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Rex Corda Nova 1: Feind der FAMILIE, Dirk van den Boom (Buch)

Rex Corda Nova 1
Dirk van den Boom
Feind der FAMILIE
Mohlberg-Verlag, Paperback, 235 Seiten, EUR 14,90

Von Oliver Naujoks

Um diesen Band richtig einordnen zu können, ist eine längere Einleitung nötig, wer mit der Serie vertraut ist, möge zum nächsten Absatz springen.

Mitte der 60er Jahre wollte auch der Bastei-Verlag “seinen” Perry Rhodan-Erfolg mit einer epischen SF-Serie im Heftromanregal an den Kiosken haben und startete nach dem großen Vorbild und dem ebenfalls zunächst sehr erfolgreichen Konkurrenz-Ableger “Ren Dhark” aus dem Kelter-Verlag seine eigene SF-Serie namens “Rex Corda”. Beauftragt mit der Arbeit wurde u.a. Rhodan-Autor H.G. Francis.
Machen wir es kurz, das Abenteuer Rex Corda endete sehr frühzeitig. Schnell runter- und schlecht geschriebene Romane und eine viel zu hoch angesetzte Startauflage bereiteten der Serie ein schnelles Ende, auch wenn insgesamt immerhin 38 Heft-Romane erschienen. In den darauffolgenden Jahren wurde Rex Corda bei Sammlern ein begehrtes Objekt, weil die zurückgekommenen Hefte damals nicht verramscht, sondern eingestampft wurden und somit auf dem Gebrauchtmarkt weniger davon erhältlich waren als von anderen Serien.
Soviel als Einführung, springen wir jetzt 35 Jahre nach vorne in unsere Gegenwart: Anfang 2002 startete der kleine Wilbert-Verlag eine Neuauflage der Serie im Hardcover, jeweils zwei Romane in einem Band. Weil kein Geld für einen Lektor vorhanden war, wurden die Hefte unbearbeitet veröffentlicht, so dass man schon auf der ersten Seite auf Formulierungen wie „Neger“ stoßen durfte, die der Leserschaft als „Originalfassung“ verkauft wurde. Kurz danach implodierte der Wilbert-Verlag und so war auch dieses Abenteuer schnell zu Ende, es erschienen gerade mal zwei Bücher in dieser Edition. Wieder ein Jahr später erscheint die Reihe nunmehr im Verlag des rührigen und umtriebigen Heinz Mohlberg, der sich auf nostalgische SF spezialisiert hat. Auch hier erscheinen zwei Romane pro Buch, allerdings im Paperback, und diesmal werden die Romane auch überarbeitet und allzu antiquierte Formulierungen und Begriffe behutsam modernisiert. Als Bearbeiter konnte Dirk van den Boom gewonnen werden, der sich durch entsprechende Veröffentlichungen bereits als profunder Kenner dieser Serie geoutet hat, deren Romane auch in der bearbeiteten Version nur für Fans nostalgischer SF zu empfehlen sind.

Nach dieser langen Zeit erscheint nunmehr mit dem hier zu besprechenden Band das erste Mal ein neuer Roman zu der Serie Rex Corda seit der Ursprungsserie in den 60ern, verfasst von eben jenem Dirk van den Boom, der auch schon für andere Serien geschrieben und die Exposee-Redaktion bei „Rettungskreuzer Ikarus“ inne hat. Vergleichbar den Rhodan-Taschenbüchern und den Sonderbänden bei Ren Dhark sollen in der Reihe Rex Corda Nova Romane zu Gegebenheiten der Serie veröffentlicht werden, die in der Haupthandlung nur begrenzt beleuchtet werden konnten.
Im vorliegenden ersten Band beschäftigt sich der Autor mit Rex Cordas Gegenspieler Sigam Agelon, dem Spross der Herrschaftsfamilie eines Volkes, dass viele Sternenreiche durch blutige Unterdrückung beherrscht und in deren Kampf gegen das Volk der Laktonen auch die Erde in der Haupthandlung der Serie zwischen die Fronten gerät.
Trotz des eher geringen Raumes von 235 sehr großzügig gesetzten Seiten beginnt der Autor den Roman in der Schulzeit von Sigam Agelon und führt die Handlung durch Zeitsprünge fort. Dieses Stilmittel ist mit großer Vorsicht zu genießen, weil man durch diese Sprunghaftigkeit schnell das Leseinteresse verlieren kann, es funktioniert in diesem Band aber erstaunlich gut. Das liegt daran, dass die Sprungpunkte vom Autor gut gewählt sind und er bei den Auslassungen viel Geschick beweist und ferner daran, dass, und jetzt kommen wir zum größten Pluspunkt des Romans, die geschilderten Episoden sehr lebendig und fabulierfreudig erzählt werden. Genau das, was man der alten Serie ankreiden muss, nämlich ein deprimierend plattes Setting, findet sich in diesem Ableger erfreulicher Weise nicht. Gerade an den Details scheint der Autor viel Spaß gehabt zu haben und dieser Spaß überträgt sich auch auf die Leser, die den Missetaten von Sigam Agelon sehr gerne folgen.
Das nächste Problem, das für SF-Leser sattsam bekannte Setting des monarchistischen Sternenimperiums, das andere Welten erobert, schwächt der Autor dadurch ab, dass die für diese Art SF recht ungewöhnliche Perspektive aus der Sicht des Bösewichts sich doch noch etwas frischer liest, als die des strahlenden Helden. So herrscht an vielen Stellen des Romans eine ungewöhnliche Kaltschnäuzigkeit, die aber, durch die Erzählperspektive nur folgerichtig ist und der Autor hält geschickt die Balance, seinen Anti-Helden nicht zu unsympathisch zu machen, so dass man jederzeit an seinem Schicksal interessiert ist.
Stilistisch liest sich das alles angenehm flüssig, auch einige winzig kleine Holprigkeiten ändern an dem positiven Eindruck nichts, dass der Autor inzwischen ein versierter Erzähler ist.

Insgesamt ein temporeicher, mit interessanten Figuren bevölkerter SF-Roman, der durch eine abwechslungsreiche und farbenfrohe Handlung sehr viel Lesevergnügen bereitet und qualitativ deutlich besser als die Hauptserie geraten ist.
Ein weiterer Beweis dafür, dass sich der Blick über den Tellerrand des Ausstoßes der großen Verlage desöfteren lohnt, der Verfasser dieser Zeilen wäre manchmal froh, solche Texte auch von großen Verlagen vorgesetzt zu bekommen.

hinzugefügt: July 12th 2004
Tester: Oliver Naujoks
Punkte:
zugehöriger Link: Mohlberg Verlag
Hits: 3765
Sprache: german

  

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