Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Der Krieg der Spinnenkönigin 3: Verdammung, Richard Baker (Buch)

Der Krieg der Spinnenkönigin 3
Richard Baker
Verdammung
(Condemnation)
Übersetzung: Ralph Sander
Feder & Schwert, Taschenbuch, 480 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 3-937255-07-9

Von Frank Drehmel

Da nicht jeder die beiden ersten Bände des Zyklus aus der (Rollen)Spielwelt der „Forgotten Realms” ((A)D&D) gelesen hat, hier eine kurze Zusammenfassung. Und zuerst – auszugsweise - die Dramatis Personae:

Quenthel Baenre, Priesterin von Lolth
Jeggred, Draegloth, halb Drow, halb Dämon, Quenthel bedingungslos ergeben
Pharaun, Magier und Meister Sorceres
Ryld Argith, Waffenmeister Melee-Magtheres
Valas Hune, Späher, Mitglied von Bregan D´aerthe
Halisstra Melarn, Priesterin Lolths und eine der Bae´qeshel Telphraezzar, der “Flüsterer der Dunklen Königin”
Danifae Yauntyrr, Halisstras Sklavin

Lolth, die Spinnengöttin der Drow, entzog ihren Anhängern ihre Gunst. Die Priesterinnen der Dunkelelfen sind nicht länger in der Lage, klerikale Magie zu wirken. Damit droht das matriarchalische Gesellschaftssystem der unterirdischen Enklaven zu kollabieren. Also schickt Triel Baenre, die Mutter Oberin Menzoberranzans, der größten und mächtigsten aller Drow-Städte, fünf ihrer Leute auf die Suche nach der Ursache für Lolths Verstummen, während sich in der Stadt die Sklaven der Drow gegen ihre Peiniger erheben. Die Quest führt die Helden nach Ched Nasad, der Stadt der schimmernden Netze. Doch dort lassen Ränkespiele zwischen den mächtigsten Häusern die Stadt in Chaos und Krieg versinken.
Kurz bevor Ched Nasad untergeht gelingt es den fünf Suchenden aus Menzoberranzan und ihren zwei Gefangenen - Hallistra und Danifae - durch ein magisches Portal zu entkommen (siehe Band 1: „Zersetzung“, Richard Lee Byers ISBN 3-935282-84-2; Band 2: „Empörung“, Thomas M. Reid ISBN 3-937255-05-2).


... und landen etwa 800 km östlich ihres Ausgangsortes auf der Oberfläche Faerûns in der Wüste Anauroch, einem gerade für Dunkelelfen in höchstem Maße feindlichen Lebensraum. Als die Gruppe kurz darauf auch noch von Lamien angegriffen wird, müssen sie erneut fliehen indem sie sich der Fähigkeit des Schattenwandels -des Reisens am Rande der Realität- bedienen. Ihr neues Ziel liegt weit entfernt in den Tiefen des Unterreichs, in einem Labyrinth, in welchem - wie sie annehmen - ein Drow-Priester des Gottes Vhaeraum lebt, der möglicherweise Aufschluss über Lolths Schweigen geben könnte. Der Weg dorthin führt sie durch eine Stadt der Dunkelzwerge, Gracklstugh. Die hier lebenden Duergar sind zwar grundsätzlich weltoffen solange es um Handel geht, haben jedoch gegenüber den Reisenden unerklärliche Vorbehalte, ja zeigen sogar offene Feindseligkeit. Auch dieser Aufenthalt endet in einer überstürzten Flucht. Als sie ihr Ziel schließlich erreichen, erkennen sie, dass der Priester und seine Anhänger schon vor Jahrzehnten ihr Domizil verlassen mussten.

Während es die Suchenden von einem Ort zum nächsten treibt, spitzt sich die Lage in und um Menzoberranzan zu. Nimor Imphraezl, eine gesalbte Klinge und damit Meisterassassine des vergessenen Hauses Jaezred Chaulssin spinnt im Auftrag seines Patriarchen ein Geflecht aus Lügen, Mord und Intrigen mit dem Ziel, Dunkelelfen, Duergar und die Geknechtete Legion des Halbdämons Kaanyr Vhok in einer gewaltigen Schlacht gegeneinander zu hetzen. Bei den Säulen des Leids prallen die Armeen aufeinander und die Mezoberranzanyr müssen erkennen, dass sie mehr als einen Verräter in ihren Reihen haben.

