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Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (Film)

Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia
(OT: The Chronicles of Narnia: The Lion, The Witch and the Wardrobe)

USA 2005, Regie: Andrew Adamson, Buch: Ann Peacock & Andrew Adamson, Christopher Markus & Stephen McFeely nach dem Roman von C.S.Lewis, Kamera (Scope): Donald McAlpine, Schnitt: Slim Evan-Jones, Jim May, Musik: Harry Gregson-Williams.
Mit Georgie Henley (Lucy), William Mosley (Peter), Anna Popplewell (Susan), Skandar Keynes (Edmund), Tilda Swinton (Die weiße Hexe), James McAvoy (Mr. Tumnus), Liam Neeson (Stimme von Aslan), u.a.
Laufzeit: 138 Minuten, FSK: ab 6 Jahren (der Verleih kürzte den Film in Deutschland um zwei Minuten, um eine niedrigere Altersfreigabe zu erreichen).

Zweifellos durch den Erfolg der „Herr der Ringe“-Verfilmung beflügelt, wurde nun auch den „Chroniken von Narnia“ eine Kino-Adaption zuteil, die mit immensem Aufwand realisiert wurde und, bei Erfolg, ebenfalls auch Verfilmungen der weiteren Narnia-Bücher ermöglichen soll. Dabei ist dies nicht die erste Verfilmung des Stoffes, bereits drei Mal vorher erfuhr „Der König von Narnia“ eine filmische Bearbeitung.

I. Bisherige Narnia-Verfilmungen

Eine amerikanische, zehnteilige TV-Serie von 1968 ist heute nur noch selten zu sehen und war leider für eine Rezension nicht greifbar.

Eine weitere Bearbeitung folgte als Zeichentrick-Film im Jahr 1979 von Bill Melendez. Die immerhin mit einem Emmy ausgezeichnete Produktion kann sich auf gute Sprecher und einen verhältnismäßig aufwändigen Orchester-Score verlassen, ist aber in den Animationen, gerade für heutige Augen, doch arg primitiv ausgefallen. Sowohl die Hintergründe, als auch die Animationen der Figuren wirken wie schlechtes Kinderfernsehen auf einem Sender, der sich keine besseren Programme für die Kleinen leisten kann und die Adaption der Geschichte wirkt auch nicht gerade sehr inspiriert. Auch wenn die Vorlage von Lewis kurz ausgefallen ist, stößt der Film mit seinen die Kinder nicht überfordernden 95 Minuten doch an seine dramaturgischen Grenzen und muss viele Handlungselemente arg schnell durchwinken, sofern er nicht gleich gänzlich auf sie verzichtet – der Weihnachtsmann kommt in diesem Film u.a. nicht vor. Um kleinen Kindern den Stoff das erste Mal näher zu bringen, ist der Film vielleicht geeignet, ansonsten bleibt er aber als verhältnismäßig glanzlos im Gedächtnis.

Im Jahr 1988 ging die BBC bereits einmal deutlich ambitionierter an den Stoff heran und realisierte ihn als Realfilm fürs Fernsehen, aufgeteilt in sechs Episoden (4x29’, 2x28’), die sich zu einer Gesamtlaufzeit von insgesamt 172 Minuten aufsummierten. Zu viele Erwartungen darf man in die technische Seite dieser Produktion für Kinder nicht setzen, gedreht wurde mit äußerst überschaubarem Budget auf Videomaterial und die sprechenden Tiere wurden entweder in Sesamstraßen-Manier von Erwachsenen in Kostümen dargestellt, oder durch einfach gehaltene zweidimensionale Animationen angedeutet. Immerhin konnte die Serie schauspielerisch überzeugen, Barbara Kellerman ist als weiße Hexe in ihrer Bosheit hinreißend und die vier Kinder sind allesamt sehr gut ausgewählt und, das ist ein erheblicher Kontrast zu typischen Hollywoodfilmen, sehen verblüffend normal und wenig glamourös aus. Sophie Wilcox, die Darstellerin der kleine Lucy, ist sogar ausgesprochen hässlich, aber Entwarnung: Wie recht aktuelle Interviews in der DVD-Box zeigen, hat sich die Darstellerin, inzwischen Anfang zwanzig, zu einer hübschen jungen Frau entwickelt. Die BBC-Adaption folgt der Vorlage von Lewis sehr genau und hat auch die Zeit, so gut wie nichts auslassen zu müssen. Leider ist die Regie alles andere als ambitioniert, Bildgestaltung und Farbdramaturgie finden kaum statt – was beispielsweise eine magische Winterlandschaft in Narnia sein soll, kann leider nie ganz verbergen, nur ein dröger (vermutlich britischer) Wald zu sein. All dies wird die anvisierte Zielgruppe wenig stören: In Machart und ruhigem Erzählrhythmus dürfte sich jeder, der älter ist als Peter, Susan, Edmund und Lucy, als Zielgruppe nur bedingt angesprochen fühlen. Für Kinder aber ist die BBC-Adaption sehr empfehlenswert, noch heute hoch geschätzt in England und sie war damals immerhin ein solcher Erfolg, dass bis 1990 drei weitere Narnia-Romane von Lewis für die BBC adaptiert wurden: „Prinz Kaspian von Narnia“, „Die Reise auf der Morgenröte“ und „Der silberne Sessel“.

