Schwindt, Peter: JUSTIN TIME 1 (Buch)

Peter Schwindt: Justin Time, Originalausgabe als Hardcover im Loewe Verlag, ISBN 3-7855- 4984-9, 330 Seiten, Euro 14.90

Von Carsten Kuhr

Der Loewe Verlag hat inzwischen Erfahrungen mit phantastischen Bestsellern gesammelt. Kai Meyer's Merle Trilogie eroberte Spitzenplätze aller einschlägigen Jugendbuchlisten, auch dessen Reihe um die „sieben Siegel“ verkaufte sich durchaus ansehnlich. Zwischenzeitlich wird Kai Meyer's Wellenläufer Trilogie publiziert und die Marktstellung weiter ausgebaut. Neben den Fantasy Büchern wendet sich der Verlag mit vorliegendem Werk nun auch der Science Fiction zu.

Als Highlight des Bücherfrühjahr's 2004 offeriert uns der Verlag den Auftakt einer Zeitreise- Serie.

Wir begegnen Justin Time., so der Name unseres jugendlichen Protagonisten im Jahre 2385. Die Menschheit hat das Sonnensystem besiedelt, Wetterkontrolle und andere Hochtechnologie hat für weltweit paradiesische Zustände gesorgt. Auch in anderer Hinsicht hat die Forschung Riesenschritte vollbracht. Justin's Eltern gehörten zu einer Gruppe Wissenschaftler, die die Zeitreise mittels eines schwarzen Loches erforschten und zur Serienreife entwickelt haben. Doch dann verschwinden die ersten Zeitreisenden, Justin's Eltern spurlos in der Zeit. Jahre später erhält Justin, der abgeschottet in einem Internat aufwächst eine Einladung zur ersten kommerziellen Nutzung der Zeitreise durch die Firma seines Onkels zugesandt. Es kommt, wie es kommen muss, der Zeitsprung schlägt fehl. Statt in 20 Jahrhundert kommt unser Tourist im Jahres des Herren 1836 auf einem Windjammer an. Was aber noch schlimmer ist, es droht eine Zeitanomalie, scheint doch das Schiff, auf dem der berühmte Wissenschaftler Charles Darwin reist unterzugehen. Justin gelingt es die Änderung der Zeitlinie zu verhindern. Kurz danach schlägt die Überwachungsapperatur wieder Alarm - jemand versucht erneut, die Zeit zu ändern. Justin Onkel reist ins London des Jahres 1862, und strandet dort. Justin macht sich auf, ihn zu retten. Kaum in der englischen Metropole angekommen, fällt er allerdings einem niederträchtigen Ausbeuter zum Opfer. Im Kreis der unter unmenschlichen Bedingungen schuftenden Kindern wird auch Justin zu Frondiensten herangezogen. Dennoch gelingt es ihm, mit Hilfe neuer Freunde zu fliehen, und den Ort der Zeitanomalie, die Weltausstellung aufzusuchen. Dort aber trifft er nicht nur auf zwielichtige Agenten der Zeitbehörde, auch die Verursacher des Eingriffs in den geschichtlichen Ablauf spielen eine Rolle. Wer steckt hinter dem Komplott, wer versucht die Vergangenheit zu ändern und warum, und welche Rolle spielt dabei die Zeitbehörde und deren dubiose Agenten?

Justin Time, oder auch „Just in Time“, als gerade noch rechtzeitig übersetzt ,wurde vom Autor ursprünglich im Jahre 2000 als Hörspiel für das Radio entworfen. In mehreren Hörspielen wurden dem Hörer, verpackt in eine spannende Zeitreisegeschichten, historische Persönlichkeiten vorgestellt. Für die Romanadaption wurde jetzt lediglich das Grundkonzept übernommen, die Handlung als solche jedoch neu entworfen.

Sieht man einmal davon ab, dass wieder einmal London als Handlungsort herhalten muss - kann man eine phantastische Handlung nicht auch einmal in Berlin ansiedeln? - so erhält der Leser zunächst einmal einen, soweit ich das beurteilen kann, fundierten Einblick in das Leben der einfachen, soll heissen armen Leute um 1860.

Das Grundkonzept ist durchaus ansprechend, wenn auch nicht eben neu. Mittels der Zeitreisemaschine kann der Autor seine Protagonisten an interessante Orte und Zeitpunkte versetzen, kann immer wieder neue Einblicke in das unterschiedliche Leben der Menschen in verschiedenen Epochen gewähren. Das ist, wenn die Schilderungen sorgfältig recherchiert wurden interessant und lehrreich zugleich. Verpackt in eine spannende, geheimnisvolle Rahmenhandlung erwarten den Leser so kurzweilige Lesestunden.

Noch ist unklar, wer hinter den Anschlägen auf die bekannte Zeitlinie steht, was damit bezweckt werden soll, die Geschichte zu ändern. Hier erwarten den Leser weitere, spannende Abenteuer.

Unsere jugendliche Identifikationsfigur ist sehr lebensecht beschrieben. Ohne Mühe schlüpft der Leser in seine Rolle, zittert mit Justin, wenn dieser in Gefahr gerät, ist empört über die Lebenszustände der geknechteten Kinder. Ein wenig ist man fast an Oliver Twist erinnert, wenn man der Erzählung folgt. Was ich allerdings bislang – trotz Erklärungsversuche des Autors – nicht recht begreifen konnte war, warum, wenn ein Eingriff in eine Vergangenheitszeitlinie wieder gerichtet wurde, überhaupt dieser Eingriff noch in der Jetztzeit bekannt ist.

Als Manko bleibt, dass sich die Hintergründe der Handlung leider noch nicht so recht offenbar werden. Warten wir, wie sich die Handlung weiterentwickeln wird.

hinzugefügt: August 4th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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