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Flewelling, Lynn: Die verborgene Kriegerin - Tamir Triad 2 (Buch)

Lynn Flewelling
Die verborgene Kriegerin
Tamír Triad 2
(Hidden Warrior, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelillustration von Michael Krug
Otherworld, 2009, Paperback, 576 Seiten, 15,95 EUR, ISBN 978-3-902607-09-6

Von Irene Salzmann

„Die verborgene Kriegerin“ ist der zweite Band der „Tamír Triad“-Trilogie, die vor dem vierteiligen „Schattengilde“-Zyklus spielt, der früher verfasst wurde und für sich steht. Man sollte das erste Buch - „Der verwunschene Zwilling“ - gelesen haben, um sich leichter in der Handlung zurechtfinden zu können. Zwar erklärt sich vieles aus der Story selbst, aber die Lektüre macht sehr viel mehr Spaß, wenn man mit den Personen, ihren Beziehungen und den bisherigen Geschehnissen vertraut ist.


König Erius hat die Macht über Skala an sich gerissen, obwohl, laut einer Prophezeiung, das Land den Schutz der Götter nur genießt, wenn eine legitime Fürstin regiert. Um seine Herrschaftsansprüche abzusichern, lässt er alle Mädchen ermorden, die als Königin den Thron besteigen könnten. Nach diesem Verbrechen wird Skala von Kriegen, Seuchen und Hungersnöten heimgesucht.
Dieselbe Vision von einer besseren Zukunft macht Herzog Rhius, die Zauberer Iya und Arkoniel und die Hexe Lhel, so verschieden sie auch sind, zu Verbündeten. Als Rhius’ Gemahlin Ariani, die eigentliche Thronfolgerin, Zwillinge gebärt, töten sie den Jungen und geben dem Mädchen Tobin die Gestalt ihres Bruders, um das Leben der verheißenen Königin und durch sie das Volk zu retten.
Nachdem Tobin seine Eltern verloren hat, wird er zusammen mit seinem Knappen Ki an den Hof des Königs gerufen, um ein Gefährte von dessen Sohn Korin zu werden. Die Jungen freunden sich schnell an, und auch die meisten von Korins Kameraden heißen die beiden Neulinge willkommen. Tobin, der Zweite in der Rangfolge der Thronanwärter, ist sich im Klaren darüber, dass sein Onkel Erius ihn beobachten lässt und er vorsichtig sein muss, vor allem wenn der intrigante und skrupellose Hofmagier Niryn in der Nähe weilt.

Nahtlos spinnt „Die verborgene Kriegerin“ die faszinierende Geschichte weiter:
Tobin, der nichts von den schrecklichen Geschehnissen weiß, die seine Geburt überschatteten, ist 12 Jahre alt, als sein Körper ihm offenbart, dass er in Wirklichkeit ein Mädchen ist. Diese Tatsache zu akzeptieren, fällt ihm sehr schwer. Hinzu kommt, dass er Gefühle für Ki entwickelt, die über reine Kameradschaft hinausgehen. Allerdings ist sein etwas älterer Freund nur an Mädchen interessiert. Um das Geheimnis zu wahren und ihre Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen, schweigt Tobin und verbirgt seine Eifersucht.
Schließlich schickt Erius Korin und die Gefährten in ihre erste Schlacht. Auch wenn es sich bloß um eine Horde Banditen handelt, gelingt es diesem Gegner, die jungen Ritter zu übertölpeln. Korins Fehler werden der Gruppe fast zum Verhängnis, und viele Soldaten finden den Tod. Tobin hingegen beweist sein strategisches Können und seinen Mut. Das treibt zusammen mit den Schuldgefühlen, die Korin plagen, einen ersten Keil zwischen die Prinzen.
Die Situation eskaliert, als Skala, geschwächt durch eine Seuche, von den Plenimarern überfallen wird. Während Korin die Stadt Ero und den Palast zu halten versucht, stirbt Erius an den Folgen seiner Verletzungen. Tobin, der aus Atyion Hilfe holen soll, muss unter dem Druck der Ereignisse seine wahre Identität offenbaren. Welche Auswirkungen wird die Enthüllung auf seine Beziehung zu Ki haben, und wird Korin der neuen Königin freiwillig den Thron überlassen?

