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Dark Angel 1: Aufbruch in die Vergangenheit, Max Allan Collins (Buch)

Dark Angel 1
Max Allan Collins
Aufbruch in die Vergangenheit
(Dark Angel - Before the Dawn)
Übersetzung: Rainer Buchmüller
Panini/Dino, 2002, Hardcover, 313 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 3-89748-673-3

Von Frank Drehmel

“Aufbruch in die Vergangenheit” stellt die Vorgeschichte zu der von James Cameron konzipierten TV-Serie “Dark Angel” dar, die es ab dem Jahre 2000 auf zwei Staffeln oder 43 Episoden brachte und die 2002 wegen relativer Erfolglosigkeit eingestellt wurde.

Wir schreiben das Jahr 2009. Eine geheime Organisation der US-Regierung führt unter Leitung Colonel Lydeckers im Manticore-Lager genetische Experimente an Kindern durch, um so Super-Soldaten zu schaffen.
Als Lydecker eines der Kinder kaltblütig erschießt, ergreifen die neunjährige Max Guevara und ihre Geschwister die Flucht, verfolgt von den gnadenlosen Mördern aus Manticore. Im Kampf um ihr nacktes Überleben werden die Kinder getrennt. Jedoch hat Max Glück im Unglück und findet für kurze Zeit bei hilfsbereiten Menschen Unterschlupf.

10 Jahre später. Nachdem Terroristen mittels einer nuklearen Explosion, dem Puls, einen großen Teil der elektronischen Infrastruktur Amerikas zerstörten und ein verheerendes Erdbeben Los Angeles vernichtete, leidet das ganze Land unter einer tiefen wirtschaftlichen Depression. Max schlägt sich in den Ruinen der kalifornischen Metropole als Diebin durchs Leben, stiehlt für ihre neue Familie, den Chinese-Clan, wertvolle Gemälde und Schmuckstücke. Eines Tages glaubt sie, in einer Fernsehsendung des Cyber-Journalisten “Eyes Only “ einen ihrer verschollenen Brüder, Seth, zu erkennen.
Sofort bricht sie Richtung Seattle - von wo die Übertragung erfolgte - auf, um dort nach dem Verschollenen zu suchen. Unterwegs macht sie in einer herunter gekommenen Kneipe die Bekanntschaft der toughen Ex-Soldatin “Original Cindy”, die in der folgenden Zeit ihre Freundin werden soll.
In Seattle angekommen verlaufen Max’ Ermittlungen zunächst im Sande. So beschließt sie, als Fahrradkurier ihre Brötchen zu verdienen, um dadurch die Stadt besser kennen zu lernen und auf ihren Touren Informationen zu sammeln.

Während seine Schwester ihn sucht, erledigt Seth für “Eyes Only” einige Aufträge in der Hoffnung, Fakten über Manticore-Verbrechen ans Tageslicht zu bringen, um diese dann mit Hilfe des Journalisten publik zu machen. Einer dieser Aufträge führt die beiden Geschwister zufällig zusammen, doch die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer, denn Colonel Lydecker und sein SWAT-Team sind ihnen dicht auf den Fersen.


Wie man das Buch bewertet, hängt maßgeblich davon ab, ob man ein Max Guevara-Fan ist und die TV-Serie ihretwegen regelmäßig verfolgt hat oder ob man einfach nur ein paar Stunden unbeschwerten Lesespaß haben möchte. Für Letzteres ist “Aufbruch in die Vergangenheit” denkbar ungeeignet.
Dieses liegt nicht daran, dass die Handlung sonderlich kompliziert wäre oder viel Vorwissen erforderte. Das Gegenteil ist der Fall! Stromlinienförmige, schwach gezeichnete Charaktere in einer banalen Story, die in keinem Zeitpunkt die post-apokalyptische Atmosphäre auch nur ansatzweise zu transportieren vermag.
Anstatt ein unsicheres kleines Mädchen dabei zu verfolgen, wie es sich aufmacht, eine unbekannte und untergehende Welt zu erforschen, den Leser die es prägenden Momente miterleben zu lassen, konzentriert Collins einen großen Teil seiner Energie darauf, eine erwachsene Max als Super-Diebin zu skizzieren, und er verschwendet Zeile um Zeile an die Beschreibung hinlänglich bekannter 08/15-Szenen; insbesondere die akkurat geschilderten Einbrüche können abgeschmackter kaum wirken. Weder für die obsessive Suche der erwachsenen Max nach ihren Geschwistern, noch ihr sonstigen Motivationen und Handlungen liefert das Buch plausible – aus ihrer Vita nachvollziehbare - Erklärungen.
Bis zum klischeehaften Schluss bleibt Max für den Nur-Leser ein vollkommen belangloses, unerklärtes Phänomen, ein oberflächlich gezeichneter Freak, während der TV-vorgebildete Fan in all der Trivialität zumindest die Freude des Wiedererkennens erleben darf.
Dieses ist insofern schade, als ein erhellender Blick in Max’ Vergangenheit die einzige belastbare Rechtfertigung für diesen Roman darstellt, denn die Spannung in einer Geschichte, von der zentrale Teile des Endes vorprogrammiert sind, hält sich naturgemäß von vornherein in Grenzen.

Erst in dem Moment, in dem Max’ Bruder Seth die Bühne betritt, schlägt der glatt dahindümpelnde Erzählfluss respektable Wellen, denn gerade seine Dialoge mit Logan (aka Eyes Only) gehören - auch wenn sie letztendlich keine fundamental neuen Einsichten liefern - zu den stärksten Momenten des Romans. Seths aggressiver Habitus ist um Längen glaubwürdiger als Max’ relative Weichheit, erschließt er sich doch sofort aus den äußeren Umständen (gejagt, Super-Kräfte, zerfallene Ordnung).

Auf der stilistischen Seite gibt es nicht allzu viel auszusetzen, außer vielleicht, dass es auch hier an Höhepunkten mangelt. Collins schreibt zu glatt, zu routiniert, zu bildarm und oft auch zu distanziert, als dass er den Leser wirklich mitreißen könnte.


Fazit: Um über die Schwächen des Buches hinwegsehen zu können, muss man schon ein eingefleischter Max Guevara-Fan sein, denn auch wenn Collins einiges beschreibt, so erklärt er doch nichts. Nur-Leser können das Buch bedenkenlos unter “Zeitverschwendung” abhaken.

hinzugefügt: December 11th 2005
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
zugehöriger Link: Panini
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