide. Weiterhin besitzen einige der Nebenfiguren einen sympathischen, wenn auch zuweilen etwas derben Charme. Stereotyp und klischeehaft sind - wie so oft in solchen am Mainstream orientierten Romanen - lediglich die beiden bösen Figuren, Zomaj Hauc und der “Onkel”, geraten, was jedoch angesichts des restlichen Ensembles zu verschmerzen ist.

In Sachen Humor hat „Der Gildenbund” Einiges zu bieten. Neben den an sich schon skurrilen Figuren und ihren erfrischenden Dialogen stellt ein sehr zurückhaltend-pointiert eingesetztes Technobabbel wie man es sonst nur aus fragwürdigen TV-Shows und SF-Romanen kennt ein weiteres, fast schon parodistisches Highlight dar. Sind “Impulstriebwerke” und „pneumanatische Geräte” noch relativ unspektakulär, so lassen Wortkreationen wie „Manaverdichtungssingularitätsbombe” oder “siebendimensionale Geometromagie” jeden Hard-SF- und/oder Star Trek-Fan geradezu ekstatische Lustschreie ausstoßen.

Auch wenn sich Herndon noch nicht ganz mit „Magic“-Autoren wie Scott McGough oder J. Robert King messen kann, so weisen sein lockerer, humorvoller Stil und sein gutes Gespür für Tempo und Spannung deutlich in deren Richtung und lassen den Leser dem dritten Band, „Zwietracht”, hoffnungsvoll entgegenfiebern.


Fazit: Ein runder Roman - metaphorisch gesprochen! Der lockere Stil, die skurrilen Charaktere, das morbide Ambiente und ein tragisches Ende voller herrlichem Pathos sorgen für kurzweilige Unterhaltung.

hinzugefügt: April 16th 2006
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
zugehöriger Link: Dino
Hits: 3172
Sprache: german

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]