Brown, Dan: Illuminati (Buch)

Bastei Lübbe Taschenbuch, 19. Auflage (November 2004), ISBN 3404148665, EUR 8,90 Im Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz wird ein genialer Physiker ermordet und rituell verstümmelt. Der Täter entwendet die Forschungsergebnisse des Gelehrten, den gefährlichsten Stoff, den es auf der Erde gibt – Antimaterie. Wenig später wird klar, dass die jahrhundertealte Geheimgesellschaft der Illuminati mit der brisanten Beute nicht weniger als den gesamten Vatikan zerstören will, während dort der Nachfolger für den gerade verstorbenen Pabst gewählt wird. Ein US-Professor und die Tochter des ermordeten Physikers nehmen, unterstützt von der vatikanischen Garde und dem Privatsekretär des toten Pabstes, den Kampf gegen den Dunkelmännerorden auf. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Vier aussichtsreiche Anwärter auf den Pabststuhl werden entführt und ein Killer kündigt an, er werde sie im Auftrag der Illuminati im Stundentakt töten. Zudem wird klar, dass der Pabst einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist. Im Vatikan muss ein Verräter sitzen ... Browns Grundidee liefert eine interessante Ausgangsposition für einen Okkultthriller mit Elementen der Science Fiction. Im ZDF-Wettbewerb um die besten Bücher landete das Buch immehin auf dem 19. Platz. Leider ist der Roman dennoch kein pures Lesevergnügen. Der Autor bietet ein angesichts der komplexen Geschichte zu minimalistisches Figurenensemble. Ein erfahrener Leser ahnt spätestens nach zweihundertfünfzig Seiten, wer der Oberschurke ist, dessen Deckname „Janus“ nicht gerade ein Glanzlicht schriftstellerischer Fabulierkunst darstellt. Die Versuche, im späteren Verlauf der Handlung andere Figuren zu „belasten“, sind nur ärgerlich, da sie vordergründig – und damit völlig unglaubwürdig – daherkommen. Browns Held Robert Langdon bleibt blass und bieder. Der Harvardprofessor, dessen akademisches Fach in der deutschen Ausgabe holprig mit „Symbolologie“ angegeben ist, hat den halben Roman damit zu tun, dass ihm alles „unwirklich“ vorkommt. Eine der lächerlichsten Szenen in der gesamten Geschichte des Thrillergenres dürfte die präfinale Rettung Langdons aus einem Hubschrauber sein. Er springt nämlich aus dem Fluggerät, das eine Höhe von mehreren Kilometern erreicht hat, und kommt nahezu unverletzt zur Erde, indem er eine Plane (!) über sich hält. Insgesamt ist „Illuminati“ mit über 700 Seiten zu lang. Redundanzen stören – man mag nicht ständig lesen, dass Langdon wegen eines Kindheitstraumas Probleme klaustrophobischer Art hat. Etliche Dialoge sind mit geschwätzig-retardierendem Ballast angefüllt, was der Spannung abträglich ist. Mit mehr Disziplin hätte Brown ein stimmigeres – weil kürzeres und dramatischeres – Buch abliefern können.

hinzugefügt: January 2nd 2005
Tester: Stefan Wogawa
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