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Mead, Richelle: Blutsschwestern - Vampire Academy 1 (Buch)

Richelle Mead
Blutsschwestern
Vampire Academy 1
(Vampire Academy)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Lyx, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 304 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8201-1

Von Irene Salzmann

Richelle Mead ist eine amerikanische Autorin (geb. 1976), die in den Bereichen ‚Urban Fantasy’, ‚Paranormal Romance’ und ‚Young Adult Novels’ schreibt. Die Themen ihrer Romane sind exakt auf die Zielgruppe der 15- bis 25-jährigen Leserinnen, die spannend-romantische Vampir-Geschichten schätzen, zugeschnitten, so dass die Titel der „Vampire Academy“- oder der „Georgina Kincaid“-Serie (geplant für 2009) optimal in das Programm von LYX passen.


Rose Hathaway ist eine Dhampir - das Kind eines Vampirs und eines Menschen - und eine Novizin an der „Vampire Academy“. Nach ihrer Ausbildung soll sie einem Moroi als Wächterin zugeteilt werden. Die Moroi sind – im Gegensatz zu den untoten Strigoi, die von den Moroi seit Generationen bekämpft werden – lebende Vampire, die außerdem über magische Kräfte verfügen. Da sie nicht so stark wie die Strigoi sind, benötigen die Moroi den Schutz der Wächter, die ihrerseits ein großes Interesse haben, die Art der Moroi zu erhalten, da Dhampire nur mit diesen Nachkommen zeugen können.
Rose hofft, dass sie mit Vasilisa Dragomir zusammen bleiben wird, denn die beiden sind nicht nur beste Freundinnen, sondern außerdem auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden, so dass Rose immer weiß, was in der Moroi vor sich geht und wann sie in Gefahr schwebt. Allerdings bringen gerade dieses Band und Lissas magische Kräfte die jungen Frauen in große Schwierigkeiten.
Sie fliehen vor einer unbestimmten Bedrohung, werden gefasst und in die Academy zurück gebracht. Nachdem sie mehrere Monate fort gewesen sind, fällt es beiden schwer, wieder Fuß im Schüler-Alltag zu fassen, denn die Machtverhältnisse haben sich verschoben, und gemeine Gerüchte machen die Runde. Das Schlimmste ist die Behauptung, dass Rose Lissa als ‚Bluthure’ gedient habe – was der Wahrheit entspricht, da keine anderen Spender zur Verfügung gestanden hatten. Aber damit nicht genug: Immer wieder wird Lissa durch Tierkadaver erschreckt, die ein Unbekannter in ihr Zimmer legt.
Um den anderen Schülern all diese Demütigungen heimzuzahlen, greift Lissa auf ein Mittel zurück, dessen Benutzung jedem Moroi verboten ist. Je öfter sie ihre Fähigkeiten einsetzt, umso stärker werden auch ihre Depressionen. Rose spürt, wie das Dunkle in ihrer Freundin wächst, sie immer unglücklicher und labiler wird. Wie kann Rose Lissa davon abhalten, sich selber Schaden zuzufügen oder gar etwas zu tun, das Personen auf sie aufmerksam machen könnte, die Lissa sofort weg schaffen würden - wie jene Lehrerin, die die Mädchen eindringlich gewarnt hatte, diese Kräfte niemals wieder zu benutzen.
Rose beginnt zu recherchieren und erlebt eine Überraschung, die auch sie selber betrifft, aber bevor sie etwas unternehmen kann, wird Lissa entführt…


