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Aliens vs. Predator 1: Beute, Steve Perry & S.D. Perry (Buch)

Aliens vs. Predator 1
Steve Perry & S.D. Perry
Beute
(Aliens vs. Predator: Prey)
Übersetzung: Michael Nagula
Panini/Dino, Taschenbuch, 268 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-8332-1144-X

Von Frank Drehmel

In den USA erfreuten sich die Alien- und Predator-Comics des Dark Horse-Verlages seit 1988/1989 einer so großen und stetigen Beliebtheit, dass es nahe lag, die Namen gebenden Hauptfiguren ihre Kräfte miteinander messen zu lassen. Daher fand 1990 das erste “Aliens vs. Predator”-Comic seinen Weg in die Comic-Bags der Fans - es sollte nicht das letzte Aufeinandertreffen dieser beiden Spezies bleiben und in den folgenden Jahren durften auch die Helden anderer Verlage (Superman, Batman, Judge Dredd, Magnus Robotfighter, Witchblade, u.a.) in diversen Crossovers die Klingen bzw. Klauen mit den beliebten Außerirdischen kreuzen. Der vorliegende Roman von Vater Steve und Tochter Stephani Perry, der im Original 1994 erschienen, stellt die belletristische Adaption und Interpretation der ersten, der 90er-AvP-Mini-Serie dar.

Ryushi ist ein Hinterwäldnerplanet: hier leben rund 180 Menschen - überwiegend Rancher und ihre Familien sowie einige Angestellte der Chigusa Corporation. Sie züchten Vieh – Rhynth - und fristen ansonsten, ausgestattet nur mit dem Notwendigsten, ein eher tristes Dasein.

Ryushi ist auch ein Jagdrevier: Die Yautja - wie die Predators ihre Rasse nennen - besuchen in regelmäßigen Abständen den Planeten, um hier eine der tödlichsten Spezies der Galaxis, die Aliens, zu jagen.
Und diese Zeit ist wieder gekommen. Unter der Führung des erfahrenen Jägers Yeyinde sollen sich heranwachsende Yautja ihre ersten Meriten im Kampf mit den Aliens verdienen. Doch zuerst muss das Feld bestellt werden. Roboter pflanzen auf der Planetenoberfläche Alien-Embryonen, damit diese sich in einem komplizierten Entwicklungszyklus in Wirten zu vollwertigen Beutetieren entwickeln.

Die Menschen ahnen von alldem nichts und so soll es auch bleiben. Daher verbietet Yeyinde die Jagd auf die Kolonisten. Als das Schiff der Predators jedoch durch einen Unfall zerstört und der alte Krieger dabei schwer verletzt wird, beschließen die jungen Yautja, seine Befehle zu ignorieren und ihre Trophäensammlung auch um die Schädel von Menschen zu erweitern.
Gejagt sowohl von den Predators, als auch den mittlerweile herangewachsenen Aliens beginnt für die Menschen ein fast aussichtsloser Kampf ums Überleben.


Wie immer, wenn der Name “Perry” auf einem Buchcover prangt, überkam mich vor der Lektüre eine gewisses Unbehagen, denn der literarische Output von Vater und Tochter lässt sich im Großen und Ganzen bestenfalls als “qualitativ durchschnittlich” - oftmals jedoch deutlich schlechter - charakterisieren.
Erfreulicherweise kann es dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Natürlich haut die Story heute keinen mehr vom Hocker, denn nach insgesamt 7 Filmen und weit über 100 Comics darf das Setting getrost als ausgelutscht betrachtet werden, und höchstens ein absoluter Neuling würde von der antiquierten Geschichte nervenzehrende Spannung erwarten. Dass das Buch dennoch die Erwartungen positiv übertrifft, liegt im wesentlichen an zwei Dingen.

Erstens ist der Stil der Autoren von einer erfrischenden Dynamik. Kurze, schnelle Passagen –Schnitte -, das Gegenüberstellen der unterschiedlichen Blickwinkel von Predators und Menschen in konkreten Situationen - analog dem Überblenden in Filmen - lassen kaum Langeweile aufkommen. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang der Verzicht auf einen unverhältnismäßig hohen Gore-Faktor; statt auf platzende Körper und herausquellende Gedärme legen die Perrys mehr Augenmerk auf die immateriellen “inneren Werte” der Figuren.

Zum Zweiten bekommt der Leser einen ungewohnt tiefen Einblick in die Kultur der Yautja, erfährt etwas über ihre Jagd-Rituale und den gesellschaftlichen Kontext. So ist es amüsant zu lesen, dass die gefürchteten Krieger in Wahrheit Pantoffelhelden sind, die sich allenfalls voll gerüstet und waffenstarrend mit einem Weibchen ihrer Spezies messen würden. Überhaupt halten die Perrys den pubertierenden Fan-Boys, Couchpotatoes und Möchtegern-Predators an mehr als einer Stelle den Spiegel vor und sei es durch lakonisches Feststellungen wie, “Bei fast allen Spezies waren die Weibchen klüger als die Männchen” (S.225).

Insgesamt gehen die Autoren - auch wenn sie einzelne Szenen eins-zu-eins übernommen haben - weit über die zu Grunde liegenden Comics hinaus und verstehen es, die Medium-immanenten Vorteile bezüglich der Darstellungen von Innenansichten und Perspektiven, die ein Buch gegenüber einem Comic grundsätzlich hat, geschickt auszuspielen.

Eine ärgerliche Sache soll jedoch nicht unerwähnt bleiben. Auf den Seiten 28 und 29 lassen die Autoren einen Protagonisten kurze Passagen aus Lewis Carrolls berühmtem Gedicht, “Jabberwocky”, zitieren, bei deren Übersetzung sich Michael Nagula des kongenialen deutschen Textes Christian Enzensbergers bedient. Meines Erachtens hätte man allein aus Respekt vor den Urhebern wenigstens in einer Fußnote sowohl auf Carroll, als auch auf Enzensberger hinweisen sollen.


Fazit: Ein solider, gut geschriebener SF-Roman -einer der besseren der Perry-Familie-, dessen Unterhaltungswert weniger in der 08/15-Story als vielmehr in den tiefen Einblicken in die Predator-Kultur zu sehen ist.

hinzugefügt: August 22nd 2005
Tester: Frank Drehmel
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