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Howe, Katherine: Das Hexenbuch von Salem (Buch)

Katherine Howe
Das Hexenbuch von Salem
(The Physic Book of Deliverance Dane)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Judith Schwaab
Titelillustration von FinePic
Page & Turner, 2009, Hardcover, 510 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-442-20356-7

Von Irene Salzmann

Die Harvard-Studentin Connie Goodwin besteht ihre Abschlussprüfung in Geschichte mit Bravour. In ihrer Doktorarbeit soll es nun um die Hexenverfolgungen von Salem im 17. Jahrhundert gehen. Doktorvater Professor Manning Chilton, der sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt, lässt durchblicken, dass er sehr viel von Connie erwartet und sie auch weiterhin unter seine Fittiche nehmen will, wenn sie bald mit neuen, Aufsehen erregenden Erkenntnissen aufwarten kann. Einerseits fühlt sich Connie geschmeichelt, doch auf der anderen Seite missfällt es ihr, durch Zuckerbrot und Peitsche unter Druck gesetzt zu werden.
Dazu kommen noch andere Sorgen: Connie soll sich um das Cottage der verstorbenen Großmutter kümmern. Sie zieht der Einfachheit halber in das kleine, verfallene Häuschen und stößt beim Aufräumen zufällig auf eine alte Bibel, in der ein Schlüssel klemmt. In dessen hohlen Schaft steckt ein winziges Papier, auf dem sie den Namen ‚Deliverance Dane’ entziffert!
Nun ist Connies Neugierde geweckt. Sie stöbert in den Archiven, wobei sie unverhofft Hilfe von dem freundlichen Restaurator Samuel Hartley bekommt, und erfährt von einem ‚Hexenbuch’, das in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Eine wahre Schnitzeljagd beginnt, denn eine Ahnin hatte das Buch, das sie als Ursache für so manche Tragödie sah, verkauft, und danach verliert sich erst einmal die Spur. Grace, Connies Mutter, versucht vor diesem Buch zu warnen, aber es ist ohnehin längst zu spät, denn ein alter Fluch bringt Sam in Lebensgefahr.
Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu retten? Und weshalb ist Chilton so versessen darauf, dass Connie das ‚Hexenbuch’ findet?


Katherine Howes Familie stammt aus der Gegend um Salem. Zu ihren Vorfahren gehören Elizabeth Proctor und Elizabeth Howe, die in die Hexenprozesse verwickelt waren. In gewisser Weise erzählt die Autorin in „Das Hexenbuch von Salem“ die Geschichte ihrer Ahnen und anderer Opfer, wie sie sich vielleicht abgespielt hat, und ihre eigene, denn sie schreibt derzeit an ihrer Doktorarbeit an der Universität von Boston.
Im Nachwort weist Katherine Howe darauf hin, dass sie sich historischer Fakten und Persönlichkeiten bedient und versucht hat, die Lebensumstände der Menschen während der Hexenverfolgung möglichst realistisch darzustellen, wenngleich vieles geändert und für die Handlung passend gemacht wurde. Im Roman geht es allerdings nicht um eine Beweisführung, dass Unschuldige auf grausame Weise gefoltert und getötet wurden, stattdessen wirft die Autorin die Frage auf: Was wäre, wenn es die Hexen und ihre Magie wirklich gegeben hat?
Das Resultat ist eine spannende Fantasy-Erzählung, die auf zwei Ebenen abläuft. Zum einen wird geschildert, wie Deliverance Dane ihren Mitmenschen zu helfen versuchte und deshalb beschuldigt wurde, eine Hexe zu sein. Was sie und ihre Nachkommen erdulden mussten und was aus dem ‚Hexenbuch’ wurde, wird nach und nach enthüllt. In der Gegenwartshandlung wird Connies Suche nach dem Buch beschrieben. Sie lernt dabei Sam kennen und lieben. Als er auf tragische Weise verunglückt, ohne dass ihm die Ärzte helfen können, wird die Jagd umso verzweifelter, denn vielleicht steht die Lösung in den Aufzeichnungen der Ahnin, denn dass Magie existiert, hat Connie am eigenen Leib erfahren.
Die Autorin bedient sich eines Schemas, das man oft findet, liest man die Romane von Schriftstellern, die ihr Handwerk in einer Schreibschule gelernt haben, denn nach einer Art Baukasten-System werden alle wesentlichen Bestandteile für eine packende Handlung zusammengefügt. Dieses Prinzip hat Erfolg, denn die Bücher bieten alles, was sich die Leser wünschen: eine Tragödie in der Vergangenheit, die sich bis in die Gegenwart auswirkt, sympathische Protagonisten und ihre zwielichtigen Gegenspieler, eine vielleicht hoffnungslose Romanze, eine spannende Mystery-Handlung, regelmäßige Szenenwechsel an den interessantesten Stellen. Hat man einige solche Romane gelesen, erkennt man sie, kann sich aber doch nicht der Faszination entziehen, wenn das Thema reizvoll ist und flüssig umgesetzt wurde.

Das trifft auch auf „Das Hexenbuch von Salem“ zu, das nach einem etwas trägen Start die Neugierde des Lesers zu wecken vermag, so dass man die Lektüre erst aus der Hand legen möchte, nachdem man die letzte Seite umgeblättert hat. Man nimmt Anteil am Leid der Menschen im 17. und 18. Jahrhundert, bangt mit Connie um Sams Leben und fiebert der Auflösung aller Rätsel entgegen. Das Ende erfüllt alle Erwartungen.
Der Titel bietet spannendes, routiniert geschriebenes Lesefutter für lange Herbst- und Winterabende und dürfte vor allem einem weiblichen Publikum zusagen, das den Mix aus Geschichte und Fantasy, Recherche und Romanze mag.

hinzugefügt: September 14th 2009
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Page & Turner
Hits: 2405
Sprache: german

  

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