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McKillip, Patrica A.: Meereszauber (Buch)

Patricia A. McKillip
Meereszauber
(The Changeling Sea, 1988)
Aus dem Amerikanischen von Irene Bonhorst
Titelillustration von Kirk Reinert
Piper, Taschenbuch, 200 Seiten, 7,90 EUR, ISBN 3-492-26562-6

Von Irene Salzmann

Das Meer hat Ane den Vater genommen und durch dessen Tod die Mutter verwirrt. Verbittert zieht das Mädchen in ein verlassene Haus, in dem früher eine alte Frau wohnte, und verdient sich ihren Lebensunterhalt durch das Scheuern der Fußböden im Gasthaus.
Der Hass auf das Meer bringt Ane dazu, sich der Zaubermittel zu bedienen, die die Alte hinterlassen hat. So webt sie ein Hexengespinst und wirft es in die Fluten, um das Meer zu bannen, doch zunächst scheint die Magie keine Wirkung zu haben.
Dann lernt Ane Prinz Kir kennen, der das Meer liebt und sich an Land wie ein Fremder fühlt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, sogar Liebe, aber Ane weiß, dass sie den Prinzen nicht halten kann. Sie verspricht ihm ihre Hilfe, und plötzlich erhebt sich ein Meeresdrache, der durch eine goldene Kette gehindert wird, an Land zu gehen. Die habsüchtigen Fischer engagieren den Magier Lyo, um des Goldes habhaft zu werden, aber dieser interessiert sich viel mehr für Ane, Kir und ihre Verbindung zu dem Drachen...


Den Freunden der märchenhaften Fantasy ist Patricia A. McKillip natürlich ein Begriff: Bücher wie „Winterrose“ oder „Die vergessenen Tiere von Eld“ begeisterten schon vor Jahren die Leser.
Auch in diesem Roman sind es wieder einmal die Außenseiter, die im Mittelpunkt der Handlung stehen. Ane ist ein Fischermädchen, das allein durch ein ungepflegtes Äußeres auffällt, da sie niemanden hat, der sich um sie kümmert. Prinz Kir ist unglücklich in seiner Rolle als Thronfolger, denn er spürt, dass die See seine wahre Heimat ist – aber wie kann er als Mensch im Meer leben? Die Antwort gibt der geheimnisvolle Drache, der Vertrauen zu Ane fasst. Behilflich, ihre wahre Bestimmung zu finden, ist den Dreien der geheimnisvolle Zauberer Lyo, dessen wahre Motive nicht sofort offenbart werden.
Die Charaktere sind nicht unsympathisch, aber sie wahren eine gewisse Distanz zum Leser, denn keine der schrulligen Figuren bietet sich zur Identifikation an. Die Ereignisse werden aus Anes Sicht geschildert, mit der zusammen man neugierig die Geheimnisse von Kir und dem Drachen zu lüften hofft. Der Autorin – und der Übersetzerin! – ist es gelungen, die Denkweise eines einfachen, etwas verschrobenen Mädchens glaubwürdig wiederzugeben, und gerade das macht den Reiz dieses Buches aus.
Die Auflösung kommt schließlich nicht ganz unerwartet, aber es gibt nicht das Happy-End, welches man vielleicht erhoffte. McKillip folgt unbeirrbar der Linie, die sie eingeschlagen hat, so dass es keinen Bruch in der Handlung gibt: Das Glück von Kir und dem Drachen ist nicht unbedingt das, was Ane für sich persönlich im Geheimen erhofft, aber sie opfert ihre Träume und wird schließlich auch belohnt.

In den letzten Jahren gab es nur wenige Fantasy-Romane, die wirklich als lesenswert bezeichnet werden konnten. Zu sehr wird das Genre dominiert von endlosen Rollenspiel-Serien, die nur wenige Highlights zu bieten haben, oder von der Hausfrauen-Fantasy, bei der es sich um nichts anderes handelt als um eine seichte Love-Story, die durch ein wenig Hokuspokus aufgepeppt wurde und dadurch für sich in Anspruch nimmt, dem phantastischen Genre anzugehören. Sicher ist auch die märchenhafte Fantasy nicht jedermanns Geschmack, aber wer genug hat von dem gängigen Einerlei, sollte „Meereszauber“ eine Chance geben – und vielleicht entdeckt dann der Leser für sich ein kleines Juwel.

hinzugefügt: April 18th 2005
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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