Da die Handlungsstränge der beiden ersten beiden Romane konsequent weitergeführt werden, ist es für das Verständnis unerlässlich, diese gelesen zu haben. Und natürlich schadet es auch nicht, wenn man auf weitere Informationsquellen (z.B. Eric L. Boyd, „Das Unterreich“, ISBN 3-933171-31-8 oder Ed Greenwood & Jeff Grubb, Kampagnen-Set: „Die vergessenen Reiche“, ISBN 3-933171-04-0) zurückgreifen kann, obwohl dieses natürlich nicht zwingend nötig ist.

„Verdammung“ ist nicht nur der bisher beste Roman des Zyklus, sondern er lässt qualitativ auch die neueren Forgotten Realms-Romane des „Vaters” der Dunkelelfen, R.A. Salvatore, weit hinter sich. Wo Salvatore nur noch sich selbst zitiert und die Stories sich in endlosen Kreisen aus stereotypem Gemetzel und Beziehungskisten um das Zentrum Drizzt Do´Urden drehen, liefert Richard Baker einen mitreißenden Mix aus Drama, Action, Magie, garniert mit Fakten über das Unterreich und die Oberwelt von Faerûn.

Natürlich sind auf Grund der standardmäßig chaotisch-bösen Gesinnung der Drow viele Konflikte und Konfliktlösungen - auch innerhalb der Gruppe - vorgezeichnet und das Repertoire an Handlungsoptionen eher auf den kriegerischen, intriganten und rücksichtslosen Teil beschränkt. Doch dadurch, dass der Autor jeweils einen Protagonisten aus jedem der beiden großen Handlungsstränge in den Mittelpunkt seiner Geschichte rückt - ohne dabei die anderen Charaktere ganz zu vernachlässigen -, werden selbst diese finsteren Elfen zu Sympathieträgern und Identifikationsfiguren. So ist Halisstra weit differenzierter als man es von einer Priesterin Lolths erwarten kann und Nimor nicht einfach nur ein gnadenloser Assassine des Jaezred Chaulssin.

Trotz all des Lobes gibt es eine Sache, die mich persönlich etwas stört: die Gruppe der Helden ist zu mächtig - angefangen über Pharauns meisterhafte Magie, Halisstras Talent der dunklen Bardinnen bis hin zu Jeggereds Körperkraft und Valas Späherfähigkeiten. Zwar entsteht ein großer Teil der Spannung dieses Romans aus den Konflikten innerhalb der Gruppe, aber sobald diese auf äußere Feinde trifft, macht sich ein gewisser „Monster-Overkill” bemerkbar (Dutzende von Lamien und Minotauren, ganze Heerscharen Dunkelzwerge usw.). Das ist a) nicht immer ganz „regelkonform” („Lamia: [...] Organisation: Einzelgänger, Paar oder Haufen (2-4) [...]” aus Monte Cook e.a., Monster Handbuch, Dietzenbach, 2002, S. 144; jaja, ich weiß, normalerweise mache ich mich über Regel-Erbsenzähler lustig) und b) wirkt es auf Dauer etwas einfallslos und ermüdend.

Zwar hebt sich allmählich der dunkle Schleier, der die Geschehnisse der beiden ersten Bände umgab und weitere Protagonisten betreten die Bühne, doch letztendlich werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Und so bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als dem vierten Band (Zerstörung von Lisa Smedman) entgegen zu fiebern

Ein Wort noch zur Aufmachung des Buches: exzellentes Cover-Design (Farbgestaltung, Schriftsatz, Bild) in Verbindung mit hochwertigem Papier und einem guten Lektorat machen diesen Roman nicht nur inhaltlich zu einem Vergnügen.

Fazit: Ein atmosphärisch dichtes, spannungsgeladenes Buch, das jedem Fantasy- und Drow-Fan einige genussvolle Lesestunden bescheren wird.

hinzugefügt: July 13th 2004
Tester: Guido Latz
Punkte:
zugehöriger Link: Verlag Feder und Schwert
Hits: 4196
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]