Grimwood, Ken: Das Zweite Spiel (Buch)

Ken Grimwood:
Replay - Das zweite Spiel

Originaltitel: Replay (1986).
Deutsche Übersetzung von Norbert Stöbe.
München: W. Heyne Verlag 2004.
Heyne Taschenbuch 06/8225.
411 Seiten. 8 Euro.

ISBN 3-453-52010-6


von Gunther Barnewald


Ken Grimwoods Meisterwerk erschien erstmals 1994 in der Allgemeinen Reihe des Heyne Verlags als Taschenbuch 01/9075, also außerhalb der SF-Reihe. Dabei dürfte es wohl einigen SF-Lesern entgangen sein, was bedauerlich ist, stellt Replay doch eindeutig einen der besten Romane moderner Phantastik dar.
John Grant weist in seinem Vorwort zurecht auf Parallelen zu Richard Lupoffs Kurzgeschichte “12.01 p. m.” (dt. als “12.01” im Heyne TB 3402 Der vierte Zeitsinn in der 38. Folge des Magazine of Fantasy and Science Fiction) hin, in der ein Protagonist in einer Zeitschleife feststeckt. Während der Haupthandelnde in der Kurzgeschichte aber nur einen einzigen Tag immer und immer wieder wiederholen muss (was gleichermaßen für den Helden der unter gleichem Titel entstandenen Verfilmung ebenso gilt wie für den von Bill Murray gespielten Reporter in dem ungleich bekannteren, beliebteren und wahrscheinlich besseren, allerdings zur gleichen Zeit entstandenen Spielfilm Und täglich grüßt das Murmeltier), muß der Protagonist von Grimwoods Roman viele Jahre seines Lebens immer wieder erneut durchleben, um am gleichen Tag des Jahres 1988 immer wieder durch Herzversagen zu sterben.
Schnell findet Jeff Winston heraus, dass er gegen diesen finalen Herzanfall völlig machtlos ist, denn vorher scheint sein Herz gesund, selbst ein Krankenhausaufenthalt zu dieser Zeit mit sofort eingeleiteter Notrettung verhindern nicht sein Sterben.
Allerdings kann er alles andere manipulieren und so sein Schicksal ändern.
Und so kehrt Winston immer wieder in seine Collegezeit zurück, um sein Leben immer anders zu gestalten, verzweifelt darum bemüht, herauszufinden, warum ihm dies passiert und was er dagegen unternehmen kann.
Vergeblich bemüht er sich ein wichtiges Ereignis der Geschichte zu verändern.
Erst bei seiner dritten Wiederkehr merkt Jeff, dass er nicht der einzige Wiederholer ist. Zusammen mit einer Frau namens Pamela, die das gleiche Schicksal wie er durchleidet, versucht er die Weltgeschichte zu verändern, was jedoch absolut erschreckende Folgen hat. Zudem verschiebt sich der Zeitpunkt der Wiederkehr der beiden immer mehr nach hinten, so dass ihnen bei jedem erneuten Auftauchen immer weniger Zeit bleibt ihr Schicksal zu erforschen und eine Rettung zu finden...
Nicht nur die glaubhaften und vom Autor brillant entwickelten Charaktere sprechen für dieses hervorragende Buch. Vor allem die intelligente Handlung, die phantasievollen Spekulationen und Manipulationen durch die Protagonisten (so gelingt es Jeff einen multinationalen Konzern aufzubauen, ohne jedoch sein eigenes persönliches Glück dabei zu finden; ähnlich beruflich erfolgreich aber unzufrieden ist auch Pamela in ihrer zweiten Wiederkehr) stechen hervor.
Zudem ist Replay von der ersten bis zur letzten Seite durchgängig spannend und völlig ohne Durchhänger. Wofür moderne Autoren mehrere tausend Seiten benötigt hätten, nämlich für den Bericht mehrerer Leben, dafür braucht Grimwood “nur” etwas über 400 Seiten. Dabei passiert so viel Faszinierendes, dass der Leser sich zu keiner Zeit über nachlassendes Interesse beklagen kann. Andererseits schafft es der Autor scheinbar mühelos nahe bei seinen Protagonisten zu bleiben, so dass man nie das Gefühl bekommt, wichtige Dinge zu verpassen.
Replay ist ein absolutes Phänomen. Kohärent und tief schürfend wie ein Laserstrahl erzählt Ken Grimwood hier eine Geschichte, wie sie intellektuell anregender und spannender nicht sein könnte. Dabei geht er subtil und stilistisch überzeugend vor.
Wem das Buch bei seiner Erstveröffentlichung entgangen ist, der sollte jetzt zugreifen. Allen anderen sei die Lektüre der hier vorliegenden, vom Übersetzer nochmals überarbeiteten Version trotzdem empfohlen.
Replay ist und bleibt ein Phänomen und ein absolutes Meisterwerk!

hinzugefügt: December 17th 2004
Tester: Gunther Barnewald
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