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Larrabeiti, Michael de: Die Borribles (Buch)

Michael de Larrabeiti
Die Borribles
(The Borribles, 1976)
Aus dem Englischen von Joachim Kalka
Titelillustration von Thomas Thiemeyer
Klett Cotta, 2007, Paperback mit Klappenbroschur, 800 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-608-93787-9

Von Christel Scheja

Manchmal werden Kinder zu Borribles. Langsam, fast unmerklich verändern sie sich innerlich. Und dann verschwinden sie einfach - auf dem Weg zur Schule, beim Spielen, Einkaufen oder in der Nacht. Sie schließen sich den anderen an, die in verlassenen Häusern und Fabriken leben. Sie müssen bei denen sein, die wie sie sind und unbeschwert in den Tag hinein leben.
Gemeinsam versuchen sie, ihren Spaß zu haben, denn die Borribles halten nicht viel vom Establishment, von einem normalen Leben und Arbeit, die einem die ganze Phantasie rauben. Viel lieber streifen sie durch Viertel und stehlen sich das, was sie zum Leben brauchen von den Märkten.

Neben diesem täglichen Überlebenskampf warten unzählige Abenteuer auf sie, denn es gibt auch viele Gefahren und Feinde über und unter den Straßen Londons. Man liegt zum Beispiel in Fehde mit den rattenähnlichen Rumbles, die zwar gierig und immer hungrig sind, aber weitaus dümmer als die Borribles. Immer wieder führen die beiden Gruppen regelrechte Schlachten, bei denen es auch Tote und Verwundete gibt.
Eine weitere Bedrohung ist die Polizei. Denn wann immer diese einen von ihnen gefangen nimmt, verschwindet der Borrible auf Nimmerwiedersehen.
Das sind die Schattenseiten des freien Lebens, dessen sich alle spitzohrigen Kinder bewusst sind. Und nun kommt noch eine weitere dazu, denn die neu auftauchenden Wendels aus den Außenbezirken der Metropole erweisen sich als raffinierter und skrupelloser als jeder Feind, den die Borribles bisher hatten.
Nun ist guter Rat teuer. Denn jetzt müssen sie einander vollkommen vertrauen und eng zusammenhalten und jeden Strohhalm ergreifen, um gegen die neue Gefahr bestehen zu können. Selbst wenn es bedeutet, dass man sich mit den nach Alkohol gierenden Methylos verbünden muss, um die man sonst eher einen großen Bogen macht.


Nach mehr als zwanzig Jahren gibt Klett Cotta die ursprüngliche Trilogie nun als kostengünstigen Sammelband heraus. Die Abenteuer der Borribles spielen nicht in einer phantastischen Welt, sondern im London der späten 1970er Jahre - und das merkt man dem Roman leider auch an.
Vieles von dem, was damals noch neu und ungewöhnlich war - die moderne Kulisse, in der Wesen platziert werden, die zwar phantastische Züge haben, aber nicht unbedingt besonders magisch oder ungewöhnlich sind -, ist heute gang und gäbe. Auch das anarchistische Leben ist heute mehr oder weniger gut vertraut und findet sich sogar in normalen Romanen.
Damit stellen sich zwei Fragen: Gibt es Romane, die ihre Zeit überleben, und heute nicht mehr den Zauber besitzen wie noch zum Zeitpunkt ihres Entstehens? Kann das auch mit Fantasy passieren?
Die Antwort ist ja, und das beweisen „Die Borribles“ leider nur zu genau. Weder die Eigenheiten der Hauptfiguren noch ihre Abenteuer können überzeugen; sie wirken stellenweise sogar recht hausbacken und wie eine moderne Version von „Peter Pan“, in dem die ‚Verlorenen Jungs’ ja auch ein Leben abseits der normalen Gesellschaft, in die sie hinein geboren wurden, gewählt haben.
Genau wie diese werden die Borribles auch nicht unbedingt erwachsen und schon gar nicht vernünftig. Das macht es schwer, sich mit den Helden der Geschichte zu identifizieren, die zum einen sehr zahlreich, zum anderen auch nicht besonders tief charakterisiert werden.
Die Handlung selbst ist eher geschwätzig, so dass die wenigen Actionszenen und Abenteuer untergehen und keine rechte Spannung aufkommen will.

Was letztendlich bleibt, ist eine Trilogie, die ihre Zeit ein wenig überlebt hat, und durch ihre eher ruhige und beschreibende Handlung vermutlich eher ältere Fantasy-Leser ansprechen wird, die es nicht mehr ganz so wild mögen.

hinzugefügt: January 24th 2009
Tester: Christel Scheja
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