II. „Der König von Narnia“- Hintergründe

Eine reine Verfilmung für Kinder schwebte dem Disney-Konzern nicht vor, als er das Projekt in Auftrag gab, „Der König von Narnia“ für über 150 Millionen Dollar verfilmen zu lassen. Als Regisseur wurde Andrew Adamson verpflichtet, der bisher die beiden „Shrek“-Filme inszeniert hat und dadurch mit der Erfahrung der Erschaffung einer Märchenwelt mit allen möglichen sprechenden Kreaturen geradezu prädestiniert für die Regie erschien, aber nicht nur das: Er ist auch Neuseeländer wie „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson (wenn das kein gutes Omen ist) – und vor allem: Er ist seit seiner Jugend Fan der Narnia-Bücher! Gedreht wurde in Neuseeland und anderen Orten auf der Welt und für die Kostüme und Waffen wurde einmal mehr die durch „Der Herr der Ringe“ bekannt gewordene Firma WETA verpflichtet. Für die mannigfaltigen digitalen Effekte verpflichtete man aber nicht WETA Digital, sondern drei anderen berühmte Häuser: Rhythm & Hues, Sony Imageworks und ILM. Bei den Darstellern verließ man sich nicht auf große Stars; nur Liam Neeson, der den Aslan spricht, dürfte den meisten Kinogängern bekannt sein.

