Resident Evil 1: Die Umbrella-Verschwörung, S. D. Perry (Buch)

Resident Evil 1
S. D. Perry
Die Umbrella-Verschwörung
Dino/Panini, Taschenbuch,282 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 3-89748-617-2

Von Gunter Arentzen

Um es vorweg zu schicken – dieser Roman ist dem gleichnamigen Computerspiel entnommen, nicht aber den bekannten und recht erfolgreichen Filmen mit Milla Jovovich in der Hauptrolle. Bücher zu den beiden Filmen existieren ebenfalls, doch tragen sie andere – den Streifen entsprechende – Namen.

Zum Inhalt:
In Racoon City geschehen schlimme Verbrechen, die teils an Kannibalismus erinnern. Niemand weiß, wer die Täter sind und warum sie töten. Die die Polizei in Racoon City überfordert ist, Ausgangssperren nicht helfen und weitere Morde geschehen, ruft man eine Spezialeinheit, die S.T.A.R.S. ( Special Tactics And Rescue Squad). Diese soll bei der Suche nach den Mördern helfen.
Noch ehe die Untersuchungen richtig in Schwung kommen, stürzt ein Team der S.T.A.R.S nahe einer angeblich leer stehenden und der mächtigen, einflussreichen Umbrella Corporation gehörenden Villa ab, so dass sich ein zweites Team – eine Elite-Einheit – zu deren Rettung aufmacht.
Vor Ort werden die Helden von untoten Hunden angegriffen, so dass sie sich in der Villa verschanzen. Dort treffen sie auf Zombies, boshafte Tiere und heimtückische Fallen, die ihnen mehr oder weniger nach dem Leben trachten. Zudem stellt sich hier heraus, dass der Leiter der S.T.A.R.S. in eine Verschwörung um tödliche Viren verwickelt ist, eher für die Umbrella Corporation arbeitet denn für seine Einheit und seitens dieser Firma ohnehin nicht gewünscht wird, dass auch nur einer diese Villa lebendig verlässt. Entsprechend dem wurde das erste Team bereits abgeschlachtet, noch ehe Hilfe nahen konnte (einzig eine Rekrutin mit hohem IQ überlebte) Die Mitglieder der S.T.A.R.S. sehen dies naturgemäß völlig anders, und so kämpfen sie nicht nur um ihr Leben, sondern auch für die Aufklärung der Geschehnisse.

Soweit dazu.

Nimmt man einen Liter Wasser, gibt nur zwei Teelöffel Kaffeepulver hinzu, so erhält man eine wirklich dünne Brühe. Ähnlich dünn ist auch dieser Roman. Wobei es dem Autor gelungen ist, die Atmosphäre eines Ego-Shooters umzusetzen – mehr aber auch nicht.
Durch den Kunstgriff mit dem abgestürzten, verschollenen und niedergemetzelten S.T.A.R.S.-Team liegen überall in der Villa Waffen und Munition herum, die den Helden als Nachschub in ihrem Kampf gegen Zombies und andere Kreaturen helfen. So, wie man es in einem Spiel erwarten kann, bekommt man es auch in diesem Roman serviert. Die Figuren bleiben dabei leider völlig blass, die Story an sich gibt nicht viel her, da der Autor einzig Wert auf Action, Action, Action gelegt hat. Immer dann, wenn man glaubt, ein paar Absätze über die Hintergründe vor sich zu haben, wird man rüde unterbrochen, da der nächste Zombie um die Ecke schaut oder es einem der Protagonisten einfällt, mal lieber den Raum zu wechseln, statt ein Problem auszudiskutieren – teils unmotiviert, nur um in die nächste Action-Sequenz zu springen. Versteckt angebrachte Goodies die im Buch zur Aufklärung des Rätsels dienen, erinnern ebenfalls stark an das Computerspiel (und an jedes andere Spiel dieser Machart). Verborgene Kammern öffnen sich, sobald auf einem Flügel eine liebliche Melodei gespielt wird, Schilder müssen ausgetauscht, Schalter in der richtigen Reihenfolge gedrückt und Edelsteine in die passende Halterung gesetzt werden. Begehen die Helden dabei einen Fehler oder sind sie zu unvorsichtig, werden Fallen aktiviert, die notfalls das Leben der Protagonisten kosten. Alles brav so, wie es im Spiel vorgemacht wird.
Die Handlungen an sich sind recht vorhersehbar, echte Überraschungen und Aha-Effekte gibt es kaum. Auch das Ende ist dann keine echte Überraschung mehr, wobei die Schlussszene dennoch ganz nett geschrieben ist.
Dennoch – und hier kommen wir nun zu einem kleinen Widerspruch zu dem, was ich bisher schrieb, ist das Buch recht unterhaltsam. Die Zombies, Rätsel und Fallen geben was her. Wer anspruchslos an den Stoff heran geht, wird sicherlich nicht enttäuscht sein, denn es ist eben ein Buch zu einem Spiel – nicht mehr und nicht weniger. Wer – wie ich – Wert auf Handlung legt und sich weitere Hintergründe zu Umbrella, dem T-Virus etc. erhofft hat, wird am Ende jedoch feststellen, dass ihn dieses Buch keinesfalls befriedigen konnte. Zu viel Action, zu wenig Handlung und zu leicht verdauliche Nahrung, die ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnet, ohne Wissenschaft und Forschung, Bio-Waffen oder Absichten wirklich zu beleuchten. Hier hätte der Autor bedeutend mehr rausholen können. Wobei die Frage ist, ob dies überhaupt gewünscht war.

Am Ende waren die 8.95 EUR für das Buch nicht unbedingt rausgeworfenes Geld, aber auch nicht „gut investiert“. Ein Zwischending eben, das man weder bereut noch rühmt. Bei eBay gibt es das Buch billiger, und das hätte es auch getan

hinzugefügt: May 15th 2005
Tester: Gunter Arentzen
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