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Warhammer 40.000: Nachtjäger, Graham McNeill (Buch)

Warhammer 40.000
Graham McNeill
Nachtjäger
(Nightbringer)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Heyne, Taschenbuch, 382 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-453-52022-X

Von Frank Drehmel

Kaum ist Hauptmann Uriel Ventris’ Mentor, Idaeus, zu Grabe getragen, muss sich der Soldat als dessen Nachfolger und neuer Befehlshaber der vierten Kompanie der Ultramarines auf dem kleinen, abgelegenen Planeten Pavonis bewähren. Die Bedeutung dieser Welt für den Imperator - und damit die Marines - liegt in den Tributzahlungen in Form wichtiger Rüstungsgüter, welche aber angesichts der dortigen unübersichtlichen politischen und militärischen Lage nicht mehr geleistet werden können; denn auf der einen Seite streiten die Herrscher mächtiger Handelshäuser um die politische Führung, intrigieren gegeneinander und besonders gegen die junge Statthalterin Mykola Shonai, auf der anderen Seite wird der Planet seit kurzem von einer kleinen Gruppe der Dark Eldar heimgesucht, die sich die Kabale der zerbrochene Klinge nennt und die unter Führung Archon Kesharqs in kleinen, abgelegenen Dörfern grauenhafte Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichtet.

Kaum verlässt das Raumschiff der Marines, die Vae Victus, im Pavonis-System das Immaterium, den Warpraum, kommt es zu einer ersten Konfrontation mit den Außerirdischen. Nur dem umsichtigen Eingreifen Ario Barzanos, einem Inquisitor, der über die Zukunft Pavonis entscheiden wird, ist es zu verdanken, dass die Menschen mit - im wahrsten Sinne des Wortes - heiler Haut davon kommen. Allerdings stehen sie nun vor dem Problem, ihre Kräfte aufteilen zu müssen. Während die Hautstreitmacht der Ultramarines - darunter auch Uriel Ventris - mit ihrem Schiff die Eldar verfolgt, versucht Barzano mit dem kläglichen Rest der Truppe, auf dem Planeten Ermittlungen durchzuführen und den Willen des Imperators durchzusetzen.

Kurz bevor es den Rädelsführern der politischen Opposition, Vendare Taloun und Kasimir de Valtos, gelingt, die Statthalterin zu stürzen, sichert ihr Barzano, um wenigsten einen leidlich stabilen Status Quo zu erhalten, fürs erste seine Unterstützung und die seiner Soldaten zu. Die Lage eskaliert jedoch als Agent Provocateure in der Uniform von Liktoren - der planetaren “Polizei” - ein Gemetzel unter harmlosen Demonstranten anrichten und sich ein Teil der pavonischen Armee auf Seite der Putschisten schlägt.

Zudem muss der Inquisitor erkennen, dass weit mehr als nur der Friede Pavonis’ auf dem Spiel steht, denn Archon Kesharq, der seinen Verfolgern auf der Vae Victus entkommen konnte, sowie einige abtrünnige Handelsherren sind dabei, ein uraltes Wesen, welches einst Sonnen wie Kerzen auslöschte, aus seinen Äonen dauernden Schlaf zu erwecken. Sollte es nicht gelingen, dieses verhindern, wird Barzano den Exterminatus anordnen und Pavonis zu einer verbrannten Schlacke- und Glaswüste bomben lassen.


“Nachtjäger” - der Titel ist insofern irreführend, als er der Perspektive des Originaltitels diametral entgegen gesetzt ist; denn nicht der Jäger Barzano ist dort der Titelgeber, sondern seine Beute, der Nachtbringer - ist ein typischer “Warhammer 40.000”-Space-Marine-Roman; und das sollte durchaus negativ gewertet werden.

Zuerst aber einige positive Aspekte: durch die Einführung der mechanoiden Necrons, die allerdings noch nicht beim Namen genannt werden, und die Vertiefung des Dark Eldar- und des Ultramarine-Backgrounds, gewinnt das WH40k-Universum weiter an Kontur, was insbesondere die Fans des zugrunde liegenden Tabletop-Spiels interessieren dürfte. Erfreulich ist auch, dass nach langer Zeit - seit der deutschen Erstveröffentlichung von Ian Watsons “Jako Drake”-Romanen sind immerhin schon gut 8 Jahre vergangen - wieder ein Inquisitor im Mittelpunkt des Geschehens steht, verheißt eine solche Figur doch mehr als nur stupide Prügeleien hochgerüsteter Mensch-Maschinen. Dass schlussendlich Ario Barzano in keiner Hinsicht seinem Vorgänger das Wasser reichen kann und ein blasses Bürschchen bleibt - obgleich er bei weitem der vielschichtigste Charakter dieses Romans ist -, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Neben diesen inhaltlichen Gesichtspunkten sei noch McNeills gefälliger, lebhafter und plastischer Schreibstil lobend erwähnt. Und das ist dann auch genug des Guten.

Einmal mehr wird der Leser mit dem faschistoidem Gedankengut konfrontiert, welches dem Space-Marine-Konzept zugrunde liegt. Unreflektierend tritt der Autor Militarismus und den in menschenverachtenden Führerkult mit seiner religiösen Überhöhung eines totalitären Despoten in ihrer ganzen Dumpfheit breit. An Stelle einer kritischen Auseinandersetzung oder auch nur Kommentierung stehen eindimensionale, schwarz-weiße Charaktere und die Glorifizierung von Gewalt als Mittel der Wahl im Krieg gegen Häretiker und Ungläubige. Das Sterben auf dem Schlachtfeld zum Gefallen des göttlichen Imperators ist ehrenvoll. Der Wert eines Menschen oder einer Gesellschaft besteht alleine in der Fähigkeit, zu dienen und gegen außerirdische Lebensformen zu kämpfen. Brutale Unterdrückung ist tolerierbar, solange sie Erträge bringt.
Kaum weniger armselig als dieses Weltbild ist die Freude, mit der der Autor die sadistischen Exzesse der Eldar im Detail schildert. Normalerweise bin ich ja ein Fan zünftigen Folterns, aber wenn dieses das Einzige ist, was einen mit den Protagonisten mitfiebern und -leiden lässt, dann hat der Autor das Klassenziel nicht erreicht.


Fazit: Ein unterm Strich zwar gut geschriebener WH40k-Roman, der allerdings vor dumpfem Militarismus, Blut & Ehre-Pathos, faschistoidem Führerkult und grausamen Folterszenen nur so trieft und den ich daher nicht empfehlen kann.

hinzugefügt: June 25th 2005
Tester: Frank Drehmel
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