„Vampire Academy“ schildert den gängigen Alltag in einem Internat mit seinen typischen Intrigen und Liebeleien. Gleichberechtigt neben den ‚Soap’-Anteilen rangiert jedoch eine spannenden Handlung, die durch ihre Komplexität überrascht - eine Mischung, wie man sie aus so erfolgreichen Comic-Serien wie „X-Men“ oder TV-Reihen wie „Babylon 5“ kennt.
Die Geschehnisse werden aus der Perspektive von Rose Hathaway erzählt, die seit ihrer frühesten Kindheit mit der Moroi-Prinzessin Vasilisa Dragomir aufwuchs und eines Tages ihre Wächterin werden soll. Man kann einen Hauch Homo-Erotik hinein interpretieren, denn tatsächlich lässt Rose aus der Not heraus Lissa von ihrem Blut trinken, was stets einen gewissen Effekt auf den Spender hat. Allerdings wird dieser Punkt nicht näher ausgeführt, da es eine klare Trennung zwischen der vertrauten Beziehung zwischen den Freundinnen bzw. zu den jeweiligen Männern gibt.
Die Mädchen hängen umso mehr aneinander, seit Lissa all ihre Angehörigen durch einen Unfall verlor. Allein sie selbst und Rose überlebten wie durch ein Wunder. Seit diesem tragischen Ereignis besteht auch das geistige Band zwischen den beiden, das allerdings nur in eine Richtung funktioniert, so dass Lissa kaum etwas vor Rose geheim halten kann. Das geistige Band ist etwas Seltenes, das Rose prädestiniert, für immer Lissas Wächterin zu sein. Rose beginnt erst, diesen Punkt zu hinterfragen, nachdem der Stein bereits ins Rollen kam und sie zufällig Hinweise erhält, die sie stutzen lassen.
Rose nimmt die Rolle als Beschützerin sehr ernst und stellt ihren eigenen Lebenshunger zurück, um Lissa, die immer mehr in Depressionen versinkt und an Borderline leidet, beizustehen - die Autorin scheut sich nicht, Tabu-Themen anzusprechen, die viele (junge) Menschen betreffen. Schließlich beginnt Lissa, ihre Kräfte zu missbrauchen: Physisch und psychisch wird sie sich langfristig schaden, und darüber hinaus können noch andere Probleme auf sie zukommen, wenn das Geheimnis aufgedeckt wird. Die Situation eskaliert, als erneut tote Tiere in Lissas Nähe auftauchen, als wüsste jemand von dem, was beide verzweifelt zu verbergen suchen. Geschickt werden falsche Spuren gelegt, und der wahre Täter - selbst ein Opfer - und seine Beweggründe werden erst am Schluss enthüllt.
Für Rose wird es zunehmend schwieriger, sich um Lissa zu kümmern, denn sie hat noch immer Stubenarrest wegen der Flucht von der Academy und kann sich nur begrenzt auf dem Gelände bewegen. Obendrein weckt Christian Ozera Lissas Interesse. Der düstere Einzelgänger blieb ebenfalls als einziger seiner Familie, deren Mitglieder freiwillig zu Strigoi wurden, übrig. Rose bezweifelt, dass man ihm trauen kann – und sie ist eifersüchtig. Tatsächlich weiß Christian zu überraschen und spielt eine größere Rolle, als es zunächst den Anschein hat. Dabei schlägt Roses Herz für Dimitri Belikov, einen sieben Jahre älteren Wächter, der für Lissa zuständig ist und Rose zusätzliche Trainingsstunden anbietet.
Trotz zahlreicher Hindernisse und eigener Unzulänglichkeiten gelingt es Rose, dem Rätsel, das Lissas eigentümliche Kräfte umgibt, auf die Spur zu kommen. Die Puzzleteile fallen jedoch zu spät an die richtigen Stellen. Es gibt noch andere, die skrupellos ‚Zwang’ einsetzen, um Ziele zu erreichen, die um einiges weiter gesteckt sind, als es die jungen Moroi und ihre Wächter auch nur ahnen. Während Lissa entführt wird, landet Rose in den Armen von Dimitri, der sie seit ihrer ersten Begegnung leidenschaftlich begehrt – und alles andere ist vergessen… Die wohl dosierten erotischen Momente werden allerdings nicht ausgewalzt (wie dies in sehr vielen LYX-Titeln der Fall ist), es wird auch auf derbe Worte verzichtet, und darum knistert es vielleicht sogar um einiges mehr als in den expliziteren Romanen von Lara Adrian, Lynsay Sands & Co., die nichts der Phantasie der Leserschaft überlassen
Und letztlich kommt es doch anders, als man denkt. Das Ende wartet mit einer Überraschung auf und stellt rundum zufrieden. Alle losen Fäden werden verknüpft, und dennoch bleibt durch einige kleine Details die Option auf eine interessante Fortsetzung gewahrt.

Die Autorin überzeugt durch ihre eigene Variante des ‚vampirischen Gesellschaftssystems’, vor dessen Hintergrund junge Erwachsene so agieren, wie man es von ihnen erwartet. Es gibt Geheimnisse, die weit in die Vergangenheit zurück reichen, auf Standesdünkel und Eifersucht beruhende Intrigen, Romanzen, die auf Andeutung statt auf ausführliche Schilderungen setzen, und spannende Action-Szenen ohne unnötiges Blutvergießen. Somit bietet der Auftakt-Band der „Vampire Academy“ alles, was man von einem packenden Horror-Roman erwartet. Das Beispiel zeigt: Es geht auch ohne Splatter, Klamauk oder grafischen Sex als Handlungs-Ersatz.
Einzig über den Konflikt zwischen Moroi und Strigoi, der regelmäßig erwähnt wird, hätte man gern etwas mehr erfahren. Konkrete Motive beider Vampir-Arten für ihre Feindschaft werden nicht genannt. Vielleicht wird das in den folgenden Romanen nachgeholt.
Richelle Mead schreibt mitreißend und in einem gehobeneren Stil, der vor allem Genre-Fans gefällt, denen die Masse der schnoddrigen „Buffy“-Imitate weniger zusagt. Auch wer das Schema, das vielen dieser Bücher zugrunde liegt, längst durchschaut hat, wird froh sein, endlich etwas Abwechslung zu bekommen. Kann man sich für Serien wie Barb & J. C. Hendees „Dhampir“, Stephenie Meyers „Bis(s) zum Morgengrauen“ oder Lisa J. Smiths „Tagebuch eines Vampirs“ begeistern, wird man gewiss auch von „Blutsschwestern“ bestens unterhalten.

hinzugefügt: February 17th 2009
Tester: Irene Salzmann
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