Die Geschichte geht so spannend und detailreich weiter, wie sie in Band 1 endete. „Die verborgene Kriegerin“ erweist sich gleichfalls als Pageturner - man möchte den Roman nicht aus der Hand legen, bevor man die letzte Seite gelesen hat. Zwar schließt das Buch diesmal nicht mit einem gemeinen Cliffhanger, es beantwortet aber auch nur einen Bruchteil der Fragen, so dass man gewiss sein kann, dass der dritte Teil mit weiteren spannenden Enthüllungen überraschen wird.
Die Autorin versteht zu fabulieren und schildert anschaulich das Leben, die Ängste und Hoffnungen der Protagonisten, so dass man Anteil an ihren Schicksalen nimmt. Tobin, Ki, Arkoniel und die übrigen haben sich altersgerecht weiterentwickelt und können überzeugen. Während beispielsweise Iya und Lhel langsam altern und wohl bald ausgedient haben, reift Arkoniel, um seiner zukünftigen Rolle als mächtiger Zauberer und Reformer gerecht zu werden. Die Jungen sind nun den kindlichen Spielen und Kampfübungen entwachsen; stattdessen interessieren sie sich für Mädchen und ziehen in den Krieg. Aber ob der ‚Wald- und Wiesenritter’ Ki es wagen wird, die Gefühle einer angehenden Königin zu erwidern, bleibt abzuwarten. Romanzen spielen ohnehin eine untergeordnete Rolle.
Die Personen und ihre Anliegen stehen eindeutig im Vordergrund, u. a. das geheime Aufbegehren gegen die Diskriminierung der Frauen, die einst als Kriegerinnen Skala verteidigten und unter Erius in die Küche verbannt wurden oder der Kampf gegen die Vorurteile der arroganten Anhänger der ‚wahren Religion’, die in Lhel und anderen ihres Volkes böse Nekromanten sehen. Politische Intrigen wie Niryns und Solaris Agitationen werden lediglich angedeutet, Kämpfe nicht unnötig ausgewalzt, und auf übertriebene Gräuel wird verzichtet. Dadurch gibt es kaum spannende Höhepunkte, vielmehr setzt die gesamte Handlung die kontinuierliche Steigerung in Richtung Finale fort. Der Plot ist homogen und erfreut durch viele kleine Einzelheiten, die sich wie Mosaiksteinchen zum bunten Gesamtbild zusammenfügen.
Auch die angreifenden Plenimarer erhalten kein Gesicht, denn sie fungieren lediglich als Katalysator für den Umschwung, während sich die wahren Gegner im eigenen Land aufhalten. Freund wird zu Feind, ein langjähriger Widersacher schwingt sich zum Manipulator im Hintergrund auf, Treueschwüre, die sich vielleicht nicht halten lassen, werden für neue Konflikte sorgen, und offene Rechnungen warten darauf, beglichen zu werden. Ob Tobins Geschichte weiterhin so spannend bleibt, nachdem der Zauber, der um sie gewoben wurde, und das Band zu ‚Bruder’ nicht mehr existieren, sie außerdem als neue Königin über große Macht verfügt, muss sich allerdings erst zeigen.

Der Roman erscheint als dickes Paperback mit Foliendruck auf dem seriös gestalteten Cover. Eine Karte, ein Personenverzeichnis und Erläuterungen zu Eigennamen sind beigefügt. Der Satz schwächelt bei der Silbentrennung, die nicht immer korrekt ist, was das Lesevergnügen jedoch nicht trübt.

„Tamír Triad“ wendet sich an Leser, mehr aber noch an Leserinnen, die spannende Fantasy-Romane im Stil von Trudi Canavans „Gilde der schwarzen Magier“, Ellen Kushners „Riverside“ oder Kathleen Dueys „Akademie der Magier“ über starke, ungewöhnliche Frauen schätzen. Gibt man sich weiterentwickelnden, interessanten Charakteren, die vor einer opulenten Kulisse agieren, den Vorzug gegenüber seitenlangen Kriegs-Szenarien, dann tut man auch mit dieser Trilogie keinen Fehlgriff. Nachdem die beiden ersten Bücher durch interessante Ideen und nachvollziehbare Protagonisten zu überzeugen vermochten, darf man hoffen, dass der letzte Teil mit einem würdigen Abschluss aufwarten wird.

hinzugefügt: April 23rd 2009
Tester: Irene Salzmann
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