III. „Der König von Narnia“: Filmrezension

Das Cockpit eines Flugzeugs der deutschen Luftwaffe, das über dem London des Jahres 1940 Bomben abwirft, ist nicht unbedingt das, was man als erstes Bild einer Narnia-Verfilmung erwartet, aber dadurch wird schnell klar: Das, was in Lewis’ Text nur in einem Nebensatz erwähnt wird, wird in der Verfilmung als ausführlicher Prolog ausfabuliert. Sicherlich auch, um gleich mit einer spektakulären Sequenz eröffnen zu können, wird dann auch ein Bombenangriff ins Bild gesetzt und ansonsten erfüllt der Prolog auf zwar sinnige, aber doch etwas plumpe Weise die Einführung der Kinder; plump deshalb, weil man die Namen der Kinder auch ohne auffällig penetrant formulierte Sätze wie „Edmund? Sag mal Edmund, wo willst Du denn hin, Edmund?“ schnell hätte sortieren können. Wenn man den Stoff schon kennt, nimmt man immerhin anerkennend zur Kenntnis, dass bereits hier die Kinder, insbesondere Edmund, eine vorbereitende, über das Buch hinaus gehende Charakterisierung erfahren.
Über die Zugfahrt hinaus aufs Land wird dann der Vorspann gelegt und bis auf wirklich kleine Änderungen erlebt man dann „Der König von Narnia“ ziemlich genau so, wie Lewis den Stoff erdacht und aufgeschrieben hat. Viele der Änderungen wirken sich sogar positiv auf den Stoff aus und charakterisieren die Kinder deutlicher und pointierter, oder sorgen für einige spektakuläre Momente, die sich so im Buch nicht finden, dazu später mehr.
Ob einem der Film zusagt, dürfte entscheidend davon abhängen, ob man vorher den Roman gelesen hat, (Da der Verfasser dieser Zeilen dies getan hat, kann er sich naturgemäß nur schwerlich in Zuschauer hinein versetzen, die Narnia das erste mal durch diesen Film betreten und kennen lernen.) als Leser des Romans ist man natürlich gespannt, wie der Film die Kernszenen des Romans umgesetzt hat und da gibt es gleich bei der ersten Kernszene Entwarnung: Wenn die kleine Lucy als Erste das Land Narnia betritt, entsteht durch die schön eingefangene Winterlandschaft und insbesondere durch die großen, staunenden Augen der brillant besetzten Georgie Henley, ein hinreißendes kleines Mädchen mit einer natürlichen Schauspielbegabung, ein magischer Kinomoment, der einen spüren lässt, dass man jetzt in eine andere Welt abtaucht. Beruhigt lehnt man sich da als Zuschauer zurück und fühlt sich zunächst wohl in den Händen eines Filmemachers, dem der Stoff definitiv zu liegen scheint. Das gilt dann auch für die erstaunlich lang ausgespielte Begegnung mit dem Faun Mr. Tumnus, der von James McAvoy nuanciert, warmherzig und sympathisch gespielt wird und der so in dieser langen Szene nie Langeweile aufkommen lässt. Nächster Höhepunkt ist dann die Begegnung Edmunds mit der weißen Hexe, die mit Tilda Swinton ideal besetzt ist. Sie legt ihre Rolle durchaus anders an als Barbara Kellerman in der BBC-Verfilmung, teilweise auch extrovertiert, aber nicht ganz so offensichtlich boshaft; Swinton erledigt mehr mit eisigen Blicken und klaren, harten Gesten - und ist in jeder Szene ein Erlebnis.
Damit wären wir bei den nichtmenschlichen Figuren, die so gut wie alle dem Computer entstammen. Sehr gut dabei weg kommen die Biber, die den Kindern helfen. Diese Charaktere haben die Filmemacher ein wenig erweitert und ihnen einige humorvolle Zeilen in den Mund gelegt, die dem Film sehr gut tun und das Biber-Paar, wie schon im Buch, zu großen Sympathieträgern machen; technisch sind diese hervorragend realisiert und man nimmt ihre Existenz schneller hin als es die Kinder im Film tun. Ausgerechnet der eigentlich wichtigste Charakter des Buches, ja des ganzen Narnia-Zyklus, ist den Filmemachern aber nur begrenzt gelungen: Der Löwe Aslan. Das fängt schon bei technischen Unzulänglichkeiten an, insbesondere die Schnauze des Löwen wirkt viel zu wenig natürlich und nicht detailliert und texturiert genug, aber auch die Bewegungen sind nicht immer überzeugend und es war sicherlich auch ein Fehler, ihm eine so berühmte und wiedererkennbare Stimme wie die von Liam Neeson zu geben, denn diese Stimme zieht viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich und weckt Assoziationen (Oskar Schindler, Michael Collins, Star Wars), die in Narnia fehlplatziert wirken. Auch strahlt Aslan nie die majestätische Aura aus, die einem zwischen den Buchdeckeln von Lewis’ Zyklus begegnet, funktioniert aber immerhin einigermaßen als Schutzengel und Ersatz-Vater für die Kinder, so dass seine große Szene (die hier nicht verraten werden soll) durchaus ihre beabsichtigte Wirkung erzielt.
Erweist sich die Verfilmung bis zum Finale als sehr kongenial und gelungen, entgleiten dem Regisseur hier die Zügel ein wenig. Offensichtlich, um zumindest entfernt mit dem „Herr der Ringe“ konkurrieren und im heutigen Umfeld großer Spektakel bestehen zu können, entschlossen sich die Filmemacher, die im Roman nur am Rande erwähnte finale Schlacht reichlich auszuweiten und bieten ein in Länge und Aufwand völlig überzüchtetes Finale an, das nicht so recht zu dem Film passen will und das zahlreiche Probleme bereitet: Einige entstammen dem Roman (wieso sind die normalen und eher ängstlichen Kinder plötzlich große Kriegshelden und können es mit Monstren aufnehmen, die teilweise doppelt so groß sind, wie sie selbst?), andere sind filmspezifisch. Regisseur Adamson musste hier einen Spagat bewerkstelligen, der ihm nur teilweise gelang: Einerseits dem Publikum eine wuchtige Schlacht bieten, aber andererseits diese nicht zu belastend für kleinere Kinder zu gestalten. Das Resultat ist ein recht fauler Kompromiss, der in seiner blutfreien und aseptischen Inszenierung viele erwachsene Zuschauer irritieren und in seiner nichtsdestotrotz martialischen Art für Kinder zu belastend und furchteinflößend sein dürfte. Ferner will auch der starke Kontrast nicht so ganz überzeugen, dass man bisher einen recht intimen Film mit in der Regel nur wenigen Figuren gesehen hat und im letzten Akt (WETA wollte offensichtlich zeigen, was sie können) mit Monstren, Mischwesen, Rüstungen, Armeen, Waffen, Kriegszelten und Schlachten visuell fast erschlagen wird, die alle in viel zu großer Zahl dann die Leinwand bevölkern.

Als Verfilmung des Romans ist die Adaption auf jeden Fall als gelungen zu bezeichnen. Wie bei den ersten beiden „Harry Potter“-Filmen hält man sich sehr eng, fast sklavisch an die literarische Vorlage, und da man mit dem Luxus versehen war, nicht ein dickes Buch für einen kurzen Film kondensieren zu müssen, sondern mit einem kurzen Text im Rahmen einer recht langen Laufzeit arbeiten konnte, konnten einige Erweiterungen eingebracht werden, die, wenig schmeichelhaft für Lewis, alle der Geschichte gut tun. Das gilt insbesondere für eine deutlichere Ausarbeitung der Beziehungen der Kinder untereinander, man versteht auch Edmunds Handlungen im Film deutlich besser als im Buch und für das Ändern und Verbessern bestimmter Szenen; warum alle vier Kinder auf einmal im Wandschrank verschwinden, ist im Film wesentlich sinnvoller als im Buch gelöst. Ferner werden spektakulärer Szenen dem Stoff hinzugefügt, darunter eine frühe Konfrontation mit Wölfen an einem Eis-Wasserfall, die die spätere, auch im Buch vorkommende, mit deutlich mehr Resonanz versieht, eine fesselnde Kerker-Szene und eine exzellent fotografierte und aufregende Verfolgungsjagd auf einem Eissee.
Die filmische Behandlung der christlichen Elemente der Geschichte geschieht derart nebenbei und so wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehend, dass es schon etwas verwunderlich ist, warum einerseits einige Kirchen zum Besuch des Films aufrufen und andererseits sich kritisch gebende Schreiber vor „christlich-fundamentalistischen Tendenzen“ des Films meinen, warnen zu müssen. Unterfütterung ihres Engagements ist in dem Film nicht auszumachen, insbesondere in der Kern-Szene der Geschichte werden die Christus-Parallelen keinesfalls betont und ausgespielt; wer da mehr hineinlesen möchte, ist auf sich selbst angewiesen.
Neben den schon genannten und gelobten Schauspielern, wobei noch einmal erwähnt sei, dass die kleine Georgie Henley in ihrer entzückenden Art alleine schon den Besuch des Films lohnenswert macht, agieren auch alle anderen Darsteller durchaus brauchbar, wobei den beiden älteren Geschwistern in etwas eindimensionalen Rollen nicht die Chance gegeben wird, richtig zu glänzen. Sowohl William Mosley als Peter, als auch Anna Popplewell als Susan bleiben ein wenig blass, während Skandar Keynes als Edmund die verschiedenen Emotionen von Edmund erstaunlich nuanciert darstellen kann, auch wenn er nicht immer genau den richtigen Ton trifft und vielleicht einer etwas strafferen Schauspiel-Führung durch den Regisseur bedurft hätte. Anna Popplewell als Susan ist für ihre Rolle schon ein wenig zu alt, man nimmt sie eher bereits als junge Frau wahr und nicht unbedingt als Teil eines Kinderquartetts. Sie ist auch die einzige der vier, die bereits über Schauspielerfahrung verfügt, auch wenn ihr zu wenig Szenen zugedacht wurden, in welchen sie diese nutzen kann.
Andrew Adamsons Regie ist kompetent und es trägt wesentlich zum Gelingen des Films bei, dass er für fast alle Szenen des Romans eine gelungene filmische Umsetzung anbieten kann, die teilweise nicht nur die Pflicht, sondern auch die Kür erfüllt und zumindest teilweise ein Maß an Aufregung und Begeisterung aufbringen kann, die so ein Stoff benötigt. Da die Vergleiche unausweichlich sind, sei aber auch festgestellt, dass er kein Peter Jackson ist und nicht mit dem gleichen Maß an Inspiration ans Werk geht und so viele denkwürdige, brillante Kinomomente schafft, wie sein immens erfolgreicher Landsmann. Höhepunkt der Inszenierungskunst Adamsons ist sicher der Anfang der Schlacht im Finale: Wenn er die beiden Armeen aufeinander zulaufen lässt, fährt er den Ton praktisch auf Null und setzt Zeitlupe ein, nur um dann in dem Moment, wenn die Armeen aufeinander treffen, mit umso größerer Wucht und bei voller Lautstärke dann den Anfang der Schlacht einzuläuten. Das ist ein Gänsehaut-Moment und wirklich großes Kino.
Während die FX, wie schon angedeutet, ein zweischneidiges Schwert sind und Adamson offensichtlich etwas das Auge oder die Zeit dafür gefehlt hat, um zu entscheiden, was ein glaubwürdiger Effekt ist, gibt es immerhin aus zwei Bereichen sehr erfreuliches zu berichten: Kamera-Veteran Donald McAlpines Bilder sind mit sehr agiler Kamera und einer dezidierten Farbdramaturgie ein großer Aktiv-Posten des Films, selbiges gilt auch für die Musik von Harry Gregson-Williams, die zwar etwas so klingt, wie man es in einem Fantasy-Film erwartet, aber doch in vielen Passagen ausnehmend schön und erinnerungswürdig geraten ist.

Einige Worte seien noch zur Kürzung seitens des deutschen Verleihs gesagt: Auch wenn solche Maßnahmen aus künstlerischer Sicht zutiefst verabscheungswürdig sind, wird das Dilemma, in welchem sich die Verantwortlichen des deutschen Verleihs befunden haben müssen, bei Sichtung des Films durchaus deutlich. Die einfach überschaubare Märchenwelt und die kindlichen Helden sind sicherlich sehr ansprechend für jüngere Zuschauer, die martialischen Elemente und einige düstere Szenen stellen dann aber durchaus eine Belastung für sie da, die sicherlich nicht jedes Kind leicht bewältigen kann – und das gilt auch noch für die bereits gestutzte Fassung! Der Weg zwischen FSK 6 und FSK 12 ist recht lang, Eltern deren Kinder sich altersmäßig noch eher am unteren Ende dieser Spanne befinden, seien hiermit deshalb dezent darauf hingewiesen, dass diese gestutzte Narnia-Fassung zwar erfolgreich eine niedrigere Freigabe zugesprochen bekam, aber immer noch Szenen enthält, die für sechsjährige schwierig zu bewältigen sein dürften. Die verleihseitige Kürzung zahlt sich möglicherweise somit nur kommerziell aus (oder auch nicht), goutierbarer für kleinere Kinder ist der Film deshalb nicht unbedingt. Warum der Verleih nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, einfach per Anzeigen mehr darauf hinzuweisen, dass nach neuer Gesetzeslage Kinder ab 6 in Begleitung Erziehungsberechtigter auch in Filme ab 12 mit dürfen und den Film dann ungekürzt ins Kino gebracht hat, wird wohl ein Rätsel bleiben.

In der Gesamtschau ist festzustellen, dass Freunde oder gar Fans des Romans „Der König von Narnia“ eine sehr werkgetreue, aufwändige und gelungene Version des Stoffes zu sehen bekommen, es sei aber auch nicht verschwiegen, dass dieser Film die Probleme des Romans wie eine ungenügende Figurenzeichnung und eine etwas sprunghafte Handlung kongenial übernimmt, das Problem mit dem plötzlich über die Handlung hereinbrechenden Bellizismus sogar noch verschärft und dabei gerade die Kinofans, die begeistert aus Peter Jacksons Tolkien-Adaption aus dem Kino kamen und nach neuem Stoff suchen, nicht unbedingt zufrieden stellen dürfte. Genauso wie die kindlichen Helden erfährt man über Narnia sehr wenig und wird mitten hinein geworfen in eine Welt ohne viel erklärt zu bekommen, auch wenn das aufgrund der Erzählperspektive durchaus konsequent ist. Ferner dürfte für viele Zuschauer der Grad der Putzigkeit und der Fabelwesen-pro-Bild Quotient deutlich zu hoch sein. Wer mit dem allen leben kann oder sogar als Leser des Romans genau dieses erwartet, dürfte sich bei diesem Fantasy-Film aber prächtig unterhalten fühlen. Im Umfeld vieler unerfreulicher Big Budget-Versager stellt „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ durchaus eine positive Ausnahme da und man verlässt befriedigt das Kino.
Ob „Prinz Kaspian“, der nächste Narnia-Roman, verfilmt werden wird, muss sich noch zeigen. Die Aussicht klingt durchaus vielversprechend, im übertragenen Sinne den Atem anhalten, wie in den Wartezeiten zwischen den „Herr der Ringe“-Filmen, wird aber wohl kaum jemand, wobei zum Abschluss nicht verschwiegen werden soll, dass bei allen oberflächlichen Gemeinsamkeiten zwischen „Der Herr der Ringe“ und „Die Chroniken von Narnia“ die Unterschiede auch in den Verfilmungen durchaus gewaltig sind. „Der König von Narnia“ sieht ganz anders aus und fühlt sich auch anders an als Jacksons Mammut-Epos; der Narnia-Film ist keinesfalls ein „Herr der Ringe“ für Arme, sondern etwas Eigenständiges. Und das ist etwas Gutes.

Für Frodo? Diesmal nicht. Für Aslan!

Punkte: 8/10.

hinzugefügt: December 11th 2005
Tester: Oliver Naujoks
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