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Vance, Jack: Sklaven der Klau (Buch)

Jack Vance
Sklaven der Klau
(Gold and Iron)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Irle
Edition Andreas Irle, Hardcover, 182 Seiten, 50,00 EUR, ISBN 3-936922-02-0
Von Gunther Barnewald

Roy Barch und Claude Darran arbeiten für den Lekthwaner Tkz Maerkl-Elaksd. Die Lekthwaner haben die Erde vor einiger Zeit erreicht und treiben mit ihrer fortgeschrittenen Technologie friedlich Handel mit den Menschen. Tkz, genannt Markel, ist einer dieser Handelsherrn, und während Darran den Fremden neugierig gegenüber steht, ist Roy eher feindlich, misstrauisch und vor allem neidisch auf die Außerirdischen.
Als Markel eines Tages Besuch von seiner Frau, seiner kleinen Tochter Sia Spedz und seiner erwachsenen Tochter Komeitk Lelianr erhält, entspinnt sich schnell eine Art Hassliebe zwischen Roy und Komeitk. Roy zeigt ihr die Sehenswürdigkeiten der Erde, erntet dafür aber eher kühle Ablehnung. Als beide von einem Ausflug zurückkommen, finden sie Markel, dessen Frau, die kleine Sia und Claude ermordet vor.
Die kriegerischen Klau haben die Erde überfallen und entführen auch Roy und Komeitk als Sklaven auf einen ihrer Industrieplaneten. Hier auf Magarak gelingt es den beiden jedoch zu fliehen.
Sie schließen sich in einem abgelegenen Tal einem entflohenen Verbrecher und einigen flüchtigen Sklaven an, müssen jedoch bald erkennen, dass sie hier nur als willkommene Jagdbeute für die Klau geduldet werden. Während Komeitk resigniert, beschließt Roy, ihre Flucht in die Freiheit zu organisieren und dabei den Klau möglichst viel Schaden zuzufügen...

"Gold and Iron" (der frühere Titel des Buches ist übrigens "Slaves of the Klau" , Titel der ersten deutschen Übersetzung war "Magarak, Planet der Hölle") ist sicherlich keines der besten Bücher von Vance, aber auch keines seiner schlechteren. Die Story ist im Stile der 50er Jahre verfasst, der Held gerät zu heldenhaft, die Geschichte zu trivial, die Verteilung der Rollen in Gute und Böse ist zu vorhersehbar.
Zudem ist ein starker irdischer Chauvinismus dem Buch nicht abzusprechen, denn Roy erweist sich, als typischer irdischer Vertreter der Menschheit, als heldenhaft, initiativ und durchsetzungsfähig, während die meisten anderen Aliens nur trübe Tassen sind.

Dies sind zweifelsohne die Schwächen des Buchs, das übrigens als einziger Roman von Jack Vance bisher noch nie als Taschenbuch oder gar anständig übersetzt in deutscher Sprache erschienen ist. Die von Walter Ernsting eher frei gestaltete und arg verstümmelte Übersetzung, die als Leihbuch (Gebrüder Zimmermann Verlag; 1960) heute kaum noch aufzutreiben sein dürfte, und die als Heftromanversion (Arthur Moewig Verlag 1961 als Terra Heftroman 173) erschien, kürzt die Geschichte natürlich genau an den Stellen, die für Vance-Fans am interessantesten sind und die sein Werk auszeichnen und über die genre-typischen Trivialitäten hinausheben.

Um so wichtiger ist es, dass dieses kleine Juwel (auch wenn es sicherlich einige “verunreinigende Einschlüsse” enthält) nun endlich einmal in ansprechender Übersetzung im Deutschen vorliegt, denn die Stärken des Buchs liegen eindeutig in jenen Charakteristika, die Vance spätere Werke auszeichnen und die ihn zum Kultautor gemacht haben. Sie zeigen, dass "Slaves of the Klau"/"Gold and Iron" nicht einfach nur eine typische 50er Jahre Space-Opera-Gurke ist.

Immer wenn die Handlung etwas in den Hintergrund tritt und der Autor sich Zeit nimmt, den fremden Planeten, die dortigen Sklaven und ihre Riten, die Lekthwaner oder die Abläufe in den industriellen Bereichen von Magarak zu beschreiben, zeigen sich mehr als nur Ansätze des späteren Vance.
Die Lekthwaner zeichnen sich zum Beispiel durch eine Sprache aus, deren Bedeutung je nach Gesichtsausdruck des Sprechers vollständig variiert. Aussehen, Trachten und Verhaltensweisen der unterschiedlichen Sklavenrassen werden vom Autor liebevoll und überaus farbig in Szene gesetzt. Dabei ist Vance in seinen Beschreibungen nicht nur üppig, sondern auch dermaßen lebendig, dass der Leser alles deutlich vor sich sehen kann. Besonders beeindruckend ist dabei der Überfall auf eine industrielle Fertigungsstätte, wo die Rebellen sich wichtige Beute für ihr Flucht erhoffen.
Auch wenn Vance in diesem Werk noch nicht zu seinem begnadeten Händchen in der Namengebung von Orten und Personen gefunden hat (wer kann mit Zungenbrechern wie Lekthwaner, Tkz Maerkl-Elaksd, Komeitk Lelianr, Podruod oder ähnlichem schon etwas anfangen?), ist der vorliegende Roman dennoch lesenswert.

Insgesamt ist "Slaves of the Klau"/"Gold and Iron" ein Kleinod voll romanitsch-üppiger Beschreibungen und bunter Details, die durch die triviale Handlung sicherlich etwas geschmälert werden. Konzentriert man sich als Leser und Vance-Fan eher auf die Details und vernachlässigt die oberflächlichen Inhalte der Geschichte, dann kommt man aber voll auf seine Kosten.

Zumal der Übersetzer das dümmliche Ende weggelassen hat, welches ein auf Happy End bedachter Herausgeber einfach vor Erscheinen des Buchs frech dazu geschrieben hatte und welches nicht des Autors Billigung fand, zumal der Autor erst Jahre später davon erfuhr.
Gemeint ist jene letzte halbe Seite, die in den beiden deutschen Ausgaben der 60er Jahre noch vorhanden ist, und in der sich Roy und Komeitk trotz aller Gegensätze noch in die Arme fallen, und die auch in alten englischen und amerikanischen Ausgaben leider immer noch zu finden ist und das Werk wirklich zu belanglosem Kitsch zu degradieren drohen. Dieses schmähliche Ende fehlt zum Glück, und der Leser muss sich nicht länger fragen, warum die völlig gegensätzlichen Protagonisten, die sich am Ende der Geschichte wirklich vollständig auseinander gelebt haben und sich sogar inzwischen gegenseitig zutiefst verachten, plötzlich und ebenso unvermittelt wie unmotiviert in gegenseitiger Liebe zueinander entbrennen und sich in die Arme sinken, um ein süßlich/schwülstiges Happy End zu zelebrieren (alles auf einer lächerlichen halben Seite!). So schlecht konnte die us-amerikanische SF der 50er Jahre sein oder gemacht werden, wenn man sie den Herausgebern überließ!

hinzugefügt: July 14th 2004
Tester: Guido